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Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5×09 – “Lagrange Point”

Die Discovery, Moll und die Breen liefern sich in “Lagrange Point” ein Wettrennen um die Technologie der Progenitoren.

Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Lagrange Point

Die Koordinaten des letzten Hinweises führen die Discovery zu einem Lagrangepunkt zwischen zwei urzeitlichen schwarzen Löchern. Aber Burnham und Besatzung schaffen es nicht, den dort gelagerten Duranium-Container zu bergen, bevor Molls Dreadnaught eintrifft. Burnham plant, das Artefakt zurück zustehlen, während im Föderationshauptquartier fieberhaft nach Wegen gesucht wird, die Eskalation der Lage durch Beteiligung weiterer Breen-Fraktionen zu vermeiden.

Arisar und Moll in "Lagrange Point" (Photo: CBS Studios/Paramount Global)
Arisar und Moll in “Lagrange Point” (Photo: CBS Studios/Paramount Global)

Kompetentes Action-Geplänkel

Jonathan Frakes inszeniert bei seiner letzten Regiearbeit für “Discovery” einen routinierten Heist. Ein Außenteam der Discovery bricht in den Dreadnought ein, um den Duranium-Container von Moll zu stehlen. Das Drehbuch von Sean Cochran und Ari Friedman dekliniert dabei mechanisch die wohlbekannten Stationen des Genres durch.

Die Crew schmiedet unter der Anleitung eines Masterminds (Burnham), einen waghalsigen Plan, zu dessen Gelingen viel gutgehen muss (Reese), wenig schiefgehen darf (Adira), Timing auf Kante genäht ist (Stamets), und der insgesamt als wahnsinnig (Book) zu bezeichnen ist.

Die Beats der Story wirken alle wohlvertraut, innovative Ideen oder Überraschungen sucht man mehr noch als bei dem jüngsten Versuch am Genre (“The Bounty” aus der letzten Staffel “Picard”). Während “The Bounty” sich nie wirklich dazu durchringen konnte, einen spannenden Einbruch in den Vordergrund zu stellen, ist “Lagarange Point” hier konsequenter unterwegs. Nur in dieser A-Handlung leider völlig ideenlos.

Die bösen Breen

Fast schon interessanter ist der B-Plot im Sternenflottenhauptquartier. Dort sucht man händeringend nach Möglichkeiten, die Discovery zu unterstützen, ohne die politisch-diplomatische Lage zu verschlechtern. Nicht zum ersten Mal in dieser Staffel erinnert die Serie damit an die Stimmung späterer Staffeln von “Deep Space Nine”, allerdings ohne die gleiche Faszination und Sogkraft entfalten zu können.

President Rilak in "Lagrange Point" (Photo: CBS Studios/Paramount Global)
President Rilak in “Lagrange Point” (Photo: CBS Studios/Paramount Global)

Das liegt an zwei grundlegenden Problemen. Erstens verstoßen die Drehbücher regelmäßig gegen den Grundsatz “Show, don’t tell”. Wenn Saru von nervösen Grenzplaneten spricht, ist das für das Publikum abstrakte Exposition. Dasselbe gilt für die neue Big-Bad Tahal. Wir sollen offenkundig vor dem Eingriff der Breen-Primarchin zittern, aber wir haben von ihr bislang ausschließlich in Exposition erfahren. Antagonisten nicht sofort zu zeigen, sondern zunächst unheilvolle Schatten werfen zu lassen, ist ein legitimer Weg, Spannung zu erzeugen. Aber auch diese Vorboten ausschließlich in Exposition abzuhandeln, ist der Dramaturgie nicht zuträglich.

Der zweite Punkt wirkt meines Erachtens schwerer: Die Breen sind in dieser jüngsten Staffel “Discovery” zu einfältigen Schießbudenfiguren im Range der Paklets degradiert worden, die eher unfreiwillig komisch wirken. Während die Breen in “Deep Space Nine” trotz ihres Auftretens in der letzten Staffel ein Mysterium mit unklaren Motiven und ohne kulturellen Kontext blieben, entzaubern die letzten Folgen das Enigma ihrer Kultur als karikaturhafte Skizze einer Feudal-Autokratie mit größenwahnsinniger, blutrünstiger und letztlich einfältiger Führungskaste.

Breen in "Lagrange Point" (Photo: CBS Studios/Paramount Global)
Breen in “Lagrange Point” (Photo: CBS Studios/Paramount Global)

Spätestens mit “Lagrange Point” ist die Luft komplett raus. Ich warte nur noch förmlich darauf, mit welcher Idiotie sich die Antagonist:innen als nächstes selbst sabotieren.

Das Herz am rechten Fleck

Trotz aller erzählerischen Mängel möchte ich letztlich doch eine Lanze für diese Staffel “Discovery” brechen. Mit Ausnahme von “Whistlespeak” versucht die Serie redlich, ihre Geschichte mit einer aufrichtigen, humanistischen Haltung zu erzählen. Immer wieder blitzen zwischen einstudierten Tropen vermeintlich moderner Sehgewohnheiten kurze Momente auf, die tatsächlich an den Geist von “Star Trek” erinnern.

Für mich lässt sich “Lagrange Point” wie die ganze letzte Staffel “Discovery” am Besten mit “Star Trek” zur Jahrtausendwende vergleichen. Auch wenn “Voyager” und “Enterprise” in erzählerischen Schleifen aus den immer gleichen und bekannten Motiven gefangen waren, reproduzierten sie nicht nur die alten Plots, sondern eben auch eine authentische kritisch-rationale, humanistische Haltung.

Und eine Rückbesinnung (egal ob bewusst oder unbewusst) auf diese roten Fäden der “Star Trek”-Mythologie gereichen zur Ehrenrettung vieler ansonsten eher dünnen Geschichten dieser letzten “Discovery”-Staffel. Ich blicke daher mit vorsichtiger Vorfreude auf das Finale der Serie nächste Woche.

Bewertungsübersicht

Gesamt

Fazit

"Lagrange Point" ist ein konventionelles Heist-Movie vom Reißbrett ohne nennenswerte Überraschungen. Die B-Handlung wäre geeignet, den Geist von "Deep Space Nine" heraufzubeschwören, wenn die Breen nicht als Schießbudenfiguren verbrannt wären. Desnnoch muss man der Episode zu Gute halten, dass sie trotz zahlreicher erzählerischer und dramaturgischer Schwächen sie eine humanistische Ader fortsetzt, die sich fast durch die komplette Staffel zieht.
christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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An dem Teil der Serie stört mich insbesondere das Gerede insbesondere wenn es zeitlich eng wird – so quatscht die Discovery Crew so lange bis die Breen auftauchen und den Behälter sofort bergen, hätte die Crew der Discovery sofort nach Entdeckung des Behälters reagiert und nicht sinnlos gequatscht wäre der Behälter nicht an die Breen gefallen – es zwei solcher stellen in dem Teil bei denen die Crew der Discovery einen Vorsprung hatte – diesen aber durch (sinnentleertes) gequatscht verspielt hat…

Einfach nur peinlich für Regie und Script.

Die Folge hätte den Titel “Dumme grüne Männchen” verdient. Selten eine so stereotype Villain-Darstellung gesehen, wie hier mit den Breen. Burnham hat natürlich einen “völlig verrückten” Plan, der “aber funktionieren könnte”. Letztlich ist dieser aber eh für die Fische, weil die Discovery mit Frontalangriff in den Hangar donnern muss. Hätte man ja auch gleich machen können, schließlich hatte man ja das Überraschungsmoment. Wie sich der kleine Entertrupp auf dem Breen Schiff dann bewegt strapaziert den IQ der Zuseher schon ziemlich. Sternenflotten Undercover Trick Nr. 17: Einfach forsch behaupten, man muss hier was reparieren und schwups darf man an kritische Systeme… Weiterlesen »

Ach ja mein Fazit zu den Breen, denn das will ich loswerden. Ich habe kein Problem mit der Darstellung. Wir wissen nichts über die Breen. Und das hier alles ist in der Zukunft. Daher ist es wirklich Sinnlos darüber zu Streiten, wie der Staat der Breen (vor allem nach dem Brand) Organisiert ist und wie die Anzüge und Schiffe aussehen. Besonders, weil man das auch mit den Klingonen und Romulaner in TNG machen müsste. Nein ich finde was anderes zum Kotzen. Das hier sind die Klingonen. Nein wirklich. Wie Unkreativ ist das hier? Die Breen sind eine 1 zu 1… Weiterlesen »

Okay, die Folge hat mich echt überrascht, denn sie war gut. ABER. Ich bin noch immer der Meinung man könnte die ganze Staffel auf einen zweieinhalb Stunden Film kurzen und sie wäre deutlich besser. BTW ich freu mich schon auf die Fan Cuts, denn ich wette genau das wird passieren. Aber gut, das sind wir ja mittlerweile von Discovery gewöhnt. Eine absolut unnötige Mystery Box. Check Eine nicht zu Ende gedachte Story. Check Gute, aber unlogische Special Effects. Check Unntötige Füller Episoden die nichts zur Handlung beitragen. Check. Fehlende Charakter Entwicklung. Na ja fast. Ich bin fair, ich erkenne Besserung.… Weiterlesen »

Ich zitiere mich mal selbst aus der letzten Rezension: “Schon wieder so eine Rezension, die aus meiner Sicht nicht mit der Sternebewertung zusammen paßt. Wieso dreieinhalb Sterne, wenn das meißte schlecht ist und bei den wenigen guten Krümeln immer ein “gut, aber…” kommt? Allein von dem hier gelesenen würde ich maximal zwei Sterne erwarten, Tendenz fallend.” Mir kommt es so vor, als ob man versucht, auf Krampf etwas schön zu reden, was so nicht ist. Discovery begann mittelmäßig, gewann etwas durch Pike & Co., stürzte dann ganz stark ab und endet nun mit dem größten Tiefpunkt des gesamten Star Trek… Weiterlesen »

Also von mir gibt es auch nur 1 Stern.

"Lagrange Point" ist ein konventionelles Heist-Movie vom Reißbrett ohne nennenswerte Überraschungen. Die B-Handlung wäre geeignet, den Geist von "Deep Space Nine" heraufzubeschwören, wenn die Breen nicht als Schießbudenfiguren verbrannt wären. Desnnoch muss man der Episode zu Gute halten, dass sie trotz zahlreicher erzählerischer und dramaturgischer Schwächen sie eine humanistische Ader fortsetzt, die sich fast durch die komplette Staffel zieht.Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5x09 - "Lagrange Point"
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