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Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×09 – “Võx”

Enterprise-F in "Võx" (Szenenphoto: Paramount)
Enterprise-F in "Võx" (Szenenphoto: Paramount)

Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×09 “Võx” von “Star Trek: Picard”.

Gewinnt ein “Star Trek”-Episodenposter von Michael Schuh auf Leinwand

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Fan-made Poster von Michael Schuh
Fan-made Poster von Michael Schuh

Ihr kennt die Photoposter von Twitter und TrekZone.de? Jetzt könnt ihr eines mit ein bisschen Glück an die Wand hängen.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×08 – “Unterwerfung”

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Mit einer generischen Recapture-Story und einer gehörigen Portion Nostalgie beschließt Folge 8 den zweiten Akt der dritten “Picard”-Staffel. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

Handlung

Vadic (Amanda Plummer) hat die Kontrolle über die Titan übernommen und stellt Jack (Ed Speleers) das Ultimatum, binnen zehn Minuten auf die Brücke zu kommen und sich zu ergeben. Als Jack dieser Forderung zunächst nicht nachkommt und stattdessen versucht, seine besonderen Kräfte einzusetzen, um die Kontrolle über das Schiff zurückzuerlangen, beginnt Vadic mit der Erschießung ihrer Geiseln. Derweil durchforsten auch Vadics Truppen das Schiff und töten dabei einige Besatzungsmitglieder.

Jack, Picard (Patrick Stewart), Beverly (Gates McFadden) und Geordi (LeVar Burton) sehen nur eine Möglichkeit: Sie müssen Data (Brent Spiner) dabei helfen, seinen inneren Kampf gegen Lore zu gewinnen. Anschließend könnte Data seine enorme Rechenkapazität dazu nutzen, um die Schiffssysteme wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch Data droht den Kampf gegen seinen bösen Bruder ein und für alle Mal zu verlieren.

Unterdessen klären Will (Jonathan Frakes) und Deanna (Marina Sirtis) in der Arrestzelle der Shrike ihre anhaltenden Eheprobleme. Gemeinsam mit Worf (Michael Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) gelingt beiden schließlich die Flucht. Mit dem getarnten Shuttle fliegen sie zur Titan, wo sie Picard und die anderen bei der Rückeroberung des Schiffes unterstützen.

Nachdem es Data gelungen ist, über Lores Bewusstsein zu triumphieren, übernimmt er die Kontrolle über die Schiffssysteme und befördert Vadic und die übrigen Wechselbälger auf der Brücke durch das Öffnen der Raumschotten ins All. Anschließend zerstört die Titan die Shrike vollständig.

Doch es bleiben nur noch wenige Stunden, bis der “Frontier Day” beginnt. Zweiundzwanzig Jahre nach ihrer letzten gemeinsamen Mission muss die Crew der alten Enterprise noch einmal alles daran setzen, die Föderation vor ihrem Untergang zu bewahren. Damit dies gelingen kann, muss Jack zunächst das Geheimnis lüften, das sich hinter seinen seltsamen Fähigkeiten verbirgt. In einer gemeinsamen Therapiesitzung mit Deanna will er der Sache auf den Grund gehen und das Mysterium der roten Tür erforschen…

Drehbuch & Dramaturgie

Das Drehbuch zur achten Episode stammt von Matthew Okumura, der in der zweiten Staffel gemeinsam mit Chris Derrick bereits das Skript zu “Hide and Seek” / “Das Versteckspiel” (PIC 2×09) verfasst hat. Okumura scheint auf Action-lastige Geschichten mit “endzeitlichem” Grundton spezialisiert zu sein, denn auch “Surrender” gefällt sich darin, Konflikte im Kontext einer Nullsummenlogik zu erzählen. Diese Erzählweise mündet sehr oft in einer extensiven Darstellung von Sadismus und letaler Gewaltanwendung und das ist auch hier der Fall. Thriller-, Horror- und Action-Fans kommen in dieser Episode also voll auf ihre Kosten.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr großartig darauf eingehen, wie sehr ich es bedauere, dass von der einstigen humanistischen Botschaft und vielschichtigen Erzählweise früherer Iterationen in “Picard” fast nichts mehr übriggeblieben ist. Das ist mittlerweile auch gar nicht mehr zu leugnen. Mir geht es in dieser Rezension um einen ganz anderen Punkt: um das Fehlen einer authentischen Dramaturgie.

Da Geschichten, die auf einer Nullsummenlogik basieren, im Normalfall keine Grautöne zwischen Gut und Böse kennen, enden sie in der Regel auch stets so, wie sie angelegt sind: vorhersehbar und meistens auch eher einfallslos. Deshalb verfehlen auch die vermeintlichen Wendepunkte in der Handlung, wie etwa Datas nur wenige Sekunden andauernde Niederlage, ihre angedachte Wirkung als Überraschungsmoment. Man spürt zu jeder Sekunde, dass die Geschichte gleich wieder in die andere Richtung kippen wird. Eben weil diese Art von Episoden dazu neigen, ein Sklave ihrer simplen Logik zu sein: Am Ende gewinnen immer die Guten. Einen Mittelweg kann es gar nicht geben. Über allem schweben lediglich die beiden Fragen, wie teuer dieser Sieg erkauft werden muss und wie der Feind besiegt wird.

Folglich wirkt auch die Spannung von “Surrender” enorm künstlich. Sie ist nicht das Ergebnis eines cleveren Drehbuchs mit vielschichtigen Figuren, sondern einer simplen Nullsummenlogik, die man auch in etlichen mittelmäßigen Actionfilmen wiederfindet. Wenn dann auch noch der Weg zu diesem Sieg weitestgehend auf Lazy Writing basiert, dann kommt eben so eine austauschbare Folge wie “Surrender” dabei raus.

Mein erster Kritikpunkt bezüglich der Episode ist die wiederholte Einfallslosigkeit der Handlung. Da macht man eine eigene Serie für und über Jean-Luc Picard…ich wiederhole: JEAN-LUC PICARD! Und was zeigt man uns? Ein generisches Geiseldrama mit Recapture-Story, wie beides schon x-mal irgendwo erzählt worden ist. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass “Star Trek” eine ähnliche Geschichte vor gerade einmal knapp zwei Jahren erzählt hat (DIS 3×12 “There Is A Tide…”/”Es gibt Gezeiten…”), dann muss man sich wohl besorgt die Frage stellen, ob das Franchise schon wieder an einem Punkt angelangt ist, wo die neuen Ideen fehlen. Ganz ehrlich, für mich ist das aus kreativer Sicht schon wieder die nächste Bankrotterklärung.

Aber anders als noch vor 20 Jahren kann man die breite Masse heutzutage mit aufgewärmtem Zeug scheinbar bei der Stange halten, sofern die Inszenierung stimmt. Darauf deuten zumindest die vielen gute Kritiken der Episode hin. Doch wie lange kann das funktionieren? 

Aber auch aus handwerklicher Sicht hat mich die Episode nicht überzeugen können. Auch hier reiht sich wieder ein Plot Hole an das nächste. Die Episode nimmt sehr oft fragwürdige Abkürzungen, um zum Ziel zu kommen. Einige davon kann man sicherlich unter “business as usual” verbuchen – und auch verschmerzen. Dazu zählen nichtexistente Schutzschilde beziehungsweise Sicherheitssysteme an Bord der Shrike; ebenso wie die Tatsache, dass die Wechselbälger Riker und Troi nicht sofort getötet haben, nachdem diese wichtige Informationen preisgegeben haben. Aber einige andere Konstellationen sind einfach so auffällig unglaubwürdig und gleichzeitig so essentiell für die Handlung, dass man dem Autor hier wirklich fehlende Gewissenhaftigkeit – und wohl auch ein Mangel an Kreativität – vorwerfen muss. Hier mal eine Liste der schwerverdaulichen Plot Holes:

  • Vadic hat die Schiffskontrolle, kann Jack aber trotzdem nicht auf die Brücke beamen – weder mit dem Transporter der Titan noch mit dem der Shrike.
  • Vadic sagt ja selbst, dass sie die vollständige Kontrolle über die Umweltsysteme des Schiffes besitzt. Also warum flutet sie sämtliche Abteilungen mit Ausnahme der Brücke dann nicht einfach mit Anesthizingas?
  • Picard, Beverly, Jack und Sidney können sich unbemerkt in der Krankenstation aufhalten, ohne dass mal ein Sturmtrupp der Wechselbälger auftaucht. Vadic weiß doch, wo Picard zuletzt gewesen ist.
  • Der Weg zum EPS-Kontrollraum wird dann auch ohne Zwischenfall einfach so beschritten.
  • Ist Picard nun ein Android/Golem oder nicht? Komischerweise hat Datas Golem viele Eigenschaften, die auch Datas alter Körper schon besaß. Aber Picards prositronisches Gehirn hat scheinbar weniger Rechenleistung und wohl auch keinen Kabelanschluss. Die Autoren schreiben sich ihr posthumanistisches Androiden-Gedöns immer so, wie sie es gerade brauchen. Ich find’s nur noch lächerlich und völlig unglaubwürdig. Man macht sich gar nicht erst die Mühe, eine gewisse In-Universe-Plausibilität herzustellen.
  • Data ist hier vor allem ein sehr durchschaubares Plot Device. Auch hier zeigt man keinerlei Ambitionen, genauer zu erklären, warum Data so einfach die Kontrolle über das Schiff erlangen kann. Er kann es einfach. Alles geht schnell, schnell, schnell.
  • Stichwaffen töten Wechselbälger, die sich verhalten wie unbeholfene Grobmotoriker. Matt Okumura ist wirklich ein Meister darin, dümmliche Antagonisten zu schreiben. Schon seine borgifizierten Elitesoldaten in “Hide and Seek” waren Slapstick pur.

Neben zahlreichen plumpen, nichtssagenden oder auch schlecht platzierten Dialogen gibt es tatsächlich auch zwei Gespräche, die einen gewissen philosophischen Gehalt aufweisen. Nämlich einerseits, als Troi und Riker über die Verarbeitung von Trauer reden. Und ein zweiter, in welchem Data Lore klar macht, worin eine Lebensleistung tatsächlich besteht.

Unter dem Strich muss ich aber leider sagen, dass diese Folge ähnlich schwach ist wie Episode 7. Das Drehbuch ist mir zu simpel gestrickt, nimmt zu viele leicht durchschaubare Abkürzungen und lässt somit schlicht Innovation, Präzision und Ernsthaftigkeit vermissen. Vieles wirkt einfach lustlos niedergeschrieben und das versucht man mal wieder mittels Action und Nostalgie zu kaschieren. Eine mittlerweile bekannte Masche, die bei nicht wenigen Kritikern aber auch zu funktionieren scheint.

Der Episodentitel “Surrender” ist erneut mehrdeutig und bezieht sich sowohl auf die Situation an Bord der Titan, auf Datas Kampf gegen Lore als auch auf Riker, der sich nach Thads Tod sprichwörtlich aufgegeben hatte. Insbesondere letzterer Aspekt sorgt bei mir mal wieder für Stirnrunzeln, was den deutschen Episodentitel “Unterwerfung” betrifft. Die psychologische Komponente des englischen Titels wird hiermit nämlich gar nicht erfasst. “Aufgabe”, “Ergebung” oder auch “Sichfügen” hätten hier besser gepasst, zumal “Unterwerfung” eigentlich auch “submission” entspricht.

Charaktere

Picard / Beverly / Jack

Die eigentlich angebrachte Aufarbeitung von Picards und Beverlys Mordgelüsten in Folge 7 bleibt hier leider (wie erwartet) aus. Und auch am Ende suchen beide erst gar nicht nach einem Weg, Vadic und ihre Leute unschädlich zu machen, ohne sie dabei auch zu töten. Abgesehen vom moralischen Aspekt hätte es hier auch Sinn gemacht, noch mehr Informationen aus Vadic herauszuholen. Oder es zumindest zu versuchen.

Insgesamt bleiben Picard und Beverly hier wieder enorm blass. Beide werden in ihrem Denken und Handeln erneut auf ihr Elternsein reduziert. Von deren jahrzehntelanger Erfahrung als hochdekorierte Sternenflottenoffiziere sowie deren Fähigkeit, das große Ganze in den Blick zu nehmen, ist hier kaum noch etwas zu sehen. Sie wirken abermals unreflektiert und auch passiv. Und diese Attitüden kratzen vor allem an Picards in TNG aufgebauten Image. Ähnlich blass wie seine Rolle bleibt leider auch Patrick Stewart, dessen Textpassagen aber auch die Genialität vergangener Tage vermissen lassen. Picard plätschert einfach so vor sich hin.

Großes Lob gebührt hingegen Ed Speleers, der seine Rolle als Jack abermals intensiv und glaubwürdig spielt. Auch wenn dessen Charakterbogen weiterhin nicht wirklich vorankommt, bleibt Jack einer der wenigen Lichtblicke dieser Episode.

Will & Deanna

Der Handlungsstrang um Will und Deanna hat Licht und Schatten. Gut gefallen hat mir der Versuch, das Thema Trauerbewältigung etwas genauer zu beleuchten – allen voran unter der Prämisse, dass Deanna als Betazoidin empathische Fähigkeiten besitzt. Dass man im Zuge eines Trauerprozesses keine Einzelstufen überspringen kann und jeder diesen Kampf am Ende allein ausfechten muss, egal wie sehr er von anderen dabei unterstützt wird, sind richtige Feststellungen.

Bedauerlicherweise zeigt “Surrender” kein aufrichtiges Interesse daran, diese Fragestellung genauer zu beleuchten. Zu TNG-Zeiten hätte man einem solchen Thema eine ganze Episode gewidmet (siehe TNG 7×07 “Dark Page” / “Ort der Finsternis”), hier läuft es aber nur so nebenbei. Folglich hält sich der Mehrwert der Will-Deanna-Aussprache auch in Grenzen. Aber immerhin mal ein Ansatz. Man gibt sich mittlerweile ja auch schon mit philosophischen Brotkrümeln zufrieden.

Hinzu kommen aber leider auch andere, teils enorm flache Dialogzeilen, die von Jonathan Frakes und Marina Sirtis auch nicht besonders leidenschaftlich und glaubwürdig gespielt sind. Insbesondere Sirtis zeigt in “Picard” die (in meinen Augen) fragwürdige Tendenz, die Figur Deanna Troi an ihren Real-Life-Charakter anzupassen. Wobei sie natürlich auch nur das spielt, was man ihrer Rolle ins Drehbuch geschrieben hat. Aber gleichgültig, wer nun dafür die Verantwortung trägt: Rollen sollten Rollen bleiben und nicht den Schauspielern auf den Leib geschrieben werden.

Die gesamte Szenerie leidet auch etwas darunter, dass Riker nach der Folter recht ‘stabil’ wirkt. Wenn man dessen Zustand mit dem von Picard in “Chain of Command, Part 2” / “Geheime Mission auf Celtris Drei, Teil 2” (TNG 6×11) oder von Worf in “By Inferno’s Light” / “Im Lichte des Infernos” (DS9 5×15) vergleicht, dann dürfte offensichtlich werden, worin mein Kritikpunkt begründet liegt. Man nimmt ihm nicht wirklich ab, dass er gefoltert wurde und ein entsprechendes Martyrium durchleiden musste.

Die neue Riker-Worf-Dynamik hat mir bisher zwar sehr gut gefallen, in “Surrender” bewegen sich Worfs Sprüche allerdings dicht an der Grenze zum Klamauk. Hier muss man aufpassen, dass Worf nicht zum Comic Relief degeneriert. Für mich war das etwas zu viel des Guten, zumal mir hier auch ein wenig der Kontext fehlt. Worfs und Deannas seltsame Kurzromanze liegt immerhin schon 30 Jahre zurück. Die humoristische Szene wirkt folglich etwas erzwungen.

Data & Lore

Der größte Lichtblick dieser Episode ist der Data-Handlungsstrang, der unter dem Strich aber besser geschrieben ist, als er am Ende inszeniert wurde.

Natürlich macht man es sich hier wieder sehr leicht, indem man den Widerspruch zu Datas Tod in Staffel 1 (und damit auch dessen Entwertung) mit einem lapidaren Satz einzukassieren versucht. Ja, ja, ist schon klar. Das war ein “anderer Data” und der hier will wieder lebendig sein. Das kann man sicher so schlucken, es beschädigt aber trotzdem die Erzählstringenz dieser mit lediglich 30 Episoden doch eher überschaubaren Serie. Mit Ruhm haben sich die Serienmacher hier ganz sicher nicht bekleckert. Aber das passiert eben, wenn man in jeder Staffel den Showrunner austauscht.

Sei’s drum. Wenn man sich auf Datas erneute Wiedergeburt einlässt, dann kann man tatsächlich Gefallen an den Szenen finden. Denn meinem Eindruck nach werden die nostalgischen Elemente hier durchaus konstruktiv eingesetzt. Im Vergleich zu früheren Episoden sind sie keinesfalls nur Selbstzweck im Sinne von reinem Fanservice. Vielmehr geht es beim Duell zwischen Data und Lore um die Frage, was den “Wert” eines Lebens ausmacht – ganz nach dem Motto: “Was lässt du Zählbares zurück, wenn du eines Tages stirbst?”

Auf der einen Seite behauptet Lore in seinem machiavellistischen Duktus, dass der Erwerb von Macht und das Ausüben von Dominanz entscheidend seien. Er sei von beiden die mächtigere Person und Data der Schwächere. Deshalb sei sein Leben wertvoller und er werde obsiegen.

Damit spielt Lore auf seine zweifelhafte Fähigkeit an, Kontrolle auszuüben und Angst zu verbreiten. Hier greift der Autor sehr geschickt auf die Erzählungen in TNG zurück. Denn die Kolonisten von Omicron Theta hatten in der Tat Angst vor Lore, ebenso wie die Crew der Enterprise (TNG 1×09 “Datalore” / “Das Duplikat”) und die Splittergruppe der Borg (TNG 7×01 “Descent, Part 2” / “Angriff der Borg, Teil 2”). Sogar Dr. Noonien Soong fürchtete sein eigenes Werk (TNG 4×03 “Brothers” / “Die ungleichen Brüder”).

Demgegenüber hat Data ein anderes Pfund, mit dem er wuchern kann: Er hat bei zahlreichen Personen einen positiven und seinen Tod überdauernden Eindruck hinterlassen, der sich hier in seinem angeblichen “Plunder” manifestiert: Data hat zeitlebens Wertschätzung, Freundschaftsgefühle und sogar Liebe erzeugt – bei seinen Kameraden von der Enterprise, bei seiner Tochter Lal und auch bei seiner Katze Spot. Und Lore neidet Data diese Lebensleistung, auch wenn er sich abfällig darüber äußert.  

Passend zu den Feiertagen übermittelt “Surrender” hier eine sehr österliche Botschaft: Die Liebe ist das alles Entscheidende im Leben. Sie ist unbesiegbar. Sie überwindet das Böse…und sogar den Tod. Endlich mal ein Dialog mit philosophischem Gehalt!

Wäre der Ausgang dieses Duells zwischen Data und Lore einerseits nicht so verdammt vorhersehbar und andererseits auch visuell etwas liebevoller inszeniert worden (siehe Data in Staffel 1), dann hätte diese Szene noch mehr Wirkmächtigkeit entfalten können. Nichtsdestotrotz ist diese Auseinandersetzung für mich das Highlight der Episode. Zumal Lore auch nicht ausgelöscht, sondern in Data integriert wird. Endlich mal eine Stelle, an der die Nullsummenlogik durchbrochen wird.

Schön ist auch die Szene zwischen Data und Geordi, die aber gerne noch etwas emotionaler hätte sein können. Etwa durch eine Umarmung der beiden, die nach über 30 Jahren Freundschaft endlich mal fällig wäre. Leider lässt auch die deutsche Siezerei die Szene sogar noch etwas hölzerner wirken.

Worf & Raffi

Worf und Raffi sind in dieser Folge neben Data ein weiteres Plot Device, um der Geschichte die angedachte Richtung zu geben. Das Drehbuch macht sich keinerlei Mühe, deren Handeln und Wirken irgendwie zu plausibilisieren. Sie sind in Folge 6 ziellos fortgeflogen und kommen jetzt natürlich genau im richtigen Moment wieder zurück. Noch nicht einmal für eine kurze Szene im Shuttle hat es gereicht. Aber das hätte ja auch die ach so “unerwartete” Rettungsszene auf der Shrike kaputtgemacht.  

Auch an dieser Stelle muss ich leider knallhart konstatieren: klischeehaft, vorhersehbar und dazu noch schwach inszeniert.

Und auch die Neckereien zwischen Worf und Raffi beginnen langsam, ihren Reiz zu verlieren. Man sollte eine Pointe einfach nicht überstrapazieren – vor allem nicht, wenn sie einer Situationskomik entspringt.

Zu Raffis Martial-Arts-Einlage will ich gar nicht mehr viele Worte verlieren. Das ist so derart Mainstream, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Im Kontext mit Formwandlern (!!!) wirkt es dann leider auch noch extrem lächerlich. Einer der Tiefpunkte der gesamten Episode.

Seven & Shaw

Auch nach acht Folgen bleibe ich bei meinem Urteil: Der im Netz scheinbar sehr beliebte Liam Shaw ist in meinen Augen eine eher schwach geschriebene Figur mit zweifelhafter Funktion. Mal abgesehen davon, dass ich seine Background-Story (34 Jahre traumatisiert und trotzdem bis zum Captain aufgestiegen) wenig überzeugend finde, stört es mich auch enorm, dass angedeutete Charakterentwicklungen offenkundig nicht in die nächste Folge mitgenommen werden. Dieses Muster zieht sich leider durch die gesamte Staffel. Keine “Teambuilding”-Maßnahme hat es scheinbar vermocht, Shaw auf den richtigen Pfad zu bringen.

Erst war seine Gehässigkeit gegenüber Picard und Riker ungebrochen, nun wohl auch seine Respektlosigkeit gegenüber Seven. Die spricht er hier nämlich immer noch mit “Hansen” an, obwohl er doch schon in Folge 4 seine Zustimmung signalisiert hatte, als Seven ihm klar machte, dass sie mit Seven of Nine angesprochen werden möchte (O-Ton Shaw: “Find ich gut.”). Also entweder ist Shaw dumm und hat das damals nicht gecheckt. Oder er ist ein ignoranter Arsch, dem es völlig egal ist.

Ich tippe vielmehr auf Erklärung #3: Shaw muss – ungeachtet seiner Entwicklungen in den Einzelepisoden – das machen, was die Dramaturgie der Staffel vorgibt. Soll heißen: Er muss unbedingt bis zur letzten Folge als Arsch gezeichnet werden, damit wir später in Tränen ausbrechen können, wenn er sich in einem letzten Akt seines Lebens “zum Guten” bekehrt und dann durch sein Selbstopfer auch noch seine Überlebensschuld seit Wolf 359 überwindet. Wollen wir wetten?

Nach meinem Dafürhalten ist diese Figur in ihrem Reden und Tun einfach enorm widersprüchlich. Einerseits wirft Shaw Seven vor, dass sie ihn nicht geopfert hat (Turbolift in die Luft jagen), um die Crew vor der Geiselnahme zu bewahren. Andererseits guckt er tatenlos zu, wie Vadic seine Brückenoffiziere mit dem Tode bedroht und schließlich auch seinen Wissenschaftsoffizier exekutiert. Warum bietet er sich in diesem Augenblick nicht wenigstens als erstes Erschießungsopfer an, wenn ihm seine Crew so wichtig und seine Verantwortung so heilig ist? Stattdessen pfeift er die mutige Seven zurück.

Also für mich hat Shaw wirklich nichts, was einen Sternenflotten-Captain auszeichnet. Er ist sowohl im zwischenmenschlichen Bereich als auch in Sachen Leadership eine absolute Null. Und das sage ich mit der Erwartung, dass man diesen Eindruck im Staffelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit ins Gegenteil verkehren wird. Und tatsächlich kann nur ein Heldentod diese verkorkste Figur noch retten. Für mich stellt sich in einem solchen Fall dann aber die Frage, wie gut es geschrieben ist, wenn man es schon jetzt erahnen kann.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch die Seven-Shaw-Beziehung tritt unnötigerweise auf der Stelle. Es langweilt mich, wenn man zehn Folgen lang denselben Konflikt zwanghaft durchschleift und man als Zuschauer deshalb schon erahnen kann, wie es am Ende ausgehen könnte. Gleiches galt auch für die Beziehungskrise zwischen Raffi und Seven in der zweiten Staffel. Dieser Story-Arc war doch so vorhersehbar wie der Meisterschaftskampf in der Fußball-Bundesliga.

Vadic & Konsorten

Das wohl größte Problem der Episode ist jedoch der Umstand, dass die Handlung in der Summe von enorm schwachen Gegenspielern getragen wird. Denn während Vadic wenigstens noch etwas Profil erhält, bleiben ihre Unterstützer durch und durch klischeehafte Nullachtfünfzehn-Bösewichte ohne jedweden eigenen Charakter. Sie sind so eindimensional geschrieben, dass sie in der Handlung auch kein wirkungsmächtiger Faktor sein können, um der Geschichte eine unerwartete Wendung geben zu können.

Ich erinnere an dieser Stelle an die DS9-Episode “Das winzige Schiff” (DS9 6×14), die ebenfalls eine Rückeroberungsgeschichte an Bord der Defiant erzählt. Damals hatten wir allerdings in der Gruppe der Antagonisten, den Jem’Hadar, zwei eigenständig profilierte Gegenspieler: Kudak’Etan sowie dessen Stellvertreter Ixtana’Rax. Beide Jem’Hadar hatten eine spannende gemeinsame Hintergrundgeschichte, die eine Figurendynamik begründete, die der Dramaturgie der Episode zum Vorteil gereichte. Um es kurz zu machen: Indem die beiden Autoren Bradley Thompson und David Weddle ihren Bad Guys seinerzeit Tiefe und Konflikt ins Drehbuch schrieben, führten sie ein zusätzliches Spannungselement in die Story ein. So blieb bis zum Schluss die Frage offen, ob es Captain Sisko gelingen wird, die beiden Jem’Hadar gegeneinander auszuspielen. Am Ende erwies sich die Bedeutung dieses Konflikts als sekundär, denn die Lösung lag in der geschrumpften Rubicon. Allerdings wurde die Episode dadurch spannender, da sie auf verschiedenen Ebenen erzählt wurde und unterschiedliche Ausgänge möglich machte.

Und genau das fehlt mir hier in “Surrender”. Am Ende hängt alles nur an Vadic und das macht die gesamte Dramaturgie leider recht eindimensional. Lore ist kein echter Faktor, denn es ist ausgeschlossen, dass Data hier ein drittes Mal sterben wird. Und unter den übrigen Formwandlern gibt es keinen eigenständigen Akteur, der für Vadic zum Problem werden könnte. Man denke in diesem Zusammenhang auch mal an Figuren wie Annorax und Obrist (VOY 4×09 “Ein Jahr Hölle, Teil 2”), Dukat, Weyoun und Damar (DS9 Staffel 6 und 7) oder auch an Ru’afo und Gallatin (“Star Trek: Der Aufstand”). Dort waren spannende Dynamiken im Lager der Antagonisten vorhanden.

Homogene Gegenspieler führen hingegen sehr oft zu eindimensionalen Erzählweisen. Und genau daran krankt auch diese “Picard”-Folge. Wenn man schon zum x-ten Mal eine solche Geschichte erzählt, dann muss man wenigstens auch die Gegenseite etwas diffiziler anlegen. Hier bleibt es aber mal wieder bei einer sehr einfach gestrickten Erzählweise, die lediglich von Vadics Wahnsinn lebt. Mir ist das zu wenig.

Überrascht hat mich allerdings die Tatsache, dass Vadic schon in Folge 8 den Tod findet. “The Face” wird in den letzten beiden Folgen wohl selbst aktiv werden müssen. Und das ist auch zu begrüßen.

Enttäuschend ist wiederum die ziemlich unspektakuläre Zerstörung der Shrike, die uns vorher noch als Super-Kriegsschiff verkauft wurde. Passt nicht so ganz.

Inszenierung

Die Inszenierung von Regisseurin Deborah Kampmeier folgt der Blaupause eines typischen Actionthrillers. Für echte Kreativität bleibt bei dieser gefühlt achten Bottle Show am Stück aber leider nicht viel Raum. Lediglich die Eröffnungsszene dürfte mir hier in Erinnerung bleiben, alles andere ist die übliche Standardkost.

Besonders enttäuschend ist die Darstellung von Datas Bewusstseinskampf vor einem generischen weißen Hintergrund, der wahrscheinlich an Siskos Bewusstsein in “Deep Space Nine” oder auch an Picards “Todeserfahrung” in “Tapestry” / “Willkommen im Leben nach dem Tod” erinnern soll. Eine bekannte Kulisse aus Datas persönlichem Umfeld, vielleicht sein Quartier auf der Enterprise-D, die 221B Baker Street-Simulation aus TNG oder auch Soongs Labor auf Omicron Theta, hätte der Szene sicherlich gutgetan.

Und auch Vadics Tod kann das sonst so hohe CGI-Niveau der übrigen Staffelepisoden nicht wirklich halten. Gelungen sind hingegen alle Szenen, in denen Jack ins Bewusstsein von anderen Personen eindringt.

Die letzten Minuten der Episode stehen dann wieder ganz im Zeichen der Nostalgie, wenn die alte TNG-Crew nach 20 Jahren (22 Jahren in-universe) wieder zusammen am Konferenztisch sitzt. Obwohl ich mir diese Szenen in den letzten Monaten mehrmals im Geiste vorgestellt hatte, hat sie mich in ihrer tatsächlichen Umsetzung leider kaum berührt. Und das liegt wohl an der Inszenierung in diesem düsteren Setting mit zwei Kopien der Originale (Picard & Data) am Tisch. Und auch die Tatsache, dass inhaltlich von den Figuren leider viel Belangloses gesprochen wird, nimmt dieser Szene einiges von ihrer Wirkung. Das hätte man sicherlich auch noch besser inszenieren können.

Schade, aber vielleicht schafft es eine Reunion auf der Brücke der Enterprise-D noch, dass bei mir die Tränchen kullern.

Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

Hier entlang zum Hören!

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On Screen! Echtzeitbesprechung zu “Star Trek: Picard” 3×08 “Unterwerfung”

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Titan und Shrike in "Surrender" (Szenenphoto: Paramount)
Titan und Shrike in "Surrender" (Szenenphoto: Paramount)

Unser Audio-Kommentar zu “Dominion”

Lasst uns gemeinsam “Unterwerfung” schauen! Holt euch Michael Schuh, Peter Kleinschmidt und Christopher Kurtz ins Haus, um nochmal mit viel unnützem Wissen im Gepäck die achte Folge der dritten Staffel “Star Trek: Picard” zu gucken. Wir schwärmen und lästern über Lieblingsszenen, analysieren Themen, Anspielungen und Easter Eggs und geben euch auch bemerkenswerte Infos und Triva über die Geschehnisse hinter der Kamera.

Vadic auf dem Captain's Chair der USS Titan in "Surrender" (Szenenphoto: Paramount)
Vadic auf dem Captain’s Chair der USS Titan in “Surrender” (Szenenphoto: Paramount)

Korrektur: In “Return of The Jedi” ist es Lea, die mit dem Thermaldetonator in den Palast von Jabba the Hut kommt.

Rezension: “Star Trek – Coda 3: Tor des Vergessens”

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Das epische Finale des Buchuniversums – so irgendwie. Wir werfen einen Blick rein.

Inhalt (Klappentext)

Die temporale Apokalypse zwingt die bedeutendsten Helden der Sternenflotte dazu, die größten Opfer ihres Lebens zu bringen. Captain Benjamin Sisko reist mit der Defiant in der Zeit zurück und in ein Paralleluniversum, damit er und Data die abscheuliche Sabotage, die die temporale Apokalypse ausgelöst hat, rückgängig machen können. Währenddessen wird Admiral William T. Rikers Verständnis für die Realität von Minute zu Minute schwächer. Kann Deanna Troi ihn vom Wahnsinn befreien, bevor es zu spät ist? Die Helden der Sternenflotte riskieren alles, um die Zeit wieder in Ordnung zu bringen. Aber wird Captain Jean-Luc Picard Beverly Crusher und ihren Sohn sterben lassen? Oder wird er das Multiversum zerstören, um sie zu retten?

Kritik

Das ist er also, der Abgesang auf das „alte“ Buchuniversum. Nach Dayton Ward und James Swallow „darf“ es nun also David Mack richten, der ja mit der Destiny-Trilogie eine der bestverkauften Trek-Reihen geschrieben hat und damit die Borg aus dem Universum der Bücher getilgt hat. Oder anders ausgedrückt: Im Töten von Charakteren hat er schon Erfahrung.

Rezension: "Star Trek - Coda 3: Tor des Vergessens" 11

Und damit geht es auch gleich los, denn zu Beginn sterben auf den ersten Seiten schon fast alle bekannten Helden. Dann jedoch macht Mack etwas, das ich inzwischen auch bei Fernsehserien nicht mehr sehen mag: Es folgt eine Einblendung „Zwei Tage früher“….

Okay in diesem Fall ist es natürlich etwas Besonderes, weil wir alle schon wissen, dass das Litverse enden wird und alle bekannten (geliebten) Charaktere hops gehen werden. Trotzdem gibt es an der Stelle Entwarnung: Das große Sterben beginnt erst kurz nach Seite 500, also kurz vor Ende des Romans. Bis dahin überleben unsere Helden. Und man sieht schon, mit 615 Seiten ist dieser Band der dickste der Trilogie.

Leider aber schafft auch dieser Roman es nicht, an die Faszination etwa von Destiny anzuknüpfen. Das geht damit los, das man zu Beginn herausfindet, warum es eine Abspaltung der Zeitlinie gab. Namentlich muss man ins Jahr 2373 und zu den Borg zurück. Und da der irre William Riker Picard immer noch verfolgt, flieht man ins Spiegeluniversum.

Und da ist dann schon auch das erste Manko des Romans, denn alle Helden und sogar die Bewohner des Spiegeluniversums akzeptieren recht schnell und ohne große Diskussion, das sie sich opfern müssen, um das Universum zu retten. Okay, vielleicht ist das in der Zukunft so und wenn die Planeten um einen herum verschwinden und sowieso alles enden wird, sieht man es vielleicht so – Advanced Human und so. Aber gerade hier wäre der Ansatzpunkt für verschiedene Diskussionen gewesen.

Darüberhinaus ist der Trip ins Spiegeluniversum eher ein Kniff, nochmal altbekannte Charaktere in anderen Rollen zu zeigen und ein paar andere Cameos einzuflechten – etwa die von Mackenzie Calhoun oder Sonya Gomez aus der Corps of Engineers-Reihe. Hier sollte man sich nichts vormachen. Die Auftritte sind extrem kurz und reiner Fanservice. Durch die vielen Charaktere auch aus dem Paralleluniversum (das eine Entwicklung hingelegt hat, von dem wir im Deutschen zumindest bislang nichts mitbekommen haben) wirkt das Finale von Coda aber stellenweise auch etwas überladen. Und da ist es kein Wunder, das nicht jeder Charakter seinen Moment im Rampenlicht bekommen kann.

Immerhin, es gibt Szenen, die stechen aus dieser Masse etwas hervor. So bekommen Picard und Data bzw. Geordi und Data die Chance, sich gebührend zu verabschieden. Und vor allem gegen Ende gibt es bei den Heldentoden auch den ein oder anderen guten Moment. Der Weg bis dorthin ist aber von einer Verfolgungsjagd zur Basis der Devidianer gepflastert, aber wie schon im Review zum ersten Teil erwähnt, hätte man das auch etwas kompakter und nicht unbedingt in einer Trilogie haben müssen, die so etwas in die Länge gezogen wirkt und halt ihre Schwächen offenbart.

Denn ja, im Grunde ist das alles am Ende nur ein Schlachtfest par excellence, bei dem die Charaktere wie Lämmer zu eben diesem geführt werden. Vielleicht ist es gerade das, diese Gewissheit, das es eh so enden muss, die einen guten Ticken Spannung aus der Handlung nimmt? Zudem wiederholen sich auch einige Szenen bei besagter Jagd, was nicht unbedingt dazu beiträgt, die Spannung zu vertiefen.

Dafür gibt es auf der Titan ein paar schöne Szenen, wenn der „irre“ Will zurückgeholt wird. Hier deutet sich bereits eine Verbindung zum neuen Kanon um die Picard-Serie an, der später noch deutlicher herausgearbeitet wird, denn das Ende mündet quasi in den ersten Roman eben jener Serie „Die letzte und einzige Hoffnung“. Allerdings ist da auch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn Spock erwähnt einmal den Kampf von Burnham gegen Control und einige zeit später wird der Control-Roman erwähnt, in dem Bashir mit Control 100 Jahre später erst abrechnet. Hier hätte man den neuen Kanon komplett raushalten sollen, um den Übergang besser zu machen. Aber hey, Zeitreisen sind halt kompliziert…

Zurück zu den Szenen auf der Titan, die mehr zu überzeugen wissen, als die Interkationen mit den Charakteren aus dem Spiegeluniversum. Und zumindest einige haben es ja schon in den neuen Buchkanon hinübergeschafft. Am Ende gibt es nochmal eine Reise durch diverse alternative Realitäten, wohl um aufzuzeigen, dass das alte Litverse noch seine Existenzberechtigung hat oder hatte. Das ist durchaus legitim und man kann sich hier durchaus in eine Lesereihe einordnen, wenn man eine Gesamtübersicht von Kanon und Büchern macht.

Als Faustregel kann wohl gelten: In-Universe ist alles ab 2373 an Buchmaterial gelöscht. Und alles, was ab 2020 erscheint (natürlich zu den neuen Serien aber auch zu den alten Serien) zählt wieder zum neuen (Lit-)Kanon.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3×08 – “Unterwerfung”

Paramount

Auf der Zielgeraden der dritten Staffel werfen wir einen Blick auf Folge 8. In welche Richtung wird das Pendel dieses Mal ausschlagen? Wie immer gilt: SPOILER im Anflug!

Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×08 – “Surrender”

Titan und Shrike in "Surrender" (Szenenphoto: Paramount)
Titan und Shrike in "Surrender" (Szenenphoto: Paramount)

Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×05 “Dominion” von “Star Trek: Picard”.

Star Trek: Picard – Zwischenfazit nach sieben Folgen der dritten Staffel

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HANDOUT - Jeri Ryan als Seven (l-r), Patrick Stewart als Picard und Jonathan Frakes als Riker in einer Episode aus «Star Trek Picard». Foto: Nicole Wilder/PARAMOUNT+/Amazon Prime Video/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Serie und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits

Die Crew der “The Next Generation” geht ein letztes mal auf eine herausfordernde Mission. Wir besprechen die erste Hälfte der dritten Staffel “Star Trek: Picard”.

Die ersten sieben Folgen sind in Deutschland verfügbar. Wir diskutieren darüber, was uns aufgefallen ist, was uns gefällt und was wir uns für der große Finale erhoffen.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×07 – “Dominion”

© Paramount

In Folge 7 kommt es zur ersten persönlichen Begegnung zwischen Vadic und Picard. Außerdem wirft auch Lore seinen Hut in den Ring. Doch leider fehlt diesem Showdown noch das gewisse Etwas. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

Handlung

Da immer offensichtlicher wird, dass die Titan der unterwanderten Sternenflotte nicht mehr lange wird entkommen können, schmieden Picard (Patrick Stewart) und Co. einen gefährlichen Plan: Sie wollen Vadic (Amanda Plummer) eine Falle stellen, um die Wechselbalg-Bedrohung von innen heraus zu beseitigen. Und so lockt man die Shrike mithilfe eines fingierten Notrufs ins Chin’toka-System, wo die Titan bereits wartet. Für kurze Zeit gelingt es dann auch, die Eindringlinge an Bord festzusetzen.

Vadic berichtet Picard und Crusher sodann von ihrem Wunsch nach Rache an der Föderation, da diese ihr einst unermessliches Leid zufügte. Sie droht beiden, deren Familie dafür bezahlen zu lassen.

Derweil versucht Geordi (LeVar Burton), dem wiedergeborenen Data (Brent Spiner) zur Dominanz über Lores Bewusstsein zu verhelfen. Doch dieser wehrt sich mit Händen und Füßen und bringt somit den Plan gegen Vadic in höchste Gefahr.

Schlussendlich gelingt es Vadic und den übrigen Wechselbälgern, die Kontrolle über die Titan zu übernehmen. Nun will sie Jack (Ed Speleers) an einen Ort bringen, wo seine wahre Identität enthüllt werden soll…

Drehbuch & Dramaturgie

Das Drehbuch von Jane Maggs wird in zwei eng miteinander verzahnten Handlungssträngen erzählt, in denen das zentrale Motiv ‘Kontrolle’ lautet. Der Episodentitel “Dominion” ist auch hier wieder mehrdeutig und bezieht sich neben der Referenz auf den Dominion-Krieg aus “Deep Space Nine” auch auf die Versuche von Vadic und Lore, die “Herrschaft” über die Titan beziehungsweise über den Golem zu gewinnen. Worfs und Raffis Suche nach Riker spielt in dieser Folge hingegen keine Rolle.

“Dominion” ist für mich leider die bisher schwächste Folge der aktuellen Staffel. Zwar stimmt die Mischung aus Charakterszenen und Actionsequenzen, es mangelt der Folge aber mal wieder an Einfallsreichtum und erzählerischem Tiefgang. Beide Handlungsstränge sind nämlich mehr oder weniger Adaptionen früherer “Star Trek”-Geschichten. Sowohl die Eroberung eines Heldenschiffes als auch einen Data, in dessen Inneren sich zwei Bewusstseine gegenseitig bekämpfen, haben wir in “Star Trek” schon mehr als einmal gesehen. Der Fokus von “Dominion” liegt zudem abermals auf Action und Melodramatik. An klassischer “Star Trek”-Science-Fiction, in der Fragen von Moral und Ethik oder auch wissenschaftliche Erforschung im Mittelpunkt standen, zeigt auch diese Episode wieder nur geringfügiges Interesse.

Zu Beginn der Folge werden zwar durchaus moralische Fragen hinsichtlich des aus “Deep Space Nine” bekannten morphogenen Virus aufgeworfen, im weiteren Verlauf entwickeln sich daraus aber weder dezidierte Thesen noch darauf aufbauende tiefgründige Kontroversen. Man ist sich hier doch auffällig einig, dass ein zweckorientierter Umgang mit Vadic absolute Priorität genießt. Gleiches gilt auch für Lore, dem man aufgrund seiner bösen Natur scheinbar per se jedwedes Existenzrecht abspricht. Könnte man ihn einfach aus dem prositronischen Gehirn des neuen Soong-Golems löschen, würde man es wohl ohne zu zögern auch tun.

In Ermangelung divergierender Ansichten kommen folglich auch keine tiefgründigen und kontroversen Dialoge zustande. Mal wieder dreht sich vieles um die Befindlichkeiten der handelnden Akteure, die oftmals nur um sich selbst kreisen. Die daraus resultierenden Monologe (Vadic) und Dialoge (Picard & Crusher; Geordi & DataLore) vermögen die Zuschauer zwar zu emotionalisieren, erreichen aber nicht das hohe gesellschaftskritische oder gar philosophische Niveau zahlreicher klassischer Trek-Episoden. Dabei hätten sich hier durchaus Anknüpfungspunkte ergeben – sowohl in Bezug auf Vadics Martyrium als auch hinsichtlich der Frage, ob nicht auch Lore trotz seiner bösen Natur ein grundlegendes Existenzrecht besitzen sollte. Denn nachdem man ihn bereits vor 30 Jahren in TNG aufgrund seines Verhaltens in Standgerichtsmanier zum “Tode” verurteilt hatte (er wurde deaktiviert und zerlegt), ohne ihm zuvor einen fairen Gerichtsprozess zuzugestehen, wäre eine Aufarbeitung dieser fragwürdigen Vorgehensweise in der Tat eine tolle Fortsetzung von “Descent, Part 2” (TNG 7×01) gewesen. Diese Chance wird hier aber leider vertan.

Anrechnen muss man der Folge allerdings, dass genau das auch von Vadic und Lore kritisiert wird: Niemand scheint sich hier wirklich für die Befindlichkeiten anderer zu interessieren. Die einst so moralischen Helden scheinen zu ignoranten Egoisten geworden zu sein. Oder waren sie es vielleicht schon immer?

Wie dem auch sei: Inwiefern es sich hierbei um eine bewusste Irreführung der Zuschauer handelt – womöglich aus dramaturgischen Gründen – oder ob wir es vielleicht doch wieder mit einer Dekonstruktion des vielseits beliebten “The Next Generation”-Utopismus zu tun haben, kann erst im weiteren Staffelverlauf abschließend beurteilt werden.

Aber auch darüber hinaus erweist sich die Episodenhandlung an vielen Stellen leider als zeitgenössische Mainstream-Standardkost mit teilweise vorhersehbarem Ausgang. Und mit einigen Plausibilitätsproblemen, die allen voran den Data/Lore-Handlungsstrang charakterisieren. Denn Zufall (Lore) und Dilettantismus (Geordi La Forge) müssen abermals dafür Sorge tragen, dass die Geschichte den gewünschten Lauf nimmt.

Erfreulich ist wiederum, dass wir endlich einige Hintergründe zu Captain Vadic erfahren. Aber darüber hinaus bleiben die konkreten Pläne der Verschwörung weiterhin im Dunkeln. Hier geht es also nur schleppend voran. Dieser Story-Arc besäße nach nunmehr sieben Episoden sicherlich deutlich mehr Tiefe, wenn man uns zur Abwechslung auch mal die ein oder andere Szene in den oberen Etagen von Starfleet Command zeigen würde. “Show, don’t tell” ist aber leider keine Devise, die “Star Trek: Picard” konsequent beherzigt. Und das merkt man der Qualität der Episoden leider auch immer wieder an.

Charaktere

Picard & Beverly

Zu Beginn diskutieren Picard und Crusher über das morphogene Virus, das Sektion 31 in den 2370ern entwickelte, um die Große Verbindung auszurotten. Crusher stellt sich hier die Frage, inwiefern die Mutation der Wechselbälger Angriffsflächen für eine neue Biowaffe bietet. Zwar erkennt sie das damit verbundene moralische Dilemma (Geordi offensichtlich nicht?), wirkt hier aber trotzdem nicht mehr so prinzipienstark wie früher. Zu TNG-Zeiten hätte man Dr. Crusher wohl zu solchen Überlegungen nötigen müssen, denn sie hatte seinerzeit einen sehr klaren humanistischen Wertekanon, der sie auch das ein oder andere Mal auf Konfrontationskurs mit ihren Vorgesetzten (TNG 5×23 “I, Borg”) oder anderen Ärzten (TNG 5×16 “Ethics”) brachte. Natürlich gibt es auch Ausnahmen (TNG 3×26/4×01 “The Best of Boths Worlds” – Stichwort: Naniten) und dies hier ist gewiss eine ähnliche Extremsituation, schließlich geht es um das Leben von Jack.

Man muss der Episode zumindest anrechnen, dass Dr. Crusher von dieser negativen Charakterveränderung selbst Notiz nimmt und daran auch zu verzweifeln scheint. Ich muss gestehen, dass ich mir noch nicht sicher bin, wie ich diese seltsamen Dialoge zwischen Picard und Crusher sowie die damit angedeutete negative Charakterentwicklung beider Figuren einordnen soll: Wie viel von Picards und Crushers kaltblütigen Gedankenspielen war echt, wie viel davon gehört zum Plan gegen Vadic? Auch hier muss man die nächste(n) Folge(n) abwarten. Aber schon allein die Tatsache, dass Picard und Crusher hier so utilitaristisch gezeichnet werden, gefällt mir nicht wirklich.

Natürlich kann man hier einwenden, dass die aktuelle Staffel bewusst mit den Veränderungen der Charaktere über die Jahre spielt. Das ist mir schon bewusst. Aber warum denn immer so negativ? Müssen es denn wirklich immer Verzweiflung, Wut, Unsicherheit oder sogar der Verlust des moralischen Kompasses sein? Kann man denn nicht auch mal die positiven Folgen des Alterns hervorheben? Gelassenheit und Altersweisheit zum Beispiel.

Ich will den Stab über beide Figuren noch nicht brechen, weil da eventuell noch was kommen könnte. Sollte es aber beim (erneuten) ‘Biowaffen für den Frieden’-Narrativ bleiben, wäre ich in der Tat sehr enttäuscht.

Geordi & Data/Lore

Ebenso moralisch fragwürdig ist auch der Handlungsstrang um Data, Lore und Geordi, der mir zudem enorm erzwungen erscheint. Der gesamte Ansatz von Altan Soong, Data durch einen inneren Kampf zwischen seinem Bewusstsein und dem von Lore zu einer besseren Person zu machen, ist mindestens problematisch, in meinen Augen sogar an den Haaren herbeigezogen. Dieser Data-vs.-Lore-Dualismus dient dem Drehbuch offenkundig als Plot Device. Abgesehen davon ist die Problematik, dass Data ein Unterprogramm beziehungsweise ein fremdes Bewusstsein bekämpfen muss, alles andere als neu. Frühere Iterationen, darunter TNG 2×06 “The Schizoid Man”, TNG 4×03 “Brothers” oder auch TNG 7×17 “Masks”, haben das auch deutlich spannender erzählt.

Hinzu kommt das bereits oben erwähnte Problem, dass man Lore aufgrund seines Schlechtseins per se ein Recht auf Leben abzusprechen scheint. Das ist weder aufgeklärt noch humanistisch, sondern ziemlich selbstgerecht. Auf der einen Seite wurde uns in Staffel 1 vermittelt, dass synthetische Personen gleichwertige Lebensformen sind. Hier spielen sich Picard und La Forge aber wie Götter auf, die über Leben und Tod richten – und zwar nach ihren eigenen Wertvorstellungen. Lore spricht das auch an, aber leider reflektieren Picard und Geordi gar nicht, was Lore ihnen hier sehr treffend vorwirft.

“Wir kamen zu der Erkenntnis: Wenn wir die ganze Staffel über zeigen wollen, dass synthetische Lebensformen real und legitim sind und ein Recht auf Leben und Existenz besitzen. Und wenn wir dann Picard da draußen zeigen, wie er aufsteht und bereit ist, sein eigenes Leben zu opfern, um das zu beweisen, dann muss er es mit seinem Leben beweisen.”

Der damalige Showrunner Michael Chabon nach der ersten Staffel (Quelle: The Hollywood Reporter, 26.03.2020)

Auch das ist ein wiederkehrendes Glaubwürdigkeitsproblem dieser Serie: Man sendet in der einen Staffel hochtrabende Botschaften aus, die in einer der Folgestaffeln plötzlich wieder irrelevant zu sein scheinen. Für mich ist das ganz schlechtes Storytelling.

Das einzig wirklich Positive, das ich diesem Story-Arc abgewinnen kann, ist der Umstand, dass Geordi hier endlich richtig um Data trauern darf. In “Star Trek: Nemesis” durfte er nur mit feuchten Augen ein Sektglas halten und nichts Weiteres sagen. Eine zweite Trauerszene mit Worf und Spot in Datas Quartier fiel ja leider der Schere des grottenschlechten Regisseurs Stuart Baird zum Opfer.

LeVar Burton und Brent Spiner spielen das wirklich gut, aber diese Szene funktioniert bei mir leider trotzdem nicht. Eben weil diese – in typischer “Nu Trek”-Manier – mal wieder mit Biegen und Brechen in eine Gefahrensituation unter Zeitdruck hineingeschrieben wurde. Burnham-like löst Geordi das Problem hier nämlich nicht – so wie früher auf der Enterprise – mit Ingenieurskunst, sondern mit seinem emotionalen Gewinsel. Es ist mittlerweile so unglaublich vorhersehbar, weil dieses Muster immer und immer wieder zur Anwendung kommt. Zudem hat mir persönlich der rationale Ansatz (Wissenschaft/Expertise) in TNG auch deutlich besser gefallen als diese ständigen Gefühlsausbrüche.

Hinsichtlich der Plausibilität muss man sich zudem fragen, was Geordi geritten hat, Data/Lore ohne Sicherheitsvorkehrungen direkt an die sensiblen Schiffssysteme anzuschließen. Ich musste hier sofort an den wenig intelligenten La Forge aus “Sinnlos im Weltraum” denken (Wie, wat, wer, wo, wann?! Wieso eigentlich?). Echt jetzt, Junge?! Sorry, aber das ist nun wirklich Lazy Writing in Reinkultur.

Jack & Sidney

Zwischen Jack und Sidney entwickelt sich indes die obligatorische “Picard”-Romanze, die sich so langsam auch dem Soji-Narek-Kitschlevel aus Staffel 1 annähert. Oh, Händchenhalten im Turbolift in einer Krisensituation. Echt plump und dazu auch völlig deplatziert! Auch hier stellt sich mir die Frage: Wenn ich nicht ausreichend Zeit habe, um in zehn Episoden eine glaubwürdige Romanze zu schreiben – warum lasse ich es dann nicht einfach bleiben? Muss das wirklich zwanghaft in jede Staffel hinein?

Und auch sonst sind die Szenen mit den beiden ziemlich doof. Die Rennerei in den ewiggleichen Korridoren ist mäßig unterhaltsam, zumal sich die angeblichen Formwandler wie ungelenke “Monoforme” (in DS9 hießen die noch “Solids”) verhalten und von ihren speziellen Fähigkeiten so überhaupt keinen Gebrauch machen. Früher hätten sie Tentakel ausgebildet und ihre Opfer gewürgt. Diese Formwandler hier sind aber enorm phlegmatisch – und somit auch langweilig. Und deren seltsame Monster/Ork-Geräusche sind Klischee pur. Das haben die Jem’Hadar damals ja auch nicht gebraucht. Aber die absolut peinlichste Szene ist hier, als einer der Formwandler Sidney direkt vor dem Gewehrlauf hat, aber lieber hinterherrennt, anstatt abzudrücken (ca. ab Minute 24).

Kurzum: Da hat es schon deutlich spannendere Jagden durch Raumschiff-Korridore gegeben. Diese hier ist leider ebenso klischeehaft und langweilig wie die Invasion von Viceroy und seinen Leuten in “Star Trek: Nemesis”. Völlig uninspiriert.

Aber wenigstens bleibt das Mysterium um Jack spannend. Vadic deutet an, dass Jack womöglich nicht auf “natürlichem” Wege entstanden ist. Oder ist er vielleicht gar nicht Picards und Crushers Sohn? Zudem wird in den Raum geworfen, dass Picards Diagnose des Irumodischen Syndroms fehlerhaft war und dies etwas mit Jacks Entstehung zu tun haben könnte.

Dieser Story-Arc ist sicher einer der positiven Überraschungen der aktuellen Staffel und hält uns ordentlich auf Trab.

Seven & Tuvok

Eines der wenigen Highlights der Episode ist der kurze Gastauftritt von Tim Russ als Fake-Tuvok. Bei aller sonstigen Kritik, aber diese Szene ist wirklich gut geschrieben und auch verdammt gut inszeniert. Der unerwartete Wendepunkt verfehlt seine Wirkung nicht und man kann nur hoffen, dass wir den wahren Tuvok wohlbehalten wiedersehen werden.

Schön ist auch, dass Tuvok in der deutschen Version wieder von Christian Toberentz synchronisiert wird. Die neuen Ohren sehen aber irgendwie seltsam aus.

Vadic

Diese Figur wirkt weiterhin etwas überzeichnet, beinahe wie eine verunglückte Joker-Kopie. Ihr Rachemotiv ist zwar plausibel, aber eben auch nicht wirklich einfallsreich. Okay, sie wurde im Labor misshandelt und sinnt jetzt auf Rache. Odo wurde auch im Labor misshandelt und Shinzon kam auch aus dem Labor. Also so ganz neu ist das nicht. Man sollte sich endlich mal von solch schlichten Rachemotiven befreien und den Gegenspielern wieder tiefgründigere Motivationen in die Drehbücher schreiben.

Dass einige Wechselbälger schon während des Krieges an dem Virus starben, nehme ich Vadic durchaus ab. Aber als Odo in der letzten DS9-Folge in die Große Verbindung zurückgekehrt ist, haben wir als Zuschauer mit eigenen Augen sehen können, dass die Große Verbindung geheilt wurde. So ganz stimmt Vadics Geschichte demnach nicht. Entweder ist dies ein Drehbuchfehler oder eine Parabel für Geschichtsklitterung und Kriegspropaganda. Mal sehen.

Leider fehlt mir bei Vadics Background-Geschichte irgendwie die direkte Verbindung zu Picard und auch zu “Star Trek: The Next Generation”. Hinsichtlich der Inszenierung ist auch die Labor-Szene ziemlich klischeehaft, zumal diese auch stark an Ichebs Martyrium in Staffel 1 oder an Voq in “Discovery” erinnert. Auch hier muss man leider wieder eine gewisse Einfallslosigkeit beklagen. “Picard” zitiert sich mal wieder selbst.

Die Dialoge zwischen Vadic, Picard und Beverly gehören aber definitiv zum besseren Teil der Episode. Vom Hocker gerissen haben sie mich aber trotzdem nicht. Denn zum Beispiel im Vergleich mit den genialen Psychospielchen zwischen Picard und Gul Madred (TNG 6×10 “Chain of Command”), die in hervorragenden Dialogen mündeten, wirkt das Duell zwischen Vadic und Picard hier momentan noch wie 2. Liga. Picard kann scheinbar keine verbalen Schlagabtausche mehr. Zu oft bleibt es hier bei Onelinern. Oder er zieht sich gänzlich in passives Schweigen zurück und überlässt anderen das Reden. Schade, also da muss unbedingt noch mehr kommen!

Amanda Plummer spielt ihre Rolle aber sehr souverän. In der Summe kann Vadic sich als ‘ultimativer Endgegner’ für Picard aber noch nicht so recht von den üblichen Racheengeln der “Star Trek”-Historie abheben. Da fand ich selbst Shinzon sogar noch einfallsreicher.

Inszenierung

Die mittlerweile vierte Bottleshow am Stück strapaziert so langsam das Seherlebnis der Serie. Aber das sollte man nicht der Regisseurin Deborah Kampmeier anlasten, die höchstwahrscheinlich das Beste rausgeholt hat, was rauszuholen war unter Covid-Bedingungen und mit limitierten Budget. Aber die spärlichen Sets der Titan gehen leider zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Hatz durch das Schiff. Der EPS-Kontrollraum ist einfallslos und man fragt sich, warum “Picard” am Drehort L.A. scheinbar keine Video-Wall organisieren kann.   

Auch mit den hellen Lichtquellen, die überall auf dem Boden verteilt sind und Lens Flares erzeugen, hat man sich hier keinen Gefallen getan. Das Setting wirkt künstlich und stellt für mich auch keinen echten Mehrwert dar. Gleichwohl sorgen einige gelungene Kameraeinstellungen und Montagen dafür, dass die Episodeninszenierung nicht komplett abschmiert. Trotzdem muss sich auch “Dominion” an “Discovery” und “Strange New Worlds” messen lassen und da sieht die Episode mit ihrer atmosphärischen Monotonie – mittlerweile sieben Folgen am Stück – eben eher alt aus.

Durchgängig überzeugend ist hingegen – mal wieder – der Score von Stephen Barton, dessen Musikstücke mir um Längen besser gefallen als die von Jeff Russo. Dieses Mal habe ich so einige Anleihen von Hans Zimmers “The Dark Knight Rises”-Soundtrack herausgehört. Das passt hier auch sehr gut. Zudem wertet der Score selbst schwächere Szenen deutlich auf.

Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer27 (Staffel 3, Folge 7)
OriginaltitelDominion
Deutscher TitelDominion
Story & DrehbuchJane Maggs
RegieDeborah Kampmeier
US-Erstausstrahlung30. März 2023
DE-Erstausstrahlung31. März 2023
Laufzeit47 Minuten
Datum (In-Universe)2401
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On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

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Hier entlang zum Hören!

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