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Erstrezension: Star Trek: Picard 3×06 – “Die Bounty”

“Star Trek: Picard” © Paramount

Folge 6 bringt uns nicht nur die Rückkehr von Geordi La Forge, sondern auch die eines weiteren beliebten TNG-Charakters. Lest hier unsere ausführliche SPOILER-Rezension.

Handlung

Die Titan ist weiterhin auf der Flucht vor der Sternenflotte. Zunächst sammelt man Worf und Raffi ein, um dann zur Daystrom Station weiterzufliegen. Dort will man herausfinden, was die Wechselbälger neben der Portal-Waffe noch alles entwendet haben.

Riker (Jonathan Frakes), Worf (Michael Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) beamen auf die Station und fürs Erste gelingt es auch, die dortigen Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Doch als eine Patrouille der Sternenflotte auftaucht, muss die Titan nach Athan Prime fliehen und das Außenteam vorerst allein auf der Station zurücklassen. Diese scheint eine Art geheime Asservatenkammer von Sektion 31 zu sein, die neben verheerender Waffentechnologie auch die sterblichen Überreste von James. T. Kirk beherbergt. Als das Trio den Mainframe der Station betreten will, wird es von der dortigen K.I. in Gestalt eines Professor Moriarty-Hologramms (Daniel Davis) daran gehindert. Doch Riker erkennt, dass ein Teil der K.I. versucht, Kontakt aufzunehmen. Am Ende gelingt es, in den Mainframe vorzudringen. Dort finden sie den Soong-Golem M-5-10 (Brent Spiner), dessen positronisches Gehirn die Bewusstseine von Altan Soong, B-4, Lore, Lal und Data enthält.

Derweil versucht Picard (Patrick Stewart), seinen alten Freund Commodore Geordi La Forge (LeVar Burton) dazu zu bringen, ihm und der Titan zu helfen. Geordi ist aufgrund der Sorge um seine Familie zunächst zögerlich, hilft dann aber dabei, die Titan mit einer klingonischen Tarnvorrichtung auszustatten. Das Schiff kehrt daraufhin zur Daystrom Station zurück, um das Außenteam zu retten. Allerdings fällt Riker den Wechselbälgern in die Hände und wird von Captain Vadic (Amanda Plummer) verhört. Als sich Riker weigert, wichtige Informationen über die Titan und Jack preiszugeben, präsentiert ihm Vadic ihr Druckmittel: Es ist Rikers Ehefrau, Deanna Troi (Marina Sirtis).

Auf der Titan finden Picard und Co. mit der Hilfe von M-5-10 heraus, was die Wechselbälger von Daystrom Station gestohlen haben: den Leichnam des vor zwei Jahren auf Ghulion IV verstorbenen Jean-Luc Picard. Doch was haben die Wechselbälger mit ihm vor?

Drehbuch & Dramaturgie

Christopher Monfettes Drehbuch geht der Frage nach, welche Eigenschaften von den Eltern auf ihre Nachkommen übergehen. Und wie sich diese Vererbung später im Laufe des Lebens auf die eigenen Kinder auswirkt – im positiven wie im negativen Sinne. Wobei der Terminus Vererbung hier nicht nur im wörtlichen biologischen Sinne zu verstehen ist. Vielmehr geht es auch darum, welche Bedeutung die Kernfamilie für unseren Wertekanon und für unsere Persönlichkeitsentwicklung hat. Was gibt sie uns mit für unseren Lebensweg? Und wie verändern sich Denk- und Verhaltensweisen, wenn man eines Tages die Verantwortung für eine eigene Familie übernimmt?

Diese Fragen spiegeln sich in einigen der Figurenkonstellationen wider: Picard und Jack, Geordi und Sidney, Altan Soong und M-5-10, Seven of Nine sowie Riker und Troi. Ein weiteres Motiv ist ‘Wiedergeburt’, das sich u.a. bei Geordi, Data und Seven wiederfindet.

Der Episodentitel “The Bounty” wurde scheinbar kurzfristig um ein “the” ergänzt, da es bereits eine Folge von “Enterprise” (ENT 2×25) mit diesem Titel gibt. Jedenfalls spiegelt der Episodentitel oben genanntes Erzählmotiv wider, denn “bounty” kann auch “Gabe” oder “Geschenk” bedeuten. Wie so soft ist der Titel aber mehrdeutig, denn auch das klingonische Schiff aus “Star Trek IV”, dessen Tarnvorrichtung genutzt wird, wurde seinerzeit von Dr. McCoy auf den Namen H.M.S. Bounty getauft – in Anlehnung an die Kurzgeschichte “Meuterei auf der Bounty” (“Les Révoltés de la Bounty”, 1879) von Jules Verne (samt Buch-, Film- und Hörspiel-Adaptionen). Zudem heißt das englische Wort “bounty” auch “Kopfgeld”, was hier natürlich auf den Status der Titan anspielt, die in der Sternenflotte zum Meuterer und Outlaw geworden ist – auch weil sie Jack beherbergt.

Ich mag es, wenn Episoden ein Kernthema haben, das in Form von verschiedenen Handlungssträngen beleuchtet wird. Von dieser Warte aus betrachtet, erfüllt das Drehbuch also eine wichtige Grundbedingung, um eine runde Sache werden zu können. Nur leider vereint Monfettes Script auch dieses Mal wieder Genie und Wahnsinn in einem. Denn sowohl A- als auch B-Handlung sind gespickt mit einigen Logiklöchern und glücklichen Zufällen, über die ich nur schwerlich hinwegsehen kann. Da nützt auch die Extradosis Nostalgie-Opium nichts. Dem Drehbuch mangelt es demnach an so einigen Stellen leider an erzählerischer Plausibilität. Und auch an Ideenreichtum.

Hinsichtlich der Plot Holes stechen vor allem auffällig kurze räumliche und zeitliche Distanzen (Daystrom Station/Athan Prime), geradezu lächerlich wirkende Sicherheitsvorkehrungen einer angeblichen Hochsicherheitseinrichtung sowie merkwürdig passive Gegenspieler ins Auge. Die ganze Story funktioniert schlussendlich nur deshalb, weil die Sternenflottenschiffe, die auf die Titan angesetzt sind, scheinbar keinerlei Ambitionen haben, Shaws Schiff energisch zu verfolgen, sofern dieses die Flucht ergreift. Und auch Picards Plan zum Fleet Museum zu fliegen, macht höchstens mit viel Fantasie und sehr viel Wohlwollen irgendwie Sinn. Allerdings muss hierfür mal wieder die schiere Unwissenheit der handelnden Figuren Pate stehen. Denn scheinbar hat niemand (!) auf der Titan einen blassen Schimmer davon, wie das aktuelle Transpondersystem der Sternenflotte funktioniert. Dafür bedarf es dann Ensign (!) Alandra La Forge, um dies aufzuklären.

Leider setzt die B-Handlung auf Daystrom-Station hier sogar noch eine Schippe drauf. Um es mal auf den Punkt zu bringen: “Mission: Impossible” für Arme”. Oder auch “Indiana Jones auf der Suche nach dem geklauten Picard-Leichnam”. Ironischerweise macht dieser Teil der Handlung genau das, was In-Universe mit Picard passiert: Leichenfrevel. Da es dieser Serie offenkundig an Einfallsreichtum und Eigenständigkeit mangelt, muss der Autor dies abermals mit überbordender Selbstreferenzialität kaschieren. Das bietet zwar genug Stoff für ein YouTube-Video mit sage und schreibe 103 Easter Eggs, bringt dem an wirklich neuen und klug ausgetüftelten Geschichten interessierten Zuschauer aber keinen echten Mehrwert. Den (traurigen) Höhepunkt dieser erzählerischen Exhumierung bildet sodann die mittlerweile zweite Wiedergeburt von Data, auf die ich jedoch an anderer Stelle genauer eingehen werde.

Alles in allem kann ich dem Plot auf Daystrom Station nicht wirklich viel abgewinnen. Dafür ist die Handlung zu einfalls- und der Weg zum Mainframe zu anspruchslos. Leider verpufft dadurch auch der kurze Gastauftritt von Daniel Davis als Professor Moriarty, der außer ein paar Revolverschüssen und beleidigen Worten nichts zu bieten hat.

Zudem reiht sich die dritte Season von “Picard” mit “Die Bounty” leider auch in die Liste der Kaugummi-Staffeln ein. Denn anstatt die Handlung um die große Verschwörung weiter voranzutreiben (Hallo, es ist schon Folge 6!), verliert man sich auch hier wieder in zwei Familiendramen, die mitunter erzwungen (oder wenigstens aufgebauscht) wirken. Ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen Familiendramen, aber wir sind hier nun einmal bei “Star Trek”. Irgendwann ist’s auch mal gut mit dem ständigen Gejammer, Geheule und Frustgesaufe. Ich will kluge Science-Fiction sehen. Science-Fiction, die auch mal wieder die Makroebene in den Blick nimmt und entsprechende gesellschaftskritische Kommentare formuliert.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Das Drehbuch zu “Die Bounty” ist zwar kurzweilig und unterhaltsam, überzeugt mich auf der erzählerischen Ebene aber nicht wirklich. Zwar gibt es die ein oder andere nette Charakterszene, den ein oder anderen gut geschriebenen Dialog und den ein oder anderen flotten Wortwechsel. Am Ende ist dies aber zu wenig, um die die dünne Story auszubügeln. Kanon-Referenzen allein machen keine gute “Star Trek”-Episode aus – zumindest nicht für mich.

Charaktere

Picard & Jack

“Die Bounty” schreibt den Picard-Jack-Handlungsbogen weiter, dieses Mal mit dem Fokus auf Jacks bitterer Diagnose. Scheinbar (Restzweifel bleiben) hat er von seinem Vater jenen genetischen Defekt vererbt bekommen, der irgendwann zum Ausbruch des Irumodischen Syndroms führen wird. Wie wir alle wissen, ist das eine früher oder später tödlich endende Krankheit, die auch für den Tod von Picards biologischem Körper verantwortlich war.

Dieser Konflikt und die Dialoge, die sich daraus entwickeln, sind durchaus überzeugend. Das gilt insbesondere für das zweite Gespräch zwischen beiden gegen Ende der Episode in der Beobachtungslounge. Es ist nun einmal so, dass man nicht immer die Kontrolle darüber hat, was man vererbt oder vererbt bekommt. Aber es ist ein Trost zu wissen, dass auch stets gute Charakteristika darunter sind. Tatsächlich fand ich diesen Teil der Handlung eine erfreuliche Abkehr von dem sonst doch recht häufig mitschwingenden transhumanistischen Unterton der Serie: Wir alle sind nicht perfekt und müssen lernen, mit unseren Defiziten klarzukommen. Das ist eine sehr menschliche Botschaft der Episode.

Problematisch ist allerdings, dass dieser Charakterbogen enorm erzwungen wirkt. Denn es ist schwer zu glauben, dass die Ärztin Beverly Crusher bei ihrem Sohn Jack in all den Jahren nicht etwas genauer hingeschaut haben soll, was dessen DNA betrifft. Immerhin wusste sie schon in TNG und den Filmen über Picards genetische Defekte (Shalaft-Syndrom/Veranlagung zum Irumodischen Syndrom) Bescheid. Ich finde Dr. Crushers Textzeilen hier teilweise etwas naiv, fast schon esoterisch. Jedenfalls argumentiert sie hier nicht so, wie ich es von einer so erfahrenen Ärztin erwarten würde.

Geordi La Forge

Mit dieser Folge kehrt endlich auch LeVar Burton als Geordi La Forge zurück. Wie die übrigen TNG-Charaktere hat auch Geordi in den vergangenen 22 Jahren eine Charakterentwicklung durchlaufen. Er ist die Karriereleiter der Sternenflotte weiter hochgeklettert, sodass er nun hinter Picard der ranghöchste Offizier (Commodore) innerhalb der alten Enterprise-Crew ist. Viel wichtiger ist jedoch, dass er eine Familie gegründet hat. Das ist angesichts seiner Charakterzeichnung in TNG eine schöne Entwicklung für diesen Charakter. Gleichzeitig haben mich einige Aspekte an Geordi gestört.

So wirkt er in dieser Folge auf mich irgendwie extrem angespannt, dominant, arrogant und humorlos – also quasi das Gegenteil von dem, was ihn in TNG ausgezeichnet hat. Hoffentlich zeigt er in den übrigen vier Episoden noch die bekannten sympathischeren Charakterzüge. Worf und Riker sind Beispiele dafür, wie man Figuren weiterentwickelt, ohne sie zugleich unsympathisch wirken zu lassen. Geordi und Picard sind mir hingegen irgendwie fremd geworden.

Andererseits will uns die Episode – ebenso wie zuvor bei Riker – scheinbar auch einreden, dass sich ein Leben in der Sternenflotte und die Gründung einer Familie nicht wirklich miteinander vereinbaren lassen. Jedenfalls wird unterschwellig suggeriert, dass praktisch jeder Sternenflottenoffizier vom furchtlosen Entdecker zum Angsthasen mutiert, sobald sein erstes Kind geboren wird. Das kann man sicherlich so sehen. Nur steht es eben etwas im Widerspruch zum Leben auf der Enterprise-D, die auch Familien an Bord hatte. Und es konfligiert meiner Meinung nach auch mit Geordis eigener Lebensgeschichte, der selbst in einer Sternenflotten-Familie aufgewachsen ist und folglich denselben Emanzipationsprozess, den Sidney (Ashlei Sharpe Chestnut) gerade durchläuft, vor zirka 40 Jahren auch durchgemacht haben dürfte. Das schlägt sich aber leider fast gar nicht in den Dialogen nieder, was ich etwas schade finde.

Gestört hat mich zudem, dass sich auch Geordi hier unbedingt unter den Picard-Bashern einreihen muss. Ohne Picard-Blaming geht es in dieser Serie scheinbar nicht. Dabei ist sein Vorwurf an Picard, dieser habe dessen Tochter in Gefahr gebracht, völlig unreflektiert. Picard hat im Ryton-System ja keinen Urlaub gemacht, sondern die verletzte Beverly (und deren gemeinsamen Sohn) aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet. Gerade das müsste Geordi doch verstehen, so wie er sich hier als Helikopter-Daddy geriert. Überhaupt ist dessen Argumentation ziemlich dünn. Denn bei einer Verschwörung innerhalb der Sternenflotte nur die Hände in den Schoß zu legen, dürfte nicht verhindern, dass auch seine Familie früher oder später in Gefahr gerät.

Schön ist dann wiederum, wie es Sidney gelingt, ihren Vater umzustimmen. Nämlich indem sie ihn daran erinnert, was er seinen Töchtern einst beigebracht hat. Auch Geordi wird hier gewissermaßen ‘neu geboren’. Das fügt sich sehr gut in die Narration der Episode ein, auch wenn ich den Weg dorthin mitunter etwas zweifelhaft finde.

Kurzum: Den Konflikt zwischen Geordi und seiner Tochter Sidney ist in meinen Augen teils nachvollziehbar, teils etwas aufgebläht. Hier hätte ich mir mehr Bezug auf Geordis Familiengeschichte gewünscht. Einerseits, dass er seine eigene Emanzipation reflektiert. Andererseits hätte vielleicht auch ein Verweis auf den Verlust seiner Mutter vor 30 Jahren (TNG 7×03 “Das Interface”) diesem Vater-Tochter-Konflikt noch mehr Tiefe verliehen.

Der Konflikt mit Picard wirkt indes erzwungen. Scheinbar ist es ein grundlegendes Erzählkonzept dieser Serie, dass Picard früher oder später von seinen alten und neuen Weggefährten irgendetwas vorgeworfen bekommt – berechtigter- oder unberechtigterweise.

Worf & Riker

Für den humoristischen Part der Episode sind dieses Mal Worf und Riker zuständig. Hier werden alte TNG-Vibes erzeugt, indem man Worf mal wieder zum Zielobjekt von Rikers ironischen Kommentaren macht. Das hat tatsächlich Tradition, man denke nur an die beiden Filme “Star Trek: Der erste Kontakt” (“Sie wissen doch noch, wie man Phaser abfeuert?”) und “Star Trek: Der Aufstand” (“Ihr Klingonen macht wohl keine halben Sachen.”).

Worfs neuer Lebenswandel verblüfft Riker nicht nur, sondern fügt dieser Zweierkonstellation auch eine neue, sehr unterhaltsame Dynamik hinzu. Der ‘neue’ Worf wehrt sich nun gekonnter und davon nimmt auch Riker Notiz. Die kurzen, aber sehr unterhaltsamen verbalen Schlagabtausche zwischen Riker und Worf gehören in der Tat zu den Highlights der Episode. Wenn es nach mir ginge, hätte man das sogar noch etwas ausbauen können.

Im Episodenfinale greift man dann auf ein sehr beliebtes Erzählelement zurück. Riker wird gefangengenommen und mit Deanna erpresst. Letztendlich wird er also in jenes Dilemma gebracht, das auch Geordi so sehr fürchtet: Er muss sich zwischen seiner “echten” Familie und seiner Sternenflotten-Familie entscheiden. Das ist durchaus klug geschrieben.

Seven of Nine

Emotional richtig abgeholt hat mich die kurze Szene, in der Seven of Nine die Voyager auf dem Viewscreen betrachtet und Jack davon erzählt, was dieses Schiff und deren Crew ihr bedeuten. Die Voyager sei ihr “Zuhause” gewesen und deren Crew ihre “Familie”, der sie ihre “Wiedergeburt” als Mensch zu verdanken habe. Einfach nur WOW!!!

Auch hierin spiegeln sich die zentralen Erzählmotive der Episode wider. Für mich der Monolog der Episode!

M-5-10

Mir war schon vor drei Jahren klar, dass Data nicht wirklich tot sein kann, solange B-4 noch dessen Bewusstsein in sich trägt. Und da man keine “Star Trek: The Next Generation”-Reunion ohne Data machen kann, ist nun das eingetreten, was ich befürchtet hatte: Data wurde zum zweiten Mal zurückgeholt und existiert nun im Golem M-5-10 weiter. Allerdings muss er sich diesen Körper mit den Bewusstseinen von B-4, Lore, Lal und Altan Soong teilen.

Bezüglich dieser Wiederauferstehung hat sich die Serie leider mit Staffel 1 ins eigene Knie geschossen. Das größte Problem von “Star Trek: Picard” ist wohl, dass man es trotz kurzer Laufzeit von nur drei Staffeln (was von Anfang an feststand) versäumt hat, der Serie einen roten Faden von Folge 1 bis Folge 30 zu verpassen. Jede Staffel ist thematisch so individuell, dass die gesamte Serie auch noch nach 26 von 30 Episoden weitestgehend wie ein Stückwerk daherkommt.

Hätte die erste Staffel eine andere Geschichte erzählt, dann hätte ich Datas Wiedergeburt als Golem in Folge 26 wohl richtig bewegend gefunden. Angesichts von “Et in Arcadia Ego, Teil 2” (Folge 10) ist diese Rückkehr allerdings mehr eine Hypothek als ein echter Gewinn. Denn Data hatte damals ganz klar gesagt, dass er endlich sterben möchte. Altan Soongs Vorgehen ist daher sehr anmaßend. Aber das scheint irgendwie niemanden zu stören, auch Picard nicht.

Zudem wird die berührende Abschiedsszene zwischen Data und Picard, die mit der kompletten Löschung von Datas Bewusstsein endete, dadurch leider ad absurdum geführt. Und somit auch entwertet. Und das ist leider ein wiederkehrendes Manko von “Star Trek: Picard”: Die Serie spielt gerne mit Endgültigkeiten, fürchtet sich aber viel zu oft davor, diese dann auch konsequent umzusetzen. Und dadurch wirken viele dramatische Storylines eben auch oftmals aufgesetzt, sodass deren intendierte Wirkung beim Zuschauer am Ende mitunter ausbleibt.

Die nächste Next Generation

Eine wichtige Funktion der Episode besteht darin, die nächste Generation in Stellung zu bringen. Denn auch ‘Emanzipation’ ist ein zentrales Erzählmotiv in dieser Folge. Da sich “die Alten” lieber mit ihren Gefühlen beschäftigen, schreiten also die Jungen zur Tat.

Das ist grundsätzlich eine gute Idee, die meiner Einschätzung nach aber noch besser funktioniert hätte, wenn wir schon in den ersten fünf Folgen etwas mehr über Sidney und Alandra (Mica Burton) erfahren hätten. Vielleicht wäre auch hier eine Rückblende sinnvoll gewesen, so wie bei Picard und Jack vor zwei Wochen.

Überdies wird hier die nächste “Picard”-Romanze angedeutet. Zwischen Sidney und Jack dürfte es in den restlichen Episoden wohl noch gewaltig knistern. Auch wenn Geordi scheinbar was dagegen hat…😉

Vadic

Die Antagonistin, Captain Vadic, bleibt leider auch in Folge 6 enorm eindimensional und überzeichnet. Angesichts der Ankündigungen von Showrunner Terry Matalas ist Vadic – Stand jetzt – für mich die bislang größte Enttäuschung der neuen Staffel.

Deren Monologe haben bis auf klischeehafte Rache- und Gewaltfantasien nichts zu bieten. Gleiches gilt auch für ihren generischen Bösewicht-Habitus. Hier denkt man mit Wehmut an Antagonisten wie Gul Dukat, Kai Winn, Gul Madred, Sybok, General Chang oder auch Annorax zurück.

Inszenierung

Die zweite von Regisseur Dan Liu inszenierte Folge ist hinsichtlich Tempo und Spannungslevel gut ausbalanciert, bleibt im visuellen Bereich allerdings etwas hinter meinen Erwartungen zurück. So ist das durchweg dunkle Setting nach wie vor ein großes Ärgernis, weil dadurch auch einfach sehr viel vom gewohnten Star Trek-Flair verloren geht. Gerade im Vergleich mit “The Next Generation” und “Strange New Worlds” fällt dies in besonderem Maße auf.

Auch diese Folge wirkt wieder wie eine Bottle show, vollzieht sich die Handlung doch an nur wenigen Orten. Die meisten davon kennen wir bereits aus den ersten fünf Episoden. Von der Starbase sieht man eigentlich gar nichts, mal abgesehen von einem kurzen Blick in Geordis Büro. Nicht einmal eine Animation des Inneren wird uns hier spendiert. Das ist schade, aber dafür entschädigen wiederum die visuellen Effekte, die das Treiben im Weltraum zeigen. Die ‘Museumstour’ mit der Defiant, der Enterprise-A, der New Jersey, der Bounty und der Voyager sorgt einfach für Gänsehaut.

Die größte Enttäuschung der Episode ist Daystrom Station – erzählerisch wie optisch. Das Innere der Station ist in meinen Augen ein völlig uninspiriertes Set, dem eine digitale Erweiterung in Form einer LED-Wall sichtlich gut getan hätte. “Discovery” und “Strange New Worlds” haben da deutlich mehr zu bieten. Wenn ich hier mal den Vergleich mit “Das Duplikat” (TNG 1×13 “Datalore”) anlege, dann ist es TNG schon vor 35 Jahren mit deutlich geringerem Budget gelungen, ein weiträumigeres und somit glaubwürdigeres Setting dieser Art zu erschaffen.

Eines der Highlights der Episode ist mal wieder der Score von Stephen Barton, der u.a. die Themes von “The Original Series”, “Star Trek II: Der Zorn des Khan”, “Deep Space Nine” und “Voyager” aufgreift. Wunderschön!

Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer26 (Staffel 3, Folge 6)
OriginaltitelThe Bounty
Deutscher TitelDie Bounty
Story & DrehbuchChristopher Monfette
RegieDan Liu
US-Erstausstrahlung23. März 2023
DE-Erstausstrahlung24. März 2023
Laufzeit52 Minuten
Datum (In-Universe)2401
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Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×06 – “The Bounty”

Drei Schiffe der Sternenflotte in "Bounty" (Szenenphoto: Paramount)

Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×06 “The Bounty” von “Star Trek: Picard”.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerkliche Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

The Bounty

Während Vadic und die Crew der Shrike vergeblich die Titan jagen, gabelt jene Raffi und Worf ein. Um einen vermeintlichen Anschlag auf die Föderation zu verhindern, müssen Picard und Crew herausbekommen, was auf Daystrom Station neben dem Quantentunnel-Prototypen noch gestohlen wurde. Dazu wollen sie selbst in die schwer bewachte Installation einbrechen.

The Bounty, "Star Trek: Picard", 3x06 -- Raffi und Worf beamen an Bord
Michelle Hurd als Raffi Musiker und Michael Dorn als Worf in “The Bounty” Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Handlung

Vordergründig ist “The Bounty” von Drehbuchautor Christopher Monfette ein Heist-Movie. Dank Raffis und Worfs “Handel” mit Krinn haben Picard & Co. einen Weg, die Sicherheitssysteme zumindest teil- und zeitweise zu umgehen. Das ist aber nicht das einzige Problem, das es zu lösen gilt. Die Titan ist als Sternenflottenschiff im Föderationsraum schwer unbemerkt zu bewegen. So tun sich zwei parallele Handlungsstränge auf: Ein Außenteam auf Daystrom Station, das herausbekommen muss, was gestohlen wurde und sich ein Katz- und Mausspiel mit den Sicherheitssystemen liefert, und die Titan, die einen neuen Weg finden muss, sich ein der Station ungesehen zu nähern, um das Außenteam wieder aufsammeln zu können.

Was auf dem Papier wie eine spannende Konstellation klingt, um “Ocean’s Eleven im Weltraum” aufzulegen, erweist sich stattdessen als Gemischtwarenladen, der nicht genau weiß, was er sein möchte und wohin er thematisch will.

"Star Trek: Picard", 3x06, "Bounty"
Die Crew der Titan plant ihren Einbruch auf Daystrom Station in “Star Trek: Picard”, 3×06, “Bounty”

Der Außeneinsatz auf Daystrom Station ist erstaunlich gradlinig und bezüglich der Heist-Elemente einfallslos. Die kreative Energie wurde in die Integration einiger Easter Eggs gepackt, die aber für die Handlung belanglos sind. Die Folge erinnert zeitweise an “Lower Decks”, so obsessiv werden hier visuelle Referenzen gestapelt.

Das Problem der Titan, ständig auf den Sensoren der Sternenflotte aufzutauchen, hätte ebenfalls eine Steilvorlage für ein spannendes Hacking- oder Heist-Setting sein können. Stattdessen macht “Picard” den nächsten großen Familienkonflikt auf. Statt sich der technischen Herausforderung mit Teamwork, Kreativität, Wissenschat und Ingenieurskunst zu stellen, investiert “Picard” eine halbe Episode in einen weiteren interpersonellen Konflikt, dessen vorhersehbarer Verlauf kein Klischee ausspart.

Schließlich wird das Ende der Episode bei vielen im Publikum für Stirnrunzeln sorgen. Nach vielen unwahrscheinlichen Volten und Retcons, die wir in dieser Staffel dank starker Drehbücher und Schauspielleistung bereits geschluckt haben, überspannt “The Bounty” meines Erachtens den Bogen. Aber das ist ein Thema für die Kollegen, die in ihren spoilerlastigen Rezensionen die genauen Umstände besprechen können.

Charaktere und Dialoge

Dass Konflikte in “Picard” nichts Schlechtes sein müssen, haben uns die letzten drei Episoden eindrücklich gezeigt. Der Haken von “The Bounty” ist, dass der Konflikt im Zentrum seine Wurzel in den verlorenen Jahren seit “Nemesis” hat. Die Beziehung von Crusher und Picard bzw. der Verrat von Ro an Picard sind wichtige Elemente von “The Next Generation”, zu denen das Publikum eine starke Beziehung hat.

Dagegen fällt das Drama in “The Bounty” deutlich ab, ähnlich wie die Begründung für Rikers Nihilismus und der daraus resultierende Konflikt in “Seventeen Seconds” und “No Win Scenario”. So entspinnt sich vor unseren Augen ein Konflikt, bei dessen Anfang wir nicht dabei waren, und zumindest mich über weite Strecken teilnahmslos zuschauen lässt.

"Star Trek: Picard", 3x06 -- Picard, Seven und Shaw auf der Brücke der USS Titan
Patrick Stewart als Picard, Jeri Ryan als Seven of Nine und Todd Stashwick als Captain Liam Shaw in “The Bounty” Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Außerdem finde ich den vordergründigen Anlass für das Zerwürfnis schwierig. Schließlich hat einer der Streithähne nur getan, was der andere vorgelebt (wohl aber in der Zwischenzeit völlig vergessen) hat. Das lässt zwar die wohlwollende Interpretation zu, dass dieser Vorwand einen tieferliegenden Grund verdeckt, aber das Drehbuch liefert außer einer diffusen Angst vor Verlust keine befriedigende Antwort, was das sein könnte. Da war der Konflikt zwischen Picard und Crusher deutlich klarer und verständlicher artikuliert.

Der “Witz” und das eigentliche Thema dieser Episode ist es jedoch, den jungen Mitgliedern des Ensembles einen ersten Schritt der Emanzipation aus dem Schatten der “The Next Generation”-Garde zu ermöglichen. Das ist in Folge 6 von 10 sicherlich eine gute Idee, aber die Umsetzung wirkt reichlich unbeholfen. Dass Picard, Crusher und Co. nicht selbst auf die Lösung für die Lage der Titan kommen, strapaziert deren Glaubwürdigkeit. Zumal die Antwort sich in einer aus Sicht unserer Held:innen historischen (für das Publikum nostalgischen) Begebenheit ergibt, zu der History-Buff Jean-Luc vor nicht allzu langer Zeit schon einmal Details aus dem Ärmel schütteln konnte.

Der Handlungsstrang auf Daystrom Station hat erst gar keine Charakterentwicklung, die misslingen könnte. Das ist aber für eine aufregende und gut choreografierte Einbruchsgeschichte nicht zwingend notwendig. Aber hier hakt es. Statt mit fordernden Hindernissen, wird das Außenteam mit visuellen Referenzen und Easter Eggs aus dem “Star Trek”-Kanon konfrontiert. Neues lernen wir dabei nicht über unsere Held:innen, weil viel davon beliebig ist. Die ganzen McGuffins ließen sich nahezu beliebig mit einer “Memory Alpha”-Recherche durch andere Kitschobjekte ersetzen. Und in einem Fall ist das unfassbar schade.

"Star Trek: Picard", 3x06 -- Worf, Raffi und Will im Gespräch
Michelle Hurd als Raffi Musiker, Jonathan Frakes als Will Riker und Michael Dorn als Worf in “The Bounty” Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Nicht wenige im Publikum werden leise und laut fluchen, dass ein Gaststar für ein letztlich bedeutungsloses Cameo verschlissen wird, aus dem man so unendlich mehr hätte holen können. Wenn Michelle Forbes Auftritt als Ro in “Imposters” der Goldstandard für die Wiederkehr einer geliebten Figur gelten darf, dann erleben wir in “The Bounty” das traurige Gegenteil.

Inszenierung

Nach der Bottle Show letzte Woche macht “The Bounty” die Welt von “Picard” wieder ein kleines bisschen größer, indem wir mit Regisseur Dan Liu M’Talas Prime (endlich) hinter uns lassen und es an Bord von Daystrom Station weiter geht. Die Sets von Daystrom Station sind zwar nicht überragend, aber nach fünf Episoden in “Zehn Vorne” ist jeder neue Anblick wahrlich willkommen. Die Titan besucht diese Woche noch weitere Örtlichkeiten, die geradezu danach verlangen, erkundet zu werden. Aber statt das Schiff zu verlassen, kommt Besuch an Bord. Budgetbeschränkungen beim Bau von Kulissen ist nach wie vor ein auffälliges Problem.

Dagegen besticht “The Bounty” mit schicken Weltraumszenen. Auch neue Raumschiffdesigns (wenn ich mich nicht irre, keine Auskopplungen aus “Star Trek Online”) zieren die Mattscheibe, gut so! Völlig überraschend (und irrelevant für den Plot) sehen wir auch kurz ein Schiff aus der Mitte des 23. Jahrhunderts. Und das sieht nicht etwa so aus wie in “Discovery” oder “Strange New Worlds”, sondern steht trotz einer behutsam mit Strukturdetails überarbeiteten Außenhülle eindeutig in der visuellen Kontinuität von “The Original Series”. Die Veränderungen zu TOS bewegen sich auf dem Niveau der Unterschiede zwischen den 4-Fuß- und 6-Fuß-Modellen der Enterprise-D.

Wir erinnern uns: Im “Picard”-Piloten “Remembrance” hing noch ein Hologramm der Enterprise aus “Discovery” unter der Decke des Sternenflottenhauptquartiers. Es wird zunehmend schwierig zu verstehen, was “Star Trek” mit seiner visuellen Kontinuität veranstaltet. Bis vor einem Jahr sah es so aus, als müsste der visuelle Stil von TOS komplett “überschrieben” werden, bis in “Prodigy” erst Spock und Uhura, dann ein Shuttle der F-Klasse und das Hologramm der TOS-Brücke auftauchten.

Nun scheint auch “Picard” wieder die alberne Scham vor dem Design der Originalserie abgelegt zu haben, und das Ergebnis spricht m.E. für sich. Der (zugegeben kurze) Auftritt zeigt, dass die Jeffries-Ästhetik keineswegs in den Giftschrank gehört, sondern sehr dezente und behutsame Handgriffe ausreichen, um den Look für 4K und HDR fit zu machen.

"Star Trek: Picard", 3x06 -- Will, Jean-Luc, Beverly und Seven im Transporterraum
Jeri Ryan als Seven of Nine, Patrick Stewart als Picard, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher und Jonathan Frakes als Will Riker in “The Bounty” Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Dramaturgisch leidet “The Bounty” wie gesagt an der Unentschlossenheit, was das eigene Genre angeht. Die Episode startet mit einem starken Zug ins Heist-Genre. Für das Momentum bleibt der Einbruch auf Daystrom Station auch die komplette Folge zuständig, aber auch hier fehlt letztlich das Pacing, die Raffinesse und Spannung, die man von einem Heist-Streifen erwarten darf. Was an genialen Finten fehlt, sollen Easter Eggs und Zitate aus vergangenen “Treks” auffangen. Eine Szene schneidet sogar als Flashback komplett für mehrere Sekunden in eine Episode “The Next Generation” zurück.

Derweil fällt “The Bounty” in der B-Handlung in ein klassisches Drama zurück, dessen Konflikt für das Publikum keine Fallhöhe hat, absolut vorhersehbar ist und sich deswegen unnötig in die Länge zieht. Dieser mangelnde Fokus sorgt im Endeffekt leider für eine der schwächeren Episoden dieser bislang so starken dritten Staffel “Picard”.

Beobachtungen

  • Vadic vaporisiert ein Crewmitglied für eine unüberlegte Bemerkung. Erinnert an Kruge und dessen unglückseligen Brückenoffizier in “The Search vor Spock”.
  • Von Terry Matalas haben wir auf Twitter erfahren, dass die Crew der Shrike aus Formwandelnden bestünde. Das wirft zwei Fragen auf: Seit wann dürfen Mitglieder der Spezies ungeschoren einander umbringen und warum spricht Vadic Föderationsstandard, während die Figuren in Vogelmasken sich mit Klicklauten verständigen?
  • Vadic’s Monolog könnte andeuten, dass zumindest ihre Fraktion von Formwandelnden Schwierigkeiten hat ihre Gestalten zu wechseln. Auch wird in der Folge das Sektion-31-Virus aus dem Dominionkrieg erwähnt. Beides könnte eine Motivation für den Rachefeldzug gegen die Föderation andeuten. Allerdings ist Vadics Monolog mehrdeutig gehalten.
  • Wir bekommen eine medizinische Erklärung für Jacks Visionen. Es ist (dramaturgisch) hochgradig unwahrscheinlich, dass die Visionen nichts mit der Tatsache zu tun haben, dass Vadic ihn sucht. Die Erklärung , die uns “The Bounty” gibt, halte ich für eine falsche Fährte.
  • Die Titan beamt Raffi und Worf an Bord. Was ist mit La Sirena? Es klingt für mich nicht nach der besten Idee, das Schiff unbewacht um einen Stern treiben zu lassen. Zumal sich die Natur der La Sirena als nicht-Sternenflottenschiff sich im Laufe der Geschichte noch als durchaus nützlich erwiesen hätte.
  • Die Korridor-Teiler auf Daystrom Station erinnern an ähnliche Elemente auf der TOS-Enterprise (und auf der Enterprise in “Such Sweet Sorrow”, allerdings sind es andere).
  • Daystrom Station lagert viele spannende “Reliquien”. Ein Exemplar des remanischen Tholaron-Generators aus “Nemesis”, den Leichnam von James T. Kirk, einen Genesis-Torpedo (von dem offenbar trotz der Katastrophe im Mutarasektor mindestens ein zweites Exemplar gebaut wurde), ein Borg-Vinculum und einen arretanischen Androidenkörper (TOS, “Return to Tomorrow”).
  • Natürlich springt ein genmanipulierter Tribble Worf an. Klingonen und Tribbles können sich auch im 25. Jahrhundert nicht leiden.
  • Das Sicherheitssystem von Daystrom Station identifiziert Riker und zeigt ein Pressephoto für “Nemesis” (was angesichts des weiteren Handlungsverlaufs nur logisch ist)
  • Die U.S.S. New Jersey NCC-1975 verewigt Terry Matalas’ Geburtsdatum und -US-Staat im “Star Trek”-Kanon
  • Die Enterprise-A wurde nach der Schlacht bei Khitomer wieder in Stand gesetzt.
  • Die ablative Hüllenpanzerung der U.S.S. Voyager würde nach ihrer Rückkehr aus dem Delta-Quadranten zurückgebaut
  • Nachdem wir den Refit der NX-Klasse bereits am Ende der letzten Staffel “Picard” als Raumschiffmoell des jungen Jean-Luc entdecken konnten, wird die Existenz der Raumschiffklasse mit “The Bounty” endgültig kanonisch.
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Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

LeVar und Mica Burton über “Star Trek: Picard” und “Star Trek: Legacy”

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"Star Trek: Picard", 3x06 -- Geordi und Alandra
LeVar Burton als Geordi La Forge und Mica Burton als Fähnrich Alandra La Forge in "Die Bounty" Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

LeVar Burton (Geordi La Forge) und seine Tochter Mica Burton (Alandra La Forge) besuchten kürzlich Whoopi Goldberg (Guinan) in ihrer Show “The View”. Sie unterhielten sich über “The Next Generation”, über “Picard” und das mögliche Spin-Off “Star Trek: Legacy”.

Fernweh nach “Star Trek: Legacy”?

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Das "Star Trek"-Fandom hat Fernweh: "Legacy"?
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Terry Matalas und Michael Okuda wenden sich an die Fans: Eine “Legacy”-Serie wird nur dann möglich, wenn die Streamingzahlen es rechtfertigen.

Kurtzman über Crossovers im “Star Trek”-Franchise

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Alex Kurtzmann, Showrunner von "Discovery" und "Strange New Worlds"
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Eine dritte Staffel der hochgelobten Serie “Star Trek: Strange New Worlds” ist nicht nur in Planung, sondern hat womöglich schon seinen Hauptdreh begonnen. Bisher war die Rede von einem Vorproduktionsstart im Februar und einem Drehbeginn im Mai 2023.

Zweitrezension: “Star Trek: Picard” 3×05 – “Wechselbälger”

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In Folge 5 der dritten Staffel kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen. Außerdem sorgen die Wechselbälger erneut für Ärger. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der verbleibenden fünf Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

Handlung

Der Titan ist die Flucht aus dem Ryton-System gelungen, doch bevor das Schiff die Rückreise zur Erde antreten kann, sind Reparaturen erforderlich.

Nachdem Captain Riker (Jonathan Frakes) das Kommando an Captain Shaw (Todd Stashwick) zurückgegeben hat, drohen ihm und Admiral Picard (Patrick Stewart) nun eine Anklage durch die Justiz der Sternenflotte. Und tatsächlich ist die U.S.S. Intrepid bereits auf dem Weg, um eine entsprechende Untersuchung einzuleiten.

Nach ihrer Ankunft schickt die Intrepid ein Sicherheitsteam auf die Titan, das von keiner Geringeren als Commander Ro Laren (Michelle Forbes) kommandiert wird. Also von jener Bajoranerin, die vor 30 Jahren Protegé von Picard war, dann aber zum Maquis überlief. Picard konnte ihr diesen Verrat seither nicht verzeihen. Und so kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen, das zunächst in einem aggressiven Wortgefecht mündet. Doch im weiteren Verlauf gelingt es beiden, ihre einst so vertrauensvollen Beziehung wiederzubeleben.

Commander Ro arbeitet mittlerweile für den Geheimdienst der Sternenflotten, wo sie Worfs Kontaktperson ist. Sie berichtet Picard von einer gefährlichen Verschwörung innerhalb der Sternenflotte. Diese ist scheinbar von Wechselbälgern unterwandert worden, darunter auch die Intrepid. Mit einer letzten heldenhaften Tat ermöglicht Ro der Titan am Ende die Flucht. Doch das Schiff wurde bereits von weiteren Wechselbälgern infiltriert.

Dr. Crusher (Gates McFadden) findet durch eine Autopsie heraus, dass die Wechselbälger eine Art Evolution durchlaufen haben, die sie zu noch besseren Solids-Imitatoren gemacht hat. Alle bisherigen Sicherheitsvorkehrungen, wie Scans und Bluttests, sind folglich wirkungslos.

Aber auch mit Jack Crusher (Ed Speleers) gehen seltensame Dinge vor sich. Er wird nicht nur von gewaltvollen Visionen geplagt, sondern entwickelt auch übermenschliche Kräfte, mit denen es ihm gelingt, vier Wechselbälger unschädlich zu machen.

Unterdessen führen Worf (Michel Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) im District Six auf M’talas Prime einen waghalsigen Plan aus, um Krinn (Kirk Acevedo), dem führenden Kopf des V’Lashi-Verbrechersyndikats, wichtige Informationen über Daystrom Station zu entlocken.   

Drehbuch & Dramaturgie

Cindy Appel und Chris Derrick haben das Drehbuch für diese Folge verfasst, das im englischen Original den sehr passenden Titel “Imposters” trägt. Leider ist den deutschen Übersetzern abermals die Mehrdimensionalität dieses Titels entgangen. Die Bezeichnung “Betrüger” bezieht sich nämlich nicht nur auf die “Wechselbälger” an Bord der Titan und Intrepid, sondern auch auf Ro Laren (A-Handlung), auf Jack Crusher (B-Handlung) und auf Worf (C-Handlung). “Betrüger” oder “Schwindler” wäre folglich der griffigere deutsche Episodentitel gewesen, weil sich darin das zentrale Erzählmotiv widerspiegelt, an dem sich die drei Handlungsstränge der Episode entfalten.

Das Drehbuch selbst zeichnet sich durch einen adäquaten Mix aus Spannung, Drama und Action aus. Es weist aber zugleich auch wieder die für “Picard” so typischen Schwachstellen auf. Dazu zählen teils konstruiert wirkende Kontexte und Wendepunkte sowie Qualitätsschwankungen hinsichtlich der Dialoge. Während die positiven Aspekte innerhalb der A-Story (Picard/Ro) überwiegen, wandelt vor allem die C-Handlung auf M’talas Prime leider wieder auf einem ganz schmalen Grat zwischen ‘uninspiriert’ und ‘klischeehaft’. Insgesamt bringt “Imposters” die Staffelhandlung nur wenig voran.

Wie so oft hängt die Bewertung der Episode als Ganzes davon ab, ob man beim Anschauen einen primär emotionalen oder doch eher einen kritisch-rationalen Zugang wählt. Da ich (leider) schon gespoilert war bezüglich der Rückkehr von Ro Laren, ist bei mir Letzteres der Fall gewesen. Ich kann aber jeden Hardcore-Trekkie verstehen, der ob des emotionalen Comebacks von Michelle Forbes nach fast 30 Jahren zu einer Bestwertung tendiert.

Nur habe ich leider auch mit der A-Handlung das ein oder andere Problem, allen voran was diverse Charakterzeichnungen und deren Handlungsmotive betrifft. Dazu aber mehr im Abschnitt “Charaktere”.

Hinsichtlich der Dramaturgie hätte ich mir deutlich mehr Zeit für die Aufarbeitung von Picards und Ros Beziehungsbruch gewünscht. Die Szenen in der Beobachtungslounge und im Holodeck sind zwar größtenteils gut geschrieben, beide sitzen aber doch etwas zu sehr auf glühenden Kohlen. Das hohe Tempo ist gewiss der Dringlichkeit der Lage geschuldet, nimmt der Versöhnung nach meinem Dafürhalten aber auch etwas von ihrer Glaubwürdigkeit. An dieser Stelle ist zweifelsohne meine hohe Erwartungshaltung mit der tatsächlichen Umsetzung kollidiert. Unter diesem Aspekt sind auch alle folgenden Ausführungen zu verstehen.

Der Kontext dieser Reunion wirkt auf mich leicht konstruiert. Terry Matalas hatte scheinbar die Idee eines Comebacks, so ganz organisch fügt sich Ros Rückkehr hier meiner Ansicht nach aber nicht ein. Angesichts von Ros Vita hätte ich hier doch etwas Spektakuläreres erwartet. Dass man nun ihren Werdegang vor “Fähnrich Ro” (TNG 5×03) einfach nur wiederholt, finde ich ehrlicherweise etwas enttäuschend. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass Budgetrestriktionen (Bottle show) dafür verantwortlich waren, dass hier keine umfassendere Story erzählt werden konnte. In Staffel 1 (z.B. als Fenris Ranger) hätte das Comeback aber irgendwie besser hineingepasst.

Wenig überzeugend finde ich auch Ros Heldentod am Ende der Episode. Mal abgesehen davon, dass mir diese Form von Opfermentalität und Heroismus in jüngster Vergangenheit einfach viel zu oft in den Mittelpunkt gestellt wird (siehe u.a. Pike und Hemmer), ist Ros Selbstopfer am Ende eben auch Hollywood-Klischee pur. Auch sie muss hier gleich wieder den Hugh machen, obwohl ziemlich offensichtlich ist, dass man die Figur im weiteren Staffelverlauf vielleicht noch gewinnbringender hätte einsetzen können. Allen voran unter dem Aspekt, auch andere spannende Charakterdynamiken aus “Star Trek: The Next Generation” (Ro/Riker, Ro/La Forge, Ro/Troi) wiederaufleben zu lassen. Mich hat Ros Tod daher nur bedingt bewegt, ebenso wenig wie der von Hugh in der ersten Staffel. Und das liegt meiner Meinung nach lediglich daran, dass alles irgendwie viel zu hastig erzählt wird. An den Charakteren selbst liegt es definitiv nicht.

Eine gute Idee des Drehbuchs ist wiederum die angedeutete Parallele zwischen den beiden Picard-Handlungsbögen. Da wäre einerseits Picards Vater-Sohn-Beziehung mit Jack und andererseits seine Förderer-Schützling-Beziehung mit Ro Laren. Die tatsächliche Umsetzung dieses Parallelismus schöpft das ihr innewohnende Potential dann aber leider nicht aus, da der Dialog zwischen Picard und Jack einfach zu kurz ausfällt und auch zu oberflächlich geschrieben ist. Das Gewicht liegt dann doch zu sehr auf der Picard-Ro-Beziehung. Hier wurde also eine Chance vertan, dem dieswöchigen Picard-Thema mit einem klug ausgearbeiteten Parallelismus noch mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Schade.

Die B-Handlung um Jack und die Wechselbälger an Bord der Titan verläuft leider auch nur auf bereits erkundeten Pfaden. Mag ja sein, dass die Wechselbälger jetzt noch gefährlicher und noch böser sind als zu Zeiten von “Deep Space Nine”. Aber bisher hat mich das halbgare Aufwärmen dieser mehr als 20 Jahre alten “Star Trek”-Erzählung nicht so recht abholen können. Auch hier fehlt mir einerseits das innovative Element; und andererseits auch der Bezug zu TNG.

Der absolute Tiefpunkt der Episode ist dann leider die C-Handlung im District Six, die in meinen Augen einem Offenbarungseid der Autoren sehr nahe kommt. Wie oft noch will uns das aktuelle “Star Trek” irgendwelche klischeehaften Crime Lords präsentieren, die an den ewiggleichen finsteren Orten herumlungern, dieselben Attitüden an den Tag legen und platte Gangsterphrasen dreschen?

Krinn ist jedenfalls so dermaßen überzeichnet, dass es schon wehtut. Weitere Nadelstiche sind dann Raffis übliches “Ich bin so wütend”-Gesäusel und der dümmliche Plan mit Worf, der weder glaubwürdig ist noch zu einem überraschenden Twist führt. On top gibt’s dann auch noch ein visuelles Zitat aus “Batman Begins” von 2005 (Batman im Containerhafen). Ein weiterer Beleg für die Ideenlosigkeit dieses Story-Arcs. Unter dem Strich ist der C-Teil ein Rückfall in schlimme Muster, die man vor allem noch aus Season 1 kennt.

Kurz zusammengefasst: Licht und Schatten halten sich insgesamt mal wieder die Waage, was das Drehbuch angeht.

Charaktere

Picard & Ro Laren

Dramaturgischer Fixpunkt der Episode ist das Wiedersehen von Picard und Ro Laren. Also jener Frau, der Picard vor über 30 Jahren die berühmtberüchtigte ‘zweite Chance’ gab. Und die für ihn zu einer seiner bittersten persönlichen Enttäuschungen wurde. Denn bekanntlich wechselte Ro auf einer Undercover-Mission in den Reihen des Maquis die Seiten und wart seither nicht mehr gesehen. Picard nahm Ros Verrat seinerzeit mit steinerner Miene auf, die er auch 31 Jahre später noch immer im Gesicht trägt.

Und genau hier fangen für mich die ersten Glaubwürdigkeitsprobleme an. Einerseits fällt es mir schwer zu glauben, dass Picard in all den Jahren und ob seiner hohen Position in der Sternenflotte nie erfahren haben soll, dass Ro sich schon vor vielen Jahren freiwillig gestellt hat und zu einer weiteren Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Selbst in seiner inaktiven Zeit zwischen 2385 und 2399 dürfte er sicherlich noch Kontakte zur Sternenflotten-Justiz gehabt haben. Ich erinnere an dieser Stelle an Phillipa Louvois aus “Wem gehört Data?” (TNG 2×09).

Anderseits wird mir Jean-Luc Picard in “Star Trek: Picard” auch viel zu oft als störrischer, enorm nachtragender, teils zynischer und sogar unreflektierter alter Grantler charakterisiert, was er nach meinem Dafürhalten in TNG so nie war. Seit Ros Seitenwechsel sind immerhin 31 Jahre vergangen, in denen viel passiert ist. Auch Picard dürfte es demnach nicht entgangen sein, dass der Maquis mit seiner Einschätzung der Cardassianer am Ende Recht hatte. Immerhin verübten die Cardassianer zunächst zahlreiche kleinere Angriffe auf die Föderationskolonisten in der DMZ, umgingen das allgemeine Waffenembargo und führten wenige Jahre später gemeinsam mit dem Dominion regelrechte Massaker an Widerstandskämpfern und Zivilisten durch. Am Ende stürzten sie den gesamten Quadranten in den blutigsten Krieg aller Zeiten. Das Wording “Sie sind zum Feind übergelaufen” ist hier also ebenso unreflektiert wie deplatziert. Bitte nicht falsch verstehen: Terroristen bleiben Terroristen und Verrat bleibt Verrat. Und dennoch haben die Geschehnisse in “Deep Space Nine” Ros Seitenwechsel auch wieder ein wenig relativiert.

Überdies hatte Picard auch damals schon erkannt, dass der kühle Utilitarismus, auf dem der Vertrag von 2367 beruhte, mit moralischen Implikationen verbunden war, die es zu berücksichtigen gilt (TNG 7×20 “Am Ende der Reise”). Picards seit 2370 nahezu ungebrochener Zorn überzeugt mich daher nicht. Zumal ich mir nach erneutem Studium seines Gesichtsausdrucks in besagter Episode “Die Rückkehr von Ro Laren” (TNG 7×24 “Preemptive Strike”) auch nicht mehr sicher bin, ob ich hier wirklich Wut oder vielleicht doch nur Schockstarre sehe.   

Andererseits finde ich es auch nicht besonders glaubwürdig, dass sich Ro nach der Zerschlagung ihrer neuen Maquis-Familie lieber in ein Föderationsgefängnis begeben haben soll, anstatt auf ihren Heimatplaneten Bajor zurückzukehren. Es sei denn, Bajor ist mittlerweile Föderationsmitglied und ein Gerichtsverfahren wäre demnach so oder so unausweichlich gewesen. Von daher: geschenkt.

Das Versöhnungsgespräch, das auf dem Holodeck stattfindet, hat gewiss viele schöne Facetten und Details. Und es ist natürlich hervorragend gespielt, sowohl von Patrick Stewart als auch von Michelle Forbes. Und dennoch habe ich den Eindruck, dass es noch weitaus bewegender und tiefgründiger hätte geschrieben werden können, wenn die beiden Autoren ihre Dialoge noch bewusster sowohl mit “Die Rückkehr von Ro Laren” als auch mit “Die Pattsituation” verzahnt hätten. Denn statt die Aspekte ‘Familie’ und ‘Vaterfigur’ noch dezidierter ins Zentrum der Picard-Ro-Aussprache zu stellen, stehen hier vielmehr Dinge wie Verrat, Moral, Pflichterfüllung, Erwartungen und Ehre im Fokus.

So wirft Ro Picard vor, er würde Moral mit Pflicht gleichsetzen und die Sternenflotte in diesem Kontext idealisieren. Dass diese Unterstellung Nonsense ist, belegen zahlreiche Folgen, in denen sich Picard an seinem moralischen Kompass orientiert und der Admiralität der Sternenflotte die Stirn bietet. Leider bleibt Picard hier abermals passiv, so dass es für mich so aussieht, als würde ihn dieser unberechtigte Vorwurf sogar tangieren.

Christopher hat in unserem Podcast “On Screen” darauf hingewiesen, dass es hier womöglich auch um die Frage gehen könnte, inwiefern Picard für sich in Anspruch nimmt, die moralischen Standards, die er der ‘Pflicht’ zuschreibt, auch für andere zu definieren. Demnach könnte Ro ihren Vorwurf hier auch überspitzt formuliert haben. Das ist ein spannender Blickwinkel und ein berechtigter Einwand. Allerdings spiegelt sich das meiner Ansicht nach nicht im gezeigten Dialog wider. Denn dann hätte Ros Vorwurf auch anders formuliert werden müssen.

Die Krux liegt aber wohl darin, wie man “Die Rückkehr von Ro Laren” interpretiert. Und die beiden Autoren von “Imposters” haben diese Folge wohl komplett anders gelesen als ich. Denn meiner Einschätzung nach ist Ro damals nicht deshalb zum Maquis übergelaufen, weil sie es in diesem Moment für moralisch geboten sah. Das kam erst an zweiter Stelle. Ich habe die Episode eher so verstanden, dass sie dort etwas gefunden hat, was Picard und die Sternenflotte ihr niemals geben konnten: eine Familie.

Besonders deutlich wird dies an der Figur des Macias (John Franklyn-Robbins), der in dieser Folge als Gegenpart zu Picard aufgebaut wird. In der Tat ist “Die Rückkehr von Ro Laren” für mich eine der am besten geschriebenen Folgen der gesamten Serie. Denn dieser Episode gelingt etwas, was “Picard” meiner Ansicht nach nur sehr selten schafft: Jean-Luc Picard zu dekonstruieren, ohne ihn zugleich auch zu demontieren.

Zu Beginn dieser TNG-Episode wird noch einmal herausgestellt, dass Picard für Ro zu einer Art ‘Vaterersatz’ geworden ist. Im Verlauf von “Die Rückkehr von Ro Laren” wird dann aber deutlich, dass Picard eben nicht der wahre Ersatzvater für Ro ist, sondern diese Rolle vielmehr Macias vom Maquis zukommt. Und das aus zwei Gründen: Erstens erinnert Macias Ro an ihren Vater, der von den Cardassianern getötet wurde, als sie noch ein Kind war. Zweitens kann er ihr die emotionale Wärme geben, die Picard Ro aufgrund seines Charakters und auch aufgrund seiner Stellung als ihr kommandierender Offizier niemals geben kann. Gleiches gilt auch für die von etlichen Regeln geprägte Sternenflotte, die hier gegen den weniger formell organisierten Maquis den Kürzeren zieht.

“Die Rückkehr von Ro Laren” dekonstruiert folglich die Vaterfigur Jean-Luc Picard, ohne ihm zugleich irgendwelche negativen Eigenschaften zuzuschreiben, wie etwa ein gekränktes Ego oder überzogene Erwartungen an Ro. Picard ist nun einmal der Captain und das Rollenmodell eines perfekten Sternenflotten-Offiziers. Was ihm fehlt, das ist die natürliche Herzlichkeit eines Macias sowie dessen Ähnlichkeit mit Ros Vater. Das ist nicht Picards Schuld, aber es ist hier nun einmal das alles entscheidende Kriterium: Macias ist der bessere Ersatzvater für Ro – auch deshalb, weil beide eine ähnliche Lebensgeschichte haben.

Folglich stellt sich mir die Frage, ob “Imposters” überhaupt von der korrekten Prämisse ausgeht. Ging es bei Ros Verrat wirklich um Moral und den von Ro empfundenen Druck, Picards Erwartungen nicht gerecht werden zu können? Das will “Imposters” meinem Eindruck nach ausdrücken. Ich sehe das aber etwas anders. Es ging ihr primär um fehlende Nestwärme als Resultat eines erlittenen Kindheitstraumas.

Und als Macias dann auch noch in Ros Armen stirbt, ringt er ihr ein Versprechen ab, das sie zusätzlich zu ihrem Wunsch nach einem familiären Umfeld auch noch in eine Loyalitätszwickmühle manövriert: Sie muss sich zwischen ihren beiden Ersatzvätern entscheiden, denen sie sich allerdings beiden verpflichtet fühlt: Picard und Macias. Und das ist für Ro wahrlich ein No-Win-Szenario, aus dem sie nicht herauskommt, ohne einen von beiden zu verraten. Einfach ganz toll geschrieben!

Dieses Dilemma wird in “Imposters” zwar durchaus angeschnitten, nämlich als Ro beklagt, dass Picards Zuneigung stets an Bedingungen geknüpft war. Allerdings versäumen es die Autoren hier, nochmals explizit auf diese Loyalitätszwickmühle einzugehen. Warum erzählt Ro Picard hier nichts von Macias? Denn wenn man auch noch bedenkt, dass genau diese Themen (‘Picard als Vaterfigur’ bzw. ‘Sternenflotte als Familienersatz’) zentrale Motive der vorangegangenen Episode waren, dann erschließt sich mir nicht, warum “Imposters” nicht direkt daran anknüpft. Vielmehr bleiben Ros damaligen Motive und Gefühlsregungen nur nebensächlich, weil man den Fokus stattdessen wieder einmal auf die Sternenflotte und Picards gekränktes Ego lenkt. Wäre Ro stattdessen nochmal auf ihre traumatische Lebensgeschichte eingegangen, wäre das Gespräch noch viel glaubwürdiger und emotionaler ausgefallen.

Es tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber für mich erreicht “Imposters” hier leider nicht das hohe erzählerische Niveau, das Naren Shankar (Story) und René Echevarria (Drehbuch) mit “Die Rückkehr von Ro Laren” erreicht haben. Das heißt keinesfalls, dass Ro Larens Rückkehr in “Picard” misslungen wäre. So ist es gewiss nicht. Aber mit etwas mehr Kanon-Kenntnissen, einer besseren Absprache im Writer’s Room und mit deutlich mehr Screen Time hätte ein noch höheres Erzähl- und Drama-Niveau erreicht werden können.

In meinen Augen ist die Prämisse des Picard-Ro-Konflikts hier nur in Teilen erfasst worden.

Riker, Seven und Shaw

Captain Riker läuft in dieser Episode nur auf Sparflamme, was etwas schade ist, da auch Riker eine durchaus ambivalente Beziehung zu Ro hatte. Allerdings gefällt mir, dass Riker hier – ebenso wie in “Die Rückkehr von Ro Laren” – als deren Fürsprecher auftritt und bei Picard um Nachsicht bittet. Das passt!

Seven hat dieses Mal auch nur wenige Szenen, die allerdings nicht der Rede wert sind. Allerdings zeigt sich auch hier, dass ihre Loyalität nicht Shaw gilt, sondern Picard und Riker. Und das ist so offensichtlich, dass ich mich schon wundere, warum Shaw ihre Suspendierung wieder aufgehoben hat.

Überhaupt nicht gefällt mir indes, in welche Richtung sich Shaw entwickelt. Diese Figur macht stets das, was das Drehbuch von ihm verlangt. Sicher, er ist witzig und bringt ein instabiles Element in eine kritische Situation, um an dieser Stelle mal Captain Picard zu zitieren (“Star Trek: First Contact”). Ich finde ihn als Raumschiffkommandanten aber einfach nur unglaubwürdig.

Beverly & Jack Crusher

Dr. Crusher darf in dieser Episode mal wieder ihr medizinisches Können unter Beweis stellen, wobei das Sezieren einer Wechselbalg-Leiche wohl auch nicht unbedingt nobelpreisverdächtig ist. Die Figur tritt in den letzten zwei Folgen doch etwas auf der Stelle, sodass ich mich frage, wann da endlich noch was kommt. Immerhin hat Gates McFadden den besten Crusher-Arc aller Zeiten angekündigt. Davon ist bisher aber noch nicht allzu viel zu sehen gewesen.

Charakterentwicklung haben wir hingegen bei Jack, der seltsame Visionen hat, in denen er Crewmitglieder tötet und in Richtung einer mysteriösen Tür gezogen wird. Seltsam sind auch die Tentakel, die ihn und seine Opfer immer wieder umgeben. Hier darf man konstatieren: Das Mysterium bleibt spannend. Jack weiß scheinbar nichts von seiner Herkunft beziehungsweise Mission, aber es wird immer deutlicher, dass er für die Wechselbälger von essentieller Bedeutung zu sein scheint. Ob er nun selbst ein Wechselbalg-Mutant, ein Pah-Geist (rote Augen) oder vielleicht doch ein Über-Synth ist, wird man sehen.

Überaus unglücklich geschrieben ist indes sein Dialog mit Picard, in welchem ihn sein Vater zu einer Karriere in der Sternenflotte animieren möchte. Die Intention eines Parallelismus mit Ro Laren liegt auf der Hand, ist an dieser aber einfach schlecht umsetzt worden. Picards Lobdudelei auf die Sternenflotte wirkt hier einfach nur deplatziert.

Worf & Raffi

Vor zwei Wochen war dieses Zweiergespann noch mein Episoden-Highlight, mittlerweile sind aber schon die ersten Abnutzungserscheinungen erkennbar. Worf als klingonischer Mister Miyagi aufzubauen, der mit Weisheiten nur so um sich wirft und zwischendurch auch mal meditiert, ist sicherlich unterhaltsam. Mehr ist es aber auch nicht. Emotional fällt dann aber wenigstens das Wiedersehen mit Picard und Riker aus. Da gebe ich gerne zu: Gänsehaut pur, auch wenn’s nur kurz war.

Während Worf zumindest für positive Emotionen und humoristische Einlagen sorgt, kommt Raffi einfach nicht aus dem Annoying-Mode heraus. Was schlicht an dem Umstand liegt, dass nahezu jede Charakterentwicklung, die Raffi in einer Staffel nimmt, in der nächsten schon wieder eliminiert wird.

Auf der anderen Seite muss man einfach sagen, dass eine gute Charakterentwicklung in diesem Setting und bei dieser dünnen C-Handlung auch kaum möglich ist. Glücklicherweise wechseln Raffi und Worf in der kommenden Folge auf die Titan. Es wird auch Zeit, denn M’talas Prime ist sowohl atmosphärisch als auch erzählerisch vollständig abgegrast.  

Krinn

Da Vadic in dieser Folge Sendepause hat, muss mal wieder ein generischer Crime Lord das Bösewicht-Vakuum füllen. Und was soll man dazu sagen? Ein Vulkanier mit zeitgenössischer Undercut-Frisur, der seine Kriminalität logisch zu erklären versucht, soll in den Augen der Autoren wohl ultracool und unterhaltsam sein. Für mich ist Krinn hingegen nur ein weiterer Eintrag in die lange Liste nichtssagender Klischee-Villains aus dem Hause Kurtzman-Trek.

Jedes Mal dieselben flachen Dialogzeilen zu schreiben, ist eine Sache. Aber dann auch noch stets aufs Neue mit den nahezu identischen schwarzen Kostümen und den böse guckenden Disco-Türsteher-Wachen anzukommen, ist wirklich ein Armutszeugnis. Es bleibt dabei: Das Gros der ‘NuTrek’-Bösewichte ist klischeehaft, langweilig und unglaubwürdig geschrieben. Ich hoffe, bei Vadic werden wir noch positiv überrascht werden.

Was auffällt: Auch Krinn hat ein vernarbtes Gesicht. Ähnliche Form, gleiche Stelle. Das hat sicher irgendetwas zu bedeuten. Ansonsten ist dieser Teil der Story aber extrem schwach.   

Inszenierung

Ein großes Plus der Episode ist deren Inszenierung, für die dieses Mal Dan Liu verantwortlich zeichnet.

“Imposters” ist offenkundig eine sogenannte ‘Bottle show’, in der nur wenige Kulissen Verwendung finden. Aber das Gesamtergebnis ist formal betrachtet trotzdem sehr gelungen. Klar, die Jagd auf die Wechselbälger wäre spektakulärer, wenn es auf der Titan auch einen Maschinenraum und Jefferies-Röhren gäbe. Und auch Picards und Ros Versöhnungsgespräch wäre in einem anderen Setting wahrscheinlich noch wirkungsmächtiger gewesen. Das ‘Ten Forward’ hat sich mittlerweile echt überlebt.

Dafür sind die Weltraum-Szenen ein echter Hingucker – optisch ansprechend und dramaturgisch genial inszeniert. Für große Begeisterung im Netz hat völlig zurecht das ‘Aufbäumen’ der Intrepid gesorgt, das laut Terry Matalas einem wütenden Drachen nachempfunden ist. Toll, genau das braucht “Star Trek”: Innovation, Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert.

Diese Szene wird sicherlich in die Trek-Geschichtsbücher eingehen, ähnlich wie die Zerstörung der 1701 in “Star Trek III” und die Notlandung der “D” in “Star Trek: Treffen der Generationen”. Da stimme ich der Mehrheitsmeinung absolut zu.

Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer24 (Staffel 3, Folge 4)
OriginaltitelImposters
Deutscher TitelWechselbälger
Story & DrehbuchCindy Appel & Chris Derrick
RegieDan Liu
US-Erstausstrahlung16. März 2023
DE-Erstausstrahlung17. März 2023
Laufzeit55 Minuten
Datum (In-Universe)2401
Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

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“Bounty”: Previewbilder der nächsten “Picard”-Episode

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"Star Trek: Picard", 3x06 -- Geordi LaForge
LeVar Burton als Geordi La Forge in "Die Bounty" Episode 306, Star Trek: Picard auf Paramount+. Bildnachweis: Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Diese Woche geht “Star Trek: Picard” in die zweite Hälfte der dritten und letzten Staffel. Sie trägt den englischen Titel “The Bounty”. Den deutschen werden wir, wie üblich, Freitagmorgen, 1 Uhr, auf Amazon.de erfahren. “The Bounty” wurde von Christopher Monfette geschrieben und von Dan Liu inszeniert. Nun wurden auch erste Previewbilder veröffentlicht.

Rezension: “The Mandalorian Staffel 2 Junior Graphic Novel”

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Ein Blick auf den Comic zu Season 2.

Inhalt (Klpapentext)

Den Regeln der Mandalorianer folgend muss der Kopfgeldjäger Din Djarin ein Findelkind, das sich in seiner Obhut befindet, zu den Jedi bringen. Doch Moff Gideon, der skrupellose Anführer eines imperialen Überrests, ist noch immer hinter dem kleinen Wesen her und setzt alles daran, das Kind in seine Finger zu bekommen, um dessen Kräfte auszunutzen …

Kritik

Der Jugendcomic zur zweiten Staffel von Mandalorian stammt aus der Feder von Alessandro Ferrari, der ja bereits viele der anderen Comics zu den Serien und Filmen geschrieben hat. Demzufolge erwartet uns hier zeichnungstechnisch sein üblicher, leicht comichafter Stil, der aber durchaus Spaß macht und sich im Detailgrad nicht zu verstecken braucht. Okay, man könnte vielleicht monieren, das die Charaktere nicht immer so getroffen sind, wie in der Serie, aber das stört hier weniger.

Rezension: "The Mandalorian Staffel 2 Junior Graphic Novel" 27

Über die Handlung braucht man an der Stelle sicher nicht mehr viele Worte verlieren, denn es ist die 1:1-Nacherzählung besagter zweiter Staffel. Die kommt wie üblich an manchen Stellen etwas gerafft daher, aber das ist nicht störend, denn auch in der Serie selbst hatten manche Folgen einfach etwas weniger Substanz, so das man sie auf ein paar wenige Seiten runterbrechen kann.

Immerhin gibt es zumindest eine kleine Szenenerweiterung, nämlich Cobb Vanths Kampf um Mos Pelgo. Hier wird der Rückblick nicht nur erwähnt sondern auch in Bildern gezeigt. Der Rest ist aber Straight Forward und so wie in der Serie auch.

Dabei gibt es natürlich ein Wiedersehen mit Ahsoka und Bo-Katan – und am Ende natürlich der explosive Auftritt von Luke. Letzterem wird im Comic zwar etwas die Wucht genommen und in wenigen Panels abgehandelt, bleibt aber trotzdem noch eindrucksvoll.

Natürlich bleibt, wie immer bei diesen Comics, die Frage, ob es sich hierbei nun um das Melken des Produktes oder um einen wirklichen Mehrwert handelt. Aufgrund der 1:1-Nacherzählung hält sich der Mehrwert wie immer in Grenzen. Wer aber nochmal die Handlung der zweiten Staffel aufbereitet erleben will – oder vielleicht den Nachwuchs an den Comic heranführen will, der wird auch hier gut unterhalten werden.