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Rezension: Discovery 4×12 – “Species Ten-C” / “Spezies 10-C”

In der vorletzten Episode der vierten Staffel trifft die Discovery endlich mit Spezies 10-C zusammen. Ob die Kommunikation mit den Erschaffern der DMA gelingt, lest ihr in unserer ausführlichen Rezension. Achtung: Spoiler!

Rezension: Discovery 4x12 - "Species Ten-C" / "Spezies 10-C" 1

“Species Ten-C” wurde von Kyle Jarrow geschrieben, der auch schon für das Drehbuch zu “The Examples” verantwortlich zeichnete. Jarrow gehört ebenfalls zum Produzentenstab der Serie und war früher u.a. für “Lost Generation” als Autor und Produzent tätig.

Während ich “The Examples” nur durchschnittlich fand, hat mich “Species Ten-C” dieses Mal insgesamt positiv überrascht. Jarrow gelingt es, eine in weiten Teilen stringente und spannende Geschichte zu erzählen, welche einerseits die Handlung um die Spezies 10-C endlich entscheidend voranbringt, andererseits aber auch – ganz “Discovery”-untypisch – die volle Bandbreite der Charaktere zu nutzen weiß.

Folge 12 folgt dem Duktus von “Star Trek”-Meilensteinen wie “Darmok”, “Evolution” oder “The Ensigns of Command” (alle aus “The Next Generation”) und stellt das Thema “Kommunikation” ins Zentrum der Handlung. Das Resultat dieses Ansatzes kann sich sehen lassen, denn die zahlreichen ‘trekkigen’ Momente prägen den Gesamteindruck der Episode deutlich stärker als die diversen Plot Holes, die auch in “Species Ten-C” leider wieder zahlreich vorhanden sind.

Komplexe Sprache

Der Themenkomplex “Sprache und Kommunikation“ stand schon des Öfteren im Mittelpunkt diverser “Star Trek”-Episoden und in der Regel kamen auch stets gute Folgen dabei raus. Doch wenn man ehrlich ist, dann wurde die Problematik der Sprachbarriere auch sehr oft und auf sehr einfache Weise umgangen – Stichwort: Universalübersetzer. Selbst “Enterprise” nahm recht früh davon Abstand, Sprachbarrieren in konsequenter Weise zu problematisieren. Wer sich jedoch schon einmal etwas ausführlicher mit dem Thema Kommunikation beschäftigt hat, (hier sei u.a. das sogenannte “Vier-Ohren-Modell” von Friedemann Schulz von Thun empfohlen) der weiß, wie delikat Kommunikationspsychologie wirklich ist. Und genau das fängt “Species Ten-C” auch sehr gut ein.

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 Tolles Science-Fiction-Konzept: Die supramolekulare Sprache der Spezies 10-C (Bild: © Paramount+).

In der letzten Woche hatte ich “Rosetta” noch für die “Gefühlsduselei” kritisiert, muss mich an dieser Stelle aber zumindest teilweise revidieren. Dass die Serie das Thema Emotionen überstrapaziert, steht für mich weiterhin außer Frage. Das ist auch der Grund, weshalb ‘echte’ Emotionen dann leider oftmals nicht so funktionieren, wie von den Autoren ursprünglich intendiert. Dementsprechend hatte mich die “Gefühlssprache” der 10-C in “Rosetta” auch nicht wirklich abgeholt.

Wenn man “Rosetta” und “Species Ten-C” allerdings als ‘Doppelepisode’ betrachtet, dann entsteht nun ein völlig anderes Bild. Die Idee mit der 10-C-Sprache, die auf komplexen Kohlenwasserstoffverbindungen basiert, bekommt in Folge 12 noch mehr Aufmerksamkeit und auch den nötigen (pseudo-)wissenschaftlichen Anstrich. An dieser Stelle fühlt man sich an gute, alte “The Next Generation”- oder “Voyager”-Zeiten erinnert. Das vermeintliche “emotionale Gedöns” ergibt auf diese Weise tatsächlich Sinn – und hat mir dementsprechend nun auch schon deutlich besser gefallen.

Nichtsdestotrotz hätte man die in Staffel 4 gezeigte Suche nach den 10-C vielleicht auch etwas spannender gestalten können. So gut mir das Tempo, die Ereignisdichte und vor allem der Science Talk in “Species Ten-C” auch gefallen hat, so gut hätte ich es wiederum gefunden, wenn die vielen, kleinen 10-C-Puzzleteile etwas ausgewogener über die gesamte Staffel verteilt worden wären. Die erfolgreiche Analyse der 10-C-Sprache ging mir hier dann doch etwas zu schnell vonstatten.

Spezies 10-C

Die visuelle Umsetzung sowohl des Hyperfeldes als auch der 10-C selbst hat mir indes richtig gut gefallen. Zwar bekommen wir diese mächtige Spezies nun endlich zu Gesicht, letztendlich wird von dieser aber auch nur so viel gezeigt, um deren Andersartigkeit und deren technische Überlegenheit nachempfinden zu können. Der Großteil dieses Mysteriums hat jedoch weiterhin Bestand. Auch an dieser Stelle gebührt den Machern der Serie ein großes Lob. Ich denke, das war hier auch die absolut richtige Entscheidung. Allerdings frage ich mich bei derart gewaltigen Kreaturen immer, wie solche eigentlich Raumschiffe und andere Hightech-Geräte entwickeln und anwenden können.

Mal sehen, wie viel von Spezies 10-C im Staffelfinale noch offenbart werden wird.

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Hiro Kanagawa als Dr. Hirai (Bild: © Paramount+).

Besonders gut hat mir auch gefallen, dass die “Burnham-only-Show” dieses Mal (weitestgehend) ausgefallen ist. “Star Trek” funktioniert als Ensemble-Show einfach besser – selbst im Falle von “Picard”. Das Meeting im Shuttlehangar inklusive Science Talk hat wirklich viel Spaß gemacht, vor allem da auch Dr. Hirai (Hiro Kanagawa) hier endlich an Profil hinzugewinnen konnte. Die A-Story rund um die Dechiffrierung der 10-C-Sprache überzeugt auf breiter Linie und zeigt auf, wie förderlich gutes Storytelling und echte Figurenvielfalt für die Serie sein können.

Vorhersehbarer Verrat

Weniger überzeugend kommt hingegen der B-Plot daher. Dass Tarka (Shawn Doyle) nicht mit offenen Karten spielt, war nach meinem Dafürhalten absolut vorhersehbar. Es macht aus erzählerischer Sicht einfach keinen Sinn, eine derart zwiespältige Figur wie Tarka schon vier Episoden vor Staffelende zu entzaubern. Da musste also zwangsläufig noch etwas kommen, so wie ich es auch prognostiziert hatte. Mir ist das dann aber leider doch etwas zu redundant. Schon wieder eine Bombe?

Sehr bedauerlich ist zudem, wie leichtfertig die Autoren die beliebte Figur des Cleveland Booker (David Ajala) von Folge zu Folge kaputt schreiben. Der macht hier nämlich abermals eine ganz, ganz schlechte Figur. Man kann das schon nicht mehr Empathie oder Naivität nennen, sondern muss es als das benennen, was es ist: pure Dummheit. Denn “Species Ten-C” spiegelt hier fast eins-zu-eins die Ereignisse aus “Rubicon” wider. Booker lässt sich schon wieder (!) auf seinem eigenen Schiff von Tarka überwältigen, ohne zwischenzeitlich einen Back-up-Code in der Tasche zu haben, um im Notfall Tarkas Kommandocodes überschreiben zu können. Das wäre aber doch nach “Rubicon” das logische Vorgehen gewesen, oder etwa nicht? Dass die Ereignisse in “The Galactic Barrier” dazu geführt haben sollen, dass Booker sämtlich Vorbehalte gegenüber Tarka beiseitegelegt hat, leuchtet mir jedenfalls nicht ein – schon gar nicht, da Booker über Tarkas wahre Priorität im Bilde ist.

Der Subplot mit General Ndoye (Phumzile Sitole) und der Entführung von Commander Reno (Tig Notaro) kann leider auch nicht so richtig überzeugen. Ndoyes Verhalten kann man sicherlich mit deren Angst und Ungeduld erklären, wirkt aber trotzdem irgendwie konstruiert. Der obligatorische Saboteur eben. Dass aber weder Zora noch der Discovery-Crew aufgefallen sein soll, dass Reno inmitten einer essentiellen Erstkontaktsituation nicht auf ihrem Posten ist, ist schlichtweg unglaubwürdig. Insbesondere die Auflösung dieser Situation ist dann leider wieder enorm klischeehaft umgesetzt worden: Man registriert Renos Fehlen just in dem Moment, als Tarka sein Vorhaben beginnt. Und wie schnell Culber (Wilson Cruz) dann Renos verstecktes Combadge findet und Adira (Blu del Barrio) das von Tarka heimlich installierte Störgerät…  

Naja, alles kein Beinbruch, aber schon etwas ärgerlich, weil man diese kleinen, aber feinen Logiklöcher einfach nicht rausbekommt aus den Drehbüchern. Gleiches gilt auch für die Szenen, in denen Burnham wieder einmal die entscheidende Stichwortgeberin ist. Muss das wirklich in jeder Folge sein? Es ist einfach so dermaßen auffällig und aufdringlich!

Die Schrei-Szene in Burnhams Quartier ist mir auch etwas zu infantil. Aber vielleicht fehlt mir an dieser Stelle auch einfach nur der entsprechende Humor.

Neue Figurenkonstellationen

Selbst die eher dürftige B-Story hat aber durchaus positive Aspekte vorzuweisen. In der Vergangenheit hatte ich mich mehrmals darüber beklagt, dass man für Reno immer dieselben – oftmals wenig bedeutsamen – Comic Relief-Szenen schreibt. In “Species Ten-C” hat man diese Figur aber nun endlich mal sinnvoll in die Geschichte eingebunden. Das Interagieren mit Booker, der hier auch interessante Details zu seiner Biografie preisgibt, hat die B-Story dann doch noch etwas hochgezogen.

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Booker (David Ajala) und Jett Reno (Tig Notaro) in “Species Ten-C” (Bild: © Paramount+).

“Discovery” ist jedenfalls immer dann gut, wenn die ewiggleichen Figurenkonstellationen (Burnham/Saru, Burnham/Book, Stamets/Culber usw.) aufgebrochen und durch neue Konstellationen ergänzt oder sogar ersetzt werden. Gerade darin lag eine der Stärken der alten Serien (abgesehen vielleicht von TOS), nämlich dass man nicht immer dieselben Figuren miteinander hat agieren lassen. In diesem Bereich hat “Discovery” noch enormes Steigerungspotential. “Species Ten-C” war diesbezüglich aber schon ein guter Anfang.

Ein Meister seines Faches

Schon in der ersten Szene merkt man, wer für diese Folge im Regiestuhl Platz nahm: Olatunde Osunsanmi. Osunsanmi kann es einfach! Selbst wenn vielleicht nicht jeder einzelne visuelle Effekt hundertprozentig perfekt sein mag, so ist “Species Ten-C” doch ohne Zweifel ein echtes Eye Candy. Einstellungen, Kamerafahrten, Schnitte – das alles wirkt enorm cineastisch, sehr stimmig, modern und auch situativ stets passend. Osunsanmi wäre in meinen Augen auch eine richtig gute Wahl für einen “Star Trek”-Kinofilm.

Fazit

Die Grundlage für ein spannendes Staffelfinale ist gelegt. “Species Ten-C” rückt nicht nur “Rosetta” nachträglich in ein etwas besseres Licht, sondern überzeugt selbst mit einer gut erzählten sowie hervorragend visuell inszenierten A-Story, die ganz viel “Star Trek”-Geist atmet. Endlich gelingt es “Discovery” mal wieder, die Bandbreite der Figuren zu nutzen und die Zuschauer darüber hinaus auch mal wieder auf der intellektuellen Ebene zu fordern. Das ein oder andere Logikloch im B-Plot ist somit verschmerzbar. Perfektion darf man von dieser Serie einfach nicht erwarten. Der Grundton der Episode stimmt aber.

Im direkten Duell mit “Picard” landet “Discovery” dieses Mal einen Punktsieg und liefert die etwas bessere Folge ab. Mal sehen, wie die dritte und finale Runde am nächsten Freitag ausgehen wird.

Rezension: Picard 2×02 – “Buße”

Auch die zweite Folge der neuen “Picard”-Staffel punktet wieder. Wie genau, das sehen wir uns in der Spoiler-Review an.

Fast schon etwas schade ist es, dass das Finale von “Discovery” irgendwie im Fahrwasser der neuen “Picard”-Staffel untergeht. Während diese über alle Maßen gelobt wird, hört man von “Discovery” eher nichts mehr. Zumindest fühlt es sich so an.

Doch auch wenn die vierte “Discovery”-Staffel ihre Macken hat, so hat sie durchaus auch ihre Stärken. Doch genug von der Schwesterserie, immerhin soll es hier um “Picard” gehen. Und da hat auch die zweite Folge wieder durchaus die erwähnten Stärken.

Q is back

Das geht sofort mit Q los, der den Einstieg in die Folge dominiert. Okay, es folgt das obligatorische Namedropping (aka. Fanservice), wenn Q die Schädel diverser hochrangiger Persönlichkeiten abklappert: Dukat, Martok und Sarek. Es ist an dieser Stelle aber auch eine schöne Verbeugung vor dem Trek-Kanon.

Überhaupt gefällt das Gezeter zwischen Picard und Q, denn es weckt nicht nur an mehreren Stellen Erinnerungen an alte TNG-Zeiten. Dass Q Picard letztlich ohrfeigt – inklusive blutiger Nase – fand ich allerdings etwas zu viel des Guten. Andererseits wird damit angedeutet, dass auch bei Q irgendwas nicht zu stimmen scheint. Ob er vielleicht auch im Sterben liegt?

Zumindest wird Picards Androidenkörper nochmal angesprochen und wir sehen erneut die “Star Trek”-Version eines planetaren Schildes. Das war schon in der letzten Staffel der Fall.

Rezension: Picard 2x02 - "Buße" 5
Q und JL in “Picard” 2×02 (Bild: Paramount+)

Doch Picard ist natürlich nicht allein in dieser veränderten Realität. Seven, Rios, Jurati, Raffi und Elnor sind mit dabei (wo ist eigentlich Soji abgeblieben?). Und ja, an dieser Stelle könnte man sich durchaus fragen, warum gerade Picard der oberste Vollstrecker ist. Oder warum Q gerade diese Gefährten mit in die neue Realität holt, statt etwa andere aus TNG-Tagen? Die Antwort ist natürlich, weil es der Cast der Serie ist. Aber genauso gut könnte man sich bei den anderen Trek-Serien fragen, warum diese Crews immer die interessanten Handlungen bekommen.

Der Einstieg ist jedenfalls gelungen, auch wenn manche Sachen ob des Trailers etwas überflüssig wirken. So wurde Sevens Gesicht die ersten Sekunden so gefilmt, dass man ihre Gesichtshälfte mit den Implantaten nicht sehen kann. Das wurde aber schon in den Trailern verraten und führt das Ganze etwas ad absurdum.

Wohin die Reise indes geht, ist an der Stelle natürlich noch nicht vorherzusagen.

Lass den Bösewicht raus

Wie schon bei den “Discovery”-Folgen zum Spiegeluniversum so ist es auch hier durchaus mal interessant, die altbekannten Recken in neuen Rollen zu sehen, bei denen sie so richtig „die Sau“ rauslassen können. Okay, Letzteres machen die Helden natürlich nicht, obwohl es sicher interessant gewesen wäre, eine Situation zu zeigen, in der sie, um zu überleben, nicht anders handeln können als ihre bösen Alter Egos.

In solchen Konstellationen kann man natürlich auch nur wenig auf Charakterentwicklung setzen. Trotzdem ist es eine Freude, unseren Helden in der veränderten Realität zuzusehen. Seven ist die Präsidentin (und verheiratet), Raffi anscheinend wie Picard Offizierin, Elnor gehört einer unterdrückten Minderheit an und Jurati… nun, sie ist die verschrobene Wissenschaftlerin inklusive programmierter Katze Spot (wuhu!). Die darf übrigens gern öfter auftauchen.

Als Comic Relief hat sich Jurati bereits letzte Folge gut gemacht und auch in dieser Folge sticht sie damit hervor und sorgt für die Auflockerungen, wenn sie etwa lustig um Seven herum redet. Das passt besser zum Charakter als die gesamte erste Staffel. Überhaupt ist auch hier wieder auffällig, dass der der Serie verpasste „Neustart“ nicht nur dringend nötig war, sondern dem Ensemble auch gut tut.

Rezension: Picard 2x02 - "Buße" 6
Ein kleiner Eindruck der veränderten Realität aus “Picard” 2×02. (Bild: Paramount+)

Rios spielt zwar in dieser Folge eher eine Nebenrolle, aber im Grunde darf jeder Charakter hier einmal glänzen. Raffi beschützt Elnor, wie sie es in der ersten Folge versprochen hatte. Und auch Picard will natürlich er selbst sein, obwohl schon Q so richtig sagt: “Das schaffen Sie ja eh nicht!”

Die neue Realität erinnert dabei sicher nicht von ungefähr an das böse Spiegeluniversum. Doch eigentlich befinden wir uns in einer alternativen Zeitlinie, wie uns durch eine alte Bekannte offenbar gemacht wird.

Borg-Königin im neuen, alten Gewand

Denn in dieser Realität sind die Borg besiegt und die (letzte?) Borg-Königin soll ausgelöscht werden. Das ist eine traditionelle Queen und nicht die aus der letzten Folge, wie Seven klarstellt. Diesmal wird sie von Annie Wersching gespielt (und jepp, mir ist auch der tiefere Ausschnitt aufgefallen, da bin ich ganz bei meinem Kollegen).

Die macht ihre Sache eigentlich ganz gut und auch das neue Make-Up fügt sich gut ein. Bedrohlicher waren die alten Versionen aber irgendwie schon. Jedenfalls stellt sich schnell heraus, dass man mit ihr zusammenarbeiten muss, um weiter zu kommen, was eine neue Konstellation darstellt. Es wird immerhin auch kurz angesprochen, dass man die alte Realität, in der die Borg den Delta-Quadranten erobert haben, wiederherstellen will. Hoffentlich wird das Thema in künftigen Folgen noch ausgebaut, denn hier sehe ich ein moralisches Dilemma am Horizont. Und eigentlich wäre die Königin nicht die Königin, wenn sie nicht eigene Pläne in der Hinterhand hätte.

Es bleibt also spannend an dieser Stelle und der Folge gelingt es, das Mysterium der letzten Folge hochzuhalten. Ob die Borg deswegen Frieden wollen, weil Picard ihnen hier, respektive in der Vergangenheit hilft? Wir werden es sehen.

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Vor den Massen wird hingerichtet, Ausdruck eines totalitären Regimes aus “Picard” 2×02. (Bild: Paramount+)

Schön auch, dass der Schleudereffekt erwähnt wird und man wie weiland in “Star Trek IV” durch die Zeit reisen will. Eben dafür braucht man die Königin und das heißt: Man muss irgendwie fliehen. Bei der Exekutionszeremonie sieht man daher auch die jubelnden Massen, die man aber nicht lange hinhalten kann.

Ganz so dumm wie in anderen Serien sind die Sicherheitskräfte hier aber noch nicht, denn man kann der Truppe hinterherbeamen. Und auch wenn man schon weiß, dass die Reise in die Vergangenheit führt und unsere Helden da irgendwie rauskommen, darf man auf das Wie gespannt sein.

Rezension: “Spider-Woman 3: Auf Messers Schneide”

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Wir sehen uns den neuen Spider-Woman-Band in der Schnapszahl-Rezension an. Dies ist nämlich Rezension 2222 unseres Kollegen Thomas Götz.

Inhalt (Klappentext)

essica Drew ist die taffe Superheldin Spider-Woman, und das hat katastrophale Auswirkungen auf ihr Leben. Nicht genug, dass zwei schwertschwingende, bankräuberische Brüder einen Restaurantbesuch von Jess und ihrem Freund Roger unterbrechen. Darüber hinaus nehmen auch noch skrupellose Söldner wie Lady Bullseye Spider-Woman ins Visier. Und wieder einmal geht es um Jessicas Familie.

Kritik

Mit „Spider-Woman Band Drei“ geht die Saga um Jessica Drew weiter. Zeichnungstechnisch kann man nicht meckern, hier befindet man sich auf gutem Superheldenniveau. Die Panels wirken farbenfroh, selbst in dunklen Umgebungen, von den Actionszenen ist immer alles detailliert zu erkennen und auch die Charaktere wirken plastisch genug, um Emotionen widerzuspiegeln.

Rezension: "Spider-Woman 3: Auf Messers Schneide" 8

Bei der Handlung setzt man zunächst bei Jessicas Familienproblemen an, denn sie versucht, wie schon zuvor, Superheldendasein und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Das ist natürlich nicht leicht, wenn man sie immer braucht und sie mitten in wichtigen Gesprächen weggerufen wird.

Folgerichtig geht auch ihre Beziehung in die Brüche.

In dieser ersten Hälfte der Geschichte ist das persönliche Drama von Jess interessanter als die Bösewichte rund um eine alte Schwertgang, die natürlich auch etwas mit Magie hantieren. Das die Actionszenen hier nur Beiwerk sind und die eigentliche Handlung auf Charakterebene stattfindet, ist an der Stelle ein großes Plus.

Im weiteren Verlauf geht die Story um Jessicas Bruder, der aus der Heilformel des letzten Bandes Profit schlagen will. Hier gibt es zwar ein paar Actionsequenzen mehr, aber man hat auch hier darauf geachtet, dass die Charaktere im Mittelpunkt stehen. Auf der einen Seite ist ihr Bruder skrupellos und will sogar für den Profit die eigene Tochter opfern. Auf der anderen Seite liebt er sie (und seine Freundin, die auch nicht ganz unschuldig ist) wirklich, und so kommt hier ein wirklich gut umgesetztes Dilemma zum Tragen.

Falsch ist die Handlungsweise natürlich alle mal und so tun sich Rebecca und Jess am Ende zusammen, wobei sich auch ihre Neffin als schlagkräftige Ergänzung herausstellt. Generell kann man sagen, das man von diesem Team auch künftig gerne mehr zeigen darf.

Doch das ist noch nicht alles, denn auch der Humor kommt hier nicht zu kurz. Generell scheint es ja bei Spider-Helden so üblich zu sein, das sie bei jedem Schlag einen witzigen Spruch auf den Lippen haben. Auch Jessica steht ihren Comicpendants hier in nichts nach. Im Gegensatz zu Spider-Man, wo es manchmal schon aufgesetzt wirkt, fügen sich Jessicas Flapsereien etwas natürlich in das große Ganze ein. Dabei wird der Humor hier auch eher dezent eingesetzt, aber er ist dennoch passend und ergibt sich teils sogar aus der Situation. Etwa wenn Jess nochmal umdreht, weil sie ihr Essen vergessen hat (!) oder wenn sie mit einem lahmen Boot die Verfolgung des deutlich schnelleren des Gegners aufnehmen muss.

Rezension: “The Mandalorian Staffel 2 (Jugendroman)”

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Auch zu Staffel Zwei des Mandos ist ein Buch erschienen, das wir uns hier anschauen.

Inhalt (Klappentext)

Der Mandalorianer soll das Kind zu anderen seiner Art bringen. So geht die Reise der beiden weiter – durch eine Galaxis, die nach dem Zusammenbruch des Galaktischen Imperiums turbulente Zeiten erlebt. Alte Feinde, neue Verbündete und unzählige Gefahren – dieser actiongeladene Jugendroman von Joe Schreiber fängt die spektakuläre zweite Staffel der erfolgreichen Star Wars-Streamingserie meisterhaft ein!

Kritik

Rezension: "The Mandalorian Staffel 2 (Jugendroman)" 9

Nachdem es ja bereits zu Season 1 von “The Mandalorian” ein Buch gab, gibt es nun auch einen Jugendroman zu Season 2. Wieder einmal wird der Beliebtheitsgrad der Figur bis zum Erbrechen gemolken, wie es nunmal auch bei den Filmen mit ihren ganzen Romane, Jugendromanen, Comics, Jugendcomics, Hörspielen, Kinderbüchern und was auch immer da noch so rumfleucht der Fall ist.

Und nun eben auch, mit einem Jahr Verspätung, zu besagter Mando-Staffel. Dabei ist man den Weg gegangen, den man auch schon bei Band Eins, oder generell den Jugendbüchern, geht und hat die Episoden in ihrer Erscheinungsreihenfolge nacherzählt. Dabei hat man es eins zu eins bei Nacherzählungen belassen und gibt auch nur wenig tiefere Einblicke in die Charaktere selbst. Wer also an dieser Front mehr Erleuchtung gesucht hat (was vor allem bei “Buch von Boba Fett” wichtig wäre, aber dazu schreiben wir dann, wenn auch dazu ein Buch erscheinen sollte) wird hier eher nicht fündig.

Jede Episode hat dabei etwa 30 Seiten spendiert bekommen, in denen die Handlung nochmal runtererzählt wird. Auch das war im ersten Band so schon vorhanden. Wie für ein Jugendbuch üblich pendelt man sich damit auf etwa 200 Seiten Gesamtlänge ein. Neue Szenen gibt es allerdings auch nicht spendiert, auch an dieser Front gibt es keine neuen Einblicke.

Und auch sonst ist, Jugendbuch-typisch, wieder einiges etwas kompakter erzählt worden. Einige wichtigere Szenen etwa werden in kurzen Sätzen abgehandelt oder sind gleich ganz rausgeflogen (etwa Ahsokas Frage nach Thrawn bei der Magistratin). Auch wenn man hier sagen muss, das dies vermutlich nur Hardcore-Fans auffallen dürfte, ist es trotzdem ärgerlich. Und auch Lukes Auftritt am Ende ist eher kurz.

Wie erwähnt gibt es ansonsten kaum Ecken und Kanten und es ist eine recht geradlinige Nacherzählung. Ob man sowas heutzutage noch braucht, ist eine andere Frage.

Kurzrezension: Picard 2×02 – “Penance”

Gemälde der CSS World Razer in "Penance"
Gemälde der CSS World Razer in "Penance"

Dank Q werden Picard, Seven & Co Zeugen einer schokierenden alternativen Zeitlinie. Ob die Rückkehr von “Star Treks” Lieblings-Quasi-Gott gelungen ist, diskutieren wir weitgehend spoilerfrei.


“Weitgehend spoilerfrei” ist dabei auch kein wirkliches Problem, sofern man keinen Anstoß an bereits in Trailern veröffentlichtes Material nimmt (und so meinen wir es hier). Die Eckpunkte des Plots von “Penance” kennen wir nämlich schon seit Wochen ziemlich gut. Picard und Crew erwachen in einer alternativen Zeitlinie (nicht einem Paralleluniversum), in der es keine Föderation, sondern ein autoritäres Erdenimperium gibt.

Die verstreute Crew muss sich gegenseitig wiederfinden und herausbekommen, wieso die Realität so ist, wie sie ist. Und sie muss einen Plan schmieden, die Zeitlinie wieder zu reparieren. Aus den Vorschaufilmchen wissen wir bereits, dass die Crew sich letztlich wiederfinden und mit Hilfe der Borg-Königin versuchen wird, ins Los Angeles des Jahres 2024 zurückzukehren. Damit bietet der Plot nur noch sehr wenige Überraschungen, was wirklich schade ist. Das Marketing für diese zweite Staffel “Picard” hat diese Folge eindeutig Spannung und interessanter Wendungen beraubt.

Das eigentliche Salz dieser Episode sind aber ohnehin die dichte Atmosphäre und die streckenweise exzellenten Dialoge, sodass man sich auch entspannt zurücklehnen und zuschauen kann, wie sich der weitgehend vorhersehbare Plot entfaltet.

Q

Das mit Sicherheit größte Highlight dieser Folge ist das Wiedersehen mit John de Lancies Q. Durch die serielle Erzählweise der Staffel müssen wir uns wohl darauf einstellen, dass der mächtigste Schalk des Universums nur sporadisch auftreten wird. Aber dieser Auftakt gehört zum eindeutig Besten, was de Lancie und Stewart je gemeinsam auf die Leinwand gebracht haben.

Q in "Penance"
Q ist in “Penance” aggresiver als bei seinen letzten Auftritten in “Voyager” und “The Next Generation”

Wie de Lancie es bereits in Interviews angedeutet hat, tritt Q nicht als allmächtiger, aber letztendlich gutmütiger Gaukler auf. Etwas scheint ihn umzutreiben, was seiner Konfrontation mit Picard eine Intensität verleiht, die selbst über die konfliktreichen Zusammenstöße in “Encounter at Farpoint” und “Q Who” hinausgeht. Den beiden Herren beim Schlagabtausch zuzusehen, stellt sehr viel “Star Trek” in den Schatten, was in den letzten 20 Jahren über die Mattscheiben geflimmert ist.

Konföderation

Picard, Seven, Raffi, Jurati und Rios müssen – ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – in ihre Rollen als Akteure und Handlanger eines autokratischen, militaristischen, xenophoben Regimes schlüpfen, um der Änderung der Zeitlinie auf die Schliche zu kommen. Elnor findet sich zudem in einer äußerst prekären Situation wieder, während von Soji und den Besatzungsmitgliedern der Stargazer oder Excelsior jede Spur fehlt.

General Picard in "Penance"
Eine Propagandarede von General Picard in “Penance”

Die Konföderation ist kein absurd melodramiatisches Zerrbild wie das “Terranische Imperium” des “Spiegeluniversums”, aber es hat einen sehr viel dramatischeren Wandel vollzogen als die Sternenflotte in “Yesterday’s Enterprise”. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn einerseits ist die Welt von “Penance” glaubwürdiger als das Spiegeluniversum, andererseits fehlen subtile Zwischentöne. Ob es im zeitgenössischen Kontext klug ist, dieses Staatsgebilde “Konföderation” zu nennen, darf bezweifelt werden. Nachdem am 06. Januar 2021 ein von Donald Trump aufgestachelter Mob u.a. mit konföderierten Flaggen der im amerikanischen Bürgerkrieg unterlegenen Südstaaten das Kapitol in Washington stürmte, um die Ratifizierung der Wahl von Joe Biden zu verhindern, scheint “Penance” weniger Parabel, denn politischer Kommentar sein zu wollen.

Annika Hanson in "Penance"
Annika Hanson wurde in der Zeitlinie von “Penance” nie von den Borg assimiliert

Der Ähnlichkeiten zu “Yesterday’s Enterprise” sind sich die Autoren bewusst, weben sie diesen (und weitere) Folgentitel doch in Q’s Dialog ein. Darüber hinaus finden sich in der Episode zahlreiche direkte Referenzen – und zwar auffällig viele mit Bezug zu “Deep Space Nine”. Man wird das Gefühl nicht los, dass Terry Matalas & Co. hier Brotkrumen auslegen, die im Verlauf der Staffel noch relevant werden könnten.

“Penance” versäumt es leider, unsere Figuren in echte Schwierigkeiten zu manövrieren. Die Konföderaton wirkt über weite Strecken wie ein relativ harmloses Freilichtmuseum, da viele unserer Held:innen sich in Positionen von Autorität wiederfinden. Es wäre schön gewesen zu sehen, wie die ein oder andere Figur im Bestreben, nicht als Besucher aus einer anderen Zeitlinie enttarnt zu werden, ihre moralischen Befindlichkeiten hätte ausloten müssen. Diese dramaturgische Steilvorlage ignoriert “Penance” zu Gunsten von “Treknobabble” als Deus-Ex-Machina im Episodenfinale.

Borg-Königin

Annie Wershing spielt als dritte Schauspielerin “die Eine, die viele ist”. Die Borg-Königin ist sich, wie wir bereits aus den Trailern wissen, den Änderungen an der Zeitlinie bewusst. Mehr soll über ihre Rolle in dieser Folge nicht verraten sein. Allerdings halte ich es für wichtig, kurz über die Inszenierung dieser dritten Borg-Königin zu sprechen. Ich habe es bereits in der letzten Staffel angesprochen: Ich halte das Make-Up und Kostümdesign der Borg in “Picard” für einen Rückschritt im Vergleich zu der fantastischen Arbeit von Michael Westmoore und Deborah Everton bzw. Robert Blackman in “First Contact” und “Voyager”. Die neue Borgkönigin hat sehr viel mehr und sehr viel komplexere Silikonprothesen an ihrem Körper, wirkt aber nicht halb so furchteinflößend oder glaubwürdig wie Alice Krige oder Susanna Thompson.

Borgkönigin in "Penance"
Der Borgkönigin in “Penance” kann zwar man nicht in die Augen, dafür aber in den unsinnig tiefen Ausschnitt gucken

Wirklich irritierend sind schwarze Kontaktlinsen, die das komplette Auge abdecken. Es wirkt wie ein visueller Gag, den man macht, weil man kann, aber nicht, weil es irgendeinen Mehrwert bringt. Auch das Kostümdesign finde ich zweifelhaft. Warum wurde die bekannte Büste um einen Torso verlängert? Damit die Königin auch ohne vollständigen Körper später in der Staffel ihre Arme benutzen kann, oder damit wir den neuen Körperpanzer mit einem unsinnig tief ausgeschnittenen Dekolletee bewundern können? Was Wershing durch die Maske spielt, fängt dagegen gut die diabolische, intelligente und sinnliche Qualität der Figur ein.

Von A nach B

“Penance” ist ein notwendiger Zwischenstopp, um zu zeigen, was in dieser Staffel auf dem Spiel steht. Und um die notwendigen Voraussetzungen für die Reise in die Vergangenheit zu schaffen. Das soll die über weite Strecken exzellent geschriebene, straff inszenierte und durchweg gut gespielte Folge nicht schmälern. Was mich aber überrascht hat, ist der Moment des Cliffhangers.

Rios in "Penance"
Rios in “Penance”

Auch beim Finale unterläuft das bereits veröffentlichte Videomaterial die Dramaturgie der Episode, weil wir bereits aus Trailern wissen, wie es weitergeht. Daher wäre es wünschenswert gewesen, wenn “Penance” den Plot weiter vorangebracht hätte. Je nachdem, wie länglich die Auflösung des Cliffhangers ausfällt, könnte auch die nächste Episode mit dem Problem kämpfen, dass die groben Eckpunkte der Handlung und ihr Ausgang bekannt sind und sich Spannung nicht so recht einstellen möchte.

Rezension: “Star Wars 79 – Krieg der Kopfgeldjäger 6”

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Wir sehen uns das Finale der großen Saga an.

Inhalt (Klappentext)

Das große Finale vom Crossover “Der Krieg der Kopfgeldjäger”! Boba Fett setzt weiter alles daran, Solo zurückzubekommen, seinen Lohn einzustreichen und den auf ihn ausgesetzten Kopfgeldern zu entkommen. Ein Schocker-Ende, das die Star Wars Comics auf einen neuen Status Quo hebt …

Kritik

Mit Ausgabe 79 liegt nun das Finale von “Krieg der Kopfgeldjäger” vor.

Zeichnungstechnisch gilt schon das zuvor Gesagte, denn hier stimmen nicht nur die Hintergrunddetails, sondern auch die Charakterzüge von Helden und Schurken. Aber da auch hier das gleiche Team verantwortlich zeichnet wie zuvor, war das ja auch schon zu erwarten. Auch die Actionszenen sind bildlich gut in Szene gesetzt. Hier kann man also nicht meckern.

Rezension: "Star Wars 79 - Krieg der Kopfgeldjäger 6" 10

Storytechnisch wird im großen Finale nochmal einiges aufgefahren, auch wenn man natürlich schon weiß, wie die Story ausgeht. Denn auch hier sind wieder mehrere Serien unter einem Dach vereint, sprich: Es kommt unweigerlich zu Wiederholungen im Crossover. Wie schon zuvor sieht man hier aber immerhin einiges aus einem anderen Blickwinkel.

Und da es direkt dort weitergeht, wo es aufgehört hat, befinden wir uns mitten in einer gigantischen Schlacht zwischen den Hutts und der Executor. Wobei man eigentlich davon ausgehen sollte, dieses große Schiff könne die Hutts allein besiegen. Und während des Chaos der Schlacht gelingt es sowohl Boba als auch Leia, an Bord zu gelangen. Hier sind wieder die Interaktionen zwischen Valance und Boba, aber auch Leia und ihren Freunden sehr gelungen, auch wenn man aufgrund des Actionfeuerwerks kaum von einer wirkliche Charakterentwicklung sprechen darf. Aber bei diesen Schauwerten muss man das an der Stelle auch nicht.

Interessant ist auch, dass Boba an Bord die Hosen an hat und zeigt, wie gerissen er ist. Wie es mit Valance weitergeht, darüber darf man also spekulieren. Er und Vader haben aber auch eine besondere Beziehung. Und über Hans “Fall” auf die Planetenoberfläche, die dieser relativ einfach übersteht – auch wenn Boba zugegebenermaßen eingreift – hüllen wir mal besser den Mantel des Schweigens. So fest wäre Karbonit dann doch nicht und bei der Höhe wirkt Wasser eher wie eine Betonwand. Aber zugegeben, die Szene, die ich hier so ein wenig (nicht in allen Details) beschreibe, ist schon ziemlich cool umgesetzt.

Auch Sly Moore und der Imperator dürfen nicht fehlen und erhalten am Ende ihre Auftritte. Mal sehen, ob wir am Ende von ihr noch etwas erfahren werden. Heimlicher Gewinner ist aber Qi’ra, die die Fäden gezogen hat (und dies unbedingt in einer Live-Serie tun sollte). Nicht nur, dass mit den Rittern von Ren die Verbindung zur neuen Trilogie geschlagen wird, auch Ochi hat hier noch eine Überraschung. Welche? Das verraten wir hier nicht, aber soviel: Es bleibt spannend! Aber das ist ja auch kein Wunder, denn diese Serie geht direkt in die Nachfolgeserie “Crimson Reign” über, die auch bald bei Panini erscheinen wird.

Rezension: “Star Wars 78 – Krieg der Kopfgeldjäger 5”

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Inhalt (Klappentext)

Der Krieg der Kopfgeldjäger wütet! Das Syndikat Crimson Dawn hatte Han Solo gerade erst in seine Finger bekommen, als es den kostbaren Besitz nach einem Kampf auch schon wieder abtreten musste, an Darth Vader. Und auch der tödlichste aller Jäger, Boba Fett, will seine wertvollste Beute unbedingt wieder in seinen Besitz bringen.

Kritik

Mit dieser Ausgabe nähern wir uns dem Ende des Kopfgeldjägerkrieges in Comicform.

Zeichnungstechnisch befinden wir uns auf gewohnt gutem Niveau. So sind nicht nur die Hintergründe sehr detailliert, sondern auch die Gesichtszüge der Charaktere vermögen es, deren Emotionen zu transportieren. Selbst maskierten Personen wie Vader kann man eigentlich ansehen, wenn sie sauer sind.

Rezension: "Star Wars 78 - Krieg der Kopfgeldjäger 5" 11
Cover: Star Wars 78

Auch storytechnisch wird wieder einiges geboten. Wobei man natürlich anmerken muss, dass man, wenn man die Veröffentlichungsreihenfolge verfolgt, wohl schon “Rettet Han Solo” vorher gelesen hat und daher das Ende der Geschichte schon kennt.

Hier springen wir also erneut zurück und füllen ein paar Lücken. Natürlich ist dies nicht Panini anzukreiden, denn das Crossover-Wirrwarr liegt auch in den US-Ausgaben begründet. Das hatte ich ja letztes Mal schon angemerkt. Frühere Crossover hatten immer eine durchgängige Story, meist in einem Sonderband. Diese hier zieht sich nun durch alle Serien hindurch und angesichts der Tatsache, dass man auch Leser abholen will, die nur eine Serie verfolgen (z.B. Vader), gibt es eben auch Dopplungen bzw. Wiederholungen einzelner Story-Abschnitte – wenn auch aus anderen Blickwinkeln. Welcher Art des Crossovers man nun besser findet, muss jeder für sich selber entscheiden. Persönlich würde ich eher zur klassischen Form tendieren.

Doch zurück zur Handlung. Wir starten an der Stelle, an der Luke Vader von Han weggelockt wird. Diesmal wird vor allem auch Wert auf die Hutten gelegt und aufgezeigt, warum diese sauer sind und ihre Flotte schicken. Davon abgesehen dürfen sich aber vor allem Valance, Boba Fett und Dengar dreschen, was sogar ganz gut anzuschauen ist und stellenweise an die “Legends” erinnert. Dabei sieht man auch zum ersten Mal einen Hauch von Boba Fett aus der neuen Serie, denn hier kommt es zur Zusammenarbeit der Jäger – und er nimmt sogar Rücksicht und tötet nicht willkürlich. Wobei er das genau genommen ja noch nie getan hat.

Ein kleinerer Handlungsstrang dreht sich dann noch um die Rebellen, welche ebenfalls Solo verfolgen. Und es ist dabei ganz witzig, wie sich alle gegenseitig ausschalten. Highlight ist aber zweifellos das Duell zwischen Luke und Vader in ihren Jägern, das hier mehr Details als zuvor spendiert bekommen hat. Zwar ist jedem klar, dass die beiden sich nicht vor “Episode VI” treffen (können), gut in Szene gesetzt ist das alles aber allemal. Und es gewinnt vor allem dadurch, dass Ochi und Sly Moore ebenfalls mitmischen und Luke helfen. Ob da der Imperator seine Finger im Spiel hat?

Der Band endet quasi mitten in einer großen Raumschlacht, sodass man dem Finale nochmal gespannt entgegenfiebern kann. Nach diesem Ende kann selbiges durchaus kommen.


Rezension: “Star Wars – Die Hohe Republik: Am Rande des Gleichgewichts”

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Inhalt (Klappentext):

Hunderte Jahre vor der Herrschaft des Imperiums ist die Expansion über die Sterne auf ihrem Höhepunkt. Die junge Jedi-Ritterin Lily Tora-Asi wird dem neu besiedelten Planeten Banchii im äußeren Rand zugewiesen. Dort führt ihr Meister, der Wookiee Arkoff, einen Tempel, der als Ort des Friedens in der Region dienen soll. Doch der mysteriöse Außenposten birgt Gefahren, welche die junge Jedi vor ihre bisher größte Herausforderung stellen werden.

Kritik

Nach den vielen Veröffentlichungen zur “Hohen Republik” ist diesmal auch eine Manga-Variante dran. Anders als frühere Manga-Varianten von “Star Wars” ist dieser aber keine Nacherzählung eines vorhandenen Romans, sondern erzählt eine eigene Geschichte.

Zeichnungstechnisch erkennt man zwar teilweise den obligatorischen Manga-Stil mit den kantigen Gesichtern, im Gegensatz zu anderen Mangas aus der Galaxis weit weit entfernt scheinen die japanischen Einflüsse diesmal etwas geringer zu sein. Natürlich ist der Comic in Schwarz-weiß gehalten, wie es sich für einen Manga gehört. Abgesehen davon ist der Detailgrad aber in Ordnung. Und wer den bisherigen Manga-Stil mochte, wird auch hier wieder gut bedient.

Rezension: "Star Wars - Die Hohe Republik: Am Rande des Gleichgewichts" 12
Cover: “Star Wars – Die Hohe Republik: Am Rande des Gleichgewichts”

Storytechnisch befinden wir uns zur Zeit des Angriffs auf Valo (der ja immer noch nicht auf Deutsch vorliegt) und damit in der Zweiten Welle der ersten Phase (oder zweite Phase der ersten Welle? Ach, wer blickt da eigentlich noch durch…?). Es gibt eine Hauptgeschichte und eine Nebengeschichte, in der mit den ursprünglichen Einwohnern des Planeten Banchii kommuniziert wird. Diese Geschichte ist dann eher auch als Bonus anzusehen, auch wenn die Jedi-Jünglinge hier etwas lernen müssen. Da Heldin Lilly mit eben diesen unterwegs ist, sieht man schon, dass die Story eher für ein kleines Publikum gedacht ist.

Wobei die Banchiianer irgendwie auch wie ein Ewok-Verschnitt anmuten, was die Niedlichkeit nochmal unterstreicht. Eben wirklich nur ein Bonus, aber mehr sollte diese Story ja auch nicht sein.

Die Haupthandlung zeigt uns indes einen Angriff der Drengir auf den Planeten, wobei die Jedi natürlich zur Verteidigung herbeieilen. Dabei wird auch klar, dass anscheinend noch nicht alle von den Drengir gehört haben, auch wenn diese schon fast ein Jahr für Schrecken sorgen. Lilly muss nicht nur über die Pflanzenwesen etwas lernen, sondern eben auch über sich selbst. Wie es sich für die Neueinführung von Helden gehört, kommt man auch hier nicht ohne den Cameo-Auftritt eines bekannten Jedi aus. In diesem Fall ist es Stellan Gios, der kurz nach dem Rechten sehen darf. Stellan war ja in den Büchern zu einer Art neuem Haupthelden geworden.

Doch auch die Drengir dürfen endlich mal zeigen, was sie so drauf haben. Wobei die Tatsache, dass sie als Waffe eingesetzt werden, durchaus auch zum Nachdenken anregt. Hoffentlich wissen wir hier mehr, wenn wir endlich das Auftaktbuch der zweiten Welle auf Deutsch lesen dürfen. Auf jeden Fall ist es ein netter Kniff, dass sie dieses Mal quasi eingeschleust werden und mehr sind als nur das Monster von nebenan, das es mal niederzustrecken gilt. Klar, auch hier sind sie noch die üblichen Vernichtungsmaschinen. Sie scheinen aber schon eine gewisse Evolution zu haben und greifen hier quasi versteckt an. Elemente wie das Aufteilen in mehrere Persönlichkeiten kennt man an der Stelle schon (und wurde, glaub ich, auch in einem der anderen Comics schon gezeigt), kommen aber hier ganz gut rüber und unterstützen die bedrohliche Atmosphäre.

Okay, wer am Ende gewinnt, daran gibt es auch keinen Zweifel. Trotzdem hat der Band was und ich habe mich durchaus gut unterhalten gefühlt.

Zweitrezension: Picard 2×01 – “The Star Gazer” / “Die Stargazer”

“Star Trek: Picard” startet fulminant in die zweite Staffel. Warum “The Star Gazer“ eine gelungene Kombination aus Alt und Neu ist, klärt unsere ausführliche Zweitrezension. Achtung: SPOILER!

Zweitrezension: Picard 2x01 - "The Star Gazer" / "Die Stargazer" 13
© Paramount+ / Amazon Prime Video

Neustart in der Produktionsetage

Es sind gut zwei Jahre vergangen, seitdem die letzte Folge von “Star Trek: Picard” erschienen ist. Seither hat sich auch hinter der Kamera einiges getan. Showrunner Michael Chabon rückte freiwillig ins zweite Glied, um andere Projekte in Angriff nehmen zu können. Er blieb der Serie allerdings als einer von mehreren Ausführenden Produzenten erhalten. Seinen Posten hat Terry Matalas übernommen, 46 Jahre alt und kein Unbekannter im Franchise. Matalas war nämlich schon zu Beginn der 2000er-Jahre als Produktionsassistent für “Voyager” und “Enterprise” tätig. Für letztere Trek-Serie steuerte er sogar zwei Drehbücher bei. Mit ihm kamen auch weitere Franchise-Veteranen zurück. So erhielt Produktionsdesigner Dave Blass beratende Unterstützung von Michael und Denise Okuda, den Schöpfern der stilprägenden ‘Okudagramme’ – auch als LCARS bekannt. Und auch John Eaves und Doug Drexler beteiligten sich an den Entwürfen für die neuen Schiffsklassen der Sternenflotte. Das Ergebnis ist ein Produktionsdesign, das deutlich stärker an den Stil angelehnt ist, den Herman Zimmermann in der Ära von 1987 bis 2005 prägte.

Für Trek-Nostalgiker wie mich waren die spärlichen visuellen “The Next Generation”-Elemente einer der großen Enttäuschungen der ersten Staffel gewesen. Die in diesem Bereich vorgenommenen Änderungen sorgen daher schon in den Anfangsminuten der Episode dafür, dass man sich wieder “wie zu Hause” fühlt.

Sternengucker

Auch auf der inhaltlichen Ebene ist ein größerer Bruch mit Staffel 1 festzustellen. Inwiefern sich dieser als Segen oder Fluch erweisen wird, ist nach lediglich einer neuen Episode nicht seriös zu beurteilen. Der Reset-Knopf wurde jedenfalls gedrückt und das merkt man der Folge auch sofort an. Seit “Et In Arcadia Ego, Teil 2” sind mindestens 18 Monate vergangen und in dieser Zeit scheint einiges passiert zu sein.

Das Drehbuch zum Staffel 2-Auftakt stammt von Terry Matalas höchstpersönlich, der dieses in Gemeinschaftsarbeit mit Akiva Goldsman verfasste. Der Titel “The Star Gazer” ist derweil doppeldeutig. Einerseits spielt dieser natürlich auf Picards altes Schiff, die USS Stargazer (NCC-2893) an, deren Nachfolgermodell, die USS Stargazer NCC-82893, in dieser Episode einer der zentralen Handlungsschauplätze darstellt.

Das englische Wort “stargazer” (engl. “to gaze” = [an]starren, anhimmeln) bedeutet so viel wie “Sternengucker” oder “Sternendeuter” und bezieht sich somit auch auf Picard selbst; genauer gesagt auf eine Szene, in der Picard als kleiner Junge in den Nachthimmel schaut und die Sterne beobachtet. Diese Szene ist wiederum eine Hommage an die Schlussszene von “Family” (TNG 4×02 “Familienbegegnung”), in der Picards Neffe René unter einem Baum sitzt und den Sternenhimmel beobachtet.

Toll, ich liebe solche doppeldeutigen Episodentitel! Allerdings nur dann, wenn die betreffende Episode auch die entsprechende inhaltliche Substanz hat. Und das ist hier glücklicherweise auch der Fall.

Picards neuerliche Selbstfindung

Der titelgebende Protagonist der Serie, Jean-Luc Picard (Patrick Stewart), ist nach seinem Abenteuer auf der La Sirena auf sein Weingut in Frankreich zurückgekehrt. Picard scheint nicht unzufrieden mit seinem Dasein als Winzer zu sein. Er hat sich mit seinem Lebensabend in den Weinbergen Frankreichs arrangiert. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass sich die Sternenflotte wieder in eine Richtung entwickelt hat, die Picards Wohlwollen gefunden hat. Er selbst ist zur Sternenflotte zurückgekehrt und fungiert nun als Kanzler der Sternenflottenakademie. Ein Teilzeitjob, der wie für Picard geschaffen ist.

Picard lebt weiterhin unter einem Dach mit Laris (Orla Brady), seiner romulanischen Haushälterin. Wobei diese Bezeichnung ihrer Tätigkeit, ihren Fähigkeiten und ihrer Beziehung zu Picard nicht wirklich gerecht wird. Ihr Gefährte Zhaban scheint vor ungefähr eineinhalb Jahren verstorben zu sein. Eine lange Trauerzeit gibt es bei den Romulanern allerdings nicht, weshalb Laris auch nach dieser kurzen Zeit schon wieder offen ist für eine neue Beziehung – und zwar am liebsten mit Picard. Der aber zögert – aus Gründen, die er scheinbar selbst nicht so genau kennt.

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Picard (Sir Patrick Stewart) und Laris (Orla Brady) in “The Star Gazer” (Bild: © Paramount+ / Amazon Prime Video)

An dieser Stelle setzt der Charakter-Handlungsstrang an, den Matalas und Co. in dieser Staffel für die Figur Jean-Luc Picard erdacht haben. Waren es in Season 1 noch die gescheiterte Evakuierungsmission und Datas Selbstopfer (“Nemesis”), die Picard belasteten, geht dieser neue Story-Arc nun noch weiter in Picards Vergangenheit zurück – und scheinbar sogar noch tiefer in Picards Seelenleben. Matalas hatte im Vorfeld bereits angedeutet, dass der Kirk-Handlungsstrang in “Star Trek II: Der Zorn des Khan” als Impulsgeber für den Picard-Arc in Staffel 2 gedient habe. Sicherlich wird man diesen nicht eins-zu eins übernehmen, aber die Parallele mit der familiären “road not taken”, wie es im Trailer heißt, kann man an dieser Stelle schon erkennen.

Dementsprechend enthält “The Star Gazer” auch Flashbacks, die uns Picards Kindheit zeigen. Hier wird zweierlei angedeutet: Zum einen war es seine Mutter, Yvette Gessard-Picard (gespielt von Madeline Wise), die ihn dazu inspirierte, sein Wissen und seine Zukunft in den Sternen zu suchen. Zum anderen suggeriert diese Szene aber auch, dass Picard in einem Elternhaus aufgewachsen ist, das von den Gewaltexzessen seines Vaters gegenüber seiner Mutter geprägt war. Hier sind offenkundig traurige Aspekte aus Patrick Stewarts eigener Biografie eingeflossen. Dessen Vater litt als ehemaliger Soldat des Zweiten Weltkrieges an PTBS, was dazu führte, dass er regelmäßig Stewarts Mutter schlug. Patrick Stewart berichtete u.a. in William Shatners Doku “The Captains” davon. Außerdem unterstützt er Organisationen, die sich für die Opfer von häuslicher Gewalt einsetzen.

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Handlungsbogen halten soll. Man versucht hier, eine Erklärung für Picards dauerhaftes Single-Dasein, seine Bindungsangst und wahrscheinlich auch für dessen jugendliche Arroganz zu konstruieren. Doch eine solche Erklärung hätte ich nicht gebraucht. Es müssen schließlich nicht immer Traumata sein, die dazu führen, dass manch einer von einer Familiengründung absieht. Zudem haben wir es hier leider wieder mit einer Narration zu tun, die in einem krassen Widerspruch zu Gene Roddenberrys Vision einer weiterentwickelten Menschheit steht. Sicherlich, dass es auch auf der paradiesischen Erde des 24. Jahrhunderts vereinzelt Fälle von häuslicher Gewalt geben kann, würde ich nicht ausschließen wollen. Aber leider reiht sich Picards Kindheitstrauma in eine jüngere Serie von Negativbeispielen (z.B. Raffis Drogensucht) ein, die ein viel düsteres Bild der Erde zeichnen, als ich in “Star Trek” eigentlich sehen möchte.

Gleichwohl fügt sich die Charakterzeichnung von Maurice und Yvette Picard durchaus stimmig in den bekannten Kanon ein. Beide Elternteile waren in TNG zu sehen, Picards Mutter in “Where No One Has Gone Before” (TNG 1×05 “Der Reisende”), hier gespielt von Herta Ware (1917-2005), und sein Vater in “Tapestry” (TNG 6×15 “Willkommen im Leben nach dem Tode”), hier gespielt von Clive Church. Dass Picard eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter hatte, wurde in TNG und “Star Trek: Insurrection” (“Der Aufstand”) deutlich. Und auch Maurice Picard wurde eigentlich immer als eher unangenehme, strenge und dominante Person charakterisiert. Als ein Mann, der nach sehr “traditionellen” Vorstellungen lebte.

Apropos traditionell: Dass die Picards wohl ein Faibel für die Mode des frühen 20. Jahrhunderts haben, wurde in “Generations” (“Treffen der Generationen“) deutlich. Man denke hier an die Weihnachtsszene. Auch wenn ich persönlich Picards Outfit in der Flashback-Szene für etwas zu anachronistisch für das beginnende 25. Jahrhundert halte, muss man an dieser Stelle konstatieren, dass man hier visuell gesehen absolut kongruent mit dem Kanon geblieben ist.

Wie dem auch sei. Die vermeintliche Borg-Königin zitiert kurz vor der Selbstzerstörung der Stargazer Picards Mutter, sodass man jetzt munter drauf losspekulieren kann, welche Familiengeheimnisse hier noch aufgedeckt werden könnten. Ich wage mal eine Prognose: Picard hat – so wie Kirk – doch einen bisher nicht bekannten Nachkommen. Womöglich ein Kind mit der Borg-Königin? Denn während seiner Akademie-Rede betont er noch einmal sehr auffällig, dass er der letzte Picard ist. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Nun ja, wir werden sehen…

In Bezug auf Picards Beziehung zu Laris hat mich etwas gestört, dass man Zhaban nur im Vorbeigehen aus der Serie geschrieben hat. “Show, don’t tell” wäre hier die bessere Alternative gewesen – zumindest in Form eines kurzen Rückblickes.

Außerdem ist es etwas schade, dass man weiterhin nichts über den Verbleib von Picards Schwägerin Marie erfährt. Jean-Luc und Marie Picard verstanden sich immerhin sehr gut. Marie hatte den Brand, bei dem Robert und René vor 30 Jahren starben, nämlich überlebt und es wäre schön gewesen, wenn man sie noch einmal gesehen oder wenigstens erwähnt hätte. Überhaupt sollte das Thema ‘Brandkatastrophe im Jahr 2371’ noch etwas dezidierter erforscht werden, schließlich hat es Picard damals sehr mitgenommen. 

Das Leben als Synth

Im Finale der ersten Staffel starb Picard bekanntlich den Heldentod, doch eine identisches Abbild seines “neurales Substrats” wurde sodann in einen Golem transferiert, der nun in Picards 96-jähriger Gestalt weiterlebt. Ich hatte in meiner damaligen Rezension ausführlich begründet, weshalb ich diesen Twist für ziemlich unglaubwürdig und auch für charakterfremd halte, will an dieser Stelle aber nicht noch weiter darauf rumhacken. Nur so viel: Ich meine mich erinnern zu können, dass Michael Chabon nach dem Staffelfinale noch gesagt hatte, dass Picards neues Synth-Dasein in der neuen Staffel von zentraler Bedeutung sein soll. Schließlich sei dieser Bewusstseinstransfer eine große Sache. In “The Star Gazer” hatte ich hingegen den Eindruck, dass sich Picard damit recht schnell und unkompliziert arrangiert hat. Zumindest haben einige Szenen mit Laris und Guinan diesen Eindruck bei mir erweckt.

Der Showrunner-Wechsel und die eineinhalb Jahre Zeitsprung lassen jedenfalls vermuten, dass das Thema nun doch eher auf kleiner Flamme gehalten werden soll. Aber vielleicht wird auch Q Picards neuen Körper noch einmal in seiner unverwechselbaren Art zur Sprache bringen. Wie gesagt, ich habe so meine Probleme mit dem posthumanistischen Menschenbild in “Picard”, muss diese Pille nun aber eben schlucken. Ich hoffe trotzdem darauf, dass man das Thema nicht gänzlich übergehen wird. Das fände ich schon etwas billig.  

Gelungene Comebacks

Auch die anderen Charaktere haben neue Lebensabschnitte begonnen. Raffi Musiker (Michelle Hurd) und Cristóbal Rios (Santiago Cabrera) sind zur Sternenflotte zurückgekehrt und scheinen auch glücklich damit zu sein. Commander Musiker ist scheinbar Ausbilderin an der Sternenflottenakademie und (oder) einer der leitenden Offiziere der USS Excelsior. Rios ist (womöglich dank Empfehlungsschreiben von Admiral Picard?) sogar zum Captain befördert worden und kommandiert nun die neue USS Stargazer. Auch Elnor (Evan Evagora) hat es zur Sternenflotte gezogen, er hat sich an der Akademie eingeschrieben. Seven of Nine (Jeri Ryan) hat derweil die La Sirena übernommen und transportiert – weiterhin im Dienste der Fenris Ranger – medizinische Güter durch die Gegend. Soji Asha (Isa Briones) und Dr. Agnes Jurati (Alison Pill) touren derweil als Botschafter der Synth-Zivilisation durch die Föderation.

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Commander Raffi Musiker (Michelle Hurd) und Admiral Jean-Luc Picard in “The Star Gazer” (Bild: © Paramount+ / Amazon Prime Video).

Die neuen Lebensabschnitte der La Sirena-Clique fühlen sich durchaus stimmig an und eröffnen vielversprechende Erzählperspektiven. Im Falle von Jurati, die eigentlich eine Mörderin ist, hat man allerdings die bequemste Lösung gefunden: Unzurechnungsfähigkeit aufgrund von Mind Meld. Okay, ein solcher Twist war zu erwarten gewesen. Ich kann damit leben.

Dabei haben es die beiden Autoren geschickt eingefädelt, die La Sirena-Crew wieder zusammenzubringen und auf eine gemeinsame Mission zu schicken. Überhaupt macht das Comeback der Figuren an vielen Stellen sehr viel Spaß. Vor allem Rios’ La Sirena-Hologramm sorgt wieder für einige Lacher. Und auch sonst stellt sich hier ein Gefühl von Sympathie für und Interesse an den einzelnen Figuren ein, was ich bei der Discovery-Crew irgendwie nicht so wirklich entwickeln kann.

Neben den liebgewonnenen Protagonisten der Serie gibt auch die in Staffel 1 so sehr vermisste Sternenflotte endlich ihr Comeback – und das auch gleich mit Pauken und Trompeten! Nein, dieses Mal gibt es keine enttäuschende Copy & Paste-Flotte zu sehen, sondern eine gigantische Armada aus zahlreichen alten und neuen Schiffsklassen. Viele davon wurden schon in “Star Trek Online” eingeführt. Mehr Wertschätzung für das Fandom geht kaum! Das sieht nicht nur toll aus, sondern lässt das Trekkie-Herz höher schlagen. Die Sternenflotte gehört einfach zu “Star Trek” wie die Jedi-Ritter zu “Star Wars”. Sie ist identitätsstiftend. Schön, dass uns die Serienmacher erhört haben und wieder mehr Starfleet-Feeling in die Serie gebracht haben.

Den Gastauftritt von Whoopi Goldberg als Guinan fand ich auch ganz nett. Sicherlich, man merkt, dass sich deren Szenen nicht wirklich organisch in die Handlung einfügen. Trotzdem war es ein schöner Fanservice, sie in dieser Rolle wiederzusehen. Die Erklärung für ihr älteres Erscheinungsbild ist jedoch überflüssig. Ich hatte zudem erwartet, dass diese Szene in der alternativen Zeitlinie spielen würde und Picard sie – in Anspielung auf “Yesterday’s Enterprise” (TNG 3×15 “Die Alte Enterprise”) – aus diesen Gründen aufsucht. Das hätte meiner Ansicht nach auch etwas besser gepasst.

Borg & Q  reloaded

Alt und neu zugleich ist auch die Wiederkehr der Borg. Was auf den ersten Blick nach einem weiteren Aufguss alter Borg-Geschichten aussieht  – Staffel 1 war diesbezüglich eine große Enttäuschung – könnte sich am Ende als große Überraschung erweisen – und zwar im positiven Sinne. Mich hat die Anomalie-Borg-Szenerie jedenfalls voll abgeholt, weil es hier nicht so aussieht, als seien dies die standardmäßigen Borg aus dem bekannten Kollektiv. Hinter diesen Borg könnten Separatisten des Kollektivs, Future-Borg oder vielleicht sogar Paralleluniversum-Borg stecken. Wer weiß das schon? Lassen wir uns überraschen…

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In “The Star Gazer” sind die Borg mit einem völlig neuen Schiffsdesign zurück (Bild: © Paramount+ / Amazon Prime Video).

Inwiefern diese Borg mit der in den Schlussminuten eingeführten alternativen Zeitlinie oder auch mit Q (John de Lancie), dem nächsten Rückkehrer in “The Star Gazer”, zusammenhängen? Ich habe bisher keinen blassen Schimmer! Die Episode schafft es folglich, das zu sein, was ein Staffelauftakt auch sein sollte: Ein spannender Teaser, der uns von der ersten bis zur letzten Minute abholt und für die neunteilige Fortsetzung zu begeistern vermag. Make it so!

Fazit

Intermix eingestellt, Warpspulen auf voller Leistung…Engage! “The Star Gazer” ist sicherlich noch ein gutes Stück davon entfernt, perfekt zu sein, denn an einigen Stellen der Handlung könnte das Storytelling noch etwas zielstrebiger sein. Und dennoch: Die Episode erfüllt ihren Zweck und stellt sogar einen besseren Staffelstart dar als “Remembrance” vor zwei Jahren.

Genau so muss “Picard” sein, eine gelungene Mischung aus bekannten Elementen und neuen Ideen. Matalas und Goldsman haben ein Drehbuch verfasst, das sehr viel Liebe für den Trek-Kanon zeigt und zugleich einen vielversprechenden erzählerischen Neustart ermöglicht. Mit drei Handlungssträngen gehen wir in die zweite Staffel: mit Picards Kindheitstrauma, der Borg-Wiederkehr und Qs neuerlichem Erscheinen. “The trial never ends…”

Sollte es gelingen, diese drei Haupthandlungsstränge auf sinnvolle und komplementäre Weise miteinander zu verbinden, dann könnte die neue Staffel wirklich sehr, sehr gut werden. Das Potenzial ist jedenfalls schonmal vorhanden.

Neben der Story überzeugt auch die Inszenierung. Regisseur Douglas Aarniokoski ist es gelungen, eine Episode zu produzieren, die an vielen Stellen den richtigen Ton und die richtige Pace findet. Ruhige und nachdenkliche Szenen wechseln sich mit temporeichen und actiongeladenen Szenen ab. Auch hier gibt es Emotionen, aber der Drama-Aspekt ist deutlich dezenter als in “Discovery”. “The Star Gazer” macht jedenfalls Lust auf die neue Staffel und entschädigt zumindest teilweise für das schwache Finale der Premierenstaffel.

Let’s see what’s out there…

Brettspiel – Teaser: Hero Quest

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Heute wollen wir mal etwas anderes zeigen. Etwas, das zumindest einem der Redakteure am Herzen liegt. Worum es geht? Nun, seht euch das Video an.

An dieser Stelle wollen wir natürlich nicht zuviel verraten, weswegen ein Video mehr als Tausend Worte spricht.

Habt ihr auch Lust, euch die Neuauflage zusammen mit uns anzuschauen? Dann freut euch demnächst auf die weiteren Videos :).