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Die Fans überraschen ist das Ziel: Interview mit “Jan Tenner”-Autor Martin Schatke

Martin Schatke ist der neueste Autor der “Jan Tenner”-Hörspiele. Er nahm sich kürzlich etwas Zeit, um von seinen Erfahungen mit der Kiddinx-Reihe zu berichten. Herausgekommen ist ein interessantes Interview, das sicher nicht nur für Fans lesenswert ist.

Tom Götz (TrekZone.de): Hallo Martin! Danke für die Zeit für dieses Interview. Starten wir gleich mal mit dem Obligatorischen, denn die meisten werden dich vielleicht noch nicht kennen. Magst du vielleicht kurz ein paar Eckdaten zu deiner Person nennen?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): In aller Kürze, 46 Jahre alt, verheiratet, Vater einer Tochter, Hunde-Besitzer (Terrier-Mischling), Comic-Sammler, Leseratte, süchtig nach Hörspielen, Science-Fiction-Fan, von Hessen erst nach Baden-Württemberg (dort Lehramts-Studium: Deutsch und Geschichte), später nach NRW gezogen, Unterricht am Berufskolleg, Autor von Schulbüchern, Lyrik und Kurzgeschichten.

Tom Götz (TrekZone.de): Seit Folge 24 bist du ja der neue Autor hinter den “Jan Tenner”-Hörspielen. Nun weiß ich bereits, dass du, wie viele Kinder der 80er, mit “Jan Tenner” u.a. aufgewachsen bist. Welches war denn deine erste Folge und was ging beim Hören so durch deinen Kopf – falls du das noch weißt?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Meine erste Folge war 1983 “Finsternis über Westland”. Ein geheimnisvoll summender Meteorit, die Sonne verdunkelt die Erde, ein Serum zum Atmen in fremder Atmosphäre, außerirdische Bären, einfach alles hat mich damals überwältigt. Ich war … geflasht!

Tom Götz (TrekZone.de): Und wie gestaltete sich dein Fan-Sein so? Haben deine Freunde und Schulkameraden auch “Jan Tenner” gehört oder warst du damit eher allein? War dein Sammelerlebnis auch so holprig wie bei mir – also, dass im Geschäft immer MCs gefehlt haben in der Nummerierung etc.

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Damals hörten fast alle meine Freunde “Jan Tenner”, die MCs liefen oft nebenher, wenn wir beispielsweise Lego-Raumschiffe bauten. Ich wuchs zwar auf dem Land auf, bekam aber nach und nach sämtliche Folgen zusammen – den zahlreichen Flohmärkten sei Dank.

Tom Götz (TrekZone.de): Neben “Jan Tenner” gab es ja zur damaligen Zeit auch noch viele andere Serien, wie z.B. “Masters of the Universe”, die ja auch diesen Sommer ein Hörspiel-Revival erleben werden. Hattest du neben “Jan Tenner” noch weitere Reihen, die du gern gehört hast und wo du vielleicht damals schon eigene Geschichten entwickelt oder nachgespielt hast – wie wir alle?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Selbstverständlich “Masters of the Universe” (ich freue mich ganz besonders auf das Revival!), “TKKG”, “Asterix”, “Fix und Foxy”, “Ghostbusters”, “Perry Rhodan”, “Commander Perkins”, “Al”f, “Mask”, … die Liste ist endlos. Woran ich mich noch erinnere: Mitte der 80er habe ich ein “Lucky Luke”-Hörspiel mit dem Rekorder meiner Eltern aufgenommen und mit Geräuschen à la Michael Winslow unterlegt. Die entsprechende MC ist allerdings im Orkus verschwunden. Kurzgeschichten bringe ich seit der Grundschule aufs Papier. Als wir im Deutschunterricht einen Steckbrief über uns anfertigen und den späteren Berufswunsch angeben sollten, notierte ich: “Lehrer und Autor”. Beide Wünsche sind in Erfüllung gegangen.

Tom Götz (TrekZone.de): Bei vielen hat die Leidenschaft dann irgendwann etwas nachgelassen, da man ja andere Interessen hatte, bis sie wieder entflammt ist. Gab es auch bei dir solche Perioden oder warst du bis zum Revival 2019 glühender Anhänger?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Nach “Zweisteins Rückkehr” – ich war mittlerweile 12 – ließ auch bei mir das Interesse nach. Mit dem aktiven Hören fing ich dann wieder während meiner Studienzeit an; da ich oft mit dem Auto unterwegs war, konnte ich die Serie erst auf MC und später auf CD neu entdecken. Fan bin ich aber stets geblieben. Und 2000 kam die große Überraschung in Form von Folge 46! Die glimmende Flamme wurde neu entfacht, und selbst die neue Dimension gefiel mir relativ gut. Entsprechend groß war die Enttäuschung, dass mit Nr. 11 erneut alles vorbei war.

Tom Götz (TrekZone.de): Warst du bereits von Anfang an am Revival beteiligt oder kam das erst nach und nach? Vermutlich weißt du inzwischen mehr über die Hintergründe, wie das Revival zustande kam…

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Ich habe im Spätsommer 2019 davon erfahren und war begeistert. Bestellung abgeschickt, gehört und glücklich! Natürlich waren viele Sprecher aus der Kindheit nicht mehr dabei, Lutz und Marianne klangen stimmlich älter, aber das Fieber war sofort da.

Tom Götz (TrekZone.de): Und wie kam es dann, dass du der neue Autor wurdest? Bist du einfach irgendwann mal hingegangen und hast gesagt “Hier lest euch meine Story mal durch”? Oder ist man auf dich zugekommen, weil du gute Ideen hattest? Und wie lief dann die “Festanstellung” ab?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Ohne den persönlichen Kontakt zu Horst Hoffmann wäre ich nicht zu “Jan Tenner” gekommen! Für die Folge 19 lieferte ich die Ideen und der Autor setzte sie perfekt um. Als er dann erkrankte, habe ich den “Sternenmoloch” geschrieben, und Horst war positiv überrascht von meinem Skript. So ist es dann auf Simeons Schreibtisch und schließlich bei KIDDINX gelandet. Da Horst viele Monate ausfiel, habe ich grünes Licht bekommen, weitere Dialogbücher zu schreiben.

Tom Götz (TrekZone.de): Dass das ein wahr gewordener Kindheitstraum wurde, glaub ich dir sofort. Wie läuft denn die Arbeit an so einem Dialogbuch ab? Fängt es mit einem Exposé an und dann wird der Rest entwickelt oder schreibst du einfach drauflos? Gibt es dann noch jemanden, der kontrollliest oder hast du quasi Narrenfreiheit?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Ich liebe spannend klingende Titel und gehe bei meiner Schreibarbeit wie folgt vor: Vom meist dreiteiligen Titel leite ich eine Storyline ab, arbeite Konflikte heraus, schaue mir die Figuren an und wie sich diese entwickeln. Mein wichtigstes Ziel ist, die Fans zu überraschen! Manches mag erwartbar, vorhersehbar erscheinen, und dann entwickelt es sich doch ganz anders.

Eine Reihe von Verantwortlichen, vor allem bei KIDDINX, prüft die Skripte. Ich habe viele Freiheiten, werde auch mal bei manchen Ideen eingebremst. Gewisse Vorgabe gibt es bei der Entwicklung von neuen Figuren.

Tom Götz (TrekZone.de): Da ich mich selbst bereits als Autor versucht habe, interessiert mich natürlich, wie so ein Dialogbuch aussieht. Ich nehme an, es ist eher drehbuchmäßig geschrieben? Gibt es dann Zeitindexe, die du für die Szenen setzt? Oder gibst du Vorgaben – wie langsam zu sprechen – mit in die Sätze ein? Wie bekommt man eine Standardlänge von etwa 45 Minuten pro Folge hin?

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Auszug aus einem Jan Tenner Dialogbuch (hier: Folge 24). (Bild: Martin Schatke)

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Ein Dialogbuch ähnelt einem Filmdrehbuch, das heißt, es gibt überwiegend wörtliche Rede der beteiligten Figuren – also Sprecher – in Form von Dialogen. Weitere präzise Angaben, z.B. zur Soundkulisse, schreibe ich ebenfalls hinein; z.B. “Forbett flüstert” oder “Explosion und Druckwelle”. 45 Minuten entsprechen ungefähr 35 Skriptseiten.

Tom Götz (TrekZone.de): Apropos Sprecher: Hast du die “Jan Tenner”-Sprecher wie z.B. den ikonischen Lutz Riedel selbst mal getroffen – falls ja, wie war’s? Oder läuft die Arbeit heutzutage meist nur übers Internet ab? KIDDINX sitzt ja in Berlin…

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Mit einigen SprecherInnen der aktuellen Riege stehe ich in losem Kontakt. Wie gerne würde ich mal Lutz Riedel und Marianne Groß treffen. Die Kommunikation mit KIDDINX läuft via Mail bzw. Videokonferenz, vor Ort in Berlin bin ich bislang nicht gewesen.

Tom Götz (TrekZone.de): Hast du eigentlich auch Einfluss auf das Cover-Artwork und den Hörspieltitel oder kommen die von jemand anderem?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Definitiv! Ich entwickle einen Hauptarbeitstitel und schlage zwei bis drei Alternativen vor. Bislang waren alle immer mit meinen Hauptarbeitstiteln einverstanden. Für das Cover-Artwork notiere ich ebenfalls Ideen, die Zeichner Stefan Sombetzki jedes Fall kongenial umsetzt. Fast schon unheimlich, wie sehr ihm das gelingt! Stefans Cover-Zeichnungen sind traumhaft, vor allem “Rätsel der Rotwelt” ist wegen der Rot-Töne ein Eyecatcher.

Tom Götz (TrekZone.de): Ich habe schon gelesen, dass ihr euch zum Ziel gesetzt habt, die 50 zu knacken und die alte Hörspielreihe zu überholen. Ideen gibt es scheinbar genug und die Serie scheint auch weiterhin gut zu laufen. Wie viele Skripte habt ihr denn schon fertig oder auf Vorhalt? Und sind denn alle noch mit vollem Elan dabei oder gibt es schon Ermüdungserscheinungen?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Ideen gibt es wie Sand am Meer. Simeon hat die Skripte 35 bis 41 vorliegen und wird voraussichtlich im Herbst mit den Aufnahmen beginnen. Derzeit schreibe ich an den Folgen bis Nr. 50, da ich immer parallel an mehreren Dialogbüchern arbeite. Sei versichert: ALLE Beteiligten hinter den Kulissen waren und sind mit Elan dabei!

Tom Götz (TrekZone.de): Ich muss das jetzt einfach fragen … “Die neue Dimension”. Wie stehst du zu der Reihe? Ist sie für dich zumindest Teil des “Jan Tenner”-Kosmos? Oder anders gefragt: Auch wenn sich wohl niemand eine Fortsetzung wünscht – da lasse ich mal neutral ohne Wertung hier stehen –, wäre es doch schön, wenn es weiter Teil des Jan-Kanons wäre, oder wie siehst du das?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Im Prinzip ist es mit der neuen Dimension wie bei der “James Bond”-Filmserie, da gab es alle paar Jahrzehnte einen Darstellerwechsel bzw. Reboots. Von daher ist sie für mich fester Bestandteil des Tenner-Kosmos; “Inferno im Rockytal” ist meine ND-Lieblingsfolge, da sie als klassisches Einzelabenteuer viel 80er-Flair versprüht.

Tom Götz (TrekZone.de): Ihr habt ja auch ein paar Sachen ausprobiert in letzter Zeit. Da erwähne ich zum Beispiel die Überraschung in Folge 27, die mich völlig unvorbereitet erwischt hat. Oder eben die beiden Spezial-Crossover-Folgen, die auch erst kürzlich erschienen sind. Ich selbst wäre ja mal für eine Mädels-Folge; so, Picknick auf Leonus (ist die Heimatwelt der Leonen je genannt worden?). Oder wie wäre es mit einer Zeitreise zu den alten Folgen, bei der man neue Tonspuren mit den alten mischt; auch wenn das sicher stellenweise aufwendig wäre? Habt ihr weitere solcher Überraschungen oder Experimente geplant?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Der Beginn von “Rätsel der Rotwelt” ist im Prinzip eine gewisse Zeit lang eine Mädels-Folge. Ich versuche, in jedem Abenteuer einer bestimmten Neben-/Figur einen wichtigen Auftritt zu verpassen. Und ja, es wird auch kleinere und größere Experimente geben, z.B. was den dramaturgischen Aufbau, den Erzähler und die Soundeffekte anbelangt.

Tom Götz (TrekZone.de): Generell sind solche Sachen ja nicht schlecht, denn das hält die Serie frisch – und es erweitert ja auch den “Jan Tenner”-Kosmos und die Fanbase. Da gäbe es sicher noch einige Möglichkeiten. Gibt es etwas, von dem du sagst, das würdest du gerne mal sehen? Eine Spielzeugfigur, ein Lego-Set, irgendwas?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Als Sammler von Werken der neunten Kunst hätte ich gerne gesehen, dass der Comic “Das Uran von Westland” – wurde ca. 2002/2003 angekündigt – das Licht der Welt erblickt. Statt Figuren o.ä. wünsche ich mir neue “Jan Tenner”-Comics, was jedoch schwierig ist. Sie zu zeichnen ist relativ teuer. Der Absatz wäre ungewiss. Und die rechtliche Situation ist auch nicht eindeutig. Mal schauen, was die Zukunft bringt.

Tom Götz (TrekZone.de): Gleiche Frage für die Charaktere in der Serie. Gibt es etwas, das du unheimlich gerne mal machen bzw. in einer Story erzählen willst? Vielleicht auch etwas, das aus irgendwelchen Gründen nicht geht?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): So viel vorweg: Ich plane die Rückkehr einer Figur aus der Classic-Serie, mit der viele gar nicht rechnen, weil sie wahrscheinlich nicht wissen, dass es sie noch gibt. In Foren und in Fan-Kommentaren habe ich bislang nie etwas über jene Figur gelesen. Alles Weitere ist leider … top secret!

Tom Götz (TrekZone.de): Ich glaube, die nächste anstehende Folge ist ja die “Rotwelt”, die sicher schon im Kasten ist, da ihr ja, glaub ich, etwas vorproduziert. Kannst du denn Ausblicke in die Zukunft geben? Nicht nur, was die Storylines angeht, sondern auch was z.B. wiederkehrende Charaktere angeht? Ein neuer Zweistein als Erzfeind zum Beispiel?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Genau, wir produzieren immer vor.

Natürlich bieten die Zazz-Spinnenroboter aus dem Zweiteiler (Nr. 24, 25) Potenzial; da kommt später noch etwas auf die Fans zu, was sie in mehrfacher Hinsicht überraschen wird. Antagonist Sung Furiosa ist frisch auf der Bildfläche erschienen und wird für Unruhe sorgen. Dann existiert die mysteriöse Rotwelt, auf die ich in Folge 34 (“Herr der Rotwelt”) zurückkommen werde. In Folge 30 kommt ein neuer Gegenspieler hinzu, der aber Fans der Classics indirekt bekannt vorkommen wird. Und bei “In den Fängen der Kobra” schlage ich einen Bogen zur Folge 5 des neuen Superhelden. Mir ist eine optimale Mischung wichtig: Anspielungen auf die Classic-Serie (Rückkehr bekannter Figuren), aber auch neue Völker und Orte.

Tom Götz (TrekZone.de): Als Sci-Fi-Fan sieht man dich denn irgendwo, z.B. auf einer FedCon, wo man sich auch live mit dir unterhalten kann?

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Anfang Juni werde ich auf dem Comic-Salon Erlangen am Stand von Zauberstern Comics (Messehalle B im Schlossgarten, Stand B65) sein und natürlich “Jan Tenner” bewerben. Kommt vorbei!

Tom Götz (TrekZone.de): Vielen Dank für deine Zeit.

Martin Schatke (“Jan Tenner”): Merci für deine Fragen!

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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