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Kurzrezension: Picard 2×04 – “Watcher”

Los Angeles in "Watcher"
Los Angeles in "Watcher"

Die Suche nach dem “Watcher” geht in die nächste Runde. Ob die Staffel ihr hohes Tempo halten kann, besprechen wir in dieser spoilerfreien Kurzrezension.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Das Jahr 2024

Nachdem Rios, Raffi und Seven schon in “Assimilation” unerfreuliche Bekanntschaft mit der rauen Wirklichkeit des 21. Jahrhundert gemacht haben, bricht nun auch Picard auf, um die Koordinaten der Königin zu untersuchen.

Picard in "Watcher"
Picard in “Watcher”

Das zentrale Thema der Episode wird weniger als Parabel als vielmehr mit dem Vorschlaghammer vermittelt: Ist es für Einzelne noch sinnvoll und zumutbar, sich persönlich für die Zukunft der Menschheit zu engagieren? “Watcher” ist alles andere als subtil, was die gegenwärtigen Probleme, insbesondere den drohenden, selbstverschuldeten Klimakollaps und die sich ständig verschärfenden sozialen Verwerfungen der westlichen Welt angeht.

Die Resignation vor den schier unüberwindbar scheinenden Herausforderungen unserer Zeit ist in dieser Episode Picards größter Antagonist, verkörpert durch eine Figur, die man als Antithese zu Edith Keeler (“City on The Edge of Forever”) verstehen kann. Aber auch Raffi, Seven und Rios werden mit der anonymen und manchmal zynischen Grausamkeit eines Staatsapparats konfrontiert, der unerwünschte Menschen und damit vermeintliche soziale Probleme “verschwinden” lässt.

Star Trek doesn't promise that tomorrow will be a better place. In fact, many Trek stories warn what could happen if we make bad choices. However Trek says tomorrow CAN be a better place if we are smart, if we work hard, if we are compassionate, & if we celebrate our diversity.

— Michael Okuda (@MikeOkuda) March 18, 2022

Wie gesagt, ist das alles andere als subtil, sondern hängt dramaturgisch wie ein Damoklesschwert über der Episode. Ebenfalls aus dramaturgischen Erwägungen werden die Probleme unserer Zeit arg pointiert und ihre Ursachen ebenfalls verkürzt thematisiert. Allerdings ist das im Wesentlichen Framing für den eigentlichen Konflikt dieser Episode. D.h. “Watcher” geht es nicht darum, sein Publikum zu sozial und ökologisch tugendhafteren Menschen zu erziehen, sondern die Widersprüchlichkeit von Hoffnung und Zukunftsplänen einerseits und Weltschmerz und Zukunftsängsten andererseits zu erkennen.

Und wie es nun einmal in der humanistischen DNA von “Star Trek” verwurzelt ist, hat “Watcher” letztlich eine vorsichtig optimistische Perspektive auf die Zukunft.

Rios in "Watcher"
Rios in “Watcher”

Sicherlich wird es Zuschauer geben, die diesen direkten Kommentar über zeitgenössische Entwicklungen als parteipolitisch oder gesinnungsideologisch kritisieren werden. Allerdings sollte man der Ehrlichkeit halber drei Dinge im Blick behalten:

Die Autoren haben die Episode erstens zeitlich in die Amtszeit eines Präsidenten der demokratischen Partei und örtlich in eine liberale Hochburg der USA gelegt. Wenn die Episode einen politischen Kommentar macht, dann keinen parteipolitischen, der sich ausschließlich gegen Konservative richtet.

Zweitens: Auch wenn mir selbst eine Parabel auf die Wirklichkeit als Kommentar sowohl künstlerisch als auch intellektuell besser gefiele, ist diese Art von Kritik am Zustand unserer Gegenwart wirklich kein Präzedenzfall für “Star Trek”, sondern ein wiederkehrendes Motiv im Franchise.

Drittens sollte dem Sprichwort über George Orwells “1984” folgend Science-Fiction dem Publikum als Warnung und nicht als Anleitung dienen. Es ist schwerlich “Star Trek” anzulasten, dass die Realität unserer Zeit jene Zustände eingeholt hat, über die “Past Tense” (“Deep Space Nine”) in den 1990ern geradezu prophetisch spekuliert hat. Es wäre geradezu töricht von den Autoren, diesen Umstand nicht aufzugreifen und uns Zuschauer:innen vorzuführen.

“Star Trek: Picard” auf Hochtouren

Wie schon seit Beginn der Staffel hält “Watcher” ein hohes Tempo bei Erzählweise und Inszenierung. Jede Folge dieser Staffel treibt den übergreifenden Plot ein gutes Stück voran, ohne dabei die Hauptfiguren und deren Entwicklung aus dem Blick zu verlieren.

Picard und Jurati in "Watcher"
Picard und Jurati in “Watcher”

Picard selbst hat in dieser Episode mit Abstand am meisten zu tun, dicht gefolgt von Seven und Raffi. Rios Handlungsspielraum ist situationsbedingt arg eingeschränkt, was ihn aber nicht an ein paar schönen Dialogen hindert. Juratis Tango mit der Borg-Königin wird mit Fokus auf die anderen Handlungsstränge diese Woche derweil nur eher gemächlich weitererzählt.

Alle Beteiligten vor und hinter der Kamera scheinen einen Heidenspaß mit dem Material zu haben. Wer glaubte, der Sprung ins 21. Jahrhundert sei der Versuch, Geld für aufwendige Kulissen, Make-Up und Spezialeffekte zu sparen, kann sich entspannen. In “Watcher” wird unter anderem eine absolut unnötige, aber augenzwinkernd und rasant inszenierte Action-Sequenz auf den Straßen von Los Angeles gezeigt. Ich für meinen Teil wäre in dieser Folge auch mit weniger Schauwerten zufrieden gewesen, aber es gibt auch Futter für Popcorn-Liebhaber:innen.

Nach vier durchweg gelungenen Episoden scheint “Picard” tatsächlich den richtigen Rhythmus zum Erzählen seiner Geschichten gefunden zu haben. Dazu bleiben die Dialoge pointiert, nah an den Figuren und immer wieder voller Charme und Witz. Ich habe über lange Strecken mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht vor dem Fernseher verbracht, weil “Watcher” trotz des ernsten Themas verdammt viel Spaß macht. Sowohl das Autor:innentrio Juliana James, Travis Fickett und Jane Maggs, sowie Regisseurin Lea Thompson haben ganze Arbeit geleistet. Wenn es etwas zu meckern gäbe, wären es die gleich drei Cliffhanger, mit denen uns diese Folge zurücklässt.

Der “Watcher” und andere Deep Cuts

“Watcher” schöpft mit beiden Händen aus dem Kanon von “Star Trek”, sowohl was relevante Aspekte der Handlung als auch Zitate und Referenzen angeht. Auch Gelegenheits-Fans haben Gelegenheit mindestens eine Szene als (absolut gelungene) Hommage/Fortsetzung einer Begebenheit aus “The Voyage Home” zu erkennen. Auch die Zeitleiste mit Bezug zum “Deep Space Nine”-Zweiteiler “Past Tense” wird durch Angaben in dieser Episode genauer spezifiziert: Die La Sirena ist im April 2024 gelandet, Sisko, Dax & Bashir werden im September San Francisco besuchen.

Seven und Raffi in "Wacther"
Seven und Raffi in “Watcher”

Damit beweisen die Autoren in Staffel 2 weiterhin, den Kanon des “Star Trek”-Universums sicher zu beherrschen. Daher verwundert gerade deswegen der Auftritt des prominentesten Gaststars in dieser Episode, den Picard an jenen Koordinaten findet, die Jurati in “Assimilation” der Borg-Königin entwendet hatte. Der Anschluss an den bekannten Kanon mag bei dieser Figur auf den ersten Blick so gar nicht passen, wobei Änderungen der Zeitlinie als Erklärung herhalten könnten. Eine genauere Besprechung überlasse ich Tom Götz und Matthias Suzan für ihre spoilerlastigen Rezensionen.

Ebenfalls für deren Reviews sei die Analyse des “Watchers” aufgehoben. Auch wenn dessen Identität (noch) nicht völlig ausbuchstabiert ist, lässt eine Dialogzeile vermuten, dass die Autoren von “Picard” auch hier den bekannten Kanon aufgegriffen haben.

Beobachtungen

  • Seven und Raffis Bus fährt an einer großformatigen Plakatwand vorbei, die für die Science-Fiction-Serie “The Handmaid’s Tale” wirbt.
  • Apropos Werbung: Wie schon letzte Woche begegnen uns Hinweise auf eine bemannte Raummission zum Jupiter-Mond “Europa”.
  • Auch eine Woche später bin ich immer noch kein Fan davon, die Borg-Königin reanimiert zu haben. Aber “Watcher” setzt noch einen drauf. Warum lassen Picard und Jurati sie mit dem Schiff alleine?
Die Borgkönigin in "Watcher"
Die Borgkönigin in “Watcher”
  • Alle guten Dinge sind drei: Im Hintergrund der Straße, zu der Picard herunterbeamt, findet man ein Plakat zur Ankündigung eines Boxkampfes. Seit “The City on The Edge of Forever” sind Poster dieses Formats in zahlreichen Kulissen von “Star Trek”-Zeitreisen als Easter Eggs zu finden.
  • Picards Familie musste im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis nach Großbritannien fliehen. Der britische Akzent hat in der Familie offenbar Jahrhunderte überdauert.
  • Die offensichtliche “The Voyage Home”-Szene ist keine bloße Hommage. Ein damals beteiligter Schauspieler ist 34 Jahre später erneut in dieselbe Rolle geschlüpft.
  • Picard macht seinem zeitgenössischen Kontakt das Zugeständnis, dass Wandel häufig langsamer voranschreitet, als es wünschenswert wäre. Er spielt damit darauf an, dass die “Bell-Unruhen” in wenigen Monaten einen gesellschaftlichen Wandel bewirken werden.
  • Ein visueller Effekt am Ende von Picards Suche liefert einen wichtigen Hinweis auf die Identität des “Watchers”, nachdem zuvor in der Episode eine weitere Referenz in dieselbe Richtung gefallen war.
  • Wir sehen einen (gebundenen!) “Dixon Hill”-Roman namens “The Pallid Son”. Picard wird in der Episode von Jurati ebenfalls als “Dixon Hill” bezeichnet, als er verschiedene Beobachtungen zu einer Hypothese über die Änderung an der Zeitlinie kombiniert.
  • In derselben Szene sehen wir die Jackson Roykirk Plaza. Das ist eine Referenz auf den Schöpfer der Sonde “Nomad” aus der gleichnamigen Folge der Originalserie.
  • Ebenfalls am Ende der Folge sehen wir eine Ausgabe der Los Angeles Times. Allerdings ist die Zeitung schon einige Monate alt und die Ausgabe auf den 21. Januar datiert. Neben der Europa-Mission wird berichtet, wie der Fabrikunternehmer Brynner versucht, die Gründung von Gewerkschaften zu unterbinden. Brynner findet Jadzia Dax in “Past Tense” (Danke an Matthias Suzan für den Hinweis!).

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episode noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Rezension: “Red Hands – Tödliche Berührung”

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Wir sehen uns das ganz in Rot gestaltete Buch mal genauer an.

Inhalt (klappentext)

Manchmal ist eine Geschichte eine Warnung. Manchmal kommt die Warnung zu spät. Ein Auto mäht sich bei der Parade zum 4. Juli durch die Menge. Der Fahrer klettert stolpernd aus dem Auto, streckt die Hände aus … und jeder, den er anfasst, fällt innerhalb von Sekunden tot um. Maeve Sinclair schaut entsetzt zu, wie von ihr geliebte Personen sterben, aber sie will helfen. Doch eine Folge der schrecklichen Vorkommnisse ist, dass Maeve Sinclair nun selbst die Berührung des Todes entwickelt. Sie flieht und erkennt allmählich, dass sie nie wieder einen anderen Menschen berühren können wird. Wer auch immer der Erste ist, der Maeve Sinclair findet, wird das Geheimnis um ihre tödliche Berührung lüften, und es gibt viele, die für dieses Geheimnis über Leichen gehen würden. Ben Walker, Experte für übernatürliche Wissenschaft, wird damit beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch Maeve fängt an, eine teuflische Stimme in ihrem Kopf zu hören, und der Drang, das Verlangen … der Hunger danach, einen anderen Menschen zu berühren, wird immer stärker.

Kritik

“Red Hands” ist ein neuer Horror-Thriller von Christopher Golden und zeichnet sich zu aller erst dadurch aus, das die Seiten des Buches in einem Rotschnitt gehalten sind! Das heißt sie sind tatsächlich rot gefärbt, was einfach schick aussieht und das Buch in einem Bücherregal hervorhebt. Ich persönlich bin ja Fan von solchem “Schnickschnack” und finde, das unterstützt die Atmosphäre des Buches einfach grandios (weswegen wir hier gleich einen halben Stern Aufwertung geben, einfach so ;)). Natürlich bezieht sich das auf die gedruckte Variante, in einer EBook-Version kann man keine Seiten rot färben. In gewisser Weise ist das also auch Werbung für gedruckte Bücher, die meiner Ansicht nach immer noch ihre Existenzberechtigung haben. Der Nachteil soll and er Stelle aber auch nicht verschwiegen werden: Die Seiten kleben manchmal etwas aneinander. Übrigens: Weitere Bücher mit ähnlichen schönen Ergänzungen: Die Erstauflage der “Unendlichen Geschichte” (erschien vielfarbig) oder Andreas Eschbachs “Gliss”.

Rezension: "Red Hands - Tödliche Berührung" 1

Doch zurück zum Buch. Die Handlung erinnert an die kürzlich erschienene “Wanderers”-Reihe, denn auch hier scheint es sich um einen Virusausbruch zu handeln. Jap, das Thema Pandemie hat inzwischen auch die Buchwelt erreicht. Hier führt es aber nicht zum Ende der Welt bzw. liegen die Dinge etwas anders, ohne an dieser Stelle zuviel spoilern zu wollen. Wie es der Titel schon sagt bringt jeder Infizierte durch Berührung den Tod. Im vorliegenden Fall wird die junge Maeve infiziert und flüchtet in die Berge. Und dann passiert, was in so einem Fall eben immer passiert: jede Menge Leute und Organisationen sind hinter ihr her. Die einen wollen sie töten, die anderen wollen sie als Waffe benutzen und ihre Familie will sie einfach nur retten.

Sicher, das Ausgangsszenario klingt nicht neu, das hat man so oder so ähnlich schon mal gesehen oder gelesen. Immerhin gelingt es Golden aber, dem durchaus ein paar neue Facetten abzugewinnen. So gibt es diesmal keinen Weltuntergangskult, der Verschwörungstheorien verbreitet sondern die Söldner, die Maeve töten wollen werden gar nicht so genau charakterisiert. Nun könnte man meinen, dass gerade deswegen das Buch etwas oberflächlich bleibt und auch wenn das für Teile der Handlung gelten mag, so bringen die gut ausgearbeiteten Charaktere hier nochmal Licht ins Dunkel.

Denn die Geschichte rund um die Familie von Maeve, die sich auf die Suche macht, und auch um unseren Helden Walker, kann durchaus überzeugen. Hier werden die Nöte und Ängste gut rübergebracht, so das man, trotz des eher banalen Settings, gut bei der Stange gehalten wird. Okay, man muss an der Stelle noch akzeptieren, das Hauptheld Walker ein knallharter Agent á la James Bond ist, der Maeve hinterhergeschickt wird, und der, ein typischer Held eben, den meisten Bösewichtern überlegen ist. Aber hält man sich damit nicht zu sehr auf, wird man bis kurz vor Ende eigentlich recht gut unterhalten.

Bei der Konstellation ist es natürlich nicht verwunderlich, das die Nebencharaktere etwas abfallen. Eingeführt werden viele, im Rampenlicht bleiben nur wenige und gegen Ende werden einige auch eher komplett vergessen. Womit wir auch gleich zum Ende springen (müssen), denn hier geht dann alles ganz schnell. In wenigen Seiten wird ein Gegenmittel aus dem Hut gezaubert, was anderen nach Jahren der Forschung nicht gelingt, und die Situation beigelegt. Ob der Autor hier zum Ende kommen musste oder schlicht die Ideen ausgingen, ist wohl eine berechtigte Frage.

Auch die Auflösung zum Virus hat zwar Potential, wird aber etwas zu wenig ausgeschöpft. Hier wäre mehr Hintergrundwissen drin gewesen, vor allem auf die Herkunft des Dings bezogen (wie gesagt, wir spoilern hier nicht). Was man dem Buch allerdings auch noch anrechnen muss, ist, das es eben mal kein Happy End gibt. Zwar gibt es einen Abschluss der Hauptgeschichte, der ist aber für Fans solcher Enden eher unbefriedigend und stellt eben nicht ein glückliches Beisammensein wieder her. Das ist immerhin eine nette Abwechslung und kein Klischee-Einheitsbrei.

Zweitrezension: Picard 2×03 – “Assimilation”

Im dritten Kapitel der zweiten Staffel verschlägt es Picards Crew ins Jahr 2024. Ob die “Assimilation” gelingt, klärt unsere ausführliche Zweitrezension. Achtung, SPOILER!

Zweitrezension: Picard 2x03 - "Assimilation" 2

Handlung

Die La Sirena-Crew wurde von den Behörden der Konföderation gestellt. Zwar gelingt die Flucht, doch der Preis ist hoch: Elnor (Evan Evagora) wird bei einem Schusswechsel tödlich getroffen. Und doch bleibt keine Zeit für Trauer, denn die ursprüngliche Zeitlinie muss wiederhergestellt werden. Dafür springt die La Sirena mittels Schleudereffekt zurück ins Jahr 2024.

Während sich Seven (Jeri Ryan), Raffi (Michelle Hurd) und Rios (Santiago Cabrera) in L.A. auf die Suche nach dem geheimnisvollen “Wächter” machen, verbleiben Picard (Patrick Stewart) und Jurati (Alison Pill) auf der in La Barre notgelandeten La Sirena, um die Borg-Königin (Annie Wersching) zu reaktivieren. Kein leichtes und vor allem kein ungefährliches Unterfangen, wie sich schlussendlich herausstellen wird…

Drehbuch & Kanon

Das Drehbuch zur dritten Episode der zweiten Staffel lieferte dieses Mal das Autoren-Duo Kiley Rossetter und Christopher Monfette. Monfette ist vor allem für seine Arbeit für “9-1-1: Notruf L.A.” und “12 Monkeys” bekannt. Rossetter ist als Autorin hingegen ein eher unbeschriebenes Blatt, war sie zuvor doch hauptsächlich als Writers’ Room Assistant (“Star Trek: Picard” Staffel 1), Production Assistant (“pocket.watch”) sowie als Casting-Mitarbeiterin (“Paradise Lane”) tätig.

Der Episodentitel ist zweideutig und bezieht sich einerseits auf die (partielle) Assimilation Juratis durch die Borg-Königin und andererseits auch auf die versuchte Assimilation des Trios Seven, Raffi und Rios in die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Treffend gewählt!

Nach dem kurzen Intermezzo in der faschistischen Alternativrealität des beginnenden 25. Jahrhunderts verschlägt es Protagonisten und Zuschauer nun ins Jahr 2024 – also nahezu in unsere Gegenwart. Es liegt daher auf der Hand, dass sich “Assimilation” hinsichtlich Handlung und Tonalität an prominenten Trek-Zeitreise-Abenteuern wie “Tomorrow is Yesterday” (TOS 1×19 “Morgen ist Gestern”, 1967), “The City on the Edge of Forever” (TOS 1×28 “Griff in die Geschichte”, 1967), “Star Trek IV: The Voyage Home” (“Zurück in die Gegenwart”, 1986), “Past Tense” (DS9 3×11/12 “Gefangen in der Vergangenheit”, 1994) und “Future’s End” (VOY 3×08/09 “Vor dem Ende der Zukunft”, 1996) orientiert.

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Das weckt einerseits nette Nostalgiegefühle, zumal eine gewisse inhaltliche und visuelle Kontinuität mit “Deep Space Nine” (soziale Probleme und “Sanctuary Districts”) erkennbar ist. Gleichwohl ist mir die Episode stellenweise zu iterativ, es fehlt ihr – zumindest erzählerisch – an individueller Besonderheit. Dass ein Crewmitglied verletzt wird, ins Krankenhaus muss und anschließend mit den hiesigen Behörden in Konflikt gerät – und somit das gesamte Unternehmen auf dem Spiel steht – kennen wir schon aus “Star Trek IV”. Rios schlüpft hier einfach in die Rolle von Chekov. Auch Sevens und Raffis Diskussion mit dem (klischeehaft naiven) Wachmann hat mich an Kirks Auftritt im Krankenhaus von San Francisco rund vier Jahrzehnte (in-Universe) zuvor erinnert.

Das Drehbuch reißt hier leider keine Bäume aus, sondern stellt vielmehr nur eine Variation von Altbekanntem dar. Zudem hat “Picard” an dieser Stelle ein ziemlich gravierendes Problem. Eines, das frühere Trek-Episoden eben nicht hatten. Die Essenz solcher Zeitreise-Geschichten besteht nämlich zumeist darin, dass die Menschen aus dem 23./24. oder nun 25. Jahrhundert große Probleme haben, sich an die – aus ihrer Sicht – rauen und unzivilisierten Sitten unserer Zeit anzupassen. Stichwort: “Assimilation”. “Star Trek IV” ist es in besonderem Maße gelungen, diese Pointe auszuspielen, nämlich wenn sich Spock und Kirk über die Vulgärsprache der 1980er-Jahre unterhalten und Spock sich anschließend (erfolglos) darin versucht, diese “farbigen Metaphern” in seine Undercover-Rolle einzubauen.

Nur leider haben insbesondere Raffi und Rios in Staffel 1 nicht mehr jenen hochzivilisierten Habitus an den Tag gelegt, den wir aus den klassischen Serien gewohnt sind. An dieser Stelle beziehe ich mich vor allem auf Aspekte wie Sprache und die strikte Ablehnung von Rauschmitteln. Rauchen, Saufen, Kiffen, Fluchen, Kraftausdrücke…all das sollte Raffi und Rios eigentlich nicht fremd erscheinen, oder? Dementsprechend nehme ich diesen beiden Charakteren die (auch in den Trailern) angedeuteten Anpassungsschwierigkeiten auch nicht so wirklich ab. Sorry, aber das hat man in Season 1 eben verkackt!

Der Handlungsstrang um Dr. Jurati und die Borg-Queen kommt da schon etwas überzeugender um die Ecke. Das Psychospiel zwischen Jurati und der Königin ist wirklich toll geschrieben und auch gut gespielt. Allerdings habe auch ich mich – ebenso wie Christopher – schon ein wenig darüber gewundert, dass die Borg-Assimilation hier plötzlich primär als psychologisch bzw. mentaler Vorgang dargestellt wird. Und das, obwohl wir aus “Star Trek: First Contact” und vor allem aus “Voyager” wissen, dass die Borg-Nanosonden den Organismus, der assimiliert wird, binnen Sekunden transformieren und die kybernetischen Borg-Implantate tumorartig den Körper befallen. Mir ist an dieser Stelle jedenfalls nicht wirklich klar geworden, inwiefern sich somatische und psychologische Assimilation tatsächlich trennen lassen.

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Auch hier macht das Drehbuch leider das, was der Geschichte dient, und nicht das, was dem etablierten Kanon entsprechend passieren müsste. Das Autoren-Duo muss sich also durchaus den Vorwurf gefallen lassen, hinsichtlich der L.A.-Story zu viel und hinsichtlich der Borg-Story zu wenig auf frühere Folgen geblickt zu haben. Hinzu kommen Logiklöcher im Drehbuch (Stichwort: vaporisierende und nicht-vaporisierende Phasertreffer), die absolut vermeidbar gewesen wären.

Figuren & Dramaturgie

Die Dramaturgie der Episode gefällt mir indes überhaupt nicht. Elnors Tod ist ebenso unlogisch wie unnötig. Wieder einmal spielt man die Karte “Tod einer Hauptfigur”, um künstlich Drama zu erzeugen. Ich könnte mit dessen Dahinscheiden leben, wenn man es dieses Mal auch durchzieht und sein Tod tatsächlich irreversibel bleibt. Mein Gefühl sagt mir aber, dass er bald wieder lebendig sein wird. Sollte dem so sein, dann zieht “Picard” den Tod irgendwie ins Lächerliche und dafür gibt es den gesenkten Daumen. Denn so driftet “Star Trek” nämlich mehr und mehr ins Fantasy-Genre ab. Da fehlt mir einfach die Ernsthaftigkeit, die wir zum Beispiel bei Tasha Yar (TNG) oder Jadzia Dax (DS9) hatten. “NuTrek” spielt diese Karte einfach viel zu oft aus.

Der Bruch zwischen Elnors Tod und dem sonnigen Los Angeles, das dann auch noch mit fröhlicher Song-Untermalung (“California Dreamin'”) eingeführt wird, ist mir persönlich auch viel zu krass. Hier wiederholt sich quasi Picards Tod in “Et In Arcadia Ego, Teil 2”, der auch im Schnellverfahren abgehandelt und binnen weniger Minuten ins Gegenteil (“Picard ist tot, es lebe Picard!”) verkehrt wurde. Sorry, aber das ist einfach schlecht geschrieben. Dann hätte man den Cliffhanger besser später ansetzen und Elnors Tod zum Klimax von “Penance” machen sollen. So – also zu Beginn der nächsten Episode – passt es aber dramaturgisch gar nicht.

Auch mit der angeblich so engen Beziehung zwischen “J.L.” und Raffi werde ich immer noch nicht warm. Raffis Muttergefühle für Elnor kann ich noch akzeptieren, aber in “Picard” wird uns eine Beziehung zwischen Picard und Raffi suggeriert, die wohl der von Kirk und McCoy in TOS entsprechen soll: Klartext trotz Ranghierarchie. Zur Erinnerung: Raffi ist Commander und Picard ist Admiral, beide sind wieder im aktiven Dienst. Raffi spricht hier aber mit Picard wie eine (ziemlich respektlose) Tochter mit ihrem greisen Vater, der ihrer Ansicht nach Bockmist gebaut hat. Und Picard lässt sich das auch noch gefallen.

In meinen Augen wird Picard an dieser Stelle als Autoritätsperson regelrecht dekonstruiert, er wirkt wie ein alter, wehrloser Mann – also völlig “out-of-character” im Vergleich zu “The Next Generation”. Das wäre aber noch hinnehmbar, wenn wir zuvor Zeuge einer zwischen Picard und Raffi gewachsenen Beziehung gewesen wären, die eine solche Konstellation auch rechtfertigt. Diese wurde uns aber von Anfang an nur als gegeben vor den Latz geknallt. Sie wurde nie wirklich erzählt und auch kaum gezeigt. Ich habe das Buch “Star Trek: Picard – The Last Best Hope” gelesen und kenne somit wenigstens einen Teil der (inoffiziellen) Vorgeschichte. Der “normale” Zuschauer steht diesbezüglich aber total im Regen. “Picard” hätte – ähnlich wie “Discovery” – mindestens eine Doppelfolge als Prolog gebraucht, der in den 2380er-Jahren spielt und die gemeinsamen Jahre von Picard und Raffi zeigt. Die kurzen Rückblenden in Staffel 1 waren einfach zu wenig. Darunter leidet nun leider auch die angesprochene Szene in “Assimilation”.

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Etwas positiver fällt das Urteil über die Charakterszenen von Seven und Raffi sowie Jurati und die Borg-Königin aus. Ich muss sagen, dass ich Dr. Jurati in Staffel 1 nicht so negativ gesehen habe wie viele andere. Gleichwohl ist dieser Charakter bisher weit unter seinen Möglichkeiten geblieben. Selbiges gilt auch für Alison Pill, die hier wieder brillieren darf – so wie auch schon in Folge 2×02. Auch Annie Wersching spielt ihre Rolle als Borg-Queen ordentlich, die mysteriöse Chemie zwischen Agnes und der Königin (“Sie haben mich beeindruckt!”) verspricht jedenfalls einen spannenden Story-Arc. Manch einer spekuliert bereits, die Borg-Königin in “The Star Gazer” könne womöglich Dr. Jurati sein. Nichtsdestotrotz hat mir Alice Krige in “Star Trek: First Contact” deutlich besser gefallen. Irgendwie hatte sie eine Aura, die der neuen Borg-Königin noch fehlt. Womöglich liegt es aber auch am Make-up oder an der Inszenierung.

Seven und Raffi verarbeiten unterdessen ihre gescheiterte Partnerschaft, während Rios im Begriff ist, eine Beziehung mit einer jungen Ärztin namens Teresa (Sol Rodriguez) aufzubauen. Ich musste an dieser Stelle sofort an das Gespräch zwischen Chief O’Brien und Dr. Bashir über Lt. Watley in “Trials and Tribble-ations” (DS9 5×06 “Immer die Last mit den Tribbles”) denken. Wird das etwa ein Geburten-Paradoxon? Gleichwohl hat man auch hier wieder bei “Star Trek IV” (Kirk & Dr. Gillian Taylor) und bei “Voyager” abgekupfert (Tom Paris & Rain Robinson). Kleine Prognose: Teresa wird im Verlauf der Staffel womöglich noch von essentieller Bedeutung sein.

Hinsichtlich der Charakterentwicklung hat “Assimilation” nicht allzu viel zu bieten – vielleicht mal abgesehen von Jurati. Denn auch Picard spielt in dieser Episode eigentlich keine nennenswerte Rolle, außer als Gehilfe von Dr. Jurati. Ich bin zwar froh, dass “Picard” seinen Protagonisten nicht so übertrieben inszeniert wie “Discovery” Michael Burnham. Aber irgendwie frage ich mich schon, ob es sinnvoll ist, dass eine Folge von “Picard” theoretisch auch ohne Picard auskommen könnte. Aber gut, Patrick Stewart ist auch schon 81 Jahre alt. Das darf man nicht außer Acht lassen. Schade ist es trotzdem.

Schade ist auch, dass Q (John de Lancie) dieses Mal nur einen ganz kurzen Auftritt hat. Zudem scheint er nur für Picard sichtbar zu sein, nicht aber für die anderen Crewmitglieder. Ich habe mich an dieser Stelle gefragt, ob sich Picard Qs Anwesenheit vielleicht sogar nur einbildet. Ich hoffe nicht.

Merkwürdig ist auch, dass Raffi in der letzten Folge nicht viel über Q zu wissen schien (“Mr. Alphabet”), nun aber sehr genau darüber Bescheid weiß, wodurch Picards und Qs früheren Begegnungen geprägt waren. Ihr Vorwurf an Picard, er spiele mit Menschenleben, ist dümmlich wie seltsam zugleich.

Gesellschaftskommentar

Viel haben wir bisher noch nicht vom L.A. des Jahres 2024 gesehen, daher halten sich die gesellschaftskritischen Untertöne bisher auch noch in Grenzen. Hinsichtlich Klimawandel holt “Picard” mal wieder den Holzhammer raus, die Themen soziale Spaltung, Armut, (Beschaffungs-)Kriminalität und illegale Einwanderung werden hingegen etwas dezenter angesprochen.

Erfreulich ist es aber allemal, dass man sich hier an einer Zusammenführung von realen und fiktiven 2020er-Jahre versucht. Wobei die Unterschiede leider auch nicht allzu groß sind. Ich bin gespannt, wie viel von “Past Tense” in “Picard” einfließen wird.

Inszenierung

Regie führte bei “Assimilation” Lea Thompson. Die 60-Jährige war in ihrer Karriere vor allem als Schauspielerin und Produzentin tätig, hat aber seit 2006 auch nennenswerte Erfahrung hinter der Kamera sammeln können, darunter Projekte wie “Resident Alien”, “Young Sheldon”, “Schooled” und “Die Goldbergs”. Sie nahm auch für Folge 2×04 “Watcher” wieder im Regiestuhl Platz.

An der Inszenierung gibt es nur wenig auszusetzen, ohne dass ich zugleich in Schwärmerei verfallen müsste. Wie gesagt, der dramaturgische Bruch zwischen Elnors Tod und dem sonnigen Kalifornien ist nicht auf Thompsons Mist gewachsen. Hinsichtlich der Zeitreise haben mir die visuellen Anspielungen an “Star Trek IV” gut gefallen. Wobei ich es genial gefunden hätte, wenn man hier – wie beim Original – auch Mini-Spoiler auf die kommenden Ereignisse gezeigt hätte.

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Die Szenen mit der Borg-Königin sind teilweise echt gruselig. Teilweise hatte ich aber auch das Gefühl, da wäre noch deutlich mehr möglich gewesen. Vor allem der Assimilierungsprozess ist mir doch etwas zu unspektakulär ausgefallen. Die Einführung von L.A., musikalisch untermalt mit einer Neuauflage von “California Dreamin'”, hat mir hingegen sehr gut gefallen. Das wirkt modern und gibt der Episode Pep.

Insgesamt betrachtet ist “Assimilation” auf der inszenatorischen Ebene aber sicher keine Offenbarung, denn auch die Notlandung der La Sirena hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. Solide, aber eben nicht herausragend.

Der Fauxpas mit den Phasern, die alle anderen vaporisieren, bei Elnor aber nur zu einer Fleischwunde führen, hätte Thompson allerdings auffallen müssen – spätestens in der Postproduktion.

Video-Review: “Hero Quest (2022) Teil 2 – Wie wird gespielt?”

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Im zweiten Teil unserer Review-Reihe zum neuen Hero Quest gehen wir kurz auf die Spielmechaniken ein.

Nicht nur, das wir die grundsätzlichen Spielzüge erklären, wir werfen auch einen Blick auf die Companion-Appp, mit der es möglich ist, das man ohne “Spielleiter” spielt bzw. das Spiel auch alleine spielen kann.

Wir machen es dabei aber nicht so ausführlich und legen nur die Grundzüge dar, wir wollen hier ja keine Spielrunde zeigen :).

Rezension: “Star Wars: Doktor Aphra 2 – Der Auftrag”

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Wir sehen uns den zweiten Band der neuen Aphra-Reihe an.

Inhalt (Klappentext):

Auf den Kopf der ruchlosen Xenoarchäologin wurde ein Preis ausgesetzt … und das von niemand geringerem als Domina Tagge! Jetzt rennt Doktor Chelli Aphra mal wieder um ihr Leben, aber diesmal sind zwei ihrer Verfolger hinterhältiger und gerissener als sie. Aphra wird gefast und zu Domina Tagge gebracht, doch dann kommt es – wie so oft in ihrem Leben – zu einer überraschenden Wendung. Dieser Band enthält die US-Ausgaben Doctor Aphra #6-10 (2020). versucht, jeden Kopfgeldjäger der Galaxis abzuschütteln. Aber unter ihren Verfolgern ist auch Aphras wütende Ex-Freundin Sana, und die hat ganz persönliche Gründe, ihre Ex zu schnappen! Jetzt muss Aphra gerissener als Domina Tages sein und schneller als Sana Starros, wenn sie überleben will. Doch dann kommt es – wie so oft in Aphras Leben – zu einer überraschenden Wendung.

Kritik

Der zweite Band der Doktor Aphra-Reihe setzt die Abenteuer unserer Indiana Jones (bzw. Lara Croft) des Star Wars-Universums fort. Zeichnungstechnisch ist man vielleicht nicht ganz auf dem Niveau der Vorgängerreihe unterwegs – so wirken vor allem die Gesichter manchmal ein Stück weit kantiger – aber es ist immer noch gut genug, um auch in den Hintergründen oder überfüllten Actionszenen alle Details ausmachen zu können. Auch die Gesichtszüge der Charaktere bringen die Emotionen gut herüber, wobei vor allem auffällt, das Aphra hier einen japanischeren Touch hat als noch zuvor. Ein Vorzeichen auf die gerüchteweise geplante Aphra-Serie?

Rezension: "Star Wars: Doktor Aphra 2 - Der Auftrag" 16

Die Story setzt dort an, wo der Vorgänger aufhörte und fügt sich nahtlos in die aktuell laufenden Reihen (neben Aphra sind das noch die normale Reihe um die Rebellen, Vader und neuerdings die Kopfgeldjäger) ein. D.h. sie spielt zeitgleich und es gibt ab und an Berührungspunkte. Allerdings nicht so stark, wie im derzeit laufendem Crossover.

Dieser Band hat daher schon ein paar Monate auf dem Buckel, dennoch wird hier, wie in Teil Eins, die Story um die Tagges fortgeführt. Die hatten in den Legends schon den ein oder anderen interessanten Auftritt und bekommen hier nun in Form von Domina Tagge den nächsten. Die entführt Aphra nämlich und ist etwas sauer. Kein  Wunder, hatte Aphra im ersten Band doch auf ihre unverwechselbare Art Ronen Tagge ausgetrickst, ihren Neffen.

Als Wiedergutmachung soll Aphra nun einen Pfadantrieb der Nihil stehlen. Damit werden für Fanherzen natürlich Verbindungen zur ebenfalls neuen Reihe „Die Hohe Republik“ geschlagen. Die Nihil konnten nämlich während eines Hyperraumsprunges ihren Kurs ändern.

Und weil sowas nicht allein geht braucht Chelli Unterstützung in Form ihrer Ex. Nein, nicht Tolvan aus der ersten Reihe sondern Stana Starros, die ebenfalls eine Ex von Han Solo ist (sozusagen). Und was sich dann abspult, ist zwar wieder die Doktor Aphra-Formel, aber sie macht halt immer noch Spaß.

Doch nicht nur die Frotzeleien zwischen Aphra und Stana sind ein Highlight des Bandes, auch schon zu Beginn, als sich Domina und Chelli gegenübersitzen und jede die andere zu überbieten sucht, kann sich sehen lassen.

Und natürlich sind auch noch andere hinter dem Antrieb her (was auch sonst?), so das es immer spannend bleibt. Dabei wird geschickt mit dem Vertrauensverhältnis zwischen Stana und Chelli gespielt. Doch nicht nur das, spielt Chelli doch auch hier wieder ihre Improvisationstalente (oder besser: Lügentalente) aus, um aus heiklen Lagen zu kommen. Damit steht sie Han Solo in nichts nach.

Die Details sollen hier nicht gespoilert werden, denn sie machen ja irgendwie den Charme der Aphra-Comics aus. Und ja, jeder der sie inzwischen kennt, wird wissen, das sie am Ende gewinnt. Aber hier ist wie so oft der Weg das Ziel. Wie bei Hans kleinen Schurkeleien macht es auch hier einfach Spaß, das hin und her zu sehen, wie sich Aphras Plan entfaltet, fehlschlägt, sie umdisponiert, es dann doch klappt und… aber was erzähle ich.

Wer die bisherigen Bände mochte, kommt auch hier wieder völlig auf ihre Kosten. Oh, ihr wollt wissen, ob sie den Antrieb letztlich ausliefert und Domina… aber nein halt, das solltet ihr besser selber lesen.

Zweitrezension: Discovery 4×13 – “Coming Home” / “Die Heimkehr”

Coming Home bildet den Abschluss der 4. Staffel von “Star Trek: Discovery“. Ob das Staffelfinale dieses Mal überzeugen kann, diskutiert unsere ausführliche Zweitrezension. Achtung, SPOILER!

Zweitrezension: Discovery 4x13 - "Coming Home" / "Die Heimkehr" 17
Bild: © Paramount+

Handlung

Es sind nur noch wenige Stunden, bis die DMA die Erde und Ni’Var vernichtend treffen wird. Während die Discovery Books Schiff verfolgt, um Tarka von seinem gefährlichen Vorhaben abzuhalten, laufen parallel die Evakuierungsmissionen im Sol- und 40-Eridani-System. Doch allen Beteiligten ist klar, dass nur geringe Bruchteile der Bevölkerungen von Erde und Ni’Var aus dem Gefahrenbereich evakuiert werden können. Derweil versuchen Burnham, ihre Crew und die Diplomatengruppe, den Kontakt mit Spezies 10-C fortzusetzen und diese vom Abschalten der DMA zu überzeugen…

Drehbuch & Figuren

Nach “Will You Take My Hand?” (DIS 1×15), “Such Sweet Sorrow, Part 2” (DIS 2×14) und “That Hope Is You, Part 2” (DIS 3×13) ist “Coming Home” das vierte Staffelfinale der Serie. Michelle Paradise, die Showrunnerin der Serie, hat das Drehbuch zur Episode selbst verfasst. Der Episodentitel ist mehrdeutig zu interpretieren und bezieht sich sowohl auf den Handlungsort am Ende der Episode (Erde) als auch auf die Persönlichkeitsreise und Selbstfindung diverser Charaktere. Sie kommen “zu Hause” an.

“Coming Home” steht ganz im Zeichen der dramatischen Situation, in der sich die Figuren derzeit befinden. “Discovery” neigt zwar grundsätzlich zur Überdramatisierung, in diesem Fall sind die emotionalen Ausbrüche allerdings nachvollziehbar und adäquat in Szene gesetzt. Insbesondere Captain Burnham (Sonequa Martin-Green) findet sich in einer Situation wieder, in der sie binnen Sekunden den Spagat zwischen persönlichem Schicksalsschlag und nüchterner Pflichterfüllung schaffen muss. Im Gegensatz zu einigen früheren Burnham-Konstellationen dieser Art macht sie dieses Mal jedoch eine gute Figur, so wie man es von einem führungsstarken Sternenflottenkapitän auch erwarten darf. Es scheint, als seien die Autorinnen und Autoren der Serie diesbezüglich doch noch lernfähig.

Abseits all der Sorgen und Ängste hinsichtlich der drohenden Apokalypse gelingt es der Episode trotz alledem, zwischendurch auch ruhige und teilweise sogar humoristische Momente in die Handlung einzubauen. Denn neben Burnham wird auch vielen weiteren Figuren der ein oder andere Charaktermoment zugestanden, dazu zählen unter anderem Saru (Doug Jones) und T’Rina (Tara Rosling); Stamets (Anthony Rapp), Adira (Blu del Barrio) und Culber (Wilson Cruz); Reno (Tig Notaro), Book (David Ajala) und Tarka (Shawn Doyle) sowie Rillak (Chelah Horsdal), Vance (Oded Fehr) und Tilly (Mary Wiseman).

Aus dem Cast sticht indes David Ajala in besonderem Maße hervor. Das Drehbuch meint es endlich mal wieder gut mit dessen Figur und die teilweise sehr guten Dialogzeilen Books werden von Ajala auch hervorragend in Szene gesetzt. Wenn man bedenkt, wie frevelhaft viele Drehbücher der Staffel mit der Figur des Cleveland Booker umgegangen sind, dann darf man hier erleichtert feststellen: Man hat die Kurve gerade noch so gekriegt, ohne dass die Figur nachhaltigen Schaden davongetragen hätte. Gleichwohl kann man diesen Mangel an echten Konsequenzen durchaus auch kritisch sehen.

Der Story-Arc um Tarka und Booker ist auch in dieser Folge wieder das große Manko. Das Hin-und-Her in Bezug auf die Figur des Ruon Tarka war nach meinem Dafürhalten zu keiner Zeit glaubwürdig. Der gesamte Handlungsstrang – allen voran dessen simple ad hoc-Auflösung – erweist sich folglich als uninspirierter McGuffin.     

Auch die Rückkehr von Tilly wirkt in der Gesamtbetrachtung etwas erzwungen, zumal man auch hierfür wieder vollhändig in die Klischee-Kiste gegriffen hat. Denn Selbstoffenbarungen im Kontext des nahenden Todes, der dann (erwartungsgemäß) nicht kommt, sind alles anderes als kreativ. Auf diesen Teil der Handlung hätte man – auch im Hinblick auf die doch recht oberflächlichen, pathetischen und letztendlich generischen Dialoge zwischen Tilly und Vance – gut und gerne verzichten können. Außerdem sollte es im 32. Jahrhundert mittlerweile Langstrecken-Transporter geben, sodass eine Evakuierung der Erde mit Raumschiffen ohnehin fragwürdig erscheint. Schon im 24. Jahrhundert konnte man in andere Sektoren beamen (DS9 7×09 “Covenant” / “Entscheidung auf Empok Nor”).

“Discovery” wirkt aufgrund dieser teils unreflektierten Wiederholung altbekannter “Star Trek”-Narrative oftmals enorm anachronistisch, gerade was den Aspekt des technisch Möglichen betrifft. Ich hatte in den vergangenen beiden Staffeln nur in ganzen wenigen Ausnahmefällen wirklich das Gefühl, dass ich hier das 32. Jahrhundert sehe. Nochmal zur Erinnerung: Die Discovery ist 900 Jahre in die Zukunft gereist. Neunhundert!!!

Außerdem setzt man einfach zu oft den Deus ex machina ein. Dieses Mal ist es beispielsweise das Halsband, das die kritische Situation zugunsten der “Guten” auflöst.

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Apropos Technik: Auch “Coming Home” ignoriert abermals zahlreiche Aussagen zu Phänomenen, Machbarkeiten und Logiken, die zuvor im Verlauf der Staffel getroffen wurden. Folglich weist auch dieses Script wieder einige – teils krasse – Plot Holes auf, die das Seherlebnis etwas trüben. Wenn man diese Pillen allerdings schlucken kann, dann macht die Episode wirklich großen Spaß.

Vielleicht muss man sich einfach eingestehen, dass “Discovery” keine klassische Science-Fiction-Serie ist wie die früheren Trek-Serien. Der Autorenstab hat entweder keine Lust oder vielleicht auch nicht die Fähigkeit, inhärent logische Science-Fiction zu schreiben – also Science-Fiction, die ihre eigenen (pseudo-)wissenschaftlichen Narrative wirklich ernst nimmt. Logik ist nicht das prägende Stilelement dieser Serie, sondern Drama und Emotion. Es ist mir mittlerweile auch einfach zu mühsam, jedes einzelne der vielen Logiklöcher ernsthaft zu hinterfragen. Ein Fass ohne Boden…

Stringenz des Staffelbogens

Die erzählerischen, visuellen und auch emotionalen Höhepunkte der Episode fördert erneut der Handlungsstrang um den Erstkontakt mit Spezies 10-C zutage. Klangatmosphäre, visuelle Darstellung sowie musikalische Untermalung überzeugen nahezu auf ganzer Linie. Die Verhandlungen mit Spezies 10-C gehören sicherlich zu den bewegendsten Erstkontakten, die man bisher in “Star Trek” gesehen hat, wecken diese doch Erinnerungen an “Star Trek: First Contact” oder auch an die emotionale Abschiedsszene in “Who Watches the Watchers” (TNG 3×04).

Leider nimmt sich “Discovery” auch hier wieder zu wenig Zeit, um die Auflösung des übergeordneten Handlungsstranges um die Bedrohung durch die DMA noch etwas glaubwürdiger aufzulösen, beispielsweise durch die Integration höherer Hürden, die es für die Föderationsdelegation zu überwinden gilt. Gleichwohl bleibt uns eine weitere Luftnummer à la Sukal dieses Mal glücklicherweise erspart. 

Insbesondere die Schlussminuten der Episode stehen dann ganz im Zeichen des Episodentitels und stellen einen für “Discovery” ungewöhnlich ausgiebigen und runden Staffelabschluss dar. Kein anderes Season-Finale von “NuTrek” vermochte es bisher, eine solch versöhnliche Klammer um eine ansonsten eher enttäuschende Staffel zu setzen wie “Coming Home”.

Gesellschaftskommentar

Dass “Star Trek: Discovery” deutlich mehr Wert auf Drama und Action als auf eine anspruchsvolle soziale Kommentierung legt, ist nach vier Staffeln gewiss keine neue Erkenntnis mehr. “Coming Home” lädt allerdings deutlich mehr zur Reflexion über unsere eigene Realität ein als viele andere Episoden der Serie. Die Storyline um die Spezies 10-C und deren DMA-Bagger ist eine Allegorie auf die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Probleme sowie anthropologischen Herausforderungen unserer Zeit: Wie können wir Eigen- und Fremdinteressen zu einem Ausgleich bringen? Lassen sich Naturschutz und Energiebedarf unter einen Hut bringen? Wie sinnvoll ist Isolation als Schutzmaßnahme vor befürchteten negativen Einflüssen oder externen Bedrohungen? Wie gehen wir mit persönlichen Verlusten um? Was bedeutet es, heimatlos zu sein?

Hier schwankt die Episode allerdings mal wieder zwischen Subtilität und Holzhammer. Einige Aspekte (z.B. Klimawandel) sind – ganz in der Tradition des klassischen “Star Trek” – in Form von kreativen Parabeln verpackt. Andere wiederum werden relativ plump vorgetragen, beispielsweise wenn vom “Notaufnahmelager auf der Europa” die Rede ist.

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Kontroverser Gastauftritt: Stacey Abrams (rechts) als Präsidentin der Erde (© Paramount+)

In den Schlussminuten kommt es zudem zu einem Gastauftritt von Stacey Abrams, einer aktiven US-Politikerin der Demokratischen Partei, die sich derzeit im Wahlkampf befindet und für das Gouverneursamt des US-Bundesstaates Georgia kandidiert.

Ich muss zugeben, dass ich diesen Cameo eher kritisch sehe. Sicherlich war das Franchise schon immer alles andere als unpolitisch, ich selbst mag es, wenn “Star Trek” gesellschaftskritische Narrative transportiert. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass dezidierte personal- oder parteipolitische Statements (oder besser gesagt: persönliche personal- und parteipolitische Präferenzen der Produzenten, Autoren oder Schauspieler) keinen Platz in “Star Trek” haben sollten. Mir ist das schlichtweg zu (latent) suggestiv gegenüber dem Publikum.

Inszenierung

Regie führte bei “Coming Home” abermals Chef-Regisseur Olatunde Osunsanmi, der auch dieses Mal wieder eine sehr temporeiche Episode mit großartigen Schauwerten inszeniert hat, die gleichzeitig aber auch großzügig Raum für ruhige und besinnliche Zwischentöne lässt. Die Visual Effects – allen voran die Darstellung der Spezies 10-C – sind beeindruckend, wenngleich die Verwendung der Videowall meiner Einschätzung nach noch optimiert werden müsste. Bei genauerem Hinsehen sind die Übergänge zwischen echtem Set und virtueller Wand nämlich deutlich zu erkennen. Auch den (in meinen Augen übertriebenen) Einsatz von vorinstallierten Flammenwerfern sollten man vielleicht mal kritisch prüfen.

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Unter dem Strich ist es Osunsanmi aber gelungen, eine äußerst solide Episode zu inszenieren, von der vor allem die visuellen und akustischen Sinneseindrücke sowie die emotionale Komponente hängenbleiben werden. Der Score von Jeff Russo ist sicherlich mit das Beste, was eine TV-Episode von “Star Trek” jemals musikalisch aufgeboten hat.

Ich muss zugeben, dass mich bisher noch keine andere Folge von “Discovery” emotional so bewegt hat wie “Coming Home”. Gleichwohl kann die hervorragende Inszenierung auch nicht gänzlich über die zahlreichen Plot Holes der Episode hinwegtäuschen.

Beobachtungen

  • “Die Heimkehr” (“The Homecoming”) war auch schon der Titel einer “Deep Space Nine”-Episode aus dem Jahr 1993.
  • Der Slipstream-Antrieb scheint sich bei der Sternenflotte nicht durchgesetzt zu haben, denn die Föderationsschiffe fliegen immer noch mit Warpantrieb.
  • Der Handlungsstrang um das Geheimprojekt von Dr. Kovich und Bryce wurde noch nicht aufgelöst. Womöglich ist dieser ein Cliffhanger zu Staffel 5.
  • Die USS Mitchell (NCC-325027) dürfte ihren Namen zu Ehren des an ALS erkrankten “Discovery”-Schauspielers Kenneth Mitchell (u.a. Kol, Kol-Sha, Tenavik, Aurellio) erhalten haben.
  • Die Widmung “For April, With Love”, die in den Endcredits zu sehen ist, gilt der im Dezember an Krebs verstorbenen Produzentin April Nocifora. Nocifora war neben “Discovery”, den “Short Treks” und “Picard” auch schon für “The Next Generation”, “Deep Space Nine” und “Star Trek: First Contact” als Supervising Producer beziehungsweise Assistant Producer tätig.

Rezension: Discovery 4×13 – “Die Heimkehr”

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Sonequa Martin-Green as Burnham of the Paramount+ original series STAR TREK: DISCOVERY. Photo Cr: Brendan Meadows/Paramount+ ©2021 ViacomCBS, Inc. All Rights Reserved.

Wir sehen uns das Finale der vierten “Discovery”-Staffel an und klären im Rückblick, wie sie sich so geschlagen haben. Aber Achtung, Spoiler!

Action zum Showdown

Zum Auftakt der Folge wird nochmal Druck gemacht, denn es gilt, die Erde und Ni’Var zu evakuieren. Hier ist sogar Tilly wieder mit von der Partie. Seltsamerweise musste ich feststellen, dass ich sie eigentlich gar nicht vermisst habe. Und das, obwohl ich eigentlich ein Fan der Figur bin.

Ihr Auftritt ist dann auch eher Fanservice, denn wenn wir ehrlich sind, dann trägt sie nicht viel zur Handlung bei. Klar, sie bekommt ein paar schöne Charaktermomente spendiert, auch mit Admiral Vance in den Schlussminuten. Aber im Grunde hätte jeder ihre Aufgaben übernehmen können. Dennoch, immerhin überzeugt das Zwiegespräch am Ende auch auf Charakterebene.

Auch das Föderationshauptquartier fliegt mitten ins Geschehen und ich muss zugeben: Optisch sieht es schon gut aus, wie es sich zerlegen kann. Auch wenn man sich fragen kann, warum man dieses Schiff/Station so einsetzt. Immerhin sind eine Menge Begleitschiffe mit von der Partie. Lediglich das simple Rückwärtslaufenlassen der Asteroiden am Ende stört hier den Gesamteindruck.

Rezension: Discovery 4x13 - "Die Heimkehr" 27
Optisch kann man nicht meckern, da liefert die Folge ab. (Discovery 4×13, Paramount+)

Auch sonst kann sich die Folge im visuellen Bereich nichts vorwerfen lassen. Auch die Szenen bei den 10-C sind gut umgesetzt und vor allem die Fremdartigkeit der Spezies kommt gut zur Geltung. Und dann sind da natürlich noch die Szenen mit Books Schiff, auch wenn die eiförmigen Shuttles für mich immer noch nicht ins Bild passen wollen.

Optisch schöpft man also nochmal aus dem Vollen. Leider gilt das nicht unbedingt für den Rest der Folge.

Fremde Spezies

Der vorher erwähnte ‘Sense of Wonder’ ist auch in dieser Folge wieder vorhanden, wenn die Crew mit den 10-C redet. Die sind immer noch schön fremdartig umgesetzt und auch die Kommunikation ist mal was anderes und atmet den “Star Trek”-Flair. Und T’Rinas Versuch einer Kommunikation zu Beginn ist natürlich klar eine Hommage an TOS.

Der Haken an der Sache ist aber, dass die Kommunikation mit den 10-C stattfindet, als alles schon vorbei ist. Zu jenem Zeitpunkt hat eigentlich keiner mehr Zweifel daran, dass die DMA zurückgezogen wird. Und das Austauschen der Kultureigenarten und die Rede von Burnham und Book sind da nur Makulatur.

In der Folge vorher war das alles noch interessanter, weil man eben nicht wusste, wie es ausgeht. Das ist hier eben anders und nimmt dem Fremden einiges von ihrem Reiz.

Auch die Szenen auf Books Schiff haben den ein oder anderen Drehbuchzufall zu bieten. Etwa, dass man just das Halsband findet, auch wenn die Fluchtszene dann ganz witzig ist und Tarkas Kraftfeld dieses dann doch nicht kontern kann.

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Auch die 10-C überzeugen noch, aber dann gehts leider bergab. (Discovery 4×13, Paramount+)

Positiv anzurechnen ist an der Stelle, dass man sich bemüht, Tarka dann doch nicht als den Bösen schlechthin darzustellen. Es entspinnt sich sogar eine durchaus Trek-typische Diskussion darüber, ob Personen in einem Paralleluniversum die Gleichen sind wie in der realen Welt. Und auch der Umstand, dass Tarka dann doch noch auf Book hört, vermag zu gefallen. Auch wenn man sich fragen darf, warum der ihn plötzlich beamen kann, war doch vorher gesagt worden: „Ohne deren Zustimmung kann man sie nicht rausbeamen.“ Nun ja…

Dass Tarka am Ende dann auch noch den Löffel abgeben muss, war leider auch viel zu offensichtlich. Oder denkt irgendjemand ernsthaft, sein Versuch hat geklappt? Er hat ja in keiner Weise seine Energiequelle erlangt. Und wieso dauert das Anzapfen diesmal so lang, wo es beim DMA-Controller noch durch einfaches Reinbeamen möglich war, diesen abzustellen? (Ok, weil das Drehbuch verlangt, dass die Discovery zur Rettung kommt. Aber ihr versteht, was ich meine).

Etwas seltsam mutet auch an, dass die 10-C das Hyperfeld dann einfach deaktivieren. Hatte die letzte Folge noch nahegelegt, sie würden es brauchen, um zu überleben (immerhin sagt Book noch, dass er die Rasse nicht töten will, wenn das passiert). So ist hier davon nichts mehr zu spüren. Stattdessen nutzen sie es offenbar, um sich vor Feinden zu verstecken. Ich meine, die leben in der galaktischen Leere: Wer soll da groß kommen? Zudem ist ein Hyperfeld von der Größe einer Dyson-Sphäre wohl auffälliger als ein einfaches Sonnensystem, oder? “Discovery”-Logik…wieder einmal.

Schön ist immerhin, dass Saru und T’Rina am Ende noch eine Szene spendiert bekommen und ihre Beziehung vertiefen. Das hat sich durch die Staffel schön aufgebaut und ist daher passend. Die Brückencrew am Ende in trauter Einigkeit zu zeigen, mag bei Tilly und Co. noch funktionieren. Es ist aber spätestens dann, wenn sie in Urlaub gehen ob der Holzhammermethoden etwas fragwürdig. Mehr darüber im Staffelrückblick-Abschnitt.

Etwas überflüssig scheint am Ende auch der Auftritt der Erdpräsidentin, die nur eine “Gut-gemacht”-Rede auf Lager hat. Und natürlich die Info überbringt, dass sich die Erde nun wieder der Föderation anschließen wird. Was auch sonst?! Da werden Erinnerungen an “Andromeda” und das wundersam neugestaltete Commonwealth (über Nacht!) wach. Offenbar diente die Szene nur dazu, dem Auftritt einer US-Senatorin (welche die Präsidentin spielt) etwas Raum zu geben. Zwar gab es früher schon politische Gaststars – meist in Statistenrollen, hier wirkte der Auftritt schon etwas überflüssig und gekünstelt.

Die Konsequenzlosigkeit von “Discovery”

Und damit sind wir auch schon bei den Negativaspekten dieser Folge. Mag man über die oben genannten Logikbrüche noch wohlwollend hinwegsehen, wie dies in der Staffel schon des Öfteren der Fall war. Bei den folgenden Punkten gestaltet sich das aber leider schwierig.

Denn “Discovery” erweist sich hier wieder mal als total weichgespülte “Star Trek”-Version, die zugunsten von emotional-gepushten Szenen (Captain “Cryham”) jedwede Ernsthaftigkeit in den Wind schießt. Fast gar nichts zieht in dieser Folge Konsequenzen nach sich. Im Gegenteil, jeder bekommt sein Happy End spendiert.

Beginnen wir mit Ndoye, welche schnell ihre Sabotage eingesteht. Schnell wird ein Weg gesucht, wie man selbst aus dem Orb entkommen kann. Immerhin wird – nach immerhin 10 Minuten, in denen man sich fragt, warum die Discovery nicht einfach Books Stunt wiederholt – erklärt, warum eben dies nicht funktioniert: Die Discovery wäre zu groß! Da muss dann gleich der Sporenantrieb durchbrennen, um auszubrechen. Wer nun die Hoffnung hatte, der bei den Fans nicht unumstrittene Antrieb wäre passé, der sei daran erinnert, dass es inzwischen auch andere Prototypen gibt. Aber halt, der wird ja genau genommen auch mit Books Schiff zerstört. Doch dazu kommen wir gleich.

Immerhin sind die Szenen mit Stamets und seiner Familie noch ein kleiner Lichtblick und ganz gut eingeflochten, wenn auch sicher kein Highlight.

Doch wir wollten ja den Bogen zu Ndoye schlagen. Die bietet sich nämlich später als Hilfe an. Und natürlich braucht man eine Taktikerin, um Book auszuschalten, und muss sie deshalb auf die Brücke holen. Das Ganze hat natürlich einen Grund, denn man braucht einen Piloten, der das Schiff rammt. Und dieser wird vermutlich nicht überleben. Heldenhaft will sich Detmer opfern. Und ja, ich mag den Charakter, auch wenn er eher stiefmütterlich behandelt wird. Dass sie sich tatsächlich opfert, wäre aber ein durchaus guter Zug gewesen, der die Folge merklich aufgewertet hätte.

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Einmal zurückspulen bitte: Wenn man genau hinsieht, macht die Einschlagstelle das auch. (Discovery 4×13, Paramount+)

Schnell springt aber Ndoye in die Bresche. Sie macht’s, weil sie in der Pflicht steht, für die Erde und so. Na gut, Detmer ist dem Tod also nochmal von der Schippe gesprungen und zwar zugunsten eines Nebencharakters, der dann eben drauf gehen wird. Warum braucht man nochmal einen Piloten? Man könnte doch auch so eine Holoreißleine wie in Folge 2 nehmen und Ndoye wäre in Sicherheit? Na gut, dass es das gibt, hat man schon wieder vergessen. Auch hier zeigt sich mal wieder die bekannte “Discovery”-Logik. Und Books zwei Folgen vorher als unzerstörbar betiteltes Schiff gibt dafür aber auch recht schnell den Löffel ab.

Ndoye rammt also das Schiff und wird schwer verletzt gerettet. Warum bitte schwer verletzt? Zu Zeiten, in denen der Beamvorgang nur eine Sekunde dauert, hätte man Ndoye auch 2 Sekunden vorher rausbeamen können. Da hätte auch niemand mehr den Kurs des Shuttles ändern können und sie wäre nicht verletzt worden! Und damit nicht genug, überlebt die gute Frau natürlich. Warum nochmal sollte das eine Selbstmordmission sein? Die vorher aufgebaute Exposition, dass man es nicht überleben wird, verpufft hier wirkungslos. Zumindest Ndoye hätte man als Nebencharakter bedenkenlos opfern können. Nicht deshalb, weil man es unbedingt braucht oder ich so blutrünstig bin, sondern weil es eben mal konsequent gewesen wäre!

Aber dann sind da ja noch die Asteroiden, die auf die Erde zurasen. Einer schlägt sogar ein! Wird man im Zweifel vielleicht mal was wagen und die Erde zerstören? Nein, wird man natürlich auch hier nicht, denn die Erde wird sich davon recht schnell erholen. Nicht nur das, die Asteroiden fliegen dann auch noch rückwärts und von der Erde weg. Und wie bitte soll das funktionieren? Auch wenn die 10-C die DMA einfach abgeschaltet hätten, dann wären die Asteroiden immer noch da gewesen – und die Erde wäre vernichtet worden. Haben sie eine Art Rückwärtsmodus eingeschaltet, weil sie gemerkt haben, was sie da tun? Dann wäre es schön gewesen, wenn das auch gesagt worden wäre, anstatt es bei einem einfachen “Die DMA zieht ab!” zu belassen.

Wie darf man sich dieses “Abziehen” vorstellen? Das Ding wird kleiner? Immerhin war es vorher einfach auf Knopfdruck da, wieso geht das jetzt so anders? Auch hier hat man die Konsequenzen nicht bedacht und pfeift mal wieder auf innere Logik. Klar auch, dass die 10-C die Discovery über das DMA-Wurmloch zurücksenden – “Ein letztes Mal.” Glückwunsch, man hat hier soeben eine Spezies dem Aussterben preisgegeben.

Ohne die Möglichkeit, ihr Boronit zu fördern, das es in der Leere ja nicht gibt, vegetieren die 10-C vermutlich einfach vor sich hin. Na schön, sie können vermutlich auch ohne ihr Hyperfeld existieren, wie hier gezeigt, aber dann jedweden Kontakt zu den anderen Völkern abbrechen? Aber vielleicht bin ich auch etwas zu voreilig und man hört künftig noch was von ihnen – hüstel…

Womit wir beim letzten Punkt sind: Book. Viele Fans hatten nach dem Trailer ja schon vermutet, das er sterben wird. Und so kommt es dann auch. Ein Beamversuch scheitert, Book is weg. Wir bekommen zwar jetzt ‘Cryham’ (das gestattet man ihr an der Stelle sicher), aber immerhin nur kurz. Nach Beilegung der Krise stehen alle an Books Grab und halten Reden wie bei Spock. Mit dieser emotionalen Szene verabschieden wir uns in die nächste Staffel…

Nun, ihr ahnt es sicher schon: Diese Szene gibt es gar nicht! Denn die 10-C haben Book gerettet weil… der Beamvorgang etwas seltsam vorkam und daher lässt man sich mit der Enthüllung auch noch etwas mehr Zeit. Auch hier wieder: keine Konsequenzen, alles wird weichgespült gelassen, auch wenn die Logik drunter leidet. Wie es besser geht zeigt übrigens das zeitgleich gestartete “Assmiliation” von Picard. Selbst wenn man auch hier weiß, dass Elnor wiederkehren wird, hat man sich dort was getraut. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

Am Ende wird Book zwar zu Sozialstunden verdonnert, es ist aber letztlich wie bei Jurati: Unzurechnungsfähigkeit aufgrund größerem Trauma wird hier wohl zum Freispruch führen…

Kurzes Staffel-Recap

Im Rückblick auf die Staffel muss man sagen, das sich Discovery in der vierten Staffel mehr bemüht hat, die Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen. Dies ist vor allem zu Beginn gelungen, wo doch einige starke Folgen zu finden waren.

Rezension: Discovery 4x13 - "Die Heimkehr" 30

Zwar sind noch nicht alle typischen “Discovery”-Fehler ausgemerzt gewesen, aber man hat sich sichtlich bemüht, es besser zu machen. Und es sah auch eine ganze Weile so aus, als hätte “Discovery” sein Pacing endlich gefunden.

Klar, es gab auch hier völlig misslungene Versuche, die Brückencrew mit mehr Tiefe auszustatten. Dazu haben die immer in der größten Krise einen Kalauer aus ihrer Vergangenheit losgelassen. Andere Handlungsbögen, wie etwa der um Gray, waren völlig überflüssig, da die Figur nach zwei Folgen aus der Serie entfernt wurde.

Und natürlich steht immer noch Michael im Vordergrund, auch wenn diesmal Figuren wie Saru endlich weiterentwickelt wurden. Und dann kam natürlich wieder das Serienfinale, das zwar einen gewissen ‘Sense-of-Wonder’ ausstrahlte, aber leider wieder so verhunzt war wie die Staffeln zuvor.

Wenn auch, das muss man zugestehen, nicht so stark wie diese. Insgesamt ist “Discovery” in dieser Staffel besser geworden. Und zumindest das macht Hoffnung, dass uns mit den Staffeln 5 und 6, die es ja noch geben wird, noch besser wird und man die noch vorhandenen Schwächen weiter konsequent beseitigt.

Rezension: Picard 2×03 – “Assimilation”

2

Die dritte Folge von Picard läuft zeitgleich zur neuen Discovery-Folge. Wir sehen uns an, ob die Borg-Königin diesmal mehr drauf hat. Achtung, Spoiler!

Ein Phaser sie zu knechten

Und da starten wir sogleich dort, wo die Folge zuvor geendet hat. Denn Sevens Mann ist mit nur zwei (!) Wachen da, um das Team zu stoppen. Er betont sogar noch, dass Elnor seine Wachen abgeschlachtet hat. Ich weiß ja auch nicht, aber wenn ihr dem größten Schlächter der Menschheit (Picard) gegenüberstündet, würdet ihr dann auch nur zwei Wachen mitnehmen?

Natürlich kann unser Trupp die Feinde überwältigen, wobei sich herausstellt, dass deren Waffen auf Auflösen eingestellt sind. Ein Wunder, dass Elnor dann noch röchelnd da rum liegt… Aber dessen Tod braucht halt eine etwas ausgedehntere Szene. Und dass Raffi Sevens Lover abschießen kann, entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie…

Ihr merkt schon, den Einstieg in die neue Folge fand ich eher mau. Zum Glück wird’s danach aber etwas solider. Klar, man könnte sich jetzt auch noch darüber aufregen, dass die Bösen mal wieder nichts treffen, während jeder Schuss der La Sirena sitzt. Aber das wäre ungefähr so, als würde man sich über die Sturmtruppen bei “Star Wars” aufregen.

Nach dem Zeitsprung geht es in die Vollen und das Schiff legt erstmal eine Bruchlandung in Frankreich hin. Wobei ich mich an der Stelle ja schon frage, ob das nicht spätestens am nächsten Tag bemerkt werden müsste. So eine Schneise im Wald ist ja nicht unauffällig. Ob die Picards seit 400 Jahre ein Schiff aus der Zukunft verstecken und seine Mutter deswegen die neue Königin.. okay, hier spekulieren wir vielleicht etwas zu viel.

Rezension: Picard 2x03 - "Assimilation" 31
Ob sich da was entwickelt? Rios und die Ärztin. (Picard 2×03, Paramount+)

Wenn man zurückdenkt, wie spektakulär anno 1994 der Absturz der Enterprise-D im Kino gewesen ist, so kann man auch hier festhalten: Obwohl die Landung der La Sirena durch die Nachtsequenz etwas an Wucht verliert, kann sich auch diese Absturzszene absolut sehen lassen. Die Technik hat sich in der Tat weiterentwickelt.

An dieser Stelle darf dann auch Elnor das Zeitliche segnen. Und ja, ich weiß, er ist bei Fans nicht unumstritten und selbst ich kann mit dem Charakter bisher wenig anfangen. Wenigstens traut man sich hier aber mal, ein Mitglied des Hauptcasts sterben zu lassen, auch wenn wohl kein Zweifel daran besteht, dass er am Ende wieder da sein dürfte.

Charakterentwicklungen

Woher allerdings Raffis tiefe Verbundenheit für Elnor kommt, ist mir ein Rätsel. Ja, man hat es in der ersten Folge gesehen, dass sie ihn unter ihren Fittichen hat. Allein von der ersten Staffel her hätte ich sie aber nicht so eingeschätzt, dass sie das derart aus der Bahn wirft. Okay, andererseits hat sie da auch noch Drogen genommen…

Jedenfalls verweigert Raffi das Gespräch mit Seven, wobei insbesondere sie die Wichtigkeit von Gesprächen inzwischen zu schätzen gelernt hat. Interessanter ist da schon Raffis Vorwurf an Picard, er würde zusammen mit Q um Menschenleben spielen. Zwar verweist Picard auf Q, da dieser aber etwas von Buße erwähnt hat, ist da durchaus ein Fünkchen Wahrheit dran. So wird Picards pathetische Rede auch sogleich abgewürgt. Es sind wirklich andere Zeiten im Vergleich zur Schwesterserie.

Aber nicht nur auf dem Schiff, auch später in Los Angeles des Jahres 2024 (bei dem noch nichts von der Zukunftsversion von DS9 zu sehen ist, auch wenn eine Europa-Mission erwähnt wird), dürfen sich Seven und Raffi wieder einander annähern und zusammenrücken. Der Obdachlosen-Park, in dem sie landen, könnte so übrigens eins-zu-eins aus der heutigen Zeit stammen. Darüber hinaus haben die beiden nicht die gleichen Probleme wie Spock und Kirk in “Star Trek IV” und kommen bei ihrer Suche nach dem ominösen Wächter ganz gut voran – dümmlichen Wachmann inklusive.

Rezension: Picard 2x03 - "Assimilation" 32
Hängt nur so rum: Die Königin. (Picard 2×03, Paramount+)

Ob man hier endlich das bekommt, was man in der ersten Staffel vermisst hat? Nämlich die Aufbereitung/Entwicklung einer Beziehung zwischen Seven und Raffi?  Das Potential ist da und es ist den beiden auch zu wünschen.

Rios landet nach dem Beamvorgang zunächst verletzt auf der Straße. Ich frage mich ja, woher die “Gier” nach Blut in den neuen Serien kommt? Nicht nur in “Discovery” oder letzte Woche in “Picard”, sondern auch hier darf mal wieder eine CGI-Blutlache bewundert werden. Eine triftige Erklärung gibt es dafür allerdings nicht. Das war mir an der Stelle etwas zu viel und vor allem unnötig, da Rios im Krankenhaus später nicht derartige große Verletzungen aufweist.

Was mir hingegen gefällt, das ist die Interaktion mit der Ärztin. Hier stimmt die Chemie der beiden Darsteller einfach und es würde mich nicht überraschen, wenn sich hier eine Liebesbeziehung anbahnt oder die gute samt Sohn am Ende in der Zukunft landet. Andererseits ist sie vielleicht in der nächsten Folge schon wieder vergessen…

Der Rest ist an dieser Stelle dann eher Standardkost. Gewinnerin bei den Charakterkonstellationen ist aber eindeutig Jurati. Nicht nur, dass sie sich in den ersten beiden Folgen zum Comicrelief gemausert hat, so macht sie auch hier mit ihrer Intelligenz eine gute Figur. Das geht schon damit los, dass sie nach dem Zeitsprung wie einst Spock auf die Verschmutzung der Atmosphäre hinweist, und endet mit ihrer Überlistung der Borg-Königin. Hier kommt denn auch die titelgebende Assimilation zum Tragen, denn Jurati schleicht sich in deren Verstand. Da man hier nicht sieht, was vor sich geht, ist man auf die Beschreibungen von Jurati angewiesen. Und auch hier macht Darstellerin Allison Pill eine gute Figur.

Nach der ersten Staffel muss ich zugeben, dass es keine Figur gibt, die ich mehr unterschätzt hätte bzw. aus der man soviel Potential holen konnte. Hoffentlich geht es so weiter.

Der alte Mann und die Königin

Picard selbst ist hier nicht direkt an der Action beteiligt, auch wenn sein Bleiben bei der Königin ob seiner Vergangenheit durchaus Sinn macht.

Aber auch Annie Wersching macht als Königin eine gute Figur und wirkt recht bedrohlich – vor allem in den Szenen, in denen sie auf dem Boden herumkriecht oder eben mit Picard verhandelt. Zwar waren die alten Königinnen immer noch einen Ticken unheimlicher, man merkt aber, dass die Schauspielerin auf einem guten Weg ist.

Rezension: Picard 2x03 - "Assimilation" 33
Gewinnerin der Folge: Agnes (Picard 2×03, Paramount+)

Wie oben bereits erwähnt, ist auch die Interaktion mit Jurati einen Daumen hoch wert. Die Königin will verhandeln, aber Agnes hat sich schon alles besorgt, was sie braucht. Hoffentlich kann sich die Königin bald den gewünschten Körper bauen, um eine neue Dynamik in die Serie zu bringen. Es wäre durchaus schade, wenn sie die ganze Zeit nur so rumhängt.

Der Rest der Folge plätschert allerdings etwas vor sich hin und bietet keine sonderlich großen Highlights, sodass man ein klein wenig den Eindruck einer Füllerfolge hat. Trotzdem bleibt das Setting spannend und auch die Frage, wer der Wächter sein könnte, ist ein schönes Mysterium.

Für Soji dürfte es jetzt allerdings keinen Platz mehr geben, nachdem man nun in der Vergangenheit ist und sie bisher nicht wieder da war. Sie taucht übrigens auch nicht mehr bei den Stars der Serie in den Credits auf. Irgendwie schade.

Kurzrezension: Picard 2×03 – “Assimilation”

La Sirena in "Assimilation"
La Sirena in "Assimilation"

“Penance” hatte unsere Protagonist:innen in einer schwierigen Lage und mit einem klaren Auftrag zurückgelassen. Leider müssen wir diesen Cliffhanger in dieser Besprechung von “Assimilation” teilweise auflösen, um sinnvoll über den Rest der Folge sprechen zu können. Wer also nicht einmal Handlungsfetzen bis zum Vorspann erfahren möchte, sollte hier aussteigen. Wir besprechen aber nichts, was nicht bereits im Vorfeld durch Vorschauclips oder Trailer bekannt geworden wäre.


Die Konföderation hat die La Sirena abgefangen, bevor sie ihren Zeitsprung vornehmen konnte. Ich hatte die Befürchtung, dass diese Episode als eine Art Bottle-Show die Handlung mit einem unspannenden Katz-und-Maus-Spiel strecken würde, was glücklicherweise nicht der Fall ist.

Der Magistrat in "Assimilation"
Der Magistrat in “Assimilation”

Mit Hilfe der Borgkönigin gelingt noch vor dem Vorspann der Sprung zurück in die Vergangenheit, allerdings nicht ohne gravierende Konsequenzen für die Crew der La Sirena. Und so beginnt die Suche nach dem “Watcher” im Los Angeles des Jahres 2024, um die Änderung der Zeitlinie zu reparieren.

Auf Wiedersehen, Konföderation – auf Wiedersehen 2402

Nachdem die Episoden der letzten beiden Wochen im Wesentlichen (zugegebenermaßen tadellos ausgeführte) Medleys bekannter “Star Trek”-Evergreens waren, hatte “Assimilation” es dringend nötig, etwas mehr Eigenständigkeit zu entwickeln. Die Auflösung des Cliffhangers war leider wenig originell, aber dafür dankbar schnell erledigt.

Seven of Nine in "Assimilation"
Seven of Nine in “Assimilation”

Aber auch im 21. Jahrhundert bleibt “Picard” noch zu stark alten Vorlagen wie “The City on the Edge of Forever”, “The Voyage Home” oder “Future’s End” verhaftet, beginnt jedoch zaghaft, eigene Akzente zu setzen. Insbesondere eine Gruppenszene am Anfang der Episode, in der Raffi und Picard in einen Konflikt geraten, wirft meines Erachtens ein erstes Licht darauf, warum Q Picard wieder einmal aufsucht. Es ist zwar reine Spekulation meinerseits, aber es würde mich nicht wundern, wenn wir wie in “All Good Things” auf ein Prädestinationsparadoxon zusteuern, und Picards Pflichtbewusstsein bzw. emotionale Unbeholfenheit sich als die auslösende Krux erweisen sollte.

Borgkönigin

Der interessanteste Zweig der Folge dreht sich um Picard, Jurati und die Borgkönigin. Die Integration der Königin in den Plot der Staffel erweist sich allerdings schon in dieser Folge als problematisch für das Drehbuch. Einerseits kennen wir sie als nahezu allmächtige Gegnerin, die ungeachtet ihres äußeren Erscheinungsbildes weit mehr ist, als ein unserer Crew ebenbürtiges Individuum. Im ersten Akt stellt sie dies auch eindringlich unter Beweis. Im Rest der Episode hingegen wird die Königin vom Plot entmachtet, und auch sonst recht viel etablierter Kanon über die Borg zurechtgebogen, damit es zu einer sehr sehenswerten Reihe von Szenen zwischen Jurati, Picard und der Königin kommen kann. Alison Pill spielt dabei ihre Partner:innen völlig gegen die Wand – ja, auch Stewart hat dabei nur eine eher dekorative Rolle.

Es ist eine pure Freude zu sehen, wie Alison Pill nach einer gefühlten Ewigkeit “von der Leine” gelassen wird, und die Bandbreite ihrer Fähigkeiten demonstrieren darf, statt immer nur als nervöse Slapstick-Pointe herhalten zu müssen. Leider ist die Szene wiederum nur das zu kurz geratene und letztlich weniger berührende Remake einer ziemlich ikonischen Begebenheit aus “The Next Generation” (in der Patrick Stewart eine Meisterleistung zum Besten gab).

Zudem lässt “Assimilation” die Borgkönigin zumindest für den Moment unwahrscheinlich dumm aussehen und nimmt sich sehr viele Freiheiten bezüglich Eigenschaften der Borg heraus, die in “First Contact” und “Voyager” dutzendfach anders dargestellt wurden. Wo wir beim Thema sind: In dieser Episode werden die Nachteile von Werschings neugestaltetem Makeup und Kostümierung in mehreren Szenen deutlich. Silikonprothesen werfen Falten, wo sie es sicher nicht sollten, und die Illusion des Torsos ohne Unterleib funktioniert in einigen Trickaufnahmen nicht, weil sie die Gesetze der Schwerkraft zu auffällig ignorieren.

Borg-Königin und Jurati in "Assimilation"
Die Borgkönigin und Jurati in “Assimilation”

Schließlich wird die Borgkönigin vom Drehbuch weiter verzwergt, als sie kurz vor Ende der Episode einen völlig unpassenden Satz als schnurrbartzwirbende Schurkin aufsagen muss, um einen Cliffhanger für ihren Handlungsstrang zu platzieren. Egal ob Borg oder nicht: Gute Antagonist:innen halten sich für die Held:innen ihrer eigenen Geschichte. Sich selbst als gefährliche Bedrohung zu inszenieren, passt so überhaupt nicht in das ansonsten artikulierte Perfektions-, Erlöser- und Harmonie-Selbstbild der Borg.

Je länger ich der Handlung zusah, desto stärker drängte sich ein sprichwörtlicher Elefant in den Laderaum der La Sirena: Besteht nicht die akute Gefahr, dass die Borgkönigin einfach das Schiff, ihre Crew und anschließend eine vergleichsweise wehrlose Erde anno 2024 assimiliert? War das nicht in “First Contact” der Plan für 2063? Das halte ich schon seit der letzten Episode für eine sehr drängende Frage. Aber es scheinen alle Figuren wild entschlossen, dieses naheliegendste aller wahrscheinlichen Szenarien zu ignorieren.

Stattdessen wollen die Autoren unsere Aufmerksamkeit auf die sich intensivierende Beziehung zwischen Jurati und der Borgkönigin lenken, die tatsächlich noch durchaus interessante Züge annehmen kann.

Willkommen 2024

Derweil erkundet der Rest der Crew das Los Angeles des frühen 21. Jahrhunderts auf der Suche nach dem Watcher. Es passieren die üblichen Dinge, die man nach 55 Jahren “Star Trek”-Zeitreisegeschichten erwartet. Jede einzelne Szene ist dabei routiniert, straff und manchmal gar charmant erzählt. Auch die Zeitreise selbst ist technisch einwandfrei umgesetzt.

Rios in "Assimilation"
Rios in “Assimilation”

Am Ende besteht die Folge in diesem Handlungsstrang aber wieder vorrangig aus Variationen von Versatzstücken, die wir alle schon einmal gesehen haben. Diese zweite Staffel “Picard” läuft damit Gefahr berechtigterweise als überflüssiger Nostalgietrip charakterisiert zu werden. So sehr ich mich darüber freue, dass thematisch und visuell “Picard” endlich wieder an die “Next Generation” anschließt, würde ich mir etwas mehr Originalität bei der eigentlichen Story wünschen. Aber nochmal: Vor und hinter der Kamera läuft es handwerklich rund. Die Folge geht runter wie Öl, und jede Szene sitzt.

Easter-Egg-Sammler kommen auch wieder auf ihre Kosten. Die La Sirena wird 2402 von zwei Schiffen der Nova- und einem der Steamrunner-Klasse gejagt, obwohl es (wie in jeder Alternativrealität) unglaubwürdig scheint, dass die Konföderation nach 400 Jahren Divergenz das exakt selbe Raumschiffdesign entwickeln würde wie die Sternenflotte. Gleichsam unglaubwürdig ist die Widerstands- und Kampfkraft der La Sirena gegenüber den drei Verfolgerschiffen.

La Sirena auf der Flucht in "Assimilation"
La Sirena auf der Flucht in “Assimilation”

Dagegen perfekt lanciert ist ein Schild in Los Angeles, das einen “Sanctuary District” ausweist. Genau dort sind im September 2024 Sisko, Bashir und Dax unterwegs, um das Eingehen der Bell-Unruhen in die Geschichtsbücher sicherzustellen (“Past Tense, Part I + II”). Es wäre schon ein sehr seltsamer Zufall, wenn beide Zeitreisegeschichten so dicht an dicht nicht in Berührung zueinander geraten würden. Aber auch das ist reine Spekulation.

Lesetipps zum Wochenende: Matthias Suzan hat eine sehr lesenswerte dreiteilige Reihe über die 2020er-Jahre in Star Trek verfasst, die ich unbedingt noch einmal zur Lektüre empfehlen möchte: Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Über die Hintergründe der “Sanctury Districts” und die akute Relevanz von “Past Tense” kann man in diesem englischsprachigen Artikel von vox.com mehr erfahren.

Preissausschreiben: Gewinne ein Modell der LaSirena / Update: Mit Auflösung

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Universe

Der Start einer neuen Website ist natürlich ein besonderes Event. Grund genug für uns, dies auch mit einem Gewinnspiel zu verbinden.

Mit freundlicher Unterstützung von Eaglemoss verlosen wir hier ein Modell der LaSirena – natürlich noch eingepackt.

Preissausschreiben: Gewinne ein Modell der LaSirena / Update: Mit Auflösung 34
Wartet auf ein neues Zuhause: Eine noch immer verpackte “La Sirena” von Eaglemoss.

In unseren Reviews haben wir das Modell ja schon ausführlich beleuchtet.

Ihr fragt euch jetzt sicher, was ihr dafür tun müsst? Nun, das ist ganz einfach. Es gilt ein kleines Suchrätsel zu lösen.

In dem Bild unten sind Star Trek Aliens (Spezies) und Charaktere (Namen) versteckt. Gesucht werden kann dabei horizontal und vertikal, wobei sich ein Name auch diagonal versteckt hat.

Sobald ihr alle gefunden habt, füllt ihr einfach das Formular unten aus, und schreibt eure Lösung hinein.

Aus allen richtigen Antworten wählen wir dann per Los den Gewinner aus.

Preissausschreiben: Gewinne ein Modell der LaSirena / Update: Mit Auflösung 35

Natürlich hätten wir ein Plugin benutzen können, so das ihr das Rätsel direkt am Monitor hättet lösen können, aber allzu leicht wollten wir es dann auch wieder nicht machen. 🙂

Ihr könnt das Bild also entweder kopieren oder ausdrucken, und Euch dann daran versuchen. (Wir übernehmen keine Haftung für Tippex-Spuren auf dem Monitor 😉 ).

Das Preisausschreiben läuft 10 Tage, also bis zum 13.03.2022, der Gewinner wird dann hinterher bekannt gegeben.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Update vom 18.03.: Das Preisausschreiben ist beendet.

Lösung

Hier seht ihr die Auflösung des Rätsels.

Preissausschreiben: Gewinne ein Modell der LaSirena / Update: Mit Auflösung 36

Satte 19 Namen/Aliens waren im Rätsel versteckt, allerdings wurden diese nicht alle gefunden.
Vor allem Ensign “Ro” und “Douwd” wurden nicht einmal gefunden!!

Worauf wir aber eingehen müssen ist unser lieber “Dal”, der sich gleich neben “Riker” versteckt. Der ist uns nämlich wirklich durchgeschlüpft, bzw. war, als das Rätsel erstellt wurde, eigentlich noch kein Thema. Zudem hatte sich die Veröffentlichung der neuen Site ja auch immer wieder verschoben.


Trotzdem sind wir nicht so fies, Charaktere in das Puzzle einzubauen, die aus einer Serie stammen, die 90% unserer Leser noch nicht sehen können.

Gleichwohl, wenn alle ihn gefunden hätten, hätten wir ihn mit gelten lassen ;). Dies war aber nicht der Fall.

So gab es am Ende immerhin 4 Personen, welche mit 16 “Richtigen” die Nase vorne hatten. Zwischen diesen Vieren hat dann das Los entschieden, und die Gewinnerin ist Sonja R. aus Gotha, die sich in den nächsten Tagen über ein Modell freuen darf ;).

An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch.