In der drittletzten Episode der vierten Staffel macht sich die Discovery auf die Suche nach dem “Rosettastein”. Ob die Erkundung einer ehemaligen Welt der 10-C zu des Rätsels Lösung beiträgt, klärt unsere Rezension. Vorsicht: Spoiler-Alarm!
“Rosetta” ist die erste von drei “Discovery”-Episoden, die im Trek-Doppelfeature gemeinsam mit einer neuen Folge von “Picard” erscheinen. Folglich muss sich die Episode auch der Konkurrenz aus dem eigenen Haus stellen, denn Eins-zu-eins Vergleiche bieten sich hier einfach an. Doch während “The Star Gazer” (PIC 2×01) derzeit – und zwar völlig zurecht – mit Lobeshymnen besungen wird, enttäuscht Folge 11 der vierten “Discovery”-Staffel leider über weite Strecken. Auch wenn der ohnehin schon unnötig in die Länge gezogene Staffel-Arc um Spezies 10-C endlich wieder etwas vorankommt, so mangelt es Rosetta doch leider einmal mehr an echter Spannung sowie inhaltlichem Tiefgang.
Die Autorin des dieswöchigen Drehbuchs ist Terri Hughes Burton, die erst seit dieser Staffel sowohl dem Autorenstab als auch der Produzentenriege von Discovery angehört und auch schon die Bücher zu den Episoden “Choose to Live” (DIS 4×03 “Wähle das Leben”) und “…But To Connect” (4×07 Verbindung) verfasste. Burton ist eine erfahrene Autorin und schreibt bereits seit fast 30 Jahren Drehbücher, u.a. für die Serien “EUReKA”, “Alphas” oder “Supernatural”. Ihre bisherigen zwei Beiträge zur aktuellen “Discovery”-Staffel sind indes qualitativ sehr unterschiedlich ausgefallen. Während “…But To Connect” in weiten Teilen überzeugen konnte, hat mir “Choose to Live” ganz und gar nicht gefallen.
Auch das Drehbuch zu “Rosetta” ist dieses Mal leider auch wieder bestenfalls durchwachsen geraten, sodass es am Ende die Inszenierung des Regie-Duos Jeff Byrd und Jen McGowan sowie die sehr gelungenen Visual Effects sind, welche die Episode vor dem totalen Absturz bewahren. Die Leistung von Jeff Russo, der wie immer für die musikalische Untermalung der Szenen verantwortlich zeichnete, ist sowieso in eigentlich jeder Episode über jeden Zweifel erhaben.
Kontroverser Zwischenstopp
Nachdem es der Discovery in “The Galactic Barrier” gelungen war, eben jene zu überwinden, reist das Schiff nun durch den intergalaktischen Raum und nimmt mit maximaler Warpgeschwindigkeit Kurs auf das Hyperfeld, in dem die Heimat der Spezies 10-C vermutet wird. Doch Captain Burnham (Sonequa Martin-Green) will nicht gänzlich unvorbereitet in die angedachten diplomatischen Gespräche gehen, da es sich hierbei um eine völlig unbekannten und wohl auch vollkommen andersartigen Zivilisation handelt. Also ordnet sie einen Zwischenstopp auf einem toten Planeten am Rande des Hyperfeldes an, auf dem Hinterlassenschaften eben jener Spezies 10-C vermutet werden. Burnhams Entscheidung wird derweil von den Politikern beziehungsweise Diplomaten an Bord kritisch gesehen, denn die Zeit drängt. In 29 Stunden wird die DMA die Erde und Ni’Var erreicht haben, beiden Welten droht folglich die vollständige Vernichtung. Föderationspräsidentin Rillak (Chelah Horsdale) und vor allem General Ndoye (Phumzile Sitole) sehen diese Expedition alles andere als unkritisch, müssen sich aber der Entscheidung Burnhams fügen.
Burnhams Entscheidung stellt ohne Zweifel ein Risiko dar, aber dennoch finde ich ihren Entschluss, ein Außenteam auf den Planeten zu entsenden, hier durchaus plausibel. Die Evidenzen (10-C-typische Dyson-Ringe) sind vorhanden und auch der Sprachenexperte Dr. Hirai (Hiro Kanagawa) hat bisher nicht den Eindruck erweckt, als könne er auf dieser Mission noch sehr nützlich sein. Weitere Nachforschungen sind daher angebracht. Nichtsdestotrotz folgt Burnham hier natürlich erneut der Logik des Drehbuchs und nicht der eines Sternenflotten-Captains. Denn es wäre bestimmt auch möglich gewesen, ein Außenteam per Shuttle auf den Planeten zu entsenden, während die Discovery weiterhin Kurs auf das Hyperfeld hält. Aber die Logik dieser Serie verbietet es eben, dass der Captain einfach mal auf dem Schiff bleibt und der Erste Offizier auch die wichtigen Außenmissionen anführt.
Außenmission als Rohrkrepierer
Der unbewohnte Planet ist visuell hervorragend umgesetzt worden und bietet ein beeindruckendes Setting für eine durch und durch…stinklangweilige Außenmission. Leider, leider lässt man hier mal wieder enormes Potenzial einfach so liegen. Denn Burnham, Saru (Doug Jones), Culber (Wilson Cruz) und Detmer (Emily Coutts) laufen eigentlich nur rum, scannen die Umgebung und fangen dann mal wieder an, im emotionalen Gesäusel zu versinken. Es tut mir leid, aber ich kann diesen Aspekt der Serie wirklich nicht mehr ertragen. In wirklich jeder Folge ist irgendwer am Jammern, Heulen oder verfällt in eine depressive Stimmung. Die gesamte Szenerie auf dem Planeten ist von vorne bis hinten unnötig ereignisarm. Und das, obwohl der Teaser-Trailer noch großspurig angekündigt hatte, dass Saru in dieser Episode mal wieder den “herannahenden Tod” verspüren wird. Am Ende kommt aber nur heiße Gasriesen-Luft dabei heraus. Sorry, aber da fühlt man sich einfach nur noch veräppelt!
Dabei hätte es hier gute Ansätze gegeben. Die Idee, dass Spezies 10-C in den höheren, gashaltigen Regionen einer unwirtlichen Atmosphäre lebt und von gigantischer Körpergröße ist, gefällt mir sehr gut. Auch hier gilt: Ich rechne es dem Writers Room durchaus an, dass man in dieser Staffel wieder mehr Wissenschaftlichkeit und ‘Sense of Wonder’ in die “Discovery”-Gleichung bringen möchte. Aber bedauerlicherweise ist die Suche nach den 10-C bisher sogar noch langweiliger als die ‘Hatz’ nach den Ursprüngen des “Brandes” in der dritten Season. So visuell beeindruckend die Planetenoberfläche und der 10-C-Kokon auch sind, so spannungsarm ist leider zugleich die Erzählung geraten, die man um dieses Setting herum gebaut hat. Die Sache mit dem unbekannten Staub und dessen Auswirkungen auf die Psyche des Außenteams ist mir hier einfach wieder einmal viel zu uninspiriert ausgefallen. Wie oft hat es eine solche ‘Vergiftung’ in “Star Trek” nun schon gegeben?! Hinzu kommt das Ärgernis, dass es natürlich wieder Burnham ist, die des Rätsels Lösung anstößt. Wer auch sonst?!
Und auch Detmer hat standardmäßig wieder eine hochemotionale, sehr traurige Anekdote aus ihrer Vergangenheit im Gepäck, um uns Zuschauer nicht ohne die obligatorische Portion Tränenflüssigkeit aus dieser Episode zu entlassen. Es ist schon ein wahnsinniger “Zufall”, dass nahezu die gesamte Crew der Discovery eine schwere Kindheit hatte. Wobei das Problem nicht einmal die emotionale Überfrachtung der Figuren ist, sondern vielmehr die aufgesetzte, plumpe und aufdringliche Art und Weise, wie die Autoren diese in ihren Drehbüchern ständig zur Schau stellen. Die Worte ‘dezent’ und ‘passend’ kommen in deren Wortschatz leider nicht vor.
Belanglose B-Story
Die B-Handlung auf der Discovery ist leider genauso schlecht. Wieder einmal werden wir mit flachen Dialogen und vermeintlichen “Ereignissen” gequält, die in der Summe an Belanglosigkeit aber kaum zu überbieten sind.
Nach längerer Zeit taucht mal wieder Commander Reno (Tig Notaro) auf und man fragt sich: warum eigentlich? Ich kann diesem Charakter absolut nichts abgewinnen. Man schreibt für Reno eigentlich immer die nahezu identischen Szenen. Obwohl sie Ingenieurin ist, sieht man sie zumeist nur Kaffee trinken und “kluge” Ratschläge geben. Und das natürlich in ihrer unangenehmen, enorm ruppigen Art. Wie viele Pseudo-Counselor braucht dieses Schiff eigentlich noch?
Was wohl als Fun-Faktor gedacht ist, erweist sich für mich mit jedem weiteren Auftritt als nerviges und völlig überflüssiges Déjà-vu. Anstatt der Discovery endlich mal einen fähigen Chefingenieur, der diesen Namen auch verdient hat, zu gönnen, verschwendet man wertvolle Screen Time für Pseudo-Comedy und Problemchen, die in eine Daily Soap gehören: “Ich bin wieder so unfassbar depri, denn ich wäre gerne soooooo selbstbewusst wie Commander Detmer!” Meine Güte, wie infantil will “Discovery” eigentlich noch werden? Unter Charakterentwicklung kann ich diesen ewiggleichen Nonsens beim besten Willen nicht verbuchen. Man merkt diesen Szenen förmlich an, wie verzweifelt man hier die Sendezeit zu dehnen versucht. Oder ist es vielleicht doch nur fehlende Kreativität? Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass man diese beiden Figuren mit einem ausführlichen Charakterprofil ausgestattet hat. Vielmehr möchte man wohl einfach nur Tig Notaro (Bekanntheitsgrad) und Blu del Barrio (gesellschaftspolitisches Statement) im Cast haben. Inhaltlich sind diese beiden Figuren aber einfach nur überflüssig.
Auch der Mini-Handlungsstrang um Präsidentin Rillak und Dr. Hirai gehört zu den absoluten Tiefpunkten der Folge. Diese Szene ist ein Spiegelbild unserer mittlerweile zuweilen unerträglichen Belehrungs- und Verurteilungskultur. Was bildet sich diese selbstgerechte Präsidentin eigentlich ein, Hirai so dermaßen in den Senkel zu stellen, als wäre er ein erziehungsbedürftiges Kleinkind? Er mag vielleicht etwas zu direkt sein, aber er stellt in meinen Augen auch einen notwendigen Gegenpol zu den sonst eher emotionsgesteuerten Discovery-Akteuren dar. Wie war das doch gleich mit dem UMUK- bzw. IDIC-Prinzip? Hier hätte man von mir aus eine Kontroverse darüber führen können, ob Hirais Direktheit tatsächlich zielführend ist oder nicht. Aber dann bitte auch auf Augenhöhe und nicht auf solch einseitige Weise in Form eines hypermoralistischen Erziehungsgesprächs! “Obligation” beim Wortpuzzle – mehr Holzhammer geht kaum. Der Dialog ist viel zu asymmetrisch geschrieben und am Ende kann man nur die Augen verdrehen, als Hirai unterwürfig pariert.
Patch-work
Der Story-Arc um Book und Tarka wird in “Rosetta” leider auch wieder mitgeschleift, obwohl deren Agieren mittlerweile einfach nur noch absolut unplausibel ist. “Ich hab‘ einen Patch geschrieben, aber um diesen zu installieren, muss ich in den Maschinenraum der Discovery gelangen…” Dieser Nullachtfünfzehn-Handlungsstrang inklusive Biozeichen-Dämpfung und Jefferies-Röhren-Krabbelei ist so unfassbar generisch, dass es schon wehtut. Und natürlich wird dann auch noch der obligatorische Spion an Bord rekrutiert, hier in Person von General Ndoye. Da weiß man schon, was einem im Staffelfinale erwartet…
Und als wäre das alles nicht schon klischeehaft genug, muss Tarka am Schluss dann auch noch Reno als Geisel nehmen. Nein, also wirklich. Von einer solch erfahrenen Autorin darf…nein…muss man einfach mehr Kreativität erwarten dürfen.
Fazit
Der bedeutungsschwangere Episodentitel verspricht deutlich mehr, als am Ende dabei herauskommt. Der titelgebende “Stein von Rosette” (auch: “Rosettastein”) wurde 1799 einer alten ägyptischen Hafenstadt gefunden und gilt als einer der bedeutendsten archäologischen Funde überhaupt, weil dieser den Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen lieferte.
Nur leider hat mich “Rosetta” diesbezüglich überhaupt nicht abgeholt. Die Bedeutung des Fundes auf dem Planeten wirkt schlussendlich wenig spektakulär, was der Tatsache geschuldet ist, dass man sich – wie in eigentlich jeder Folge – mal wieder in unnötiger Gefühlsduselei verliert. Doch anstatt diese grundsätzlich interessante archäologische Erkundung mit Tiefgang zu versehen, wühlt das Außenteam praktisch nur im Staub rum. Und gerät zuerst in Angst und anschließend in Ekstase. Wo mehr “Indiana Jones”-Momente angebracht gewesen wäre, bekommen wir stattdessen wieder die ganze Ladung Daily Soap verpasst. Diese Krankheit wird die Serie einfach nicht mehr los.
Die langweilige A-Story wird dann sogar noch von der an Belanglosigkeit kaum zu übertreffenden B-Handlung auf der Discovery getoppt. Book und Tarka setzen ihre mittlerweile völlig obsolet gewordene Mission stur fort und auch Figuren wie Reno und Adira hängen in der Endlosschleife der Bedeutungslosigkeit fest, werden aber mit den ewiggleichen Attitüden, Dialogen und Problemchen bis zum bitteren Ende mitgeschleift. Und als i-Tüpfelchen gibt es noch eine Prise anmaßenden Moralismus spendiert. Was würden wir nur ohne Personen wie Präsidentin Rillak machen, die Moral, Recht und Tugend für sich gepachtet haben?
Wenigstens die Regie und die Effekte haben noch ein gutes Niveau, ansonsten wäre nämlich auch diese Folge wieder ungenießbar geworden.
Nicht nur nur unsere Website und “Discovery”, sondern auch “Picard” startete am Wochenende durch. Grund genug, uns auch die erste Folge der zweiten Staffel anzuschauen. Aber Achtung, Spoiler!
Dabei beginnt die Folge noch relativ ruhig und wird erst im weiteren Verlauf tempo- und Action-lastiger. Aber halt, was erzähle ich denn da? Bereits vor der Titelsequenz sehen wir eine Art Angriff auf ein Schiff. Die Tentakel lassen dabei auf die Roboterwesen aus dem Staffelfinale von Season 1 schließen, was schon Schlimme Befürchtungen weckt. Dann wird die Selbstzerstörung ausgelöst und die Titelsequenz beginnt.
Die neue Titelsequenz vermag mich, trotz der gleichen Musik, übrigens mehr zu packen als noch die von Staffel 1. Und das dort präsentierte Borg-Schiff hat gute Chancen, in meiner Favoritenliste zu landen.
Der alte Mann und das Weingut
Wir machen einen Sprung 48 Stunden zurück in die Vergangenheit. Picard ist auf seinem Weingut, wo man auch gleich die neuen Erntemethoden zu Gesicht bekommt. Das ist zwar durchaus gelungen, aber eigentlich braucht man dann ja keine Arbeiter mehr? Und habe ich schonmal erwähnt, dass ich Szenarios nicht mag, in denen man etwas angeteast bekommt, nur um dann mit „X Stunden vorher“ in die Zeit davor zurückzuspringen? Vor allem stört mich an solchen Szenarien immer, dass man die gleichen Szenen eins zu eins später nochmal vorgesetzt bekommt. Man sieht dieselbe Szene also immer zweimal in voller Länge, obwohl man die Folgenzeit besser mit anderen Sachen hätte füllen können.
Aber zunächst einmal darf man aufatmen, denn der ganze Unsinn von Staffel 1 wird nur kurz erwähnt und dann nie wieder. Klar, ein paar Sachen musste man auflösen (wie Juratis Freispruch wegen Wahnvorstellungen. Ehrlich jetzt?!), aber damit hält man sich zum Glück nur in Nebensätzen auf und besinnt sich sonst auf die Stärken.
Vor allem beginnt man bei Picard und Laris, bei denen man schon in der ersten Staffel das Gefühl hatte, da könnte sich was entwickeln. Zhaban ist anscheinend in der Zwischenzeit gestorben, doch Picard hat noch immer Bindungsängste. Das passt durchaus zur Figur, wie sie seit Anfang an angelegt war. Auch wenn man sich langsam fragen darf, worauf er mit seinen 96 Jahren (In-Universe Alter!) noch wartet? Dies sagt ihm später auch Laris – und vor allem auch Guinan.
Picard und Laris, verkannte Liebe (Picard 2×01, Paramount+)
Zunächst wird aber erstmal etabliert, wo sich die Crew aus Season 1 inzwischen befindet. Seven hat die La Sirena von Rios übernommen. Dieser wiederum ist in den Dienst der Sternenflotte zurückgekehrt und hat nun sogar ein eigenes Kommando. Soji macht einen auf Diplomatin und Jurati, die sie begleitet, ist ganz die Wissenschaftlerin geblieben. All diese Auftaktszenen werden eigentlich gut präsentiert und spielen die Stärken der Figuren aus. So ist etwa Jurati etwa – trotz aller Trunkenheit – immer noch eine fähige Wissenschaftlerin.
Und auch Rios macht als Captain eine gute Figur. Wobei man sich natürlich die Frage stellt, ob es im 24. bzw. nun 25. Jahrhundert keine Rauchverbote mehr gibt. Oder sind das ungefährliche Zigarren? Fühlen sich die Leute auf der Brücke nicht gestört? Arbeitsklagen und so?
Seven sorgt dabei mit dem vereinigten Rios-Hologramm für den ein oder anderen passenden Lacher. Und auch Picard und Raffi arbeiten wieder für die Sternenflotte.
Referenzen und Fanservice
Dies schlägt sich auch gleich als Fanservice nieder. Picard darf an der Akademie eine Rede halten und dabei Elnor als ersten romulanischen Kadetten der Sternenflotte vorstellen. Im Gespräch mit Raffi ergibt sich zudem, dass es auch bei Seven und ihr kriselt. Und dann gibt es ja noch die ganzen Raumschifftafeln, die jede Menge Sternenflottendesigns zeigen bzw. kanonisieren.
Die neue Stargazer ist dabei durchaus nett gemacht (und gibt der Folge ihren Titel). Ich frage mich allerdings durchaus, warum man hier nicht einfach ein A dahinter gesetzt hat. Das kann nicht wirklich der Umbau eines 100 Jahre alten Schiffes sein, wie an manchen Stellen suggeriert wird.
Macht durchaus was her: die neue Stargazer (Picard 2×01, Paramount+)
Doch kommen wir zurück zu unserem lieben Hauptcharakter. Der darf nämlich in einer weiteren Fanservice-Szene Guinan in einer “Ten Forward”-Bar besuchen. Und ja, auch Whoopi Goldberg ist alt geworden. Aber hat man hier wirklich unbedingt eine Erklärung dafür gebraucht, warum dies der Fall ist? Sie war ja bereits zu TNG-Zeiten mindestens 400 Jahre alt, immerhin hat sie Picard ja schonmal in der Vergangenheit getroffen. Memory Alpha listet ihre vermutete Geburt im 19. Jahrhundert, also 18xx. Sie kann also durchaus rund 600 Jahre auf dem Buckel haben. Der älteste El-Aurianer, den man bislang getroffen hat, war um die 800 oder 900 Jahre alt, meine ich mich zu erinnern. Also warum hat man nicht einfach das Alter auch Alter sein lassen und zimmert hier eine derartige Erklärung aus dem Boden?
Doch genug vom Alter. Guinan schafft es mit ihrer Intuition erneut, Picard den Kopf zu waschen und ihm zu entlocken, dass mehr hinter seiner Bindungsangst steckt als er selbst vermutet. Hinweise gaben hier Flashbacks zu einem jungen Picard und seinen Eltern. Ich will es an der Stelle nicht verschreien, aber es sieht ganz so aus, als hätte der Vater die Mutter ermordet. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll, dass Picard nun auch aus einer dysfunktionalen Familie kommt. Hat es das unbedingt gebraucht? Die weiteren Folgen werden hier vermutlich weiter Aufschluss geben.
Die anderen Charaktere bleiben hinter den Picard-Szenen zwar etwas zurück, gefallen aber trotzdem während ihrer Auftritte.
Die Borg-Anomalie
Der heimliche “Star” von “Die Stargazer” ist allerdings nicht Picard. Denn die eigentliche Story dieser Folge dreht sich um eine Raum-Zeit-Anomalie, die plötzlich aufgetaucht ist. Und aus dieser kommt ein Ruf nach Picard. Das wiederum veranlasst die Sternenflotte, Admiral Picard dorthin zu schicken.
Hier präsentiert sich dann ein klassisches Dilemma, denn heraus kommt offenbar ein Borg-Schiff. Und das sendet überraschenderweise die Bitte, in die Föderation aufgenommen zu werden. Und hier kommt eine Diskussion zum Tragen, ob die Borg es ernst meinen oder alles nur eine Falle ist. Dabei bringen beide Seiten durchaus gute Argumente vor. Was wäre denn, wenn die Bitte wirklich ernst gemeint ist?
Neues Schiff, neue Crew, neue Queen – alles neu macht Picard (Picard 2×01, Paramount+)
Picard wäre nicht Picard, wenn er es an dieser Stelle – trotz aller Einwände – nicht wenigstens mal versuchen würde. Ehrlich gesagt, wäre ich aber ob eines Borg-Schiffes in einer Raum-Zeit-Anomalie auch mehr als skeptisch. Deswegen ist ja auch eine ganze Flotte von Schiffen hier. Und wie mein Kollege schon richtig angemerkt hat, hat man die “Star Trek Online”-Schiffe damit offiziell kanonisch gemacht (ein Schelm, wer an dieser Stelle daran denkt, dass dies gemacht wurde, um Sachen wie das Spiel selbst oder die eher stockenden Eaglemoss-Modell von “Star Trek Online” im Verkauf anzukurbeln).
Und tatsächlich scheint die Vorsicht gerechtfertigt, denn die Borg-Königin beamt an Bord, obwohl man ihr gesagt hat, sie solle es lassen. Und hier werden dann auch die Tentakel vom Beginn aufgelöst. Das weckt auf der einen Seite natürlich kein Vertrauen, auf der anderen schießt die Königin nur mit Betäubungsschüssen, auch wenn diese recht schmerzhaft aussehen. Ungewöhnlich für die Borg. Und dass man das Gesicht der Königin nicht sieht, ist ebenfalls verdächtig. Immerhin war ja schon länger bekannt, das Annie Wersching die Rolle innehat. Also warum sie hier nicht auch zeigen?
Ich vermute hier ja eher ein bekanntes Gesicht unter der Maske. Vielleicht sogar Seven selbst….
Nach dem großen Knall findet sich Picard aber zunächst in einer Art Parallelwelt (oder neuer Zeitlinie?) wieder, in der es noch immer Androiden auf seinem Gut gibt, aber eben Laris weg ist. De folgende Szene hätte sicher mit Qs Stammsprecher auch in der deutschen Version sehr gut funktioniert. Dieser ist aber leider inzwischen verstorben, daher klingt die neue Stimme doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Ein kleiner Gag ist natürlich auch das offensichtlich aus frühen TNG-Tagen reinkopierte, junge Gesicht von John de Lancie, das aber flugs getauscht wird. Alles in allem aber ein gelungener Cameo-Auftritt von Q zum Ende der Folge. Man darf gespannt sein, wohin die weitere Reise geht.
In “Quarks Bücherclub”, unserem neuen Podcast-Format, sprechen wir über Bücher aller Art. Dabei steht natürlich Star Trek im Vordergrund – aber nicht nur. In der ersten Folge sehen wir uns die Geschichte der Star Trek-Bücher in Deutschland an und haben dazu auch Gäste.
Zum Auftakt unseres Podcasts sprechen wir noch einmal über die Star Trek-Bücher in Deutschland, und damit natürlich auch mit dem offiziellen Lizenznehmer Cross Cult, die seit 2008 Bücher auf Deutsch herausbringen. Zu diesem Zweck haben wir Markus Rohde zu Gast, seines Zeichens Programmchef bei besagtem Verlag. Unterstützt wird er dabei von Autorenkollege Christian Humberg, den ihr bestimmt auch schon durch diverse Bücher oder Podcasts kennt, und der vor allem wegen der Prometheus-Trilogie auch im Star Trek-Bücherumfeld kein Unbekannter sein dürfte. Diese hatte er 2016 zusammen mit Bernd Perplies verfasst.
Ein paar der hier angesprochenen Punkte mögen schon wieder etwas überholt sein – siehe dazu unseren Einsprecher zu Beginn. Nichtsdestotrotz sind die Star Trek-Bücher in Deutschland immer ein spannendes Thema.
Am 5. März 1992 kam das sechste und letzte Leinwand-Abenteuer der (gesamten) TOS-Crew auch in die deutschen Kinos, nachdem der Film schon drei Monate zuvor (6. Dezember 1991) in den USA seine Uraufführung gefeiert hatte. Anlässlich dieses Jubiläums blicken wir zurück auf einen großartigen Science-Fiction-Politthriller, der ob der aktuellen weltpolitischen Lage wieder so aktuell ist wie zur Zeit seiner Entstehung.
Die Hintergründe: Star Trek und “Das Ende der Geschichte”
Über die Hintergründe des Films dürften die meisten Leser dieser Rezension sicherlich im Bilde sein, weshalb ich mich an dieser Stelle auch nur auf das Wesentliche beschränken möchte.
Nach dem mäßigen finanziellen Erfolg von “Star Trek V: Am Rande des Universums” bei gleichzeitiger wachsender Popularität von “The Next Generation” im Fernsehen war absehbar, dass der Cast der Originalserie – schon allein des Alters wegen – den Staffelstab der Kinofilme in Bälde an TNG übergeben wird, was 1994 in “Star Trek: Treffen der Generationen” dann auch geschah. Der sechste Kinofilm stand daher von Anfang an unter der Prämisse, Kulmination und Abschied der Originalserie zu sein.
Leonard Nimoy als Spock (links) und Regisseur Nicholas Meyer (rechts) im Jahr 1991 auf dem Set von “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” (Bild: TrekCore)
Für die Regie wurde abermals Nicholas Meyer verpflichtet, der neun Jahre zuvor schon bei “Star Trek II: Der Zorn des Khan” hervorragende Arbeit abgeliefert hatte. Gemeinsam mit Denny Martin Flinn verfasste Meyer ein Drehbuch, das auf einem Story-Entwurf von Leonard Nimoy, Lawrence Konner und Mark Rosenthal basierte. Deren Geschichte spiegelte die Zeitenwende der Jahre 1989 und 1990 wider und übertrug diese in das Star Trek-Universum. Unter anderem inspiriert von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im Jahr 1986 (hier: Praxis), dem Fall der Berliner Mauer (1989) sowie der sowjetischen Politik der Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) von Michail Gorbatschow (hier: Gorkon), entstand eine Geschichte, die davon erzählt, wie die Föderation und das Klingonische Reich nach Jahrzehnten des Kalten Krieges nunmehr Frieden schließen und den Quadranten somit in eine neue Zukunft – in ein “unentdecktes Land” führen. Das “Ende der Geschichte” (Francis Fukuyama) nahm also auch in Form einer “Star Trek”-Narration Gestalt an.
“Trinken wir auf das unentdeckte Land…die Zukunft!”
Kanzler Gorkon
Soweit die Parallelen zur Realität. Doch schon in den Anfangsminuten nimmt der Film der Dramatik wegen eine kontrafaktische Wendung. Denn nicht alle – weder auf Seiten der Klingonen noch auf jener der Föderation – können sich mit dieser neuen, friedlichen Perspektive anfreunden. “Das unentdeckte Land” experimentiert sodann mit dem folgenden Gedanken: Was wäre passiert, wenn KGB und CIA seinerzeit gemeinsam konspiriert hätten, um erst Gorbatschow (hier: Gorkon) und anschließend George H. W. Bush (hier: Föderationspräsident, gespielt von Kurtwood Smith) zu ermorden – mit dem Ziel, den Friedensprozess zu torpedieren? Die Basis für einen spannenden Politthriller im fiktiven 23. Jahrhundert war somit gelegt. Meyer und Co. gelang es dann auch vollumfänglich, diese hervorragende Story so umzusetzen, dass am Ende ein von der ersten bis zur letzten Minute mitreißender Film dabei rauskam.
Interessanterweise war der Film bereits im Schnitt, als im August 1991 Putschisten versuchten, Gorbatschow zu entmachten. Glücklicherweise kam Gorbatschow – im Gegensatz zu seinem fiktiven Spiegelbild Gorkon (David Warner) – relativ unbeschadet davon, auch wenn er im Nachgang seine Macht einbüßte.
Hätte ich diese Retro-Rezension bereits im Dezember (Jubiläum des US-Starttermins) oder eben in den Wochen vor dem 24. Februar verfasst, so hätte diese an einigen Stellen sicher anders ausgesehen. So nach dem Motto: “Mit ‘Star Trek VI’ folgte das Franchise der realen Welt und erklärte den Kalten Krieg mit den Klingonen endgültig für beendet …”. Doch heute ist alles anders. Vor etwas mehr als einer Woche wachten wir in einer neuen, bereits überwunden geglaubten Welt auf. Einer Welt, in der Politologen konstatieren, dass wir derzeit den Beginn eines neuen Kalten Kriegs erleben. Und so wird uns allen gnadenlos vor Augen geführt, dass die vergangenen drei Jahrzehnte womöglich nur eine Interimszeit zwischen zwei Kalten Kriegen gewesen sein könnten. Und dass Frieden stets ein fragiles Gebilde ist, in dem politische Eliten – oftmals sogar Einzelpersonen – zum Zünglein an der Waage der Weltgeschichte werden können – im Guten wie im Schlechten.
“Mord rufen und des Krieges Hund’ entfesseln.”
General Chang
In gewisser Weise hat “Star Trek” diese traurige Entwicklung sogar vorweggenommen, denn sowohl die TNG-Episode “Die alte Enterprise” (TNG 3×15 “Yesterday’s Enterprise”) als auch die vierte und fünfte Staffel von “Deep Space Nine” stellten den in “Star Trek VI” geschlossenen Friedensvertrag mit den Klingonen schon wieder zur Disposition. Einmal mehr ist also eine fiktive “Star Trek”-Erzählung zu einer fast schon “prophetischen” Spiegelung unserer Realität geworden.
Jedenfalls ist die in “Das unentdeckte Land” erzählte Geschichte auch heute noch von beeindruckender Relevanz. Denn einer der wohl wichtigsten Botschaften des Films lautet, dass es tatsächlich Menschen gibt, die den Frieden mehr fürchten als die feindschaftliche Konfrontation. Dass manche ohne Feindbilder einfach nicht existieren können und wollen. So wie General Chang (Christopher Plummer) oder Admiral Cartwright (Brock Peters). Der Film lehrt uns ferner, dass es nur dann Frieden geben kann, wenn es uns gelingt, eben jene Feindbilder und gruppenbezogene Vorurteile abzubauen. Doch dafür müssen wir zunächst lernen, alten Widersachern zu verzeihen und ihnen ein Mindestmaß an Vertrauen entgegenzubringen. Dass dieser Prozess sehr viel Anstrengung erfordert und mitunter auch sehr schmerzhaft sein kann, davon erzählt “Star Trek VI”.
Nur Nixon konnte nach China gehen
Dieser Prozess manifestiert sich in “Star Trek VI” vor allem in der langjährigen Heldenfigur des James T. Kirk (William Shatner), der uns in diesem Film mitnimmt auf eine Reise der persönlichen Katharsis. Kirk gesteht sich im Laufe des Films ein, dass Trauer, Hass und Angst ihn zu einem vorverurteilenden Rassisten gemacht haben. Denn anfangs betrachtet der Captain der Enterprise die Klingonen noch als – Zitat – “Tiere”, die man besser sterben lassen solle, als ihnen in Frieden und Freundschaft die Hand zu reichen. Den Grund für diese empathielose Attitüde kennen wir alle. Es war ein Klingone, der Kirks Sohn David acht Jahre zuvor ermordet hatte. Ein Verlust, den Kirk den Klingonen seither nicht verzeihen konnte und wollte. Und genau hier liegt die Krux: Sein Hass bezog sich seither auf alle Klingonen – ausnahmslos.
“Ich habe den Klingonen nie getraut und ich werde ihnen nie trauen. Ich kann und will ihnen den Tod meines Jungen nie vergeben.”
Captain James T. Kirk
Nach einem ausgiebigen und in meinen Augen auch absolut glaubwürdigen Reflexionsprozess gelangt Kirk schließlich zu der Einsicht, dass nicht notwendigerweise alle Klingonen ähnlich blutrünstig sein müssen wie Commander Kruge und seine Männer. In Kanzler Gorkon, dessen Tochter Azetbur (Rosanna DeSoto) sowie in seinem Strafverteidiger Colonel Worf (Michael Dorn) begegnen ihm nämlich mindestens drei Klingonen, die aufrichtig um Aussöhnung, Frieden und Gerechtigkeit bemüht sind. Und so findet bei Kirk ein Umdenken statt mit dem Resultat, dass er am Ende bereit ist, dem Friedensprozess mit den Klingonen eine echte Chance zu geben. Der ‘Advanced Human’ setzt sich am Ende wieder einmal durch. Das ist “Star Trek”!
Spocks Metapher (“Nur Nixon konnte nach China gehen.”) für Kirks Rolle im föderal-klingonischen Friedensprozess bezieht sich auf die Tatsache, dass ausgerechnet der als antikommunistischer Hardliner bekannte 37. US-Präsident Richard Nixon 1972 nach China reiste, um die bilateralen Beziehungen zwischen den USA und China zu verbessern. Diese Metapher ist nur eines von vielen Beispielen, die belegen, dass der Film auf einem hervorragenden Drehbuch basiert. Ein Drehbuch, das mit zahlreichen intelligenten historischen und literarischen Anspielungen gespickt ist. Die sprachlichen Niveaus von “Star Trek VI” und “Discovery” trennen folglich Welten.
Aus Feinden werden Verbündete
Doch da sind eben auch diejenigen, die nicht bereit sind, den Klingonen in der Not die helfende Hand auszustrecken. Admiral Cartwright beispielsweise, der sich schon zu Beginn des Films als kompromissloser außenpolitischer Hardliner zu erkennen gibt und das taumelnde Imperium ein und für alle Mal militärisch in die Knie zwingen möchte. Wenn man allerdings die recht plumpe und einseitige Charakterisierung der Klingonen in TOS und “Star Trek III” – nämlich als radikale Faschisten und Imperialisten – bedenkt, dann kann man seine Argumentation zumindest in Ansätzen nachvollziehen.
Doch “The Next Generation” hatte seit 1987 eben ein anderes, deutlich positiveres Bild der Klingonen gezeichnet, vornehmlich in der Person des Lieutenant Worf (Michael Dorn), ehrwürdiger Offizier der Sternenflotte an Bord der Enterprise-D. Und auch dessen Gefährtin K’Ehleyr (Suzie Plakson), die Tochter eines Klingonen und einer menschlichen Frau, erbrachte den Beweis, dass Menschen und Klingonen nicht nur friedlich koexistieren, sondern sogar familiäre Bindungen aufbauen können.
“Sie verwirklichen damit die Vision meines Vaters.”
“Und Sie die meines Sohnes.”
Kanzlerin Azetbur und Captain James T. Kirk
Ich habe mich als Fan der nächsten Generation, der die Klingonen zuerst als Alliierte und erst später als (ehemalige) Feinde kennengelernt hat, stets gefragt, wie der Friedensprozess zwischen Föderation und Klingonen wohl bei den Trekkies der ersten Stunde angekommen sein mag. Denn diese waren es schließlich über zwei Jahrzehnte lang gewohnt, die damals als ruchlos gezeichneten Klingonen als die Nummer 1-Schurken des Trek-Universums zu betrachten. So gut “Star Trek VI” auch ist, aber ohne TNG hätte das zentrale Thema des Films womöglich noch mehr Gravitas entwickeln können. Die positive Entwicklung der Klingonen war zu diesem Zeitpunkt eben schon vorgezeichnet, “Star Trek VI” hat diese dann in Form eines Prequels etwas ausführlicher beleuchtet. Die ‘Zumutung’ ist dementsprechend für viele Zuschauer deutlich geringer ausgefallen als für unsere TOS-Helden. Das ist schon irgendwie ein kleiner Wermutstropfen des Films, dem man aber niemandem anlasten kann.
Gene Roddenberry, der den Film wenige Tage vor seinem Tod zu sehen bekam, soll die Konspiration innerhalb der Sternenflotte indes gar nicht gefallen haben. Eben weil er der Meinung war, dass dies dem Zivilisationsgrad der Menschheit im 23. Jahrhundert widerspreche. Ich für meinen Teil mag realistische Erzählstränge – auch in einer Utopie wie “Star Trek”. Und dass sich innerhalb der Sternenflottenadmiralität eben auch einige machiavellistische Hardliner tummeln, ist kein Geheimnis, denn das wissen wir schon aus zahlreichen anderen “Star Trek”-Folgen.
Homo sapiens only?
Neben der zentralen Thematik der Überwindung von Misstrauen, Hass und Ängsten schneidet “Das unentdeckte Land” auch eine weitere, sehr spannende Thematik an: Wie multikulti ist eigentlich die Föderation? Nach Azetburs Einschätzung sei die Föderation in Wahrheit gar nicht multikulturell, sondern vielmehr kulturimperialistisch. Die Menschheit definiere eine Leitkultur (z.B. “Menschenrechte”), die alle übrigen Föderationsmitglieder zu adaptieren hätten. Das Ergebnis sei sodann ein “Homo Sapiens Club”. Aus dieser Diagnose resultiert bei den Klingonen wiederum die Angst vor Assimilation und dem damit verbundene Verlust der eigenen Kultur. Interessanterweise äußert sich der Maquis-Anführer Michael Eddington in der DS9-Episode “In eigener Sache” (DS9 4×22 “For the Cause”) in ähnlicher Weise über die Föderation.
“Unveräußerliche … Menschenrechte … schon allein das Wort ist rassistisch!”
Azetbur
Das Tischgespräch ist nach meinem Dafürhalten die beste Szene des gesamten Films und eine der besten Szenen in “Star Trek” überhaupt, weil sich auch unsere reale Welt seit dem vermeintlichen “Ende der Geschichte” darin manifestiert. Der Westen setzt seine eigenen Werte als absolut und kann hierfür auch sehr gute Argumente anführen (z.B. ‘Demokratischer Frieden’). Gleichwohl weigern sich auch heute noch Staaten wie China oder Russland, jene Grundrechte anzuerkennen, die in vielen westlichen Verfassungen mit Ewigkeitsgarantie ausgestattet sind. Und auch in der realen Welt wird nicht selten der Vorwurf des Kulturimperialismus erhoben, wenn westliche Demokratien Menschenrechtsverletzungen monieren oder ihre Wertvorstellungen in den internationalen Organisationen durchzusetzen versuchen.
Ich muss zugeben, dass ich Azetburs Vorhaltung nicht ganz unbegründet finde. Die Dominanz der Menschen innerhalb der Föderation lässt sich kaum bestreiten. Und “Star Trek” hat es meiner Einschätzung nach (zumindest on screen) auch sehr oft vermieden, die kulturellen Divergenzen zwischen den Mitgliedswelten der Föderation ausführlich und ehrlich zu thematisieren. In dieser Hinsicht finde ich “The Orville” teilweise konsequenter. Dies näher auszuführen, würde allerdings den Rahmen dieser Rezension sprengen und soll daher in naher Zukunft in einem separaten Artikel erörtert werden.
Ein würdiger Abschied
Ich habe bisher noch keine Stimme vernommen, die behauptet hätte, dass “Das unentdeckte Land” kein würdiger Abschied für die Originalserie gewesen sei. Im direkten Vergleich mit dem – mittlerweile relativierten – TNG-Abschied in “Nemesis” schneidet “Star Trek VI” jedenfalls deutlich besser ab. Und das auch völlig zurecht.
Der Film gibt allen TOS-Charakteren Raum für ein einprägsames Goodbye. Selbst Uhura (Nichelle Nichols), die in den ersten vier Filmen leider nur eine bessere Stichwortgeberin war, bekommt dieses Mal etwas mehr Screen Time spendiert und darf in der finalen Schlacht sogar einen wichtigen Hinweis zur Lösung des Problems geben. Natürlich fokussiert sich der Film wieder einmal auf das Triumvirat Kirk, Spock und McCoy, aber auch die übrigen Crewmitglieder haben gewiss ihre Momente. George Takei darf sogar als Captain Sulu, Kommandant der USS Excelsior, in Erscheinung treten.
Darüber hinaus bekommt auch Grace Lee Whitney die Gelegenheit, noch einmal als Janice Rand aufzutreten. Leider hat man bei dieser Abschiedstour ausgerechnet die Frau von Gene Roddenberry, Majel Barrett, außen vorgelassen, die ich hier gerne noch ein letztes Mal als Christine Chapel gesehen hätte.
Dass man in “Das unentdeckte Land” auch dem 1989 verstorbenen Merritt Butrick (David Marcus) die Ehre erwiesen hat, ist ein weiterer, lobenswerter Aspekt dieses Films.
Wie schon “Star Trek II” stellt auch “Das unentdeckte Land” das Thema ‘Altern’ ins Zentrum der Handlung, setzt hierbei jedoch andere Akzente. Während Kirk in “Der Zorn des Khan” mit der tickenden Uhr seiner Sternenflotten-Karriere hadert, hat er hier akzeptiert, dass seine Zeit als Raumschiff-Kommandant nun altersbedingt vorbei ist. Neu in der Gleichung sind hingegen McCoy (DeForest Kelley) und Spock (Leonard Nimoy).
Hinsichtlich “Pille” wird die Frage aufgeworfen, ob sein fortgeschrittenes Alter seine Leistungsfähigkeit als Arzt negativ beeinflusst. Diesen Story-Aspekt finde ich sehr mutig und durchaus nachvollziehbar, auch wenn die Menschen im 23. Jahrhundert deutlich älter werden als heute.
“Ist es vielleicht möglich, dass wir zwei (…) infolge unseres Alters so unflexibel wurden? Dass wir einfach unbrauchbar geworden sind.”
Spock zu Kirk
Spocks Grübeln über sein gegenwärtiges Alter wirkt auf mich jedoch etwas unplausibel, da er – auch wenn er ‘nur’ Halbvulkanier ist – deutlich langsamer altert als der nahezu gleichaltrige Kirk.
Nichtsdestotrotz zählt auch der Dialog zwischen Kirk und Spock in dessen Quartier zu den absoluten Highlights des Films.
Kein Film ohne Mankos
Den hundertprozentig perfekten Film gibt es wohl nicht. Folglich hat auch “Star Trek VI” den ein oder anderen dunklen Fleck auf der sonst blütenweißen Weste. Die wenigen und durchaus verschmerzbaren Drehbuchlücken und Kontinuitätsbrüche sollen hier aber – schon der Fairness gegenüber ‘NuTrek’ wegen – keinesfalls unter den Tisch fallen.
Zu nennen ist hier beispielsweise der Peilsender, den Spock seinem Captain kurz vor dessen Transport auf die Kronos One ziemlich auffällig auf den Rücken klebt. Dass Spock hier eine prophetische Eingebung zu haben scheint… geschenkt! Aber warum die Klingonen diesen Peilsender nicht als solchen erkennen und dementsprechend entfernen oder ihren Gefangenen – so wie in jedem Gefängnis – Häftlingskleidung zur Verfügung stellen, ist einfach nur unlogisch und zumindest in Ansätzen das ‘lazy writing’, das ich auch sehr oft bei “Discovery” kritisiere.
Auf die technische Erklärung, warum ein klingonischer Bird of Prey des 23. Jahrhunderts im Tarnmodus Torpedos abfeuern kann, warte ich noch heute. Hätten die Klingonen dieses technische Knowhow bis in die 70er-Jahre des folgenden Jahrhunderts konservieren können, der Dominion-Krieg wäre vielleicht schon nach wenigen Monaten zu Ende gewesen. Changs Bird of Prey wirkt daher schon etwas wie ein Plot Device, das in meinen Augen einer besseren technischen Erklärung bedurft hätte.
Außerdem habe ich mich gefragt, warum die Enterprise nicht auch gleich einen Diplomaten mitnimmt, als sie Gorkons Schiff durch den Föderationsraum eskortiert. Botschafter Sarek (Mark Lenard) wäre hierfür doch prädestiniert gewesen.
Dass die Zerstörung eines einzigen Mondes (Praxis) zum Zusammenbruch des gesamten Klingonenreiches führen könnte, halte ich auch für etwas übertrieben. Zumal auch keine Episode, die nach 1991 entstanden ist, noch einmal näher auf dieses Unglück eingegangen ist.
In Bezug auf Lt. Valeris (Kim Cattrall) habe ich mich gefragt, warum sie eine Konspiration zur Ermordung der beiden Staatsoberhäupter für die logischere Handlungsalternative hält als einen Friedensprozess. Auf der anderen Seite finde ich die damit verbundene Message, dass Logik mitnichten nur eine einzige Lösung kennt, spannend und zutreffend zugleich. Sowohl Spock als auch Valeris denken in logischen Denkmustern, kommen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Hinsichtlich des Kanons beziehungsweise der Trek-Kontinuität steht “Das unentdeckte Land” in einem Spannungsverhältnis mit der TNG-Episode “Die alte Enterprise” (3×15 “Yesterday’s Enterprise”), die knapp zwei Jahre zuvor ausgestrahlt worden war. In dieser Episode erfahren wir nämlich, dass die Beziehungen zwischen der Föderation und den Klingonen bis ins Jahr 2344 durchaus noch von Spannungen geprägt waren, ehe die Enterprise-C unter dem Kommando von Captain Rachel Garrett durch ihr heldenhaftes Opfer den Klingonen-Außenposten auf Narendra III vor der Vernichtung durch die Romulaner rettete und somit den Grundstein für die föderal-klingonische Allianz der folgenden Jahrzehnte legte.
Nun widerspricht “Star Trek VI” dieser TNG-Folge nicht grundsätzlich, denn die bilateralen Beziehungen zwischen Föderation und dem Imperium der Klingonen könnten sich einige Jahrzehnte nach 2293 auch zeitweise wieder verschlechtert haben. Nichtsdestotrotz kann und muss man an dieser Stelle durchaus ein Fragezeichen setzen.
Keine Beugung, sondern einen krassen Bruch des (damaligen) TNG-Kanons stellt wiederum die Figur der Azetbur (Rosana DeSoto) dar. Sie ist Gorkons Tochter und wird nach dessen Tod zu seiner Nachfolgerin als Kanzlerin des Hohen Rates ernannt. Der geneigte TNG-Zuschauer dürfte sich damals im Kino fragend am Kopf gekratzt haben, denn in der praktisch zeitgleich entstandenen Episode “Der Kampf um das Klingonische Reich, Teil1” (4×26 “Redemption, Part 1” vom 17.06.1991) hieß es noch, dass Frauen dem Hohen Rat gar nicht angehören dürfen. Aber halt: In der zweiten Staffel von “Discovery” wird der Hohe Rat ebenfalls von einer Frau angeführt – von Kanzlerin (!) L’Rell. Also entweder handelt es sich hier einfach um einen Retcon oder die Klingonen haben sich im 24. Jahrhundert zu einer patriarchalischen Gesellschaft (zurück)entwickelt.
Jedenfalls hat an dieser Stelle wohl die Abstimmung zwischen den Autoren von “Das unentdeckte Land” (Meyer, Flinn, Nimoy) und “The Next Generation” (hier: Ronald D. Moore) gefehlt. Eine kanonische Brücke zwischen TOS und TNG hätte man an dieser Stelle indes schlagen können, indem man Azetbur durch einen jungen K’mpec ersetzt hätte.
Ein weiteres Manko des Films betrifft Spocks Umgang mit Lt. Valeris. Eine erzwungene Gedankenverschmelzung ist unbestreitbar eine Form der mentalen Vergewaltigung. Und auch wenn die Brückencrew in dieser Szene teils sehr geschockt und mitfühlend wirkt, fehlt mir an dieser Stelle die ethische Diskussion darüber, ob der Zweck (Hintergründe der Verschwörung) wirklich das Mittel (mentale Vergewaltigung) rechtfertigen kann. An dieser Stelle: Daumen runter für Spocks unreflektiertes, brutales und unmoralisches Vorgehen.
Aus visueller Sicht ist die Verwendung zahlreicher TNG-Sets ein Aspekt, der das Seherlebnis des Films etwas trübt. Aber das dürfte wohl nur die eingefleischten Fans als störend empfunden haben. Hier hätte man sich aber schon etwas mehr Mühe geben können, die Constitution-Klasse von der 70 Jahre moderneren Galaxy-Klasse unterscheidbar zu machen. Die Verwendung der nur geringfügig umgestalteten Enterprise-D Sets (Maschinenraum, Krankenstation, Korridore, Beobachtungslounge) ist hier einfach zu auffällig. Besonders gestört hat mich allerdings, dass der Föderationspräsident in Zehn Vorne residiert. 😉
Hinsichtlich der Visual Effects gibt es nur wenig zu meckern, wobei sich diese auch zahlenmäßig in Grenzen halten. Negativ ist mir hier lediglich der Beschuss des Bird of Prey durch die Torpedos der Enterprise und der Excelsior aufgefallen. Das sieht hier stellenweise doch etwas billig aus.
Über “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” könnte man wahrlich ein ganzes Buch schreiben. Auf viele weitere, großartige Aspekte des Films bin ich in dieser Rezension gar nicht erst eingegangen. Und damit will ich es an dieser Stelle auch belassen und stattdessen ein kurzes Resümee ziehen.
Auch nach 30 Jahren hat “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” nichts von seinem Unterhaltungswert und von seiner Relevanz verloren. Der Film behandelt Themen, die schlichtweg zeitlos sind: Altern und die Angst vor tiefgreifenden Veränderungen. Das Überwinden von gewohnten Feindbildern sowie die Fragilität des Friedens, sofern nicht auch alle bereit sind, auf diesen hinzuarbeiten.
Mit “Das unentdeckte Land” hat das Trio Meyer, Finn und Nimoy dem TOS-Cast einen absolut würdigen Abschied bereitet. Der letzte Teil der TOS-Kinoreihe ist ein Film, den ich mir immer wieder gerne angucke, denn dieser Sci-Fi-Politthriller kratzt nach meinem Dafürhalten an der Perfektion.
Neben der Tatsache, dass “Star Trek VI” hervorragende Kinounterhaltung bietet, ist der Film zugleich auch ein Stück Zeitgeschichte, wenn auch im verfremdeten Science-Fiction-Gewand.
Wir werfen einen Blick auf die neueste Folge von “Discovery”, die tatsächlich dort hingegangen ist, wo noch niemand zuvor gewesen ist. Achtung, Spoiler!
Zurück zur Forschung
In der letzten Woche hatte ich schon kritisch angemerkt, ob es wirklich sinnvoll ist, gerade jetzt einen Abstecher zu einem Planeten zu machen, wo doch die Zeit derart drängt. Allerdings wird hier eine Erklärung geliefert. Denn die Sonne besagter Welt hat Ringe, die wie die des Controllers aussehen. Also müssen die 10-C hier gelebt haben. Unter dieser Prämisse ist der Besuch des Planeten vielleicht sogar vertretbar.
Und tatsächlich hat man sogar daran gedacht, dass auch einige der Charaktere Einwände anbringen. So fragt nicht nur die Föderationspräsidentin Rillak, ob es Sinn macht, dass sowohl der Captain als auch der XO gemeinsam auf diese Mission gehen. Auch General Ndoye und der neue Wissenschaftler Dr. Hirai dürfen ähnliche Bedenken vortragen. Das steht hier natürlich durchaus in guter Trek-Tradition, aber es gibt an dieser Stelle trotzdem wieder ein paar “Discovery”-typische Momente. Etwa als Burnham verspricht, sie werde schon etwas finden. Dann weiß der geneigte Zuschauer bereits, dass eben dies auch so passieren wird. Immerhin ist es Burnham!
Im Vergleich zu früheren Staffeln oder Episoden ist es diesmal aber erträglich und man nimmt sich im weiteren Verlauf auch viel Zeit für Charaktermomente, was durchaus schön ist. Doch der Reihe nach.
Das Außenteam fliegt also mit einem Shuttle zum Planeten, der optisch wieder einiges hermacht, auch wenn er recht trostlos ist. Dennoch hat man hier durchaus wieder den Erforschungs-Sense-of-Wonder. Zugegeben, die riesigen Knochen erinnern irgendwie an die riesigen Kreaturen aus “Star Wars”. Die Tentakel, welche die Crewmitglieder in ihren Missionen sehen, könnten aus dem Overmind von “StarCraft” herrühren und die fliegenden “Gehirne”… nun, die meisten von uns kennen ja sicher “Halo” (Ingenieure) oder “Mass Effect”.
Trotzdem sind die Ereignisse auf der Planetenoberfläche interessant und nachvollziehbar gehalten. Versierten Zuschauern wird aber schnell klar, dass es eigentlich nur der blaue Staub sein kann, der diese – nennen wir sie mal emotionale Imprints – der früheren Bewohner als Visionen bei unseren Helden auslöst.
Krayt-Drache oder doch die Überreste des Overmind? Popkulturelle Referenzen in Discovery 4×11. (Bild: Paramount+)
Von Saru kannte man das schon von früher, aber vor allem Detmer darf hier von ihrer Vergangenheit erzählen. Im Vergleich zu den Episoden vorher, bei denen die Crewmitglieder einfach mitten in der Krise drauf los plapperten (“Ach, das erinnert mich ans Surfen von früher, als ich…”), ist es hier endlich passend eingefügt worden. Nicht nur, dass es die anderen auch alle trifft – und Sonequa Martin-Green trotz dieser emotionalen Ausraster auf Cryham verzichtet (!) – Detmers Erzählung fügt sich nahtlos in das Gesamtgefüge ein und wirkt nicht störend. So hätte es bitte auch für die anderen Charaktere vorher gehört.
Dass man am Ende erfährt, dass die 10-C wohl durchaus einfühlsam sind, ist da nur ein Bonus, der die Grundsteine für die nächste Folge legt.
Auch die anderen beiden mischen wieder mit
Auch Book und Tarka sind inzwischen auf der anderen Seite der Barriere angekommen und verfolgen die Discovery. Eigentlich hätte ich die beiden jetzt nicht unbedingt gebraucht, sie sind aber ebenfalls nicht ganz so störend, wie es sich noch in der Vorwoche angefühlt hat. Schön ist an der Stelle auch, dass man darauf verzichtet hat, einen weiteren “Bubble-Flug” zu zeigen. Das hätte man jetzt wirklich nicht nochmal gebraucht.
Auch die Interaktion zwischen Tarka und Book ist auf einem neuen Level angekommen. Die beiden verstehen sich inzwischen anscheinend etwas besser, was man auch bemerkt. So ist Book zwar teilweise immer noch skeptisch, aber Tarka scheint dahingehend auch Book etwas entgegenkommen zu wollen. Vor allem später, als Book um Hilfe bitten will, gibt er ihm auch die Chance dazu. Irgendwie wäre es schade, wenn man dies durch eine Kehrtwende von Tarka wieder zunichte machen würde.
Book und Ndoye in Discovery 4×11 (Bild: Paramount+)
Meckern kann man an der Stelle höchstens, warum die Discovery solch derart laschen Sicherheitsvorkehrungen hat, dass die beiden so einfach herüberbeamen können. Und auch ein leeres Deck wirkt ob einer Besatzungsstärke von mehreren Hundert Personen irgendwie unlogisch. Man könnte natürlich argumentieren, dass man in einem Bereich ist, wo eh niemand sonst sein kann und daher nicht so sehr auf sowas achtet. Im Gegensatz sollte man aber gerade in solchen Gebieten etwas vorsichtiger sein. Oder etwa nicht? Da hilft auch die Erklärung mit den Sensorstörern nur wenig.
Zumindest gehen die beiden aber durchaus kalkuliert vor. So werden ein paar Replikatoren sabotiert, damit Tarka in den Maschinenraum kann. Und Book sucht das Gespräch mit Ndoye. Allen Unkenrufen und Angst um ihre Heimatwelt zum Trotz einigt man sich auch hier darauf, zunächst der Diplomatie eine Chance zu geben, bevor Book und Tarka eingreifen. Gerade in Hinblick auf die aktuelle Weltlage sicher nicht verkehrt, auch wenn man das beim Drehen der Folge natürlich nicht vorhersehen konnte.
Bleibt nur zu hoffen, dass Tarka hier auch endlich einsieht, dass überstürztes Handeln nichts bringt. Aber ich hatte ja oben bereits erwähnt, dass ich nicht hoffe, dass er wieder in alte Muster zurückfällt.
Ein bisschen zu bemängeln gibt es aber auch hier. Denn wie schwer kann es für Jett Reno (Tig Notaro) bitte sein, einen Kerl, der gerade am Boden liegt, zu überwältigen? Natürlich ist es hier Tarka, der Reno gefangen nimmt. Das “Wie” bliebt man uns an dieser Stelle aber schuldig… das war schon etwas schwach.
Charaktermomente durch die Bank
Womit wir auch gleich bei Tig Notaro sind. Während Linus ja bereits in den letzten Folgen wieder von sich reden machte, ist nun auch endlich Jett Reno zurück und lockert mit ihrem trockenen Humor die Lage wieder auf. Warum sieht man diese Frau nicht öfter?
Nicht nur im Maschinenraum ist sie dieses Mal der Boss (Stamets taucht nur am Ende auf), auch mit Adira kann sie ein gutes Gespräch führen. Und da sind wir sogleich bei der nächsten Überraschung, denn Adira ist in dieser Folge gar nicht mehr so nervig wie zuvor. Wer meine Reviews verfolgt, der weiß, dass ich kein Fan der Figur bin. Aber diesmal scheint sie endlich etwas mehr Profil zu bekommen. So will sie etwa so sein wie Detmer (auch wenn das etwas aus heiterem Himmel kommt), was am Ende in einem schönen Gespräch mit eben dieser mündet. Hier hat man ganz natürlich eine Entwicklung aufgebaut, die – wie vieles andere in dieser Folge – einfach gut funktioniert.
Diesesmal natürlich und nicht aufgezwungen: Charaktermomente in Discovery 4×11 (Bild: Paramount+)
Dann ist da eben auch Book, der Burnham nahe ist, ohne dass diese es weiß, was eine ebenso nette Referenz ist. Überhaupt darf Burnham am Ende auch ein Gespräch mit Culber führen, bei dem Culber auch endlich anderen gegenüber zugibt, dass es ihm nicht gut geht.
Des Weiteren gibt es auch noch ein Gespräch mit der Präsidentin und unserem Wissenschaftler, der wieder mal nur etwas isst und Scrabble spielt und zurecht den Kopf gewaschen bekommt. Und auch wenn es eher unter „nebenher liefen“ abgehandelt wird, geht es auch bei Saru und T’Rina weiter. Und auch das ist dynamisch in die Folge eingebaut.
Wir schauen uns das Star Trek Jahr 2021 mal etwas genauer an. Leider etwas verspätet, trotzdem wollen wir euch diese Gespräche nicht vorenthalten.
Gregor und Janik analysieren die Geschehnisse um Star Trek: Lower Decks während Christoper und Matthias sich mit Discovery auseinandersetzen. Tom und Marc lassen zudem noch die FedCon revue passieren.
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Die Welt am Abgrund! Der Anti-Lebens-Virus verbreitet sich rasant auf der ganzen Erde und verwandelt Menschen in geifernde, mordende Untote. Superman, Wonder Woman, Robin, Superboy und andere Helden stemmen sich verzweifelt gegen die Zombie-Apokalypse, während Batman bereits dem Virus zum Opfer gefallen ist. Black Adam, der finstere Herrscher des Wüstenstaats Kahndaq, bekämpft die Zombie-Seuche mit äußerst drastischen Mitteln und scheint damit Erfolg zu haben. Doch dann wird eines der mächtigsten Wesen des Planeten vom Virus befallen und führt eine ganze Armee der Untoten in die Schlacht Zombies gegen Superhelden.
Kritik
Was bei Marvel die “Marvel Zombies” das ist bei DC “DC Horror”. Und wenn eine Reihe so einschlägt bzw. erfolgreich ist, wie besagte Marvel Zombies lässt die Konkurrenz natürlich nicht lange auf sich warten. Zeichnungstechnisch gibt es hier in diesem Band, da ja mehrere Zeichner beteiligt sind, immer mal wieder leichte Unterschiede. So wirken die Figuren manchmal etwas abstrakter, in anderen Szenen aber wie aus den anderen Comicserien mit hohem Detailgrad. Insgesamt fallen die Unterschiede nur marginal ins Gewicht und auch wenn die Gesichter diesesmal nicht ganz so oft Emotionen tragen – kein Wunder, sind doch alle meist hinter ihrer Maske versteckt – bleibt die Story trotzdem emotional.
Dabei fängt es noch wie ein Standardwerk an. Wobei Anfang hier etwas zuviel gesagt ist, denn genau genommen ist das schon Band Drei der DC-Zombieserie. Dieser beginnt aber am Anfang und zeigt, wie alles begann. Auch hier ist, ähnlich wie bei der Konkurrenz, die Geschichte in einem Paralleluniversum angesiedelt – das Multiversum machts möglich. Anders als bei Marvel handelt es sich aber bei DC um einen gezielten Angriff von Darkseid, der die Technologie der Welt benutzt, um alle mit dem Antileben zu infizieren. Das ist natürlich zugleich auch ein kleiner Seitenhieb auf die technisierte Welt.
Ansonsten geschieht vor allem zu Beginn das übliche: Chaos, die Helden versuchen alle zu retten, merken aber, das dies nicht geht und sie stattdessen auch selber verwandelt werden können. So weit so gut. Vor allem kann man sich bei solchen Parallelgeschichten immer austoben und eben eine Menge Helden über die Klippe springen lassen. So segnet vor allem Batman gleich zu Beginn das Zeitliche und sein Sohn tritt in seine Fußstapfen. Überhaupt sind viele bekannte (und unbekanntere) Charaktere vertreten.
Es folgen die obligatorischen Evakuierungsmissionen, bis man schließlich zum Kampf mit den transformierten Superhelden ansetzt. Bis hierhin wandelt der Band auf eher ausgetretenen Pfaden, weswegen vor allem der Anfang schon etwas langweilig ist. Auch wenn es natürlich schön ist, das sich Helden und Schurken hier zusammentun müssen. Für charakterliche Auflockerung sorgt vor allem Talia, welche mit ihren, eigentlich ernstgemeinten, dann aber eher witzigen, Auftritten zu einem der Highlights des Bandes zählen. Aber auch sonst zeigen vor allem auch die jungen Helden, das sie gut zusammenwachsen können.
Vor allem gegen Ende spielt die Geschichte dann ihre Stärken aus, wenn selbst Lex Luthor über seinen Schatten springen muss oder sich die Helden auf eine Mission begeben, von der sie womöglich nicht mehr zurückkommen. Hier kann man durchaus mitfühlen und am Ende sogar überrascht werden, wenn es dann doch nochmal gut ausgeht. Und auch wenn die Gefahr zunächst gebannt scheint, bei Erfolg wird sicher auch hier noch eine Fortsetzung folgen.
Letzten Endes sind wir alle nur Geschichte(n) Diese düsteren, wunderschönen und skurrilen Geschichten stecken voller albtraumhafter Schrecken sowie heroischer Triumphe aus allen Ecken und Enden des Raumes und der Zeit. Die Geschichten von alten Wundern und Mysterien wurden von Generationen von Time Lords überliefert und jungen Time Lords beim Zu-Bett-Gehen vorgelesen. Die wunderschön bebilderte Kollektion bietet fünfzehn Märchen aus der Welt von Doctor Who und ist das perfekte Weihnachtsgeschenk für den Doctor-Who-Fan. – Die Geschichten präsentieren verschiedenste Inkarnationen des Doktors sowie diverse Monster und Gegner. – Die meisten der Geschichten sind von echten Märchen inspiriert.
Kritik
Mit den “Time Lord Märchen” liegt ein neues Doctor Who-Buch in edlem Hardcoverformat vor. Wie der Titel schon andeutet, enthält dieses 15 Geschichten, die an Märchen angelehnt sind. Wer jetzt fragt, wie das funktionieren kann, der wird schnell eines Besseren belehrt. Denn die einzelnen Geschichten funktionieren in der Tat recht gut und natürlich darf auch der Doktor (in den meisten von ihnen) nicht fehlen.
Bei dieser Fülle an Geschichten würde es wohl den Rahmen sprengen, wenn man sich jede Einzelne anschaut, daher wollen wir im Folgenden nur exemplarisch ein paar näher in Augenschein nehmen. Die Geschichten an sich sind dabei angenehm kurz und meist nach wenigen Seiten auch schon wieder vorbei. In jeder Geschichte gibt es zudem eine kleine Illustration, die zu eben dieser passt. Zwar in Schwarzweiss aber durchaus schön anzusehen, vor allem weil auch meist die Silhouette des Doktors dort zu sehen ist. So kann man raten, um welchen Doktor es sich handelt, da dies meist nicht gesagt wird. Wobei hier aber auch die Beschreibungen in der Geschichte selbst meist schon ausreichend sind.
Die Geschichten sind, wie erwähnt, an Märchen angelehnt. So gibt es etwa eine Homage an “Die Schöne und das Biest” (hier: Helana und das Biest), bei der diesmal der Doktor das Biest heilt. ODer es gibt “Schneewittchen und die sieben Schlüssel”, bei der die titelgebende Heldin alle Schlüssel einer Weltuntergangsmaschine suchen muss. Hier bekommt man schonmal einen guten Einblick darin, wie der Hase bei diesen Geschichten läuft.
Eine der Besseren Stories ist etwa auch “Der Cybermatfänger von Hamlyn”, in der der zweite Doktor, ganz in seiner Flötentradition, als Fänger der besagten Tierchen auftritt. Aber was heißt an dieser Stelle “besser”? Eigentlich sind ausnahmslos alle Geschichten in diesem Band richtig richtig gut. Hier hat man sich mal ein Experiment getraut, das voll aufgegangen ist. Die Geschichten sind kurz, manchmal witzig, manchmal spritzig, manchmal auch etwas actionlastig und machen jede Menge Spaß. Natürlich darf man bei solchen Kurzgeschichten nicht unbedingt tiefergehende Charakterentwicklungen erwarten, aber was man hier von den Helden und Heldinnen (es ist ja nicht immer nur der Doktor) geboten bekommt, kann sich ebenso sehen lassen.
Das ist ebenso erfreulich, waren die sonstigen Romane von Doctor Who in letzter Zeit eher mittelmäßig. Als Fan sollte dieses Buch daher in keiner Doctor Who-Sammlung fehlen – und dank Hardcover macht es sich auch ganz gut im Bücherregal.
Nach einer Covid-19-bedíngten langen Wartepause kehrt “Star Trek: Picard” zurück. Die erste Episode lässt (wieder einmal) auf eine tolle Geschichte im ausgehenden 25. Jahrhundert hoffen. Der Auftakt ist jedenfalls nahezu perfekt. Warnung vor (unwesentlichen) Spoilern!
Der Teaser wurde bereits letzte Woche in Wil Wheaton’s After-Show “Ready Room” gezeigt: Wir folgen einem Sicherheitsteam durch die Korridore eines Föderationsschiffs. Roter Alarm, Funken fliegen, Personal wird durch die Gänge geschleudert. Eine kurze Verschnaufpause im Turbolift, bis sich die Türen zur Brücke öffnen, und die Hölle losbricht. Ein nicht näher identifizierter Eindringling durchbohrt mit Metalltentakeln die Brückenstationen, Phaserfeuer prallt an dessen Schilden ab. Die Brückenbesatzung und Sicherheitsteams werden niedergeschossen. Jurati, Rios, Seven of Nine und Picard sind auf der Brücke, das Schiff scheint verloren. Picard befiehlt die Selbstzerstörung, der Countdown läuft ab – und der Vorspann beginnt.
Seven of Nine in “The Star Gazer”
Die rasanten ersten Sekunden von “The Star Gazer” sind der Auftakt eines Staffelpiloten, der nahezu alles richtig macht. Und zwar nicht nur innerhalb des Rahmens, den die ersten zehn Folgen “Picard” vor zwei Jahren gezogen haben. Diese 56 Minuten treffen den Ton, den wir von Anfang an von “Star Trek” erwartet hätten.
Alte Freunde an neuer Stelle
Die Figuren der ersten Staffel finden wir 2401 (mehr als anderthalb Jahre nach “Et in Arcadia Ego”) in neuen, sehr passenden Rollen: Picard ist Kanzler der Sternenflottenakademie, Raffi kommandiert die Excelsior, Rios eine neue Stargazer, Soji und Jurati bereisen als Botschafter der Synths die Föderation, Elnor hat sich in der Starnenflottenakademie eingeschrieben und Seven fliegt mit der La Sirena für die Fenris Ranger Hilfsgüter durch die Galaxie.
Jurati & Soji in “The Star Gazer”
Das neue Setup fühlt sich absolut stimmig an. Das kontroverse Ende der ersten Staffel wird kurz adressiert, dann aber auch schnell für einen Neustart beiseite geschoben. Das ist auch gut so. Denn so richtig überzeugend war die Auflösung der ersten Staffel nicht. Der neue Showrunner Terry Matalas (“12 Monkeys”) behält mit den Figuren das Beste, was Staffel 1 zu bieten hat, verwirft fast den ganzen Rest und verschafft ihnen und uns den notwendigen Neustart.
The Star Gazer
Die erste Episode ist sehr dicht und legt einige spannende Themen und Storystränge an. Die Beziehung zwischen Picard und seiner Mutter, sowie seine fehlende Familienbindung sind ein roter Faden durch dieses erste Kapitel, aber auch seine Vergangenheit als Sternenflottenkapitän, Begegnungen mit Q und den Borg legen den Grundstein für dieses neue Abenteuer. Wenn man “12 Monkeys” als Maßstab nimmt, ist es möglich, dass Matalas hier bewusst beginnt, sehr viele Anknüpfungspunkte für künftige Episoden auszulegen, deren Tragweite durch Raum, Zeit und alternative Realitäten noch kaum abzuschätzen sind.
Aber selbst wenn nicht: Die erste Folge findet einen vergleichsweise glaubwürdigen Weg, Picard aus dem Unruhestand auf der Erde zurück auf die Brücke eines Sternenflottenraumschiffs zu bringen. Sie führt eine spannende Dekonstruktion von Picards Privatleben durch. Und sie zeigt ein (halbwegs originelles) Mysterium rund um eine Weltraumanamalie, das spektakulär aufgelöst wird. Wohlgemerkt: alles in einer Episode.
Im Gegensatz zu praktisch allen Live-Action-“Trek”-Produktionen der letzten Jahre hängt meine Freude und Wertschätzung für “The Star Gazer” nicht an der Frage, wie offene Handlungsstränge über den Rest der Staffel aufgelöst werden. Denn die Episode funktioniert (bis auf ihren unvermeidlichen Cliffhanger) sowohl seitens Plot und Charakterentwicklung auch selbstständig.
Picard & Guinan in einer (leider) überflüssigen Fanservice-Szene
Einzig das seit langem angekündigte Wiedersehen mit Guinan (Whoopi Goldberg) erscheint im Kontext der Einzelfolge wie überflüssiger Fanservice. Aber hier räume ich die Möglichkeit ein, dass mich der weitere Verlauf der Staffel eines besseren belehren mag. Auf die gegebene Erklärung für Guinans sichtlich gealtertes Erscheinungsbild würde ich aber gerne verzichten und dafür das augenfällige visuelle Kontinuitätsproblem zurück – das ist nämlich nicht halb so schlimm. Dankeschön.
Willkommen daheim
Abseits der Handlung dürfte insbesondere jenen Fans das Herz höher schlagen, die in der ersten Staffel viele vertraute Elemente des 24. Jahrhunderts schmerzlich vermisst haben. “Picards” neuer Produktionsdesigner Dave Blass setzt Herman Zimmermanns Vision für das 24. Jahrhundert konsequent fort. In “The Star Gazer” begegnen wir mehr altbekannten und neuen Sternenflottenschiffen als in der ganzen ersten Staffel zusammen. Und statt eines leicht umdekorierten “Discovery”-Sets ist die neue U.S.S. Stargazer ein authentischer Ort mit tollen Details und großartig großformatigen LCARS-Displays. Insbesondere im Kontrast zu vielen anderen Fantasy-Interfaces der letzten 35 Jahre besticht wieder einmal das zeitlose und funktionale Design von Michael Okuda durch Eleganz, Lesbarkeit und der richtigen Dosis Futurismus.
Anders als viele Produktionen der letzten Jahre beschränkt sich Matalas’ und Goldsmans Skript aber keineswegs darauf, Nostalgie durch Namedropping und Easer Eggs zu bespielen. “The Star Gazer” führt selbstbewusst, aber auch sehr organisch und sorgsam einige Neuerungen in das Universum ein. Kein Sporenantrieb, kein Transwarp-Beamen, keine Androiden-Golems. Stattdessen gibt es tadellosen Technobabble, neue Flaggen für Föderationswelten und neuerlich überarbeitete Sternenflottenuniformen.
Warum nicht gleich so: La Sirena, Stargazer, Excelsior & andere Sternenflottenschiffe
Einen echten Coup hat dabei “Star Trek Online” gelandet. Um eine Armada von Sternenflottenschiffen mit neuen und vielseitigeren Designs zu verstärken, wurden vier Schiffsklassen des Onlinerollenspiels für die Episode adaptiert. Hierdurch werden die Sutherland-Klasse (Refit der Nebula-Klasse), die Reliant-Klasse (moderner Nachfolger der Miranda-Klasse), die Gagarin-Klasse (moderner Nachfolger der Shepard-Klasse aus “Discovery”) und die Ross-Klasse (Hybrid aus Galaxy- und Sovereign-Klasse) Filmkanon. Das ist mehr als ein simples Cross-Promotion-Event. Maßgeblich hat der 2D- und 3D-Künstler Thomas “thomasthecat” Marrone hat dazu beigetragen, dass das Spiel in den letzten Jahren mehr und mehr hochkarätige und detailverliebte Designs für Sternenflottenschiffe für das frühe 25. Jahrhundert produziert. So wie die Luna-Klasse der “Titan”-Romane durch “Lower Decks” kanonisiert wurde, wird dies nun verdientermaßen ausgewählten Teilen jenes Rollenspiels zu Teil, das praktisch ein Jahrzehnt im Alleingang “Post-Nemesis-Star-Trek” am Leben erhalten hat. Der visuelle Unterschied zur “Klonschiff-Flotte” aus dem letzten Staffelfinale ist wie Tag und Nacht.
Dave Blass hat auch sonst keine Gelegenheit ausgelassen, den erweiterten Kanon und auch das Fandom einzubeziehen. So darf sich der Modellbauer Bill Krause freuen, dass seine der TOS-Ära nachempfundene Radiant-Klasse im Besprechungsraum der neuen Stargazer als erstes Sternenflottenschiff dieses Namens auftaucht. Und zahllose Cosplayer finden Photos ihrer Auftritte als Gästephotos in Guinans neuer Bar in 10 Forward Avenue wieder (wohl gemerkt, jedes mit Erlaubnis der Urheber).
Eine Schwalbe…
Es mag kleinlich anmuten, aber genau diese Art der behutsamen Modernisierung und Weiterentwicklung des bekannten Kanons war eine der klaren Erwartungen der eingefleischten “Next Generation”-Fans, die stattdessen in der ersten Staffel über recyclete “Discovery”-Sets, -Raumschiffe und -Requisiten hinwegsehen sollten. Weder die neuen Raumschiffe, noch Okudas LCARS-Displays, noch die Rückkehr von blasenförmigen Deflektorschilden haben Konsequenzen für die Story. Aber es verbindet “The Star Gazer” mit der Welt von “The Next Generation”. Das war in der ersten Staffel “Picard” so nie gegeben.
Ob wir weiter derart “verwöhnt” werden, ist ob der zu erwartenden Zeitreisen und parallelen Realitäten natürlich nicht sicher. Genau so wenig (obgleich noch wichtiger) ist sichergestellt, dass diese Staffel “Picard” nicht das selbe schreckliche Schicksal aller vorangegangenen “Discovery”- und “Picard”-Jahrgänge ereilt, und die Story gegen Ende unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht. Terry Matalas ist zuzutrauen, die Landung zu schaffen, aber das war auch bei dem hochkarätigen Autorenteam der ersten Staffel der Fall.
Für den Moment darf man sich als Science-Fiction-Fan aber einfach freuen. Denn dieser Staffelauftakt ist das Beste, was wir seit dem Ende von “Deep Space Nine” aus dem 24. – pardon, inzwischen 25. – Jahrhundert zu sehen bekommen haben.