Der Abschluss der Kunstwirker-Reihe.
Inhalt (Klappentext)
Die Götterkriege haben die Stadt Alikand in Trümmer gelegt. Heute, anderthalb Jahrhunderte und viele Bauaufträge später, erhebt sich an ihrer Stelle Agdel Lex. Tote Gottheiten übersäen die umliegende Wüste, Gassen verschieben sich, wenn die Menschen gerade mal nicht hinsehen, ein krakenähnlicher Turm dominiert die Skyline, und die mysteriöse Iskari-Gleichrichtungsbehörde sorgt für strenge Ordnung in der einst unabhängigen Stadt – während sich in den ständig wechselnden Gassen Schatzsucher, Kriminelle, Kampfbibliothekare, Albtraumkünstler, Engel, Dämonen, enteignete Ritter, Studenten und andere Verrückte auf der Suche nach dem nächsten großen Coup tummeln. Priesterin und Investmentbankerin Kai Pohala (zuletzt gesichtet in Fünf Faden Tief) kommt in die Stadt, um sich den Löwenanteil an der aufkeimenden Albtraum-Startup-Szene von Agdel Lex zu sichern und ihre Schwester Ley zu besuchen. Dabei erfährt sie, dass Ley in einen dubiosen und brandgefährlichen Deal verwickelt ist und sie alles daran setzen muss, ihre Schwester zu finden, bevor es die Behörden tun. Doch Ley hat ihre eigenen Pläne, die ihre Ex-Freundin, einen waghalsigen Raubüberfall in der von herumspukenden Göttern befallenen Wüste und vielleicht die Freiheit einer besetzten Stadt einschließen. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass Alikand doch nicht völlig tot ist – und es gibt Kräfte, die genau das um jeden Preis erreichen wollen …
Kritik
Der sechste Band der Kunstwirker-Chronik bildet den momentanen Endpunkt der Reihe. Er spielt chronologisch nach allen anderen, was an und für sich ja schon ein Novum ist, ging man bei der Reihe ja eher den Weg, jeden neuen Roman vor dem letzten spielen zu lassen. Eine offizielle “6” prangt dennoch nicht auf dem Titel. Sollte man die Geschichten also nicht in Veröffentlichungs- sondern in chronologischer Reihenfolge lesen? Schwer zu sagen, ich kenne eben nur die VÖ-Reihenfolge. Im Großen und Ganzen stehen die einzelnen Bände aber für sich und man kann sie auch so geniessen.
In diesem letzten Band wird der Bogen zum ersten geschlagen, denn Tara Abernathy spielt hier zumindest eine wichtige Nebenrolle. Auch sonst tauch einige alte Bekannte auf. Wer nun aber dachte, es wäre eine Art “Best of” der Reihe, der irrt. Es kommen zwar neue und alte Charaktere vor, aber einige Kerncharaktere der früheren Bände (wie Madame Kevarian) fehlen.
Das ist natürlich nicht schlimm, denn an Charakteren mangelt es hier nicht. Eigentlich sind es nämlich auch so schon wieder fast zu viele, um allen gerecht zu werden. So bleiben Leute wie der Gauner-Verräter Vogel oder Isaak am Ende etwas auf der Strecke und man hat stellenweise das Gefühl, dass sie nur als Füllwerk da waren.
Hinzu kommt, dass der Autor sich diesmal auch zu stark in Nebensächlichkeiten verstrickt. Immer mal wieder werden kurze Bemerkungen über die Leute in der Stadt eingeworfen. Kleine Schnipsel, die zeigen sollen, was sonst noch vorgeht. Das gab es zwar in den anderen Bänden zwar auch, in der Häufigkeit wie hier wirkt es aber schon etwas störend.
Dabei hat die Geschichte wieder mal ein paar gute Ideen, wie die Halde, eine Art Zwischenwelt mit den toten Göttern, in denen das Überleben nahezu unmöglich ist. Und ja, die Bösewichter bedienen wieder das Klischee, dass sie die Welt zerstören wollen (oder zumindest eine Stadt), was man auch irgendwie schon kennt. Auch von den Folgen für selbige erfährt man am Ende nichts mehr, so dass das Finale ein bisschen abrupt daherkommt.
Überhaupt ist das Finale nicht mehr ganz so groß angelegt, wie noch in den Vorgängern. Hier gibt es keine vertraglichen Winkelzüge und Verschwörungen, wie wir sie schon gesehen haben. Die Geschichte um zwei Schwestern, welche den Untergang der Stadt verhindern wollen und sich dabei annähern, kommt zu einem Großteil Straight Forward daher.
Immerhin gibt es ein paar gute Charakterszenen und besagte Annäherung klappt ganz gut. Auch die Nebencharaktere haben ein paar schöne Szenen spendiert bekommen, wobei es nicht mal nervt, dass es im Buch nur homosexuelle Charaktere gibt, sondern eher die Tatsache, dass mal wieder keiner der Protagonisten bis kurz vor Ende seine Liebe gestehen will. Auch das ein Klischee, das einmal zu oft bedient wurde.
Erwähntes Finale ist dann auch eher wie ein kleines Stückelwerk zu lesen, denn es wird wild zwischen den einzelnen Handlungsebenen hin und her gesprungen. Leider bringen es die dabei prominent im Titel vertretenen Engel zu nicht mehr als einem Cameo-Auftritt. Ebenso schnell ist die große Action dann auch wieder vorbei. Und dass es nur kleinere Abschiedsszenen der einzelnen Helden gibt, sei hier auch nochmal erwähnt. Keine Aufarbeitung früher angesprochener Themen, Ende gut, alle irgendwie vereint. Das hatten wir alles schon besser.