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“Discovery”: Das Ende naht

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Callum Keith Rennie in "Star Trek: Discovery"
Callum Keith Rennie in "Star Trek: Discovery"

Die Dreharbeiten der fünften und letzten Staffel sind größtenteils abgeschlossen. Sie soll Anfang 2024 ausgestrahlt werden und wird ein neues Castmitglied haben: TV-Veteran Callum Keith Rennie.

“Discovery” startete 2017 als Versuch einer neuen Ära: die Serie sollte dem Franchise Antrieb verleihen und den Streaming-Dienst “CBS All Access” auf den Weg bringen. Im Fahrwasser von “Discovery” entstand eine Vielfalt weiterer Trek-Projekte: “Lower Decks”, “Prodigy”, “Strange New Worlds” und “Picard”. Die Nachricht, dass die fünfte die finale Staffel werden wird, folgt der Bestätigung von Paramount+, dass auch “Star Trek: Picard” mit der dritten die letzte Staffel erlebt.

Statements der Produzenten

Das “Discovery”-Team gab Erklärungen ab. Die ausführenden Produzenten und Co-Showrunner Alex Kurtzman und Michelle Paradise z.B. schrieben: “Wir sind lebenslange Fans von ‘Star Trek’. Es war uns eine große Ehre und ein Privileg, ‘Discovery’ mit in die Welt zu bringen. Wir könnten nicht stolzer darüber sein, was ‘Discovery’ zum Trek-Vermächtnis beigetragen hat, insbesondere was Repräsentation betrifft: Wenn auch nur ein einziger Mensch sich selbst oder die eigene Zukunft auf eine neue Art sehen kann, so denken wir, dass wir Gene Roddenberry sehr stolz gemacht haben.”

Produzentin und Hauptrolle Sonequa Martin-Green schrieb: “Ich bin gesegnet, Captain Michael Burnham gespielt haben zu dürfen — und an einem Vermächtnis beteiligt gewesen zu sein mit einer außergewöhnlichen Besetzung, einer phänomenalen Crew und einem bemerkenswerten Autorenteam. Unseren Partnern im CBS Studios und bei Paramount+, die darauf bestanden, Fernsehgeschichte zu schreiben, bin ich zutiefst dankbar.”

Der Twitter-Avatar von Anson Mount ("Strange New Worlds")

Auch Anson Mount von “Strange New Worlds” meldete sich zu Wort: “Meine liebste Discovery-Familie, ihr habt die Sterne weit jenseits der Grenzen unserer Vorstellungskraft erkundet. Damit habt ihr eure Aufgabe erfüllt: Ihr habt viele Leben verändert, auch meines. Ich liebe euch, für immer.”

My Dearest Discovery Family,

You have charted the stars far beyond where our imaginations had ever taken us. In so doing, you have accomplished the mission: you have changed many lives, including mine. I love you, always.

– Captain Christopher Pike
USS Enterprise, NCC-1701 https://t.co/zLUj7eYGZk

— Anson Mount (@ansonmount) March 3, 2023

    Hintergründe zur Absetzung

    Ende Februar 2023 hatte Naveen Chopra, Paramount Global CFO, auf einer Investorenkonferenz mitgeteilt, dass das Unternehmen aufgrund der Fusion der Produktionsfirmen bzw. Streamingdienste Paramount+ und Showtime im Jahr 2024 weniger für Inhalte ausgeben könnte als zuvor prognostiziert. Es ist davon auszugehen, dass die Entscheidungen, “Picard” und “Discovery” nicht weiter zu finanzieren, davon beeinflusst wurden.

    “Strange New Worlds” bleibt?

    Wir erlauben uns zu erwarten, dass die Absetzung von “Discovery” und “Picard” dem Spin-Off “Strange New Worlds” eine Zukunft sichert. Laut Paramount+ war “Strange New Worlds” in den ersten 90 Tagen die meistgesehene neue Trek-Serie auf dem Dienst und ist damit wohl ein Hoffnungsträger. Es ist zudem noch nicht allzu lange her, dass Paramount einen eigens für den US-amerikanischen Super Bowl produzierten Werbespot finanzierte, in dem Captain Pike vorkommt. Die Vorproduktion der dritten Staffel von “Strange New Worlds” läuft bereits, die Dreharbeiten beginnen im Mai 2023. Wann Staffel 2 bei Paramount+ veröffentlicht wird, verbleibt unklar.

    Weitere Spin-Offs?

    Patrick Stewart und Jonathan Frakes ließen erst kürzlich im Gespräch mit emmy magazine durchblicken, dass sie weiteren “Star Trek”-Produktionen nicht abgeneigt sind; die dritte Staffel von “Picard” sei zwar anstrengend gewesen, habe sich aber gelohnt. Showrunner Alex Kurtzman deutete darüber hinaus bereits vor einem Jahr die Entwicklung eines weiteren Spin-Offs an, “Star Trek: Academy”, das sich auf eine abermals neue Generation junger Kadetten konzentrieren werde. Kurtzman ist einer der antreibenden Kräfte bei Paramount Global und hat durch seinen Vertrag mit CBS Studios auch außerhalb des Franchises diverse Produktionen für Paramount geliefert. Er unterzeichnete 2021 seinen zweiten neunstelligen Gesamtvertrag mit CBS Studios.

    “Discovery”: Season 5

    Die Rahmenhandlung der Anfang 2024 auf Sendung gehenden finalen Episoden ist bekannt: In Staffel 5 kommt die Crew der Discovery einem ‘Geheimnis’ auf die Spur, das sie auf eine recht weite Reise schicken wird. Es gilt eine uralte Macht zu finden, deren Existenz jahrhundertelang verborgen worden war.

    Zur Besetzung von “Discovery” gehören ein letztes Mal Sonequa Martin-Green (Captain Michael Burnham), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wiseman (Sylvia Tilly), Wilson Cruz (Dr. Hugh Culber), David Ajala (Cleveland “Book” Booker) und Blu del Barrio (Adira). Neu an Bord ist Callum Keith Rennie (Rayner).

    Der Trailer

    Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×03 – “Seventeen Seconds”

    "Star Trek: Picard" © Paramount

    Die dramatische Konfrontation mit der Shrike geht in die nächste Runde. Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×03 “Seventeen Seconds”.


    Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

    Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

    • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
    • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
    • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
    • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

    Seventeen Seconds

    Nachdem Jack Crusher nicht an Captain Vadic ausgeliefert wurde, beginnt Letztere eine Hatz auf die U.S.S. Titan, die sich in jeder Hinsicht unterlegen immer tiefer in einen unerforschten Nebel zurückziehen muss. Picard und Crusher haben 20 Jahre Geschichte aufzuarbeiten, während Raffi und Worf weiter nach den Drahtzieher:innen des M’talas-Anschlags fahnden.

    Handlung

    Das Ende von “Disengage” liefert die Ausgangsbedingungen für eine klassische U-Boot-Jagd im Stile von “Balance of Terror”, “The Wrath of Khan”, “Insurrection” oder “Memento Mori”. Glücklicherweise ist “Seventeen Seconds” kein Remake dieser bekannten Vorlage und somit auch keineswegs vorhersehbar.

    Der Kampf gegen die Shrike ist zwar ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Aspekt der Story. Captain Vadics Angriffe auf die Titan sind vielmehr der Katalysator für die Handlung auf der Titan.

    Picard und Chrusher in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Picard und Dr. Crusher in “Seventeen Seconds” (Szenenfoto: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)

    Zunächst der Elefant im Raum: Jack ist Picards Sohn. Sicherlich haben viele Zuschauer:innen berechtigte Sorge, wie dieser Teil des Plots erklärt und gehandhabt wird. Und ganz offensichtlich wussten das auch die Autorinnen Jane Maggs und Cindy Appel. Es freut mich, zumindest für den Moment festzuhalten, dass “Seventeen Seconds” diese Herausforderung meistert. Jack Crusher wird für mich plausibel in die Kontinuität der Serie eingeführt, ohne dass wir einen unglaubwürdigen Retcon schlucken müssen.

    In einem zweiten Handlungsstrang der Folge werden Picard und Riker in eine sehr ungewohnte Lage gebracht. Die wachsende Bedrohung durch die Shrike und die schwindenden Ressourcen der Titan setzen die beiden und ihre Beziehung unter Druck. Auch wenn sich die Episode vordergründig am Kampf zwischen zwei Raumschiffen abarbeitet, geht es doch in Wirklichkeit um den wachsenden Konflikt auf der Brücke.

    Picard und Riker in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Picard und Riker in “Seventeen Seconds” (Szenenfoto: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)

    Im dritten Handlungsstrang auf der Titan bilden Jack Crusher und Seven of Nine ein Team der Außernseiter:innen, über deren Mission ich aus Spoilergründen keine Details verraten kann. Nur so viel: In dieser Episode wird erstmals in Ansätzen erkennbar, dass der Terroranschlag auf M’talas Prime und Captain Vadics Shrike in Verbindung zueinander stehen. Was besonders schön ist: Regisseur Jonathan Frakes hält sich an das Prinzip “show, don’t tell”. Eingefleischte Trekkies haben eine Chance, zu erkennen, was vor sich geht, bevor es ein paar Szenen später ausgesprochen wird. So belohnt man jahrzehntelange Treue.

    Und damit wird auch die B-Handlung (abermals in der Unterwelt von M’talas Prime) gegen Ende interessant. Das hat nicht nur (aber auch) damit zu tun, dass Michael Dorn als Worf in Fleisch und Blut auf der Bildfläche erscheint. Auch die Ermittlungsarbeit wird endlich spannend. Nämlich als klar wird, dass “Seventeen Seconds” eine bedeutsame Verbindung zum etablierten “Star Trek”-Kanon hat. Die Enthüllung ist extrem wirkungsvoll und ein bisher gut gehütetes Geheimnis, auf das uns Trailer erfreulicherweise nicht vorbereitet haben. Die Kanonverbindung ist sinnvoll, glaubwürdig und schraubt ordentlich an der Fallhöhe dieser dritten Staffel. Gleichwohl bin ich froh, dass wir offenbar mit dieser Episode endlich M’talas Prime verlassen können.

    Charaktere und Dialoge

    “Seventeen Seconds” ist für mich das bisherige Highlight dieser Staffel. Und das hat ganz wesentlich mit der ersten größeren Szene zwischen Stewart und McFadden zu tun, in der beide mit unglaublicher Intensität aufspielen. Das fühlt sich alles wahrhaftig, aufrichtig und angemessen an. Was in diesen fünf Minuten an Emotionen vom Bildschirm ins Wohnzimmer schwappt, ist einfach großartig.

    Picard und Chrusher in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Picard und Crusher in “Seventeen Seconds” (Szenenfoto: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)

    Selbst wenn “Picard” es wieder einmal nicht schaffen sollte, die Staffel zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen, so muss ich ehrlich sagen: Allein für diese Szene hat sich der Aufwand dieser drei Staffeln mit all ihren Problemen und Tiefpunkten gelohnt. Ich hatte mit wohligen Nostalgiemomenten gerechnet. Aber nicht damit, dass mich McFadden mit ihrer ersten große Dialogszene bewegt und sprachlos zurücklässt.

    Nicht nur Picard und Crusher müssen ihre Beziehung in dieser Episode auf neue Füße stellen, auch Picard und Riker werden durch die Umstände in eine ungewohnte Dynamik geworfen. Eine Dynamik, die die Grenzen ihres gegenseitigen Vertrauens und ihrer langen Freundschaft auslotet. Im Gegensatz zur Crusher-/Picard-Paarung finde ich diesen Konflikt, der sich im Laufe der Folge zuspitzt, unglaubwürdig, schlecht motiviert und unnötig. Zwischen Picard und Riker sollte eigentlich kein Blatt passen – gerade in einer Stresssituation, in der es um Leben und Tod geht. Leider ist die unglaubwürdige Entwicklung zwischen den beiden die große Enttäuschung dieser Episode.

    Ein überraschend gutes Doppel geben indes Raffi Musiker und Worf ab. Beide stellen einen schönen Persönlichkeitskontrast dar und haben zudem eine tolle Chemie. Diese Figuren verbindet mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Die Good Cop/Bad Cop-Dynamik in einem Verhör, bei dem der Klingone das freundlichere Gesicht verkörpert, ist Gold wert. Ebenso wie Worfs trockene One-Liner, mit denen er Raffis Sarkasmus ins Leere laufen lässt.

    Raffi in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Raffi in “Seventeen Seconds” (Szenenphoto: Paramount)

    Positiv aufgefallen sind mir zudem verschiedene kleinere Szenen. Ashlei Sharpe Chestnut als Sidney La Forge besucht die vom Dienst suspendierte Seven of Nine und entwickelt sich mit nur wenigen Dialogzeilen zu einer echten Sympathieträgerin. Auch eine kleine Szene zwischen Jonathan Frakes’ Will Riker und Ed Speleers’ Jack Crusher gehört zu den kleinen Highlights der Folge.

    Todd Stashwick hat wegen einer Drehbuchvolte diese Episode nicht so viel zu tun, wie man annehmen könnte. Aber nach einer schwächeren Vorwoche darf sein Captain Shaw dennoch kurz auftrumpfen und zeigen, dass er nicht umsonst auf dem Stuhl in der Mitte sitzt.

    Durch den starken Fokus auf die Geschehnisse auf der Titan müssen wir aber leider auf eine signifikante Szene mit Amanda Plummers Captain Vadic verzichten. Diese beschränkt sich aufs Rauchen und das gelegentliche Erteilen von Feuerbefehlen.

    Inszenierung

    Jonathan Frakes steht sowohl für “Seventeen Seconds” als auch für die vierte Episode (“No Win Scenario”) als Regisseur am Ruder. Und in dieser Folge nimmt er das Drehbuch mit vielen starken Szenen auch dankend an, was sich in einer tadellosen und mitreißenden Umsetzung widerspiegelt.

    Das einzige, was gegen die Wirksamkeit der Episode arbeitet, ist wohl die Erwartungshaltung, es mit einem dichten U-Boot-Thriller im Stile von “Memento Mori” zu tun zu bekommen. Ja, “Seventeen Seconds” hat entsprechende Elemente, und die Weltraumhatz spielt auch eine wichtige Rolle. Entscheidend und spektakulärer ist aber, was zwischen den Charakteren passiert. Und da kitzelt Frakes aus seinen alten und neuen Co-Stars wirklich sehenswerte Leistungen heraus.

    Diese Episode ist für mich, wie bereits gesagt, die Rechtfertigung dafür, die alte Garde noch einmal so spät in ihrer Karriere für “Star Trek: Picard” vor die Kamera gestellt zu haben. Auch wenn der Funke in den ersten beiden Staffeln nie so richtig zünden wollte: Hier gelingt es. Denn Frakes animiert sein Ensemble zu einem echten Feuerwerk.

    Shrike und Titan in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Shrike und Titan in “Seventeen Seconds” (Szenenphoto: Paramount)

    Ein Feuerwerk gibt es aber nicht nur zwischen den Figuren, sondern natürlich auch im Weltraum. Auch wenn sich schon einige “Star Trek”-Raumschiffe durch wabernde Nebel verfolgt haben, sah das noch nie so gut aus wie in “Seventeen Seconds”. Die diffusen Lichtverhältnisse sind für die hochglänzenden Raumschiffmodelle vorteilhaft, sodass der “Blechbüchsen-Look” der letzten Episode dieses Mal weniger prominent heraussticht. Stattdessen gibt es schicke Lichteffekte in den farbigen Wolkenfeldern sowie dynamische Flugakrobatik.

    Neben der rein optisch tadellosen Präsentation fährt die Episode, wie bereits “Disengage” vor ihr, ein paar coole Ideen auf, um die üblichen Muster dieses “Star Trek”-Untergenres aufzulockern und frisch zu halten.

    Beobachtungen

    Jack und Beverly Chrusher in "Seventeen Seconds" (Szenenphoto: Paramount)
    Jack und Beverly Crusher in “Seventeen Seconds” (Szenenfoto: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)
    • Zeitdauern (ohne Zusätze) als Episoden- und Filmtitel sind allgemein recht weit verbreitet. Beispielsweise hieß die erste reguläre Episode von “Battlestar Galactica” (2003) “31 Minutes”, ein Kennedy-Drama heißt “Thirteen Days” und “36 Hours” ein Kriegsthriller von 1965. Für “Star Trek” ist es nach “Thirty Days” in “Voyager” erst das zweite Mal, dass die Episode nur mit einer Zeitdauer betitelt ist.
    • De-Aging ist ein visueller Effekt, der nicht zu den Stärken von “Picard” gehört. Ich freue mich schon auf die Fan-Remakes der Flashback-Sequenz.
    • Wir sehen im Flashback schon wieder eine neue Uniform-Variante, diesmal vom in “First Contact” eingeführten Schnitt. Die wörtliche Bedeutung von “Uniform” scheint bei der Sternenflotte langsam in Vergessenheit zu geraten…
    • Ich finde es sehr seltsam, dass die Crew keinerlei Initiative zeigt, die ungewöhnlichen Eigenschaften des Nebels genauer zu untersuchen, obwohl die Titan doch angeblich ein “Exploratory Vessel” ist. Seltsam, dass man einen potentiellen taktischen Vorteil links liegen lässt. Stattdessen Shaw: “Das ist lustig. Will sonst noch wer merkwürdigen Scheiß nach mir werfen?” (frei übersetzt basierend auf Englischen Sprachfassung)
    • Wie häufig haben wir es schon in “Star Trek” gehört (oder gedacht), dass einfach mal jemand aus dem Fenster gucken sollte? Wie erfrischend, dass Shaw dazu tatsächlich mal die Order erteilt!
    • Es wundert mich, dass weder Riker noch Picard auf die Idee kommen, die Hilfe von Seven of Nine in der sich eskalierenden Krisensituation zu suchen. Schließlich hat die Staffelpremiere klar gezeigt, dass zumindest Picard das Wissen um aktuelle Protokolle und Schiffsspezifikationen gut gebrauchten könnte.
    • Worf spielt zum Mok’bara-Training den “Chanson d’Hylas” aus der Oper “Les Troyens” von Hector Berlios. Das Stück war bereits schon einmal in “Star Trek” zu hören. Picard starrt zu den selben Takten in “First Contact” aus dem Fenster seines Bereitschaftsraumes.
    • Worf stellt sich nicht nur als “Sohn des Mogh” vor, sondern auch als Sohn seiner Adoptivfamilie (und noch ein paar netten weiteren “Referenzen”).
    • Köpfungen finden Mittwochs statt. Worf war schon immer der heimliche Klassenclown.
    • Worf besitzt noch seinen alten “Cobrahead”-Phaser vom Typ 2, wie er auf der Enterprise-E in “Nemesis” verwendet wurde.
    • Titus Rikka wird von Thomas Dekker gespielt, am besten bekannt als John Connor aus “The Sarah Connor Chronicles”, aber auch schon mit mehreren Nebenrollen in “Star Trek”
    • Der große Twist über die Hinterleute des M’talas-Anschlages und die Verbindung zu den Geschehnissen im Ryton-System kann immer noch nicht die komplette Story sein. Captain Vadic und ihre Crew scheinen einer anderen Fraktion anzugehören und eigenen Motiven zu folgen.
    • Die Episode reinterpretiert in diesem Kontext einen bekannten visuellen Effekt. Wobei ich mir wie häufig unschlüssig bin, ob diese neue und mutmaßlich teurere Umsetzung wirklich eine Verbesserung zur Originalversion darstellt.
    • Riker befiehlt “alles, was wir haben”, abzufeuern. Warum sind das nur vier Torpedos und keine Phaser?
    • Zwei Photonentorpedo-Merkwürdigkeiten: Erstens konnte Tasha Yar in “Encounter at Farpoint” sie noch so programmieren, dass sie in bestimmter Entfernung zum Schiff/Ziel detonieren, das scheint nicht mehr möglich. Zweitens konnte Malcom Reed in “Fight or Flight” Torpedos nach dem Abfeuern ebenfalls noch den Befehl für eine vorzeitige Sprengung übermitteln, auch das scheint man im 25. Jahrhundert verlernt zu haben.
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    Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

    Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

    Hier entlang zum Hören!

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    Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×02 – “Abgezogen”

    "Star Trek: Picard" © Paramount

    Dr. Crusher ist zurück! Worf ist zurück! Und auch der “alte” Captain Picard ist endlich wieder zurück! Lest hier unsere zweite SPOILER-Kritik zu “Disengage”.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 1
    “Star Trek: Picard” © Paramount

    Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der übrigen acht Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

    Handlung

    Picard (Patrick Stewart), Riker (Jonathan Frakes), Beverly (Gate McFadden) und Jack Crusher (Ed Speleers) werden von der im Nebel eintreffenden Titan gerettet und an Bord gebeamt. Doch die sadistische Kopfgeldjägerin Captain Vadic (Amanda Plummer), Kommandantin der “Shrike”, fordert die Auslieferung von Jack. Ansonsten droht sie der waffentechnisch unterlegenen Titan mit vollständiger Vernichtung.

    Während sich Picard und Riker für Jack einsetzen, beharrt Captain Shaw (Todd Stashwick) weiterhin auf seinem Standpunkt: Er ist nicht bereit, Schiff und Besatzung für einen Mann in Gefahr zu bringen – schon gar nicht für einen gesuchten Kriminellen. Kurz vor Ablauf des Ultimatums kommt eine aus dem Koma erwachte Beverly Crusher auf die Brücke und bestätigt Picard, was er und Riker insgeheim schon vermutet hatten: Jack ist Picards Sohn!

    Von dieser Nachricht emotional übermannt, nutzt Picard seine Autorität als Admiral, um Captain Shaws Befehle zu widerrufen. Anstatt Jack auszuliefern, eröffnet die Titan nun das Feuer auf die Shrike und flüchtet anschließend in die Tiefen des Nebels.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 2
    Shrike vs. Titan (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Währenddessen sucht Raffi (Michelle Hurd) auf M’talas Prime entgegen den Anweisungen des Sternenflottengeheimdienstes weiterhin nach den Drahtziehern des Terroranschlags auf das dortige Rekrutierungszentrum der Sternenflotte. Die offizielle Version, dass der romulanische Dissident Lurak T’Luco hinter der Aktion steckt, hält sie für eine fatale Fehleinschätzung.

    Über ihren Ex-Mann Jae Hwang (Randy J. Goodwin) kommt sie in Kontakt mit dem ebenso einflussreichen wie skrupellosen Ferengi-Gangsterboss Sneed (Aaron Stanford), von dem sie sich eine neue Spur zu den Drahtziehern der Terrorattacke erhofft. Als sie Sneed einen Deal vorschlägt, enttarnt er sie als Spionin der Sternenflotte.

    Kurz bevor dessen Handlanger Raffi ermorden können, schreitet ein Klingone ein und tötet Sneed und seine persönlichen Leibwächter. Und dieser Klingone ist kein Geringerer als Worf, Sohn von Mogh (Michael Dorn)!

    Drehbuch & Dramaturgie

    Das Drehbuch zu “Disengage” wurde von Christopher Monfette und Sean Tretta verfasst. Die Autoren führen die zweigliedrige Story der Auftaktepisode nahtlos fort. Im Gegensatz zu “The Next Generation” verfügt Folge 2 allerdings über ein klares erzählerisches Motiv, an dem sich die Dramaturgie beider Story-Arcs entlanghageln kann. Das tut der Episode sichtlich gut. “Disengage” ist spannender als die letztwöchige Folge und wirkt als Einzelepisode insgesamt auch deutlich runder.

    Fixpunkt der Episode sind diverse Figuren, die sich sprichwörtlich aus ihrem alten Leben (bzw. aus gewohnten Verhaltensweisen) “ausklinken” (engl. “to disengage”) oder dies bereits zu einem früheren Zeitpunkt getan haben:

    Beverly und Jack haben sich vor Jahren aus ihrem geordneten Leben ausgeklinkt, um in humanitärer Mission für die Mariposas tätig zu werden. Die teils schwierigen Verhältnisse außerhalb des Föderationsgebietes haben dazu geführt, dass beide mitunter gegen planetare und interstellare Gesetze verstoßen mussten, wie Jack berichtet.

    Ausgeklinkt hat sich vor rund 20 Jahren auch Picard, als er sich wütend, enttäuscht und resignierend auf sein Weingut zurückzog. Daran erinnert ihn Jack in einem Vier-Augen-Gespräch in der Arrestzelle. An dieser Stelle greifen die beiden Autoren sehr effektiv auf die Geschehnisse in Staffel 1 zurück. Der Dialog, in welchem Jack fragt, ob Picard seine alten Freunde überhaupt noch kennt, ist einer der stärksten in der gesamten Episode.

    Wenig überraschend klinkt sich auch (mal wieder) Raffi aus, um in der Unterwelt von M’talas Prime nach den Drahtziehern des Terroranschlags zu suchen. Auch das Ausklinken aus ihrem alten Familienleben (Season 1) wird hier wieder aufgegriffen. Einiges deutet zudem darauf hin, dass sich auch Worf einst aus seinem früheren Leben bei der Sternenflotte ausgeklinkt hat.

    Für kurze Zeit klinkt sich sogar Captain Shaw aus seiner Play-Safe-Haltung aus, nämlich als er sich von Seven davon überzeugen lässt, dass ein guter Captain eben auch mal Risiken eingehen muss. Vor allem dann, wenn das Leben von Kameraden auf dem Spiel steht.

    Diese einzelnen “disengage”-Puzzleteile ergeben unter dem Strich ein Ganzes, das durchaus erzählerische Stringenz erkennen lässt. Der deutsche Titel “Abgezogen” ist nach meinem Dafürhalten jedoch nicht optimal gewählt, weil er sich nur auf Raffi zu beziehen scheint, die übrigen “Auskopplungen” aber hinten runterfallen. “Ausgeklinkt” (oder “Abgekapselt”) wäre meiner Meinung nach der bessere Episodentitel gewesen.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 3
    In der Falle? Picard und Riker auf der S.S. Eleos XII (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Trotz klarer Steigerung hinsichtlich der Dramaturgie leidet auch diese Episode wieder an einigen kleineren und größeren Drehbuchschwächen. So greift “Disengage” mit dem einstündigen Ultimatum mal wieder sehr tief in die Klischee-Kiste Hollywoods. Allen voran mit der Auflösung in aller letzter Sekunde. Ich frage mich hier immer: Muss das wirklich so stereotyp sein oder ginge es nicht vielleicht doch etwas weniger vorhersehbar?

    Hinzu kommen einige Details, die dem Gelegenheitszuschauer eher nicht auffallen dürften, den Hardcore-Trekkies aber sofort ins Auge stechen: 

    • Warum befiehlt Shaw erst kurz vor dem Einschlag der Eleos das Aktivieren der Schilde? Die allgemeine Gefahrenlage (taktischer Scan der Shrike, Alarmstufe Rot [Schilde werden automatisch aktiviert], schädliche Nebelstrahlung) sollte hier eigentlich ausreichend verdeutlicht haben, dass das vielleicht keine so schlechte Idee wäre.
    • Ist Seven nun suspendiert oder nicht? In einer Szene enthebt Shaw sie noch von ihrem Posten, in der nächsten führt die gerade erst Suspendierte dann wieder ein Sicherheitsteam an. Überhaupt macht Shaw hier keine gute Figur.
    • Jack wird – ohne vorher “gefilzt” zu werden – einfach in die Arrestzelle gesteckt. Nur Captain Kirks Viridium-Pflaster in “Star Trek VI” war ein noch offensichtlicheres Drehbuchloch in dieser Kategorie. Und dann noch der klischeehafte Trick mit dem Provozieren des Wachoffiziers, der die Intelligenz und Reaktionsgeschwindigkeit eines Pakleds zu haben scheint. Die ganze Szene hat mich u.a. verdächtig an Jokers Zellenausbruch in “The Dark Knight” erinnert.

    Ein weiterer Schwachpunkt des Drehbuchs betrifft das in meinen Augen konstruierte Dilemma, ob man Jack ausliefern sollte oder nicht. Shaws Argumentation, Schiff und Besatzung hätten außerhalb des Föderationsraums Priorität, steht im krassen Widerspruch zum Asylrecht, das die Föderation Personen gewährt, die bei Strafverfolgung durch fremde Mächte um ihr Leben fürchten müssen. Shaws Haltung mag zwar zu dessen Charakter passen, nicht aber zum Wertekanon der Föderation. Der Umstand, dass Jack als Mensch wohl auch Föderationsbürger ist, macht Shaws Entscheidung noch abstruser.

    Die hier aufgemachte Unterscheidung “Die Sternenflotte lässt niemanden aus den eigenen Reihen zurück” – ein häufig angeführtes Mantra aus früheren Episoden – und “Er ist nur ein Krimineller” hat es in dieser Form so eigentlich nie gegeben. Es wäre mir neu, dass die Sternenflotte das Leben ihrer Angehörigen als wertvoller einschätzt als das von zivilen Föderationsbürgern (oder von anderen Humanoiden) – selbst wenn es sich dabei um Personen mit kriminellem Hintergrund handelt. Und schon gar nicht gegenüber dubiosen Kopfgeldjägern, die außerhalb einer legitimen territorialen Jurisdiktion stehen. Die Oberste Direktive greift hier also nicht (nur falls jemand “Das Gesetz der Edo” oder “Wer ist John?” usw. anführen möchten.) Man fragt sich demnach, wie Shaw einen charakterlichen Eignungstest für die Befähigung zum Kommando-Offizier bestanden haben soll, wenn er derart utilitaristisch argumentiert.

    Zudem ist dieses Dilemma in “Star Trek” weder neu, noch wird es hier in besonders tiefgründiger Weise entfaltet. “Wer ist John?” (TNG 3×25) erwähnte ich bereits, aber auch “Die Verfemten” (TNG 3×11), “Der Fall ‘Dax'” (DS9 1×08) oder “Reue” (VOY 7×13) greifen ein ähnliches Dilemma auf, arbeiten die ethisch-moralischen Implikationen allerdings dezidierter, kontroverser und somit auch wirkungsvoller heraus. “Disengage” bleibt diesbezüglich doch recht oberflächlich und lässt vor allem Picard, einst Vorkämpfer für die Rechte aller empfindungsfähigen Lebewesen, in einem fragwürdigen Licht erscheinen (siehe unten).

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 4
    Die La Sirena auf M’talas Prime (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Der Handlungsstrang auf M’talas Prime leidet bedauerlicherweise abermals an einer teils erwartbaren, teils konstruierten Dramaturgie. Eine gewisse Spannung ist aber trotzdem spürbar. Nur leider ist Raffis Plan einfach strunzdumm. Man muss es so deutlich sagen. Um es mal kurz runterzubrechen: Ich gehe in eine Bar zu einem gefährlichen Gangsterboss, der übrigens weiß, dass ich kürzlich noch bei der Sternenflotte war. Dann versuche ich ihn zu bestechen…und gehe wieder gesund und munter mit neuen Informationen einfach so weg? Ziemlich naiv!

    Worfs erster Auftritt in “Picard” ist zweifellos sehr gut geschrieben und in Szene gesetzt und passt auch zu diesem Charakter. So will ich keinesfalls bestreiten, dass Worf schon früher sehr gewalttätig und mitunter auch kaltblütig agiert hat. Das ist eine nachprüfbare Tatsache (vor allem bei Duras, Gowron und Weyoun 7).

    Und dennoch finde ich diese Art der Gewaltdarstellung mit viel Blut und geradezu “zelebrierten” Enthauptungen einfach nur abartig – gerade in heutigen Zeiten, in der solche Meldungen leider immer noch bittere Realität sind, sogar in Deutschland (einfach mal googlen). Man muss den Autoren von “Picard” also fast schon einen fragwürdigen “Fetisch” für abgetrennte Köpfe attestieren, siehe “Unbedingte Offenheit” (PIC 1×04). Ganz klar: Daumen runter für diese Form der Gewaltverherrlichung – vor allem in “Star Trek”! 👎🏻 👎🏻👎🏻 

    Über den Verschwörungs-Handlungsbogen kann man indes noch nicht wirklich urteilen. Die Story kommt hier kaum voran. Klar scheint aber, dass die Sternenflotte wohl in eine große Verschwörung verwickelt ist. Dafür präsentiert sie einfach zu schnell einen Schuldigen für den Terroranschlag. Mal sehen, wie es hier am Freitag weitergeht. Nur hoffentlich dann nicht mehr auf M’talas Prime. Ein Szenenwechsel würde der B-Story jetzt mal gut tun.

    Charaktere

    Jean-Luc Picard

    In meiner letztwöchigen Rezension hatte ich kritisiert, dass Picard in “Picard” viel zu oft passiv, unselbstständig und resignativ erscheint. Besonders aufgefallen war mir das in der Dinner-Szene, in der Picard sich ziemlich schnell in sein Schneckenhaus zurückzieht, Riker die Initiative überlässt und Captain Shaws unfaire und unsachliche Angriffe einfach wehrlos über sich ergehen lässt. Für mich war das ein wahres Ärgernis.

    Umso mehr hat es mich gefreut, dass wir in “Disengage” endlich wieder den alten Picard zu sehen bekommen – wenn auch nur kurz und unter fragwürdigen Rahmenbedingungen (dazu gleich mehr). Denn: Er ist erwacht! Picard nutzt seine Autorität als Admiral, um Captain Shaws Befehl, Jack Crusher an die Shrike auszuliefern, zu überstimmen. Mit lauter, kräftiger Stimme, einem entschlossenen Blick und mit der aus TNG gewohnten Picard-Brücken-Präsenz beansprucht er die “Richtlinienkompetenz”, ohne zugleich Captain Shaw den Platz in der Mitte streitig zu machen. Yeah, das ist Jean-Luc Picard! Ein Kommandant mit Augenmaß, der zwar sagt, wo es langgeht, dabei aber stets seine Crew mitnimmt. Primus inter pares.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 5
    Patrick Stewart als Jean-Luc Picard (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Und nun kommt das Aber. Die Umstände, unter denen Picard sein altes TNG-Ich entdeckt, sind mitunter widersprüchlich – und auch moralisch fragwürdig.

    Zunächst stellt sich die Frage, warum Shaw Picards Befehlsgewalt plötzlich akzeptiert. In PIC 3×01 “The Next Generation” machte er Picard noch unmissverständlich deutlich, dass er lediglich ein Admiral im Ruhestand sei, demnach keine Befehlsgewalt besitze und die Titan folglich sein Schiff sei. Davon ist nun aber nichts mehr hören.

    Viel schwerer wiegt allerdings das Problem, dass Picard erst dann die Initiative ergreift, als er erfährt, dass Jack nicht nur Beverlys, sondern auch sein Sohn ist. Entschuldigung, aber das ist maximal blöd geschrieben, denn es widerspricht einerseits dem TNG-Picard und lässt den “Picard”-Picard auch in einem fragwürdigen Licht erscheinen. Jack ist immerhin ein Mensch, dem womöglich eine Lynchjustiz droht. Er ist Föderationsbürger. Er ist der Sohn seiner langjährigen Freundin (und Ex-Geliebten?) Beverly. Und trotz alledem bedarf es erst der persönlichen Involvierung, um zu tun, was seinem ureigensten Wertekanon entspricht?

    Für Wesley brach Picard die Oberste Direktive (TNG 1×08 “Das Gesetz der Edo”). Für Datas Tochter Lal verweigerte er den direkten Befehl eines ihm vorgesetzten Admirals. (“Datas Nachkomme” TNG 3×16). Für die Ba’ku zettelte er einen Aufstand gegen eine Anweisung des Föderationsrates an (“Star Trek: Der Aufstand”). Aber hier braucht er erst den emotionalen Tritt in den Hintern? Nein, für den Picard, den wir aus TNG kennen, sind Gene, Herkunft, Taten oder was auch immer in solchen Fragen wahrlich nicht entscheidend. Picard muss hier einfach früher dominanter auftreten.

    Leider hat man auch nach 22 Folgen “Picard” stellenweise immer noch das Gefühl, dass die Autoren der Serie Picard nicht so gut kennen, wie sie ihn eigentlich kennen sollten. Immer mal wieder agiert er “out of character”.

    Jedenfalls ist Jacks Existenz ein echter Game Changer für Picard. Seine Familienlinie wird nun womöglich doch nicht mit ihm enden. Es dürfte spannend werden, wie der 96-jährige Picard mit seiner unerwarteten Vaterschaft umgehen wird.

    Jack Crusher

    In einer kurzen Rückblende, aber auch im weiteren Verlauf der Episode erfahren wir Hintergründe zu Jack Crusher, der sich am Ende als Beverlys und Picards gemeinsamer Sohn herausstellt.

    Vieles deutet darauf hin, dass er (im Gegensatz zu Ed Speleers) erst Anfang 20 ist, was seine Zeugung auf die Zeit kurz vor oder kurz nach “Star Trek: Nemesis” (2379) datieren würde. Rikers Gespräch mit Picard im Turbolift sowie Picards Gespräch mit Laris in Folge 3×01 legen jedenfalls eine (kurze) Beziehung zwischen Jean-Luc und Beverly nahe. Dazu passt auch der abrupte Kontaktabbruch, der in die frühen 2380er-Jahre fallen dürfte.

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    Ed Speleers als Jack Crusher (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Jack wird in “Disengage” eigentlich recht gut charakterisiert, wenngleich er natürlich noch einige Geheimnisse birgt, die auch am Ende der Episode noch nicht gelüftet werden. Aber so viel kann man schon mal sagen: Jack ist das Kind seiner Eltern! Er trägt den Gerechtigkeitssinn und das Helferherz seiner Mutter in sich, aber ebenso das Selbstbewusstsein, die Gerissenheit und die Entscheidungsfreudigkeit seines berühmten Vaters. Meinem Eindruck nach könnte er wie seine Mutter ein Arzt sein – oder zumindest fundierte medizinische Kenntnisse besitzen.

    Interessanterweise spiegelt er auch den kriminellen Background von Picards angeblichen Sohn Jason Vigo (TNG 7×22 “Boks Vergeltung”) wider. Eine nette Anspielung auf die besagte TNG-Folge.

    Jack hat die ein oder andere gute Dialogzeile (“Gibt es irgendeine Person, die Sie kennen, die immer noch die Person ist, die Sie kannten?” Oder haben Sie auf Ihrem Weingut Wurzeln geschlagen, während für den Rest das Leben weiterging?”). Er wirkt an der ein oder anderen Stelle aber noch etwas überzeichnet. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass man ihn in dieser Episode besonders “cool” erscheinen lassen wollte. Im Netz werden schon Parallelen mit Han Solo ausgemacht – und das wohl nicht ganz zu Unrecht.

    Die Figur hat aber zweifellos Potential und ich bin gespannt, was wir noch alles über ihn erfahren werden. Mindestens genauso gespannt bin ich allerdings darauf, welche Dynamik Beverlys und Jacks Mutter-Sohn-Beziehung kennzeichnen wird. Da Jack scheinbar ein völlig anderes Naturell als Wesley besitzt, unter ganz anderen Umständen aufgewachsen zu sein scheint und sich auch Beverly verändert hat, werden wir ganz sicher keine simple Neuauflage von “Shut up, Wesley!” erleben. 😉

    Beverly Crusher

    Gates McFadden hat nur einen kurzen Auftritt ohne jede Textzeile. Und dennoch ist ihr Auftritt das absolute Highlight der Folge. Grandios gespielt! Wortlos, einzig auf Blickkontakt basierend, teilt sie Picard mit, was ihm wohl schon irgendwie bewusst war: Jack ist der Sohn, den er nie aufwachsen sah. Die unverhoffte Erfüllung eines persönlichen Traums, spätestens seit “Star Trek: Treffen der Generationen” (2371).

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 7
    Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Alles das weiß Beverly. Und trotzdem entschied sie sich dafür, Jack aus Picards Leben herauszuhalten. Wir alle wissen, wie einfühlsam Dr. Crusher eigentlich ist. Es muss also einen triftigen Grund dafür geben und den werden wir wohl in Folge 3 erfahren. Ich bin gespannt auf diese neue Beverly, die die letzten Jahre scheinbar in einer Grauzone zwischen Humanität und Illegalität verbracht hat.

    Captain Shaw & Seven of Nine

    Etwas im Hintergrund der Geschehnisse um Jack Crusher verläuft der Konflikt zwischen Captain Shaw und seiner Nummer Eins, Commander Hansen aka Seven of Nine. Ich muss zugeben, dass ich aus dieser Konstellation nicht so ganz schlau werde. In TNG hatte ich den Eindruck, dass sich ein Captain seinen Ersten Offizier aus einer Liste aus Kandidaten aussuchen darf. Hier sieht es aber so aus, als habe man Seven einfach auf den Posten gesetzt, ohne zuvor Shaws Zustimmung einzuholen.

    Nun gut, die beiden sind sich scheinbar nicht grün und diese Antipathie beruht auch auf Gegenseitigkeit. Das ist auch der Unterschied zur Anfangsphase von “Deep Space Nine”, wo Kiras Antipathie gegenüber Sisko zunächst einseitig war – und auch nicht persönlich, sondern sich gegen die Sternenflotte insgesamt richtete.

    Ich habe aber durchaus den Eindruck, dass sich deren angespanntes Verhältnis im Verlauf der Staffel noch positiv verändern wird. Hoffnung macht mir hier vor allen Dingen der Umstand, dass Shaw weder fachlich inkompetent noch grundsätzlich unmenschlich rüberkommt. Vielmehr scheint er an einem persönlichen Trauma (“NuTrek” halt!) zu leiden, das ihn irgendwie zu hemmen scheint.

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    Captain Shaw (Todd Stashwick) und Commander Hansen (Jeri Ryan) im Clinch (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Captain Vadic macht eine kurze Anspielung, die Shaw in diesem Moment auch sehr zu treffen scheint: “In Anbetracht Ihres offiziellen psychologischen Profils bei der Sternenflotte bin ich überaus froh, dass Sie trotz allem weiterhin…funktional sind.” Das geht im Eifer des Gefechts etwas unter. Die Wolf 359-Theorie könnte also stimmen. Shaw wird die Katze irgendwann aus dem Sack lassen – oder dazu genötigt werden.

    Wie gesagt, mein Gefühl sagt mir, dass wir Shaw am Ende der Staffel noch lieben werden. Wollen wir wetten?

    William T. Riker

    Captain Riker bleibt dieses Mal etwas mehr im Hintergrund, ohne jedoch zum Statisten degradiert zu werden. Jonathan Frakes spielt hier wieder sehr stark. Es macht Spaß, wie er Picard immer mal wieder in den Hintern tritt. Denn wie wir wissen, verdrängt der gute Admiral gerne mal Dinge, die seine Privatsphäre und sein Seelenleben betreffen. Riker ist hier Picards Gewissen; quasi das, was Pille stets für Kirk war. Wenngleich Riker sich etwas filigraner ausdrückt als McCoy damals.

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    Jonathan Frakes (rechts) als Captain William T. Riker (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Erfreulich ist auch, dass Riker immer wieder auf Konfrontationskurs mit Shaw geht und ihm klarmacht, dass ein guter Sternenflotten-Captain mehr drauf haben muss als nur kühle Paragrafenreiterei. Dass es dabei auch um das Vertreten von Werten geht. An dieser Stelle hätte das Rededuell gerne noch etwas aggressiver und persönlicher werden dürfen, etwa indem Shaw Riker unterstellt, er könne nicht verkraften, dass die Titan nun sein Schiff ist. Aber unter dem Strich hat mir Rikers Rolle gut gefallen.

    Raffi & Worf

    In Bezug auf Raffi hat sich leider nicht viel geändert. Auch in “Disengage” hatte ich nicht den Eindruck, dass sich Raffi seit Staffel 1 als Person großartig weiterentwickelt hat, von ihrer Drogen-Abstinenz mal abgesehen. Sie ist immer noch genauso emotional kompromittiert, jähzornig und kopflos wie eh und je. Wäre sie in ihren 20ern, könnte ich wahrscheinlich besser damit leben. Aber sie ist fast 50 Jahre alt, hat es bis zum Rang eines Commanders gebracht, zeigt aber leider überhaupt keine Professionalität und auch keine Führungsqualitäten. Nach der zweiten Staffel wäre eine Weiterentwicklung einfach angebracht gewesen. Das heißt ja nicht, dass man den Charakter komplett umschreiben muss.

    Dass sie auf eigene Faust weiterermittelt, ist derweil nachvollziehbar und passt auch zum Charakter. Das hätten viele andere Trek-Charaktere sicherlich auch so gemacht. Aber ihr Plan ist einfach seltendämlich. Ebenso blöd finde ich es, dass man bei ihr ständig dieselbe Leier erzählt. Mal wieder muss sie sich zwischen Familie und Pflicht entscheiden, was grundsätzlich noch okay wäre, hätte man dieses Szenario nicht so dermaßen konstruiert. Es wirkt einfach unglaubwürdig.

    Ich würde gerne mal etwas Positives über Raffi schreiben, aber leider sehe aktuell noch keinen Anlass dazu. Mir ist sowohl der Charakter als auch das Setting auf M’talas schlicht viel zu zeitgenössisch.

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    Worf (Michael Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) auf M’talas Prime (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Zu Worfs Auftritt habe ich bereits einige Worte verloren. Mir ist das zwar zu viel krasse Gewalt; aber die Art, wie man Worf einführt, ist schon echt stark. Nicht besonders intelligent scheint es mir aber zu sein, einen möglichen Informanten sofort zu töten, ohne ihn vorher wenigstens einmal zu verhören. An dieser Stelle ist den Autoren leider die Unlogik von Worfs Agieren entgangen.

    Und was soll man zu Michael Dorn sagen? Der Mann war 69 Jahre alt, als diese Szenen gedreht wurden. Ich weiß nicht, wie viel er hier selbst choreografiert hat, aber es ist auch so offenkundig: Dorn ist verdammt fit geblieben und wirkt auch mindestens zehn Jahre jünger. Vielleicht habe ich auch deswegen ein kleines Problem mit Worfs weißen Haaren in “Picard”. Es passt einfach nicht so recht zu Dorns junggebliebenem Gesicht. Und natürlich hat Worf mit 61 Jahren im Normalfall auch noch gut die Hälfte seines Lebens (oder noch mehr) vor sich. Sicherlich kann man auch im mittleren Alter schon ergrauen, aber weißhaarige Klingonen waren bisher meistens über 100 Jahre alt. Nichtsdestotrotz sieht Worf hier schon verdammt cool aus.

    Als jemand, der TNG und DS9 geliebt hat, freue ich mich ganz besonders über Worfs Rückkehr. Es ist ein ganz besonderes Gefühl. Worf hat mich quasi meine gesamte Teenagerzeit begleitet, er gehört folglich zu meinen absoluten Lieblingscharakteren in “Star Trek”. Qapla’, Worf! Schön, dass du wieder da bist!” 💪🏿

    Sneed & Vadic

    Zum Abschluss der Charakter-Analyse noch ein Blick auf die beiden Bösewichte der Episode: Captain Vadic und der Ferengi Sneed.

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    Aaron Stanford als Ferengi-Gangsterboss Sneed (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Oh ja, Sneed ist wirklich ein Ferengi der alten Schule: gierig, schmierig, skrupellos. Ein echter Widerling. So muss das sein! Aaron Stanford spielt Sneed wirklich exzellent. Die Drogen-Szene hat mich irgendwie an Scarecrow in “Batman Begins” (2005) erinnert.

    Ohne zu wissen, wie es auf Ferenginar unter Grand Nagus Rom weiterging, ist es gut zu wissen, dass es immer noch die “alten” Ferengi dort draußen gibt. Ich muss zugeben, dass ich nie ein Freund davon war, die Ferengi-Kultur mit den Werten der Föderation zu reformieren, so wie es am Ende von “Deep Space Nine” angedeutet wurde. Das “Wir sind allen anderen Kulturen moralisch überlegen”-Narrativ der Menschen war mir manchmal dann doch etwas zu viel. Daher freut es mich, dass die klassischen Ferengi wieder zurück sind. Gerne mehr davon (aber bitte ohne Enthauptungen!).

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    Amanda Plummer als Captain Vadic (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Noch nicht so recht überzeugen konnte mich dagegen der Big Bad der Staffel: Captain Vadic. Sicherlich, Amanda Plummer kann gut schauspielern und auch die Referenzen an das Gebaren von General Chang aus “Star Trek VI: Das unentdeckte Land”, damals gespielt von ihrem Vater Christopher Plummer, sind absolut gelungen.

    Nichtsdestotrotz wirkt diese Figur zum aktuellen Zeitpunkt leider noch stark überzeichnet. Und von so etwas bin ich einfach kein Freund. Ich mag dann doch lieber Bösewichte, die zunächst einigermaßen “normal” beziehungsweise zugänglich wirken, dann aber nach und nach ihre dunkle Seite offenbaren. Khan, Gul Dukat, Weyoun oder auch Kai Winn sind hier die Referenzobjekte.

    Vadic geht stattdessen gleich in die Vollen, was angesichts von nur zehn Staffelepisoden vielleicht auch sinnvoll sein könnte. Mir war es aber einfach zu viel Zynismus, Madness und Sadismus. Aber auch hier gilt: Die Staffel ist noch jung und es kann sich noch vieles relativieren. Da man ihren Background noch nicht kennt – die Kopfgeldjäger-Story könnte ja auch erfunden sein – verbietet sich natürlich eine Vorverurteilung des Charakters. Den Start fand ich aber bestenfalls leidlich gelungen.

    Inszenierung

    Da bei “Picard” bezüglich des Regiestuhls das Doppelfolgen-Prinzip gilt, durfte bei “Disengage” erneut Doug Aarniokoski Regie führen.

    Das Action-Highlight der Folge ist gewiss die Sequenz, in der die Shrike (hier hätte die deutsche Version besser nicht übersetzen sollen! – “Würger”) die Eleos mit dem Traktorstrahl auf die Titan schleudert. Das ist wirklich eine coole Idee, endlich mal was Neues. Überhaupt können sich die Effekte wieder sehen lassen, wenngleich ich Christopher zustimmen würde, dass die Außenhülle der Titan stellenweise etwas künstlich wirkt. Das hatte man in den vergangenen Jahren schon deutlich authentischer hinbekommen.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x02 - "Abgezogen" 13
    Die Shrike wirft die Eleos mit einem Traktorstrahl auf die Titan (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×02 © Paramount)

    Abgesehen davon ist die Folge mal wieder eine sehr runde Sache. Ein besonderes Lob darf man erneut dem Komponisten Stephen Barton aussprechen, dessen Score insbesondere die Beverly-Picard-Szene musikalisch in absolut perfekter Weise begleitet.

    Meine einzigen Kritikpunkte sind, wie bereits erwähnt, die exzessive Gewaltdarstellung sowie die Tatsache, dass das Setting oftmals einfach zu dunkel und farblich monoton wirkt. Auch M’talas Prime erinnert zu stark an einige Locations von “Discovery”. Wobei ich das Etablissement, in dem Sneed residiert, aus dieser Kritik herausnehmen möchte. Das sah nämlich echt gut aus.

    Episoden-Infos

    SerieStar Trek: Picard
    Episoden-Nummer22 (Staffel 3, Folge 2)
    OriginaltitelDisengage
    Deutscher TitelAbgezogen
    Story & DrehbuchChristopher Monfette & Sean Tretta
    RegieDoug Aarniokoski
    US-Erstausstrahlung23. Februar 2023
    DE-Erstausstrahlung24. Februar 2023
    Laufzeit49 Minuten
    Datum (In-Universe)2401
    Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

    On Screen: Serien-Podcast

    Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

    Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

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    On Screen! Unsere Echtzeitbesprechung zu Star Trek: Picard 3×02 “Disengage”

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    Jack Crusher in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Jack Crusher in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)

    Lasst uns gemeinsam “Disengage” schauen! Holt euch Peter und Christopher ins Haus, um nochmal mit viel unnützem Wissen im Gepäck die zweite Folge der dritten Staffel “Star Trek: Picard” zu gucken. Wir schwärmen und lästern über Lieblingsszenen, analysieren Themen, Anspielungen und Easter Eggs und geben euch auch bemerkenswerte Infos und Triva über die Geschehnisse hinter der Kamera.

    Picard und Riker in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Picard und Riker in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)

    Nachreichung: Die Thriller-Serie um einen heimkehrenden Soldaten aus Kriegsgefangenschaft, an die sich Christopher in der Episode nicht erinnern kann, heißt “Homeland“. Und die manische CIA-Agentin aus dieser Serie, die große Ähnlichkeiten zu Raffi Musiker hat, heißt Carrie Mathison (gespielt von Claire Danes).

    Erstrezension: Star Trek: Picard 3×02 – “Abgezogen”

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    Star Trek: Picard (© Paramount)

    Weiter geht’s mit Folge 2 der aktuellen “Picard”-Staffel. Tom Götz geht in die Detailanalyse. Wie immer gilt: SPOILER ahead!

    Rezension: “Star Wars – Die Geschichte der Halcyon”

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    Ein neuer Äraübergreifender Star Wars-Comic.

    Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×02 – “Disengage”

    Titan und Shrike in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Titan und Shrike in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)

    Das Abenteuer von Admiral Picard und Captain Riker auf der U.S.S. Titan geht weiter. Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×02 “Disengage”.


    Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

    Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

    • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
    • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
    • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
    • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

    Disengage

    Die S.S. Eleos mit Picard, Riker und den beiden Crushers an Bord ist einem unbekannten aber vielfach überlegenen Schlachtkreuzer ausgeliefert. Als eine Torpedosalve das angedockte Shuttle der Titan zerstört, verliert die Crew ihre letzte Rückzugsmöglichkeit. Schnell wird klar, dass das Ziel der Angreifenden Jack Crusher ist.

    Handlung

    In “Disengage” setzen Autoren Christopher Monfette und Sean Tretta die beiden bekannten Storystränge fort. Während im Ryton-System Picard und Co. Bekanntschaft mit Captain Vadic machen, verfolgt Agent Musiker eine Spur, um die Drahtzieher des Anschlages auf M’Talas Prime ausfindig zu machen.

    Picard und Riker in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Picard und Riker in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)

    Vorweg: Die äußere Handlung von “Disengage” zeigt wie üblich ein paar kleinere Schwächen. Picards und Rikers Versuche, die Eleos gegen Vadic zu verteidigen sind überraschend wirkungsvoll. Und Shaw scheint sich die ganze Folge nicht entscheiden zu können, ob er Seven vertrauen oder aus dem Verkehr ziehen will. Aber das sind vergleichsweise belanglose Kleinigkeiten, die angesichts des interessanten Kernproblems, das die Episode behandelt, verziehen werden können.

    Während die Agentenstory um Raffi nach wie vor eher zweckmäßig vor sich hinplätschert, hat der A-Plot einen klaren Handlungs- und Spannungsbogen. Sowohl die Eleos als auch die Titan sind Captain Vadics Raumer Shrike hofflungslos unterlegen, was die Auslieferung Crushers zu einem wahren Dilemma macht, das vor dem Hintergrund einer tickenden Uhr beantwortet werden muss.

    Damit begibt sich “Star Trek: Picard” auch erstmals in Gefilde moralischer Ambivalenz. Denn wie wir bereits im Auftakt der Episode erfahren, hat Jack Crusher einiges auf dem Kerbholz. Außerhalb des Föderationsraumes könnte es tatsächlich legitime Gründe für Strafverfolger und Kopfgeldjäger geben, den jungen Mann festzunehmen.

    So müssen direkt zwei Spannungsfelder diskutiert werden: Erstens die utilitaristische Abwägung des Wohles von 500 Besatzungsmitgliedern der Titan gegenüber dem Wohl des einzelnen Jack Crusher. Und zweitens die deontologische Frage, ob es auch außerhalb der eigenen Jurisdiktion geboten ist, einem Kriminellen Asyl gegenüber einer Strafverfolgung zu gewähren, die vermutlich vor inhumanen Strafen nicht zurückschreckt.

    Zwar investiert “Disengage” vergleichweise viel Zeit in die Diskussion dieser Dilemmas, zu meiner anfänglichen Verwunderung bleibt sie aber inhaltlich recht oberflächlich. Der Grund dafür ist, dass die vordergründigen moralischen Aspekte von einer persönlich-emotionalen Frage begleitet werden: Picards Verhältnis und Pflichtgefühl gegenüber Jack als Beverlys Sohn.

    Jack Crusher in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Jack Crusher in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)

    Die B-Story ist leider erneut eine zähe und vorhersehbare Angelegenheit, deren Hauptzweck darin zu bestehen scheint, einen weiteren Charakter einzuführen. Raffi bewegt sich von einer unerfreulichen Begegnung zur nächsten, wobei der Plot ihrer Handlung von Sackgasse zu Sackgasse mäandert.

    Charaktere und Dialoge

    Viel wurde darüber geschrieben und erzählt, dass man in Stewarts Spiel die energischen Qualitäten von Captain Picard vermisse. Mit “Disengage” wird klar: Das war eine bewusste Entscheidung von Stewart, nicht Altersmüdigkeit. Mit der wachsenden Bedrohung auf der Eleos ist Picard plötzlich wieder “voll da”. Mit fester Stimme, Umsicht und Entschlossenheit spielt Stewart einen Jean-Luc Picard, der auch einer vermeintlich ausweglosen Lage gewachsen ist.

    Von der ersten bis zur letzten Szene bekommen Fans einen Picard, wie ihn viele seit “Nemesis” vermisst haben. Allerdings gibt es diesen Jean-Luc Picard nicht exklusiv. Die zutiefst persönliche Komponente der A-Story gibt Stewart Gelegenheit, auch Picards Verletzlichkeit und inneren Konflikt zu zeigen. In den letzten Szenen der Episode kommuniziert Stewart mit einem Blick mehr, als in manchen minutenlangen Szenen zuvor gesagt wurde.

    Die Episode gibt uns auch erstmals Gelegenheit Captain Shaw besser kennenzulernen und einen Eindruck von seinen Entscheidungsprozessen zu gewinnen. Leider komme ich aus der Episode teils verwirrt, teils ernüchtert heraus. Das Gute vorweg: Shaw ist ein kompetenter Captain und gegen Ende der Episode überrascht er mich damit, offenbar für unterschiedliche Eventualitäten Vorkehrungen getroffen zu haben, auch solche, die er vorher kategorisch ausgeschlossen hatte.

    Seven und Shaw in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Seven und Shaw in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)

    Allerdings ist Shaw in dieser Folge als Paragraphenreiter und Utilitarist gezeichnet, der naiv Leben abzählt und gegeneinander rechnet. Das ist eine intellektuell eher unspannende Grundhaltung, die sich leicht aushebeln lässt (Minuspunkte für Will Riker, der das zwar erkennt, aber außer allgemeiner Empörung kein substantielles Argument für eine deontologische Gegenposition vorbringen kann). Wenig glaubwürdig finde ich zudem, dass Seven ihn mit einem Appell an seine Eitelkeit relativ einfach dazu bringen kann, eben diese utilitaristischen Prinzipien in einer frühen Schlüsselszene der Folge über Bord zu werfen.

    Ein echtes Highlight ist Amanda Plummer als Captain Vadic, die sie als wahre Psychopathin mit herrlicher Hingabe spielt. Kindlich verspielt, intelligent und sadistisch zugleich ist sie eine tolle Gegenspielerin, die ab der ersten Szene völlig mühelos auf Augenhöhe mit Stewart und Stashwick parliert, wenn nicht gar die Szenen stiehlt. Auch wenn wir wenig über Hintergrund und Motivation der Figur erfahren, ist aber schon nach diesem ersten Auftritt klar, dass Amanda Plummer die beste Besetzung für eine Antagonistin seit Richardo Montalbans Khan ist. Sie kann sicherlich die ein oder andere Unebenheit im Drehbuch überspielen und vergessen machen, wenn es darauf ankommt.

    Inszenierung

    Wie auch der Pilot wird diese Episode von Douglas Aarniokoski in Szene gesetzt. “Picard” wagt sich erstmals bewusst in eher klassische Gefilde des “Star Trek”-Storytellings und Aarniokoski inszeniert dies unaufgeregt und kompetent. Obwohl das Dilemma interessant und persönlich zugleich ist und vor dem Hintergrund einer tickenden Uhr gelöst werden will, mag sich aber das letzte Quantum Spannung nicht einstellen. Im A-Plot ähnelt “Disengage” damit im Guten wie im Schlechten von der Dramaturgie einer “The Next Generation”- oder “Voyager”-Episode wie keine andere in “Picard”.

    Dagegen fällt die B-Handlung auf M’Talas spürbar ab. Raffi geistert durch die immer gleichen Winkel des offenbar winzigen Sets von District 6. Es kommt dabei keinerlei Spannung auf. Ich weiß nicht, ob es objektiv so ist, aber gefühlt verbringt “Disengage” deutlich mehr Zeit auf M’Talas Prime als die erste Episode.

    Eleos im Traktorstrahl der Shrike in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Eleos im Traktorstrahl der Shrike in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)

    Eine unterwartete Schwachstelle der Folge sind die visuellen Effekte. Zwar hat “Disengage” spektakuläre Ideen, was sich mit modernen Mitteln im Genre umsetzen lässt, aber mit der künstlerischen Umsetzung hadere ich. Ein frühes Beispiel ist die Darstellung eines Traktorstrahls. Statt des üblichen in Streifen changierenden Lichtkegels erscheint er in “Disengage” als elastisch wabernder Wirbel aus übersättigten Wolkenfetzen. Der Effekt wäre einem Fantasy- oder Superheldensetting angemessen, in “Star Trek” empfinde ich ihn als unpassend.

    In der diffusen Beleuchtung des Raumdocks und der Warpsterne der ersten Folge fiel mir ein weiteres Problem nicht negativ auf, das in “Disengage” aber ins Auge sticht: “Picard” hat ein Beleuchtungs- und Materialproblem was die Raumschiffe anbelangt. Die Schiffe glänzen unnatürlich stark und es streut zu wenig Licht auf den Oberflächen. Die Hülle der Titan scheint die Beschaffenheit einer blanken Blechbüchse zu haben, die Shrike glänzt wie ein Plastikspielzeug – das wirkt unnatürlich.

    Sicherlich weiß niemand von uns, welche optischen Eigenschaften Hightech-Materialen für den Raumschiffbau im 25. Jahrhundert haben werden. Aber der Look von “Picard” hat sich spürbar von der Ästhetik realer NASA-Aufnahmen oder “naturalistischer” Klassiker wie Stanley Kubriks “2001” entfernt und lehnt sich nun stärker an Comicverfilmungen und Videospiele an (Anzeichen dafür fanden sich auch schon in dem Staffel-2-Finale “Farewell”). Das ist im Wesentliche eine Geschmacksfrage. Aber diesem Rezensenten, der auch ansonsten nichts dagegen hätte, wenn “Star Trek” die wissenschaftlichen Aspekte seines Science-Fiction-Settings ernster nehmen würde, gefällt der stilistische Schwenk nicht.

    Unabhängig von dieser B-Note muss man der Episode abermals bescheinigen, fantastische Bilder und Klangwelten auf Bildschirm und Boxen zu zaubern. Das Finale der Episode ist zudem ein Versprechen darauf, dass wir nächste Woche noch bedeutend mehr zu staunen haben werden.

    Beobachtungen

    Jack Crusher in "Disengage" (Szenenphoto: Paramount)
    Jack Crusher in “Disengage” (Szenenphoto: Paramount)
    • Die Eleos ist ein Schiff der Mariposas, der medizinischen Hilfsorganisation, die auf Theresa und Rios zurückgeht.
    • Das Shuttle, mit dem Picard und Riker zur Eleos geflogen kamen, hieß Saavik.
    • Sneed ist gut vernetzt. Laut Computer-Anzeige gehören zu seinen Kontakten Morn, Quark, Brunt und Captain Okona
    • Sneed wird von von Aaron Stanford gespielt. Der Schauspieler ist bekannt als James Cole aus “12 Monkeys”, der Serie von Terry Matalas, in der er gemeinsam mit Todd Stashwick (Captain Shaw) vor der Kamera stand.
    • James Cole ist auch einer der Decknamen unter denen Jack Crusher operiert.
    • Wo wir gerade dabei sind: “Splinter” ist nicht nur der Name des speziellen “Cocktails” von Sneed, sondern auch die umgangssprachliche Bezeichnung der Zeitreisetechnologie aus “12 Monkeys”.
    • Die Ankunft der Titan-A erinnert stark an das Eintreffen der Enterprise-E bei der Schlacht von Sektor 001 in “First Contact
    • Vadic ist gut informiert. Es tun sich direkt mehrere Fragen auf. Nicht zuletzt, warum sie im Gegensatz zu ihrer Crew keine schwarze Kutte mit weißer Vogelmaske trägt.
    • Raffi scheint eine echte Todessehnsucht zu haben. Die zweite Episode in Folge fragt sie sich wenig subtil und sehr aggressiv in der Unterwelt durch. Ist das die Idee der Sternenflotte von Geheimdienstarbeit?
    • Hat niemand Jack Crusher gescannt, als er an Bord kam? Verschiedene Aspekte der Handlung von “Disengage” hätte man sehr viel einfacher und schneller auflösen können, wenn jemand mal einen Tricorder zur Hand genommen hätte.
    • Das Ende der Folge verwundert mich ein wenig, weil sie den Eindruck erweckt, Shaw hätte sich und die Brückencrew bewusst auf diesen Ausgang der Ereignisse vorbereitet. Dabei hatte er zuvor Picard eine Abfuhr erteilte, als dieser mit ihm über genau diese Möglichkeit sprechen wollte. Ich unterstelle, dass Shaw sehr wohl mit allen Eventualitäten geplant hat und Picard einfach auflaufen ließ.

    Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

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    Rezension: “Die tausend Leben des Ardor Benn”

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    Ein neuer Fantasy-Roman bei uns im Review.

    Inhalt (Klappentext)

    Gentleman. Gauner. Legende. Ardor Benn ist kein gewöhnlicher Dieb. Er ist gerissen, ehrgeizig und ein Meister des komplexen Coups. Sich selbst bezeichnet er gerne als “außergewöhnlichen Gentleman-Gauner”. Als ein Priester ihn für den bislang riskantesten Job seiner Karriere anheuert, weiß Ardor nur zu gut, dass er dafür mehr als Schlagfertigkeit und Taschenspielertricks benötigt. Er stellt daher eine illustere Truppe aus Fälschern, Täuschern, Intriganten und Dieben zusammen und macht sich daran, den mächtigsten König zu bestehlen, den das Reich je gesehen hat. Doch schon bald wird klar, dass hier mehr auf dem Spiel steht als Ruhm und Ehre – Ardor und seine Leute könnten die letzte Hoffnung der gesamten Menschheit sein.

    Kritik

    Mit den “Tausend Leben des Ardor Benn” wird ein neues Fantasyabenteuer vorgelegt, das mit 800 Seiten recht massiv geworden ist. Hier wird uns eine neue Fantasywelt präsentiert, die auf einigen Inseln spielt. Und wie in anderen Fantasywelten, so gibt es auch hier einige, nunja, magische Sachen. Der beste Stoff, den es in der Welt von Ardor gibt ist das sogenannte Drachenmalm. Das wird aus den Überresten von Drachen hergestellt (oder anderen Dingen) und hat unterschiedliche Eigenschaften. Aus Drachenflügeln wird z.B. Federmalm gewonnen, das einen schweben lässt, wobei es immer sogenannte Malmsphären gibt, die sich als Kugel um den Anwender schließen. Und diesen Malm gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, was im Laufe der Geschichte noch wichtig wird.

    In diese Welt kommt Ardor Benn, der selbsternannte Meister von List und Tücke. Eigentlich will er nur ein paar Diebeszüge machen, wird aber von einem Priester für eine sehr wichtige Mission angeheuert, die sich zu etwas entwickelt, womit er sicher nicht gerettet hätte. An dieser Stelle will ich zu einigen Sachen der Story nicht zu sehr ins Detail gehen, da hier doch ein paar überraschende Wendungen drin sind, die man selber erleben sollte Natürlich erst, wenn die Story in Gang gekommen ist, womit wir auch schon bei den Mankos wären.

    Denn vor allem zu Beginn braucht man etwas Sitzfleisch (respektive Lesefleisch). So richtig Fahrt nimmt die Handlung erst nach ca. 200 bis 300 Seiten auf, dann wird sie aber richtig gut. Keine Sorge, es sind dann immer noch über 500 Seiten da, die richtig gut abgehen, sofern man sich eben nicht vom Beginn etwas hat abschrecken lassen. Und das dieser Beginn nicht funktioniert, liegt an zwei Dingen.

    Zum einen werden ein paar altbekannte Klischees bedient. So heuern Ardor und sein Partner Raek eine Diebin an, die ihnen helfen soll und es kommt, wie es kommen muss: Sie und Ardor kommen sich näher und schmachten sich fast von Beginn an an. Das ist halt so völlig Klischee, das man hier nur die Augen verdrehen kann. Auch das Ende und die Trennung wirkt an der Stelle dann etwas abrupt und zerstört eigentlich einiges an Charakterentwicklung, die im Laufe des Bandes aufgebaut wurde. Aber dazu kommen wir gleich noch im Detail.

    Der zweite Punkt ist, das unser Meister von List und Tücke eben aus dem Bauch heraus agiert und dabei in einige lustige Situationen gerät. Vor allem zu Beginn des Buches ist halt offensichtlich, das man hier eher die Comedy-Schiene bedienen will und Situationen präsentiert, aus denen Ardor sich herausquatschen muss. Nun funktioniert Humor aber auf den geschriebenen Seiten nicht so gut wie etwa im Fernsehen, da muss man schon das Kaliber eines Douglas Adams auffahren. Dies gelingt hier leider nicht, auch wenn man sich einige der hier gezeigten Situationen durchaus bildlich vorstellen und eruieren kann, wie sie etwa auf der Mattscheibe wirken würden.

    Das hat zum Glück auch der Autor gemerkt und schwenkt eben nach diesem erwähnten Beginn um. Zwar ist Ardor immer noch flapsig unterwegs, es ist dann aber harmonischer in die Welt eingefügt als zuvor. Und dann konzentriert man sich im weiteren Verlauf der Geschichte auf das, was man in einem Buch machen sollte: Charakterszenen. Hier entwickelt sich vor allem der Titelgebende Ardor von einem Gauner zu einem verantwortungsbewussten Mann, was man ihm auch in jeder Sekunde abnimmt, immerhin verfolgt man dies ja live. Doch auch seine Weggefährten bekommen genug Szenen spendiert, in denen sie glänzen können. Ja, selbst die Bösewichte bekommen, wenn auch nicht derart tief wie unsere Helden aber immerhin, etwas Profil verpasst.

    Zudem werden im Setting gute und abwechslungsreiche Schauplätze eingeführt, die schon fast zwei Bände hätten füllen können. Und dann gibt es da auch noch die Verbindung zu Ardors Vergangenheit, die ebenso zu gefallen weiß und hier nicht gespoilert werden soll. Denn ebenso wie das Ende ist das durchaus eines der Highlights der Geschichte. Wobei wir den Bogen zum Ende noch schlagen müssen.

    Denn dort gibt es dann wieder ein paar Schnitzer. Zum einen eben das erwähnte Ende mit Quarrah und zum anderen eine Szene, die an die Konsequenzlosigkeit anderer großer Franchises (Hallo, Marvel!) erinnert. Ohne zuviel zu verraten, passiert etwas, das Ardor etwas aus der Bahn wirft, ihm aber hilft, zu sich zu finden. Leider wird das dann am Ende wieder zunichte gemacht und negiert. Nicht falsch verstehen, persönlich finde ich es gut, das man diesen Weg gegangen ist, ist die Charakterdynamik zwischen Raek und Ardor doch mit das Beste an dem Band, es hinterlässt aber durchaus einen schalen Nachgeschmack.

    Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×01 – “Die nächste Generation”

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    Mit “Die nächste Generation” startet “Star Trek: Picard” ähnlich vielversprechend in die dritte Staffel wie zuvor schon mit “Gedenken” (PIC 1×01) und “Die Stargazer” (PIC 2×01). In die überschwänglichen Lobeshymnen will der Rezensent allerdings (noch) nicht einstimmen. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

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    “Star Trek: Picard” © Paramount

    Handlung

    Picard (Patrick Stewart) und Laris (Orla Brady) bereiten ihre Abreise nach Chaltok IV vor, wo Laris die Sicherheitsvorkehrungen für eine diplomatische Konferenz organisieren soll. Wenig später empfängt der Admiral a.D. über seinen alten Enterprise-D-Kommunikator einen codierten Notruf, der von einer alten Freundin stammt: Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden).

    Beverlys Schiff, die S.S. Eleos XII, wurde von unbekannten Aggressoren geentert. Bei dem Versuch, die Invasoren abzuwehren, wird die ehemalige Ärztin der Enterprise-D und E scheinbar schwer verletzt. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Picard, mit dem sie seit über 20 Jahren kein Wort mehr gewechselt hat. Sie warnt ihn vor einer Verschwörung und möchte nicht, dass Picard die Sternenflotte informiert.

    Picard nimmt daraufhin Kontakt zu seinem alten Freund Captain William T. Riker (Jonathan Frakes) auf, mit dessen Hilfe er Beverlys Aufenthaltsort im Ryton-System, etwas außerhalb des Föderationsgebietes, lokalisiert. Unter einem Vorwand – einer unangekündigten Routineinspektion – gelangen Picard und Riker als Gäste an Bord der neuen U.S.S. Titan NCC-80102-A, wo sie den Kommandanten, Captain Liam Shaw (Todd Stashwick), zu einem kleinen Abstecher in das Ryton-System überreden wollen. Als der renitente Shaw dies ablehnt, lässt der Erste Offizier der Titan, Commander Annika “Seven of Nine” Hansen (Jeri Ryan), den Kurs eigenmächtig ändern.

    Im Ryton-System angekommen, fliegen Picard und Riker mit einem Shuttle zur Eleos, wo sie die schwer verletzte Beverly in einer Stasiskammer vorfinden – und ihren bisher unerwähnten zweiten Sohn (Ed Speelers), der bei der Attacke unverletzt geblieben ist. Kurz darauf wird die Eleos erneut von den Fremden umzingelt.

    Derweil ist Starfleet Intelligence-Offizier Commander Raffi Musiker (Michelle Hurd) als Undercover-Agentin auf M’talas Prime aktiv. Raffi soll eine experimentelle Waffentechnologie ausfindig machen, die vor einiger Zeit von einer Außenstelle des Daystrom-Instituts gestohlen wurde. Während ihrer Recherchen stößt sie auf eine geplante Verschwörung gegen die Sternenflotte. Und auf den Codenamen “Red Lady”, hinter dem sich die Captain Rachel Garrett-Statue auf dem Gelände des Sternenflotten-Rekrutierungszentrums auf M’talas Prime verbirgt. Als Raffi dort ankommt, wird sie Zeuge eines massiven Terroranschlags auf die Sternenflotteneinrichtung.

    Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der übrigen neun Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

    Drehbuch & Dramaturgie

    Das Drehbuch zu “Die nächste Generation” stammt von Showrunner Terry Matalas höchstpersönlich, der hier einen soliden Staffelauftakt abliefert. Ihre Hauptfunktion, die Grundlagen für eine spannende Staffel-Story zu legen, erfüllt die Episode allemal. Ein absoluter Pluspunkt des Drehbuchs ist sicherlich das Verzichten auf einen langwierigen Prolog. Stattdessen nimmt die Story sofort Fahrt auf. Bei lediglich zehn Staffel-Episoden und zahlreichen Protagonisten und Nebenfiguren ist das zweifellos eine weise Entscheidung.

    Inhaltlich und formal sollte man allerdings keine Quantensprünge erwarten, folgen Story und Implementierung hier doch recht auffällig dem Muster von “The Star Gazer” (PIC 2×01): Picard empfängt einen Notruf, der an ihn persönlich gerichtet ist. Daraufhin verlässt er sein gemütliches Rentnerdasein auf dem Château Picard, startet ein Team-Up mit alten Weggefährten, organisiert sich ein Raumschiff und wird im Episodenfinale mit einer unbekannten und gefährlichen Bedrohung konfrontiert. Nebenbei gibt es dann auch noch einen actionreichen Phaser-Schusswechsel. Ein kleines Déjà-vu hatte ich demnach schon, als ich die Folge sah.

    Gleichwohl setzt “Die nächste Generation” an einigen Stellen auch eigene Akzente. Zu nennen ist hier vor allem das Zweiergespann Picard/Riker, das durch die Episode trägt und gerade den langjährigen Fans enorme Freude bereiten dürfte. Matalas ist es gelungen, die über knapp 40 Jahre gewachsene Beziehung zwischen dem ehemaligen Captain der Enterprise und seiner langjährigen “Nummer Eins” authentisch und verdammt sympathisch einzufangen – auch unter veränderten Vorzeichen. Insbesondere die Dialogzeilen von Captain Riker sind passgenau, witzig und stimmungsbildend.

    Aber auch in Sevens neuer Rolle als Erster Offizier der Titan-A steckt Potential. Gleiches gilt für Captain Liam Shaw, der hier als eine Art “Soft-Villain” eingeführt wird. Das Abendessen bei angespannter Atmosphäre gehört definitiv zu den stärkeren Momenten der Episode. Die Anleihen aus “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” sind zwar offensichtlich, aber dennoch trifft man hier einen ganz eigenen Ton.

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    Riker (J. Frakes) und Picard (P. Stewart) im “Ten Forward” (Bild: “Star Trek: Picard” © Paramount)

    Etwas ärgerlich sind leider diverse Logiklöcher im Drehbuch. Das mittlerweile fast schon obligatorische Lazy Writing aus den ersten beiden Staffeln hat es leider auch bis in die Auftaktepisode der dritten Staffel geschafft, wenn auch in einem erträglichen Maß. Die verschiedenen Wegmarken der Handlung basieren oft auf Zufällen, angefangen bei Crushers Notruf bis hin zum Zeitpunkt von Picards und Rikers Ankunft auf der Eleos.

    Zudem ist Rikers Titan-Plan (und vor allem dessen Umsetzung) wenig überzeugend. Allerdings scheint dies vom Autor durchaus beabsichtigt zu sein, denn letztendlich lebt die starke Dinner-Szene von genau dieser Unzulänglichkeit. Nichtsdestotrotz kratzt man damit natürlich auch ein wenig an Picards und Rikers Image der Genialität, das in den 15 Jahren “Star Trek: The Next Generation” (1987-2002) so wunderbar aufgebaut wurde. Das finde ich nicht ganz unproblematisch, auch wenn hier natürlich die Stilelemente Humor und Selbstironie zum Einsatz kommen (“Star Trek VI” lässt abermals grüßen).

    Auch Sevens Befehlsverweigerung ist für mich nur bedingt nachvollziehbar. Loyalität und Freundschaft hin oder her, aber das Drehbuch hat es sich hier dann vielleicht doch etwas zu leicht gemacht. Seven ist eigentlich klug genug, sich in einem solchen Fall einen findigen Plan B zu überlegen. Die Handlung wirkt an dieser Stelle folglich etwas konstruiert – und auch gehetzt.

    Auffällig konstruiert erscheint mir auch die “Hellbird”-Geschichte, denn das war so in “The Best of Both Worlds” gar nicht zu sehen gewesen. Kein Drama, aber vielleicht wäre hier auch noch eine passendere Erklärung möglich gewesen.

    Sei’s drum, deswegen wird die Episode nicht zwangsläufig schlechter. Allerdings ist die Dramaturgie der Folge insgesamt doch recht unspektakulär. Hierin spiegelt sich allerdings ein generelles Problem des horizontalen Erzählens wider: Den Einzelepisoden fehlt oftmals die ausgewogene vertikale Erzählstruktur einer klassischen Stand-alone-Episode mit Hinführung, Drama, Klimax und Epilog. Ohne ein spezifisches Topic fehlt der Episode leider ein Fixpunkt, an welchem sich ein Spannungsbogen mit unerwarteten Wendepunkten oder erzählerischen Ösen, die dem Zuschauer neue Perspektiven eröffnen, entwickeln kann. Die Episode wird mir daher lediglich als Nostalgietrip in Erinnerung bleiben, nicht aber als eigenständige Geschichte mit Tiefgang.

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    Terror-Attacke auf das Rekrutierungszentrum der Sternenflotte auf M’talas Prime (Bild: “Star Trek: Picard” © Paramount)

    Grundsätzlich interessant, aber (noch) nicht wirklich mitreißend, fällt nämlich auch die B-Story um Raffi auf M’talas Prime aus. Mal wieder ein generischer Unterwelt-Planet (der genauso wie Freecloud aussieht). Mal wieder ein Plot Device (Quantentunnel-Technologie). Mal wieder eine Verschwörung. Mal wieder Terroranschläge. Mal wieder dubiose Orioner, die sich so langsam (abgesehen von Tendi in “Lower Decks”) zum abgedroschenen Weltraum-Gangster-Klischee entwickeln. Aber natürlich gilt auch hier: Folge 1 von 10! Die Story hat gewiss ihren Reiz, aber auch hier sehe ich erneut starke Parallelen zu Staffel 1. Und somit leider auch nur wenig Mut zu Neuem.

    Ob die unbekannten Angreifer eine neue oder bereits bekannte Bedrohung sind, wird sich im Staffelverlauf zeigen. Einige bereits veröffentlichte Episoden-Teaser lassen auf eine alte Bedrohung aus TNG-Zeiten schließen. Die seltsamen Laute der Aliens erinnern mich jedenfalls ein wenig an die Solanogen-Aliens aus “In den Subraum entführt” (TNG 6×05). Aber auch die Aliens aus “Die Verschwörung” (TNG 1×25) und “Gefahr aus dem 19. Jahrhundert” (TNG 5×25 / TNG 6×01) könnten hier mit in der Verlosung sein.

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    Maskierte Aliens mit seltsamen Lauten: Eine Rückkehr der Subraum-Aliens aus TNG? (Bild: “Star Trek: Picard” © Paramount)

    Zusammengefasst: “Die nächste Generation” ist enorm kurzweilig und erheiternd, in der inhaltlichen Tiefe aber bestenfalls durchschnittlich. Suboptimal gewählt finde ich zudem den Episodentitel, der logischerweise einen Ausblick auf die gesamte Staffel geben soll (inklusive Nostalgie-Faktor), bezogen auf die Handlung aber etwas konstruiert wirkt. Natürlich kann man hier einiges hineininterpretieren: Eine neue Generation von Schiffen, die die “klobige” Galaxy-Klasse abgelöst hat (wobei ich die Enterprise-D im Vergleich zur Titan-A deutlich schlanker und ästhetischer finde). Eine neue Generation von Captains (Shaw), die vermeintlich unnötige Risiken scheuen und Leute wie Picard und Riker für Relikte einer obsoleten Starfleet-Epoche halten. Und natürlich die direkten Abkömmlinge unserer “Next Generation”, namentlich Sidney La Forge (Ashlei Sharpe Chestnut) und Crushers geheim gehaltener (zweiter) Sohn (Ed Speelers). Und dennoch wäre ein eher generischer Titel wie “Distress Call” oder auch “Codeword: Hellbird” hier deutlich passender gewesen.

    Charaktere

    Die große Stärke des Staffelauftakts sind die Figuren und ihre zwischenmenschlichen Dynamiken. Das gilt sicherlich nicht unbedingt für alle Charaktere, aber doch für die meisten.

    Laris

    Hinsichtlich des aktuellen Beziehungsstatus von Picard und Laris lässt uns die Folge leider weitestgehend im Dunkeln. Klar, sie sind wohl (endlich) ein Paar. Aber sind sie auch schon verheiratet? Laut offiziellen Angaben spielt die Handlung ebenfalls 2401, also nur wenige Monate nach Staffel 2. Es wäre schön gewesen, hier noch etwas mehr Infos zu erhalten.

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    Orla Brady als Laris (Bild: “Star Trek: Picard” © Paramount)

    Was Laris betrifft, habe ich – wie schon bei Zhaban in Staffel 2 – das Gefühl, dass diese Figur in der neuen Staffel als störende Altlast betrachtet wird und schnellstmöglich rausgeschrieben werden soll. Vor dem Hintergrund der mehrfach angeteaserten Picard-Crusher-Beziehungsgeschichte und dem Umstand, dass Laris die Sicherheit einer diplomatischen Konferenz (!) managen soll, riecht es förmlich nach Laris’ baldigem Serientod. Möglicherweise durch einen weiteren Terror-Anschlag? Mal sehen. Die Abschiedsszene sah jedenfalls auffällig endgültig aus.

    Dr. Beverly Crusher

    Von Dr. Crusher sehen wir zwar noch nicht viel; aber das, was zu sehen ist, zeigt definitiv eine neue Facette von ihr. Dass Crusher nicht nur mit dem Laserskalpell umgehen kann, sondern auch mit dem Phaser, wissen wir schon seit TNG-Zeiten. Und dennoch hat es mich überrascht, wie kaltblütig sie hier einen wehrlos am Boden liegenden Eindringling vaporisiert. Wenn man bedenkt, wie vehement sich Crusher früher für jedes Lebewesen eingesetzt hat – darunter auch Terroristen oder Borg – dann liegt es nahe, dass Crusher in den vergangenen Jahren durch irgendetwas massiv abgehärtet wurde. So massiv, dass ihr sogar eine ihrer Grundtugenden abhanden gekommen sein könnte: bedingungslose Empathie. Positiv ist an dieser Stelle, dass Picard und Riker das ebenso wahrnehmen wie wir als Zuschauer.

    Noch interessanter ist allerdings das, was Picard und Riker über Beverly erzählen. Vor gut 20 Jahren habe sie – ohne einen Grund zu nennen – den Kontakt zu allen ihren ehemaligen Crewkameraden abgebrochen. Das lässt aufhorchen. Dafür kann es meiner Meinung nach mindestens drei Gründe geben: Entweder liegt eine enorme emotionale Verletzung (durch Picard?) vor, die Crusher auch auf die übrige Crew projiziert. Oder sie hat eine private Mission gestartet, die so gefährlich (und illegal?) ist, dass sie ihre Freunde davon fernhalten möchte. Ein dritter Grund wäre folgender: Crusher wollte nicht, dass die Enterprise-Crew von ihrer erneuten Mutterschaft erfährt – warum auch immer.

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    Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden) in “Star Trek: Picard” 3×01 (Bild: © Paramount)

    Ein spannendes Geheimnis ist also Crushers bisher unbekannter zweiter Sohn, den sie laut Memory Alpha nach ihrem verstorbenen Ehemann Jack Crusher benannt hat. Es würde mich allerdings sehr wundern, wenn dessen Vater (oder “Erzeuger”?) nicht Picard sein sollte. Jacks Einführungsszene erinnert zudem frappierend an Kirks erste Begegnung mit seinem Sohn David Markus in “Star Trek II”, was für mich ein weiteres Indiz für Picards Vaterschaft sein könnte.

    Übrigens: Dr. Crusher wird in der deutschen Fassung von Katharina Koschny gesprochen und nicht (wie von uns erwartet) von Gundi Eberhard oder Ana Fonell.

    Captain Liam Shaw

    Durchaus gelungen ist auch die Einführung von Captain Liam Shaw als “interner” Antagonist der Protagonisten. Shaw ist einer dieser Sternenflotten-Captains (oder auch Admirals), die einem sofort unsympathisch sind. Und das aus verschiedenen Gründen.

    Das fängt schon damit an, dass er diesen zwei Starfleet-Legenden jedwede Respektsbekundung verwehrt. Erst begrüßt er sie nicht persönlich an Bord. Und dann fängt er noch vor deren Eintreffen im Speiseraum mit dem Essen an. Unhöflicher geht’s eigentlich kaum. Im anschließenden Gespräch wird dann recht deutlich, was Shaws Problem ist. Und dabei geht es meinem Eindruck nach gar nicht mal nur um Picards und Rikers angebliches Draufgängertum. Womöglich neidet Shaw ihnen auch die Fähigkeit, Menschen für sich gewinnen zu können. Er selbst scheint zwar ein fähiger Kommandant zu sein, aber er ist wohl kein Menschenfänger. Seine Autorität basiert auf der Befehlskette, nicht aber auf seinem Charisma.

    Denkbar wäre aber auch, dass er eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Oder dass er aufgrund eines Traumas einfach eine “Play Safe”-Philosophie verinnerlicht hat, die er durch Picards und Rikers Kommandostile bedroht sieht. Fan-Theorien spekulieren in diesem Zusammenhang bereits von einem Wolf 359-Trauma (siehe Abspann USS Constance).

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    Todd Stashwick als Captain Liam Shaw in “Star Trek: Picard” 3×01 (Bild: © Paramount)

    Wir halten fest: Einführung gelungen, wenngleich Shaws Gebaren an der ein oder anderen Stelle auch etwas übertrieben wirkt. Dadurch wirkt die Figur vielleicht doch leicht überzeichnet. Aber das ist bisher alles noch im Rahmen. Zudem traue ich der Figur eine Wendung hin zum loyalen Picard-Unterstützer durchaus zu. Nur hoffentlich lässt man sich dafür auch die nötige Zeit. Eines steht aber fest: Die Titan wird Picard und Riker sicherlich nicht ihrem Schicksal überlassen.

    Commander Seven of Nine

    Seven ist nun Erster Offizier der U.S.S. Titan im Rang eines Commanders. Dass Seven ohne Akademie-Abschluss gleich als Commander einsteigt, ist durchaus nachvollziehbar. Immerhin hat sie vier Jahre auf der Voyager hervorragende Arbeit geleistet. Das hat man ihr sicherlich als “Dienstzeit” und “Qualifikation” angerechnet.

    Etwas befremdlich finde ich allerdings, dass Picard Sevens Karriereweg nicht weiter aufmerksam verfolgt zu haben scheint. Das ist ein weiteres, kleines Loch im Drehbuch. Problematisch finde ich auch, dass sich Seven von Shaw vorschreiben lässt, wie sie angesprochen werden soll. Das passt weder zur Figur Seven of Nine noch zur Gesellschaft des 25. Jahrhunderts.

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    Commander Annika Hansen in “Star Trek: Picard” 3×01 (Bild: © Paramount)

    Abgesehen davon ist mir der Seven-Handlungsstrang insgesamt noch etwas zu klischeehaft und vorhersehbar. Ich hätte mir einen etwas kreativeren Kniff gewünscht, um den Abstecher ins Ryton-System doch noch hinzubekommen. Ihre “Burnham-Attitüde” ist da nicht unbedingt die Ideallösung.

    Nichtsdestotrotz macht Jeri Ryan als Seven of Nine hier wieder große Freude. Der Weg, den die Figur hier eingeschlagen hat, führt die ersten beiden Staffeln konsequent weiter und verspricht einen spannenden Charakter-Arc.

    Commander Raffi Musiker

    Raffi ist nun als Geheimdienst-Agentin tätig, was gewiss zu ihren Fähigkeiten und auch zur ihrer Vita passt. Ob man sich als Geheimdienst allerdings mit einer psychisch labilen Person wie Raffi einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

    Leider hat man es an dieser Stelle versäumt, Raffi eine positive Persönlichkeitsentwicklung ins Drehbuch zu schreiben. Ich war stellenweise wieder recht schnell genervt von ihrer ungezügelten Emotionalität, ihrer vulgären Ausdrucksweise und leider auch von Michelle Hurds Neigung zum Overacting. Ich befürchte, dass mich auch Season 3 nicht mehr mit diesem Charakter versöhnen kann.

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    Raffi Musiker (Michelle Hurd) in “Star Trek: Picard” 3×01 (Bild: © Paramount)

    Das neue Tätigkeitsfeld ist zwar gut gewählt, aber das ewige Gejammer mit der aufdringlichen Dosis Selbstmitleid nervt einfach, weil es ein ständig wiederholtes Muster ist. 

    Raffis Verbindungsoffizier beim Sternenflottengeheimdienst bleibt indes noch anonym. Ich bin mir aber sicher, dass dieses Rätsel bald aufgelöst werden wird. Meine Favoriten: Worf und Lore. “You are a warrior” deutet aber klar auf Ersteren hin.

    Captain William T. Riker

    Das absolute Highlight der Episode ist Captain Riker, der für mich zugleich auch den heimlichen Star des Staffelauftakts darstellt. Ich finde es bemerkenswert, wie überzeugend Jonathan Frakes hier in seine Rolle zurückgefunden hat. Dabei ist er in den vergangenen 20 Jahren nur sehr selten als Schauspieler in Erscheinung getreten, was man ihm aber überhaupt nicht anmerkt. Die Kurzauftritte in Staffel 1 sind dazu kein Vergleich. Riker “owns the place”, wie man so schön sagt.

    Spannend ist auch der angedeutete Familienkrach im Hause Troi-Riker. An dieser Stelle hätte ich von Picard nach fast 40-jähriger Freundschaft eigentlich erwartet, dass er hier mal etwas genauer nachfragt. Okay, dieses Geheimnis möchte man scheinbar noch etwas offenlassen. Allerdings sieht es jetzt wieder so aus, als zeige Picard kein aufrichtiges Interesse an anderen Menschen oder fühle sich auch im Alter von rund 100 Jahren immer noch nicht dazu in der Lage, abzuwägen, wann eine persönliche Frage gestellt werden sollte und wann nicht. Ich hätte Riker jetzt so eingeschätzt, dass er mit Picard vielleicht ganz gerne darüber reden möchte. Aber gut, riecht dann doch irgendwie nach Drehbuchlogik.

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    Captain Riker (Jonathan Frakes) in “Star Trek: Picard” 3×01 (Bild: © Paramount)

    Nachdem sich Detlef Bierstedt von der Synchronarbeit zurückgezogen hat, wird Jonathan Frakes in Staffel 3 wieder von Tom Vogt (“Star Trek: Der erste Kontakt”, “Star Trek: Der Aufstand”, “Star Trek: Nemesis”) synchronisiert.

    Admiral Jean-Luc Picard

    Zu guter Letzt noch einen Blick auf den Serienprotagonisten: Jean-Luc Picard. Und da muss ich leider sagen, dass es auch Terry Matalas bis jetzt noch nicht gelungen ist, den Picard auf den Bildschirm zu bringen, den ich aus TNG kenne. Und den ich mir einfach wünsche.

    Mir ist durchaus bewusst, dass Patrick Stewart mit 82 nicht mehr so viel Kraft und Erhabenheit ausstrahlt wie mit 50 oder 60. Und dennoch finde ich es einfach problematisch, wie schwach und passiv Picard in dieser Serie rüberkommt. Für viele von uns – mich eingeschlossen – war und ist Jean-Luc Picard ein Vorbild, wenn auch ein fiktives. Seine kraftvolle Art zu sprechen, sein Selbstbewusstsein, seine beeindruckende Bildung, sein kluges Abwägen, seine Entscheidungsstärke und insbesondere sein Durchsetzungsvermögen und seine Prinzipientreue waren mir stets eine Inspiration.

    Doch seit der ersten Folge von “Picard” frage ich mich, wo all das hingekommen ist. Auch in “Die nächste Generation” wirkt Picard unbeholfen, unentschlossen – ja sogar passiv und resignativ. Man hat das Gefühl, dass er immer jemanden braucht, der ihn an die Hand nimmt: Laris, Raffi, Seven, Tallinn und nun Riker.

    Gerade in der Dinner-Szene hätte ich mir gewünscht, dass Picard dem respektlosen Shaw mal ordentlich Kontra gibt, wie einst Captain Maxwell und Gul Macet (TNG 4×12 “Der Rachefeldzug”) sowie den “Badmirals” Haftel (TNG 3×16 “Datas Nachkomme”), Satie (TNG 4×21 “Das Standgericht”) und Dougherty (“Star Trek: Der Aufstand”). Oder dass er so schlagfertig reagiert wie einst Kirk ihm gegenüber (“Star Trek: Treffen der Generationen”), ganz nach dem Motto: “Ich habe schon die Galaxis gerettet, als Sie noch in Ihre Windeln gemacht haben. Ohne unser angebliches Draufgängertum wären Sie heute ein Borg. Oder würden in einer dystopischen Zeitlinie leben…”

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    Picard (Patrick Stewart) wirkt erneut schwach und resignativ (Bild: “Star Trek: Picard” 3×01 © Paramount)

    Aber leider kommt von Picard hier nichts; gar nichts. Vielmehr resigniert er sofort. Überhaupt geht die gesamte Initiative stets von Riker aus. Natürlich spielt die Episode hier auch mit Picards Alter, an zwei Stellen auch auf sehr lustige Weise (Warp 9.9-Protokoll und Deep Space 4). Und trotzdem sollte man aufpassen, dass man die Figur Jean-Luc Picard nicht demontiert. Diesen Eindruck habe ich aber leider seit Beginn der Serie. Daher hoffe ich, dass mich die restlichen neun Episoden noch Lügen strafen werden. Und dass wir noch ein letztes Mal den alten Jean-Luc Picard sehen dürfen. Den Picard, der starke Reden hält, seine Lebenserfahrung einbringt und in einer Krisensituation aufsteht und das Kommando an sich reißt. Davon ist “Picard” allerdings noch weit entfernt, denn bisher waren es vornehmlich 21 Episoden im Zeichen von “Opa Picard geht nochmal auf Entdeckungsreise und alle anderen sagen ihm, wo es langgeht.”

    Aber auch bezüglich Picard will ich nicht nur Negatives herausstellen. Die Dynamik zwischen ihm und Riker macht einfach Spaß, eben weil man merkt, dass sowohl zwischen den Figuren als auch zwischen den Schauspielern die Chemie stimmt. An vielen Stellen war das TNG pur. Wäre Picard aber auch mit knapp 100 noch etwas durchsetzungsfähiger, dann hätte mir das Duo sogar noch mehr Freude bereitet.

    Inszenierung

    Hinsichtlich des Spannungsbogens hatte ich bereits erwähnt, dass der Episode ein individuelles Motiv fehlt, an dem sich die Dramaturgie entfalten kann. Dieses Manko versucht “Die nächste Generation” mit einer gewaltigen Portion Nostalgie und Charakteratmosphäre wettzumachen. Und dies gelingt über weite Strecken auch.

    Als Alt-Trekkie kann man sich der Stimmung der Folge gar nicht entziehen, dafür gibt es einfach zu viel emotionalisierenden Fanservice, sowohl auf der visuellen als auch auf der auditiven Ebene. Zu nennen sind hier vor allem die zahlreichen “Okudagramme” – neue (Titan) wie klassische (Eleos). Mein Redaktionskollege Christopher hat die damit verbundene visuelle Atmosphäre sehr treffend mit #okudapunk beschrieben. Aber auch der Soundtrack der Folge kombiniert Traditionelles mit neuen Melodien. Einfach toll!

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    Die Titan-A der Constitution III-Klasse (Bild: “Star Trek: Picard” © Paramount)

    Das Design der Titan-A ist mir allerdings etwas zu TOS-Movie-like ausgefallen. Im Vergleich zu dem (in meinen Augen) hässlichen Design der Voyager-B, die auch kurz zu sehen ist (Raffis Computersuche), kann ich aber damit leben. Zumal ich die Erklärung für diesen Design-Ansatz durchaus nachvollziehbar finde.

    Und dennoch hat sich das alte TNG-Feeling bei mir noch nicht eingestellt. Und das liegt vor allem an der enorm dunklen Umgebung, in der sich der Großteil der die Handlung vollzieht. Insbesondere die Sternenflottenschiffe sind mir einfach viel zu düster und auch zu steril. Es müssen gewiss keine Teppichböden sein, aber wenigstens etwas mehr Licht auf der Brücke und in den Korridoren wäre hier angebracht.

    Von diesem kleinen Kritikpunkt mal abgesehen liefert Regisseur Doug Aarniokoski aber eine alles in allem recht stimmige Episode mit enorm hohen Schauwerten ab. Das Produktionsdesign und die Effekte sind beeindruckend und auch hinsichtlich der Kameraführung und Schnitte gibt’s von meiner Seite aus nichts zu beanstanden.

    Etwas irritiert hat mich allerdings das Fehlen des Vorspanns. An dieser Stelle hat man es mit dem Reboot vielleicht doch etwas übertrieben. Bei einer Serie mit nur drei Staffeln hätte ich eine Kontinuität hinsichtlich des Intros schon sinnvoll gefunden, auch mit Blick auf spätere Reruns der Serie.  

    Episoden-Infos

    SerieStar Trek: Picard
    Episoden-Nummer21 (Staffel 3, Folge 1)
    OriginaltitelThe Next Generation
    Deutscher TitelDie nächste Generation
    Story & DrehbuchTerry Matalas
    RegieDoug Aarniokoski
    US-Erstausstrahlung16. Februar 2023
    DE-Erstausstrahlung17. Februar 2023
    Laufzeit53 Minuten
    Datum (In-Universe)2401
    Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

    On Screen: Serien-Podcast

    Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

    Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

    Hier entlang zum Hören!

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    Nami Melumad ausgezeichnet für “Strange New Worlds”-Musik

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    Raskin-Award 2023 für Nami Melumad
    Der 2023 Raskin-Award für aufstrebende Talente ging an die "Star Trek"-Komponistik Nami Melumad. Der Award wird von der Society of Composers & Lyricists einmal jährlich verliehen. Bildquelle: https://www.namicomposer.com/index.php/2023/02/17/scl-awards-taking-home-the-david-raksin-award-for-emerging-talent/

    Die Society of Composers & Lyricists — eine Organisation, die Komponisten und Musiktexter vertritt — verlieh kürzlich die 2023 SCL Awards und zeichnete damit herausragende Leistungen und Innovationen im Bereich der Musik für visuelle Medien aus. “Star Trek”-Komponistin Nami Melumad war eine der Gewinner:innen.