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Rezension: “Von Jade und Drachen”

Deutscher Titel:
Von Jade und Drachen
Originaltitel:
Of Jade and Dragons
Buchautor(en):
Amber Chen
Übersetzer:
Katrin Aust
Verlag:
Cross Cult
Umfang (Seiten):
454
Preis:
18
Verfügbarkeit:
Regulär erhältlich
Veröffentlichungsjahr:
2023

Ein neuer Fantasy-Roman.

Inhalt (Klappentext)

Ein Silkpunk-Fantasy-Roman über ein Mädchen, das sich als Junge verkleiden und an den berühmten und gefährlichen Prüfungen der Ingenieursgilde teilnehmen muss, um den Mord an ihrem Vater aufzuklären: „Mulan“ trifft auf „Iron Widow – Rache im Herzen“. Die achtzehnjährige Aihui Ying träumt davon, genau wie ihr geliebter Vater eine brillante Ingenieurin zu werden – doch ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie einen Moment zu spät kommt, um den Mord an ihrem Vater zu verhindern, und, was noch schlimmer ist, den Mörder entkommen lässt. Ihr bleiben bloß ein Tagebuch, das seine größten Geheimnisse als Ingenieur enthält, und ein Jade-Anhänger, den sie dem Mörder entrissen hat … und so nimmt Ying die Rache in die eigene Hand. Als ihr eigener Bruder verkleidet, macht sich Ying auf den Weg in die Hauptstadt und entdeckt, dass die Antwort auf die Frage, wer ihren Vater getötet hat, hinter den Mauern der angesehenen Ingenieursgilde auf sie wartet. Dort ruht eine Vergangenheit, über die ihr Vater nie sprechen wollte. Mit der Hilfe eines ungewöhnlichen Verbündeten – Aogiya Ye-yang, einem wortkargen, aber sehr attraktiven jungen Prinzen – bewegt sich Ying in einer Welt, die sie kaum versteht. Um zu überleben, muss sie allen stets einen Schritt voraus sein. Ying ist vor die Wahl gestellt, das Richtige oder das Notwendige zu tun. Wenn sie ihre Rache vollziehen will, muss sie möglicherweise gegen alles verstoßen, wofür ihr Vater stand …

Kritik

“Von Jade und Drachen” ist ein Fantasypunk-Setting, das in ähnlichen Regionen wie Jay Kristoffs Lotuskrieg unterwegs ist – aber nicht ganz so blutig, denn hier wird sich mehr auf die menschliche Seite konzentriert. Hüben wie drüben ist aber eine an das chinesische angelehnte Kultur Grundlage des Buches. An dieser Stelle auch eine kleine Warnung vorweg, denn um über dieses Buch zu sprechen, muss ich auch über das Ende reden. Also ja, es wird hier zu Spoilern kommen, ihr seid hiermit gewarnt.

An und für sich bedient sich der Grundaufbau des Buches einem altbekannten Setting. Die junge Frau Ying schleicht sich als Mann in die Ingenieursgilde ein und will die Mörder ihres Vaters ausschalten. Dabei entspinnt sich zwischen ihr und Ye-yang, der quasi der Herrschersohn ist (aber nur an vierter Stelle in der “Thronfolge”) eine Liebesgeschichte.

Viele werden an dieser Stelle vermutlich gleich mit dem Finger aufzeigen und Klischee brüllen – und ja, dass die beiden sich kennenlernen und sich im weiteren Verlauf dann eben auch näherkommen, das hat man so oder so ähnlich bereits dutzendfach gelesen. Auch dürfen ein paar weitere konstruierte Zufälle nicht fehlen: So ist Ye-yang zur Stelle, als Ying gerettet werden muss und er wird gleich ihr Gönner. Wie es der Zufall so will, ist Ye-yang in diesem Jahr aber persönlich bei den Gildenprüfungen dabei, so dass er die ganze Zeit bei Ying sein kann. Und dann überwacht auch zufällig genau in diesem Jahr der Oberste Kommandant die Prüfungen – das unterstützt nicht gerade die Mär, dass wir es hier mit etwas Originellem zu tun haben.

Allerdings beweist dieses Buch auch wie kein anderes, dass man eine bekannte, ausgelutschte Geschichte doch noch interessant erzählen kann, wenn die Charaktere und das Drumherum stimmt. Denn so bekannt der Grundplot oder die Grundsituation auch ist, so kann man von Anfang bis Ende mit Ying mitfühlen und ihren “Aufstieg” miterleben. Da entwickeln sich (und fallen) Freundschaften, sie muss teilweise härter schuften als andere und es scheint sogar die Ansätze eines Liebesdreiecks mit einem anderen Herrschersohn (Ye-kan) zu geben. Okay, zumindest Letzteres schlägt wieder in die Klischeekerbe und ist bei einer Liebesgeschichte mit diesem Setting auch zu erwarten gewesen, aber auch hier entschädigen die lebhaften Charaktere und die lebendige Welt, in der man sich schneller zurechtfindet als im eingangs erwähnten Vorbild.

So schafft Amber Chen es, bis eigentlich kurz vor Ende, ein durchaus gutes Niveau zu halten. Dann hat die Geschichte einen kleinen Peak nach unten, denn es werden weitere altbekannte “konstruierte” Szenen eingestreut, bei denen man als Leser einfach nur davorsitzt und sich denkt, dass die beiden Hauptcharaktere einfach mal reden sollten, um ihre Missverständnisse zu klären, statt einfach um den heißen Brei herum zu reden. So ist es in solchen Geschichten halt gang und gäbe, dass die Helden einander nicht ihre Liebe gestehen, entweder weil sie unterbrochen werden, sich nicht trauen oder irgendwas anderes passiert, damit sie sich ja nicht aussprechen können. Das war mir am Ende dann fast schon etwas zuviel des Guten und zieht die Geschichte unnötig in die Länge…

…oder zumindest könnte man das meinen. Doch bevor man jetzt gähnt und den Absturz der Story zum Ende hin kritisiert, muss man sich auch dieses anschauen. Denn dort wird das alles relativiert und in der großen Kampfszene am Schluss wird quasi alles über den Haufen geworfen, was man bis dato gedacht hat, zu wissen. War alles nur ein Plan von Ye-yang, oder sind da wirklich Gefühle im Spiel? Die ganzen zuvor erwähnten Szenen waren vielleicht gar nicht konstruiert, sondern sollten genauso stattfinden. Und es ist halt einfach klasse, dass die Autorin so mit den Erwartungen gespielt hat und diese am Ende dann gekippt hat, was den Band, trotz aller Klischee-Vorwürfe, die man ihm machen will, deutlich aufwertet.

Hinzu kommt, dass man bis zum Ende mitfiebert, ob Ying nun ihre Rache vollendet und zur Mörderin wird, obwohl alle sie davor warnten. Zumindest diesen Spoiler behalte ich an der Stelle für mich, den könnt ihr dann schon selber lesen.


Bewertung

Trotz einiger Klischees, die im Laufe des Buches immer mal wieder auftreten, werden hier interessante Charaktere eingeführt, deren Lebensweg man gern begleitet. Hinzu kommt, das im Finale alles zuvor Erlebte ein Stück weit über den Haufen geworfen wird und die Autorin aufzeigt: Ja, das Klischee war beabsichtigt, weil alles vielleicht doch anders ist. Man wird also belohnt, wenn man bis zum Ende durchhält und in ein derartig großartiges Finale gerissen, das man am Liebsten gleich die Fortsetzung lesen will. Einen zweiten Band gibt es zwar… aber noch nicht auf Deutsch - seufz. Da heißt es dann wohl sich die Zeit bis zum Erscheinen mit anderen Romanen vertreiben…

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Trotz einiger Klischees, die im Laufe des Buches immer mal wieder auftreten, werden hier interessante Charaktere eingeführt, deren Lebensweg man gern begleitet. Hinzu kommt, das im Finale alles zuvor Erlebte ein Stück weit über den Haufen geworfen wird und die Autorin aufzeigt: Ja, das Klischee war beabsichtigt, weil alles vielleicht doch anders ist. Man wird also belohnt, wenn man bis zum Ende durchhält und in ein derartig großartiges Finale gerissen, das man am Liebsten gleich die Fortsetzung lesen will. Einen zweiten Band gibt es zwar… aber noch nicht auf Deutsch - seufz. Da heißt es dann wohl sich die Zeit bis zum Erscheinen mit anderen Romanen vertreiben…Rezension: "Von Jade und Drachen"
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