Entdecke mit uns die unendlichen Weiten von Star Trek...

Start Blog Seite 67

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×04 – “Die Pattsituation”

9
(Szenenbild: "Star Trek: Picard" 3x04 © Paramount)

Mit Folge 4 nähert sich die 3. Staffel der Halbzeit. Wir sehen uns an, was drinsteckt. Aber Achtung: SPOILER!

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 1
“Star Trek: Picard” © Paramount

Zeit der Titanen

Die Nebenhandlung um Worf und Raffi macht diese Woche Pause. Stattdessen spielt sich die Handlung komplett auf der Titan ab. Und das tut sie mit einigen schönen Szenen, welche die Schwächen der Vorwoche schon fast vergessen machen. Und trotzdem ist auch diese Folge nicht ganz fehlerfrei. Doch der Reihe nach.

Zunächst wohnen wir einem Gespräch zwischen Jean-Luc und Will bei, das die Reibereien der letzten Folge zumindest teilweise wieder ausbügelt. Zwar ist Rikers Charakterisierung noch nicht zu 100 Prozent wieder auf Kurs, aber er schlägt zumindest wieder die richtige Richtung ein. Auch wenn er gegen Ende dann doch zunächst wieder zu skeptisch ist, was den Rettungsplan betrifft.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 2
Jonathan Frakes als Captain William T. Riker (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Und auch die übrigen Figuren bekommen viel Aufmerksamkeit, denn die Folge lebt von starken Charakterszenen.

Nachdem Jean-Luc den Rat erhalten hat, die verbleibende Zeit mit seinem Sohn zu verbringen, geht es aufs Holodeck. Dass dieses eine separate Energiequelle hat, gab es übrigens schon zu “Voyager”-Zeiten. Und auch, dass dann später Crewmitglieder dazu stoßen, hat man hier nicht vergessen einzubauen. Ein Lob an dieser Stelle dafür.

Auch das Gespräch zwischen Jack und Picard funktioniert wunderbar. Man kauft beiden ab, dass sie sich näherkommen. Garniert wird das Ganze immer wieder mit Rückblenden. Picard sitzt in der ‘Zehn Vorne’-Bar und erzählt jungen Offizieren der Sternenflotte von seinen Abenteuern. Plötzlich taucht hier dann auch Jack auf. Er hatte Picard also doch schonmal aufgesucht. Picards Antwort auf Jacks Frage erklärt dann auch, warum dieser sich nie mehr bei seinem Vater gemeldet hat. Sehr gut! Eine solche Rückblende hätte ich mir allerdings auch für die Szene mit Beverly letzte Woche gewünscht!

Die Chroniken von “Picard”

Womit wir aber zugleich beim ersten Problem des Drehbuchs sind, das aber wohl eher nur für Chronisten interessant ist.

Picard fragt Jack nämlich: “Wie alt bist du? 23 oder 24?“ Und Jack nickt daraufhin zustimmen. Später wird aber eine Sternzeit genannt, welche die Folge ganz eindeutig im Jahr 2401 platziert. Wäre Jack also 23 oder 24 Jahre alt, dann wäre er schon 2377 oder 2378 geboren, also in der Prä-“Nemesis” (2379) Zeit. Und das kann natürlich nicht stimmen, da Beverly in “Nemesis” noch an Bord war. Der gute Jack kann also maximal 22,5 Jahre alt sein.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 3
Picard (Patrick Stewart) und Jack (Ed Speleers) erforschen ihre Vater-Sohn-Beziehung (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Die später erwähnte Sternzeit (78183) terminiert die Folge übrigens auf den 8. März 2401 – also gar nicht mal so weit weg vom tatsächlichen Erscheinungstag“ (9. März). Wenn allerdings Staffel 2 “im selben Jahr, einige Monate früher” (laut Showrunner) spielt, dann wird es allerdings knapp. Denn das kann ja dann höchstens Anfang Januar gewesen sein. Dann war Sevens Trainingsprogramm aber echt schnell…

Platzhirsche in Position

Aber nicht nur Jack, Picard und Riker machen eine gute Figur, sondern auch die übrigen Platzhirsche bringen sich in Position.

Denn Seven darf bei der Jagd auf den Wechselbalg wieder einmal glänzen. Und sich dabei sogar der Hilfe von Captain Shaw bedienen. Vor allem Letzterer macht in dieser Folge eine Menge Boden gut. Klar, er ist immer noch etwas ruppig, aber so langsam kann man etwas hinter die Fassade blicken. Das wird besonders in der Bar-Szene deutlich, als er Picard des Mordes beschuldigt. Da hat man fast schon wieder Arschloch-Tendenzen spüren können.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 4
Jeri Ryan als Seven of Nine (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Stark ist dann Jacks Einschreiten und Picards Antwort, dass Shaw eigentlich Recht hat. Super gespielt an dieser Stelle. Und Shaw macht spätestens am Ende, als er auf “Commander Seven” mit “Find ich gut” reagiert, das wieder vergessen.

Fehlzündungen

Leider muss ich zugeben, dass Cliffhanger und die Gefahrensituation bei mir überhaupt nicht ziehen. Es dürfte wohl jedem klar sein, dass die Helden der Serie nicht schon in Folge 4 das Zeitliche segnen werden. Deswegen funktionieren manche Szenen, wie etwa Rikers Abschiedsnachricht für Deanna, bei mir persönlich nicht so wie angedacht. Aber immerhin, auch hier ist am Ende eine Versöhnung in Sicht.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 5
Vadic (Amanda Plummer) bleibt in dieser Folge eher blass. (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Verlierer sind in dieser Episode für mich Vadic und ihre Crew. Okay, sie ist anscheinend ein Formwandler, da sie sich was aus dem Arm schneidet. Aber sonst bleibt sie weiter recht blass. Hoffentlich wird das Mysterium um Jack, zu dem es am Ende noch einen Tipp gibt, im weiteren Verlauf der Staffel zufriedenstellend aufgelöst.

Gelungen ist dagegen, dass man sie mit ihren eigenen Waffen schlägt. Denn wie zuvor die Eleos wird auch der Würger hier “beworfen”. Das ist nett gemacht.

Space-Quallen und Frozen Yogurt

Der Rest ist dann auch solide Handwerkskunst mit ein paar Mankos.

Dass der Nebel ein Lebewesen ist, vermuten Fans schon mindestens seit letzter Woche. Daher war halt auch diese Enthüllung leider keine echte Überraschung mehr. Zumindest sind die Space-Quallen aber eine ganz süße Nummer geworden. Im Litverse würde man diese Lebewesen als Kosmozoane bezeichnen.

Und dann ist da noch die Wechselbalg-Verschwörung. Sicher, Seven macht hier zwar einen guten Job beim Aufspüren. Aber Dinge wie “Wechselbalg-Siff” sind halt neu und man muss sich an dieser Stelle schon fragen, ob es das nicht auch schon zu DS9-Zeiten gegeben hat. Das hätte den Krieg für die Föderationsallianz sicherlich viel einfacher gemacht.

Zudem ist mir der Wechselbalg hier noch immer etwas zu “brav”. Klar, er mordet hier rücksichtslos. In DS9 hätte er aber ganz schnell Tentakel ausgebildet und Seven damit angegriffen, statt sich von ihr betäuben (?) zu lassen (geht betäuben eines Wechselbalgs überhaupt?).

Zudem wage ich an der Stelle eine Prophezeiung: Die Wechselbalg-Verschwörung wird am Ende der Staffel aufgelöst. Und das ist halt extrem schade. Die planen seit 20 Jahren, wie es sich für gute Wechselbälger auch gehört…und werden in den letzten Folgen dann wohl abgefrühstückt. So eine Story hätte aber – wie damals in DS9 – mehrere Staffeln verdient gehabt. Das ist in meinen Augen eigentlich zu episch, um “unter ferner liefen” abgestempelt zu werden.

Zudem kann ich mich mit dem neuen Aussehen des Wechselbalgschleims nicht so recht anfreunden. Mag ja sein, dass das damals in “Deep Space Nine” etwas primitiver aussah. Aber jetzt sieht es irgendwie wie verschimmelter Frozen Yogurt aus.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 6
Wechselbalg oder verschimmelter Frozen Yogurt? (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Manchmal muss man Sachen halt einfach so lassen, wie sie waren. Aber dafür punkten die Warpgondel-Effekte wieder.

Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

Hier entlang zum Hören!

Loading

“Picard”: Episodentitel 3×06 bis 3×10

0
"Star Trek: Picard", Staffel 3, Episode 4
"Star Trek: Picard", Staffel 3, Episode 4

Vorsicht, Spoiler! Im Fandom kursiert eine Liste mit Titeln der kommenden “Picard”-Episoden. Sie wurde von StarTrek.com noch nicht bestätigt, erscheint uns aber plausibel. Die Titel an sich enthalten Spoiler, was erklärt, warum sie in bisherigen Pressemitteilungen nicht aufgeführt wurden.

On Screen! Unsere Echtzeitbesprechung zu Star Trek: Picard 3×04 “Die Pattsituation”

1
Die Titan fällt in die Gravitationsanomalie in "No Win Scenario" (Szenenphoto: Paramount)

Lasst uns gemeinsam “Die Pattsituation” schauen! Holt euch Michael und Peters ins Haus, um nochmal mit viel unnützem Wissen im Gepäck die vierte Folge der dritten Staffel “Star Trek: Picard” zu gucken. Wir schwärmen und lästern über Lieblingsszenen, analysieren Themen, Anspielungen und Easter Eggs und geben euch auch bemerkenswerte Infos und Triva über die Geschehnisse hinter der Kamera.

Außerdem möchten wir von euch wissen, wie euch unser neues Podcastformat gefällt. Stimmt gerne direkt hier im Beitrab ab!

Loading

Erstrezension: Star Trek: Picard 3×04 – “Die Pattsituation”

"Star Trek: Picard" © Paramount

In Folge 4 der dritten Staffel kehrt die Serie wie keine Episode zuvor zu den Wurzeln von “Star Trek: The Next Generation” zurück. Lest hier unsere ausführliche SPOILER-Rezension.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 8
“Star Trek: Picard” © Paramount

Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der verbleibenden sechs Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

Handlung

Die Titan treibt hilflos dem Gravitationszentrum des Nebels entgegen. Maximal vier Stunden bleiben der Crew noch, um sich auf den sicheren Tod vorzubereiten – oder das No-Win-Szenario doch noch abzuwenden.

Im Angesicht des drohenden Endes räumen Picard (Patrick Stewart) und Riker (Jonathan Frakes) in einem versöhnlichen Gespräch ihre Differenzen aus. Will leidet seit dem Tod seines Sohnes an depressiven Verstimmungen, die auf die Dauer auch seine Ehe belastet haben. Er empfiehlt Picard, die verbleibenden Stunden zu nutzen, um seinen Sohn Jack näher kennenzulernen.

Derweil versuchen Seven (Jeri Ryan) und Shaw (Todd Stashwick), den Wechselbalg auf dem Schiff aufzuspüren und unschädlich zu machen. Als Beverly (Gate McFadden) herausfindet, dass es sich bei dem vermeintlichen Nebel eigentlich um eine Art Weltraum-Uterus handelt, schöpft die Crew neuen Mut, der ausweglosen Situation doch noch entkommen zu können.

Mit jeder Menge Teamwork und technischem Knowhow gelingt es der Titan-Crew am Ende, sowohl die Gefahrenzone zu verlassen als auch die Shrike (zu deutsch: die Würger) manövrierunfähig zu machen…

Drehbuch & Dramaturgie

Das Drehbuch zur Folge ist eine Koproduktion von Showrunner Terry Matalas und Sean Tretta. Der deutsche Episodentitel “Die Pattsituation” eliminiert das wörtliche Kirk-Zitat aus “Star Trek II: Der Zorn des Khan” (“I don’t believe in no-win scenario.” / “Ich glaube nicht an ausweglose Situationen.”), was für mich nicht wirklich nachvollziehbar ist. Zumal hier auch keine “Pattsituation” im eigentlichen Sinne vorliegt, da der zweite “Schachspieler” (die Shrike) hier überhaupt keine zentrale Rolle mehr spielt.

Der Episodentitel mag vielleicht auf den zweiten Kinofilm der Originalserie rekurrieren, das Drehbuch von “No Win Scenario” steht aber zweifelsohne in der Tradition von “Star Trek: The Next Generation”. Jedenfalls enthält Folge 4 einiges von dem, was diese Serie einst so großartig gemacht hat. Zu nennen sind hier vor allem drei Aspekte: Teamwork, Wissenschaft/Technologie sowie der berühmtberüchtigte ‘Sense of Wonder’.

Und so gelingt es der Folge in durchaus mitreißender und emotionalisierender Weise, das grundsätzlich eher düstere Setting – die drohende Zerstörung des Schiffes samt Besatzung – peu à peu in eine optimistische Botschaft zu verwandeln: Gemeinsam sind wir stark! Wenn auch das Resultat von Anfang an klar ist (wie eigentlich bei etlichen “Star Trek”-Folgen), so ist der Weg zur Rettung des Schiffes hier abermals das Herzstück dieser Geschichte. Und genau das ist es, was auch in TNG oftmals der Fall war: Der Weg ist das eigentliche Ziel der Geschichte.

Auch wenn der Science/Technobabble-Anteil für meinen Geschmack gerne noch etwas größer hätte sein können, so bin ich doch mit der grundsätzlichen Tonalität und auch mit dem Spannungsbogen der Folge weitestgehend zufrieden. Vieles, was mir in Folge 3 noch fehlte, hat Folge 4 nachgeliefert.

Interessanterweise bricht “No Win Scenario” erstmals mit der dualen Struktur der ersten drei Episoden. Die B-Handlung um Raffi und Worf kommt dieses Mal nämlich gar nicht zum Zug, was aus zwei Gründen eine wirklich kluge Entscheidung der Autoren ist.

Da wäre erstens der zeitliche Aspekt: In der jüngeren Vergangenheit wurde von uns Fans oftmals der berechtigte Kritikpunkt vorgebracht, dass räumliche und zeitliche Distanzen nicht korrekt wiedergegeben werden. Und auch hier wäre es enorm unglaubwürdig gewesen, wären Worf und Raffi bereits an ihrem nächsten Zielort angekommen, während die Titan noch ihrem baldigen Ende entgegentrudelt.

Zweitens macht es aus dramaturgischer Sicht auch Sinn, sich hier voll und ganz auf die A-Handlung zu fokussieren. Ein Szenenwechsel hätte diesem No-Win-Szenario definitiv die Wucht genommen, weil wir als Zuschauer aus dieser angespannten, teils hektischen Lage zweitweise herausgenommen worden wären. Mittendrin statt nur dabei ist hier klar die bessere Devise. Daher auch ein großes Kompliment an Matalas und Tretta: Alles richtig gemacht! Und auch die Rückblenden fügen sich inhaltlich gut ins Gesamtgefüge der Gegenwartsnarration ein, auch wenn ich das ‘Ten Forward’-Setting mittlerweile für überstrapaziert halte.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 9
Mit Teamwork zum Erfolg: Riker, Picard, Beverly und Jack Crusher (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount)

Während die Dramaturgie weitestgehend stimmt, sind auch dieses Mal leider wieder ein paar Logiklöcher, Kanon-Inkonsistenzen und merkwürdige Dialoge im Drehbuch enthalten.

In der Gegenwartshandlung fällt ein großes Plot Hole auf, das wir allerdings schon aus TNG- und “Voyager”-Zeiten kennen. Denn obwohl Riker befiehlt, alle nicht-essentiellen Schiffssysteme abzuschalten, um Energie für das Lebenserhaltungssystem zu sparen, lädt Picard seinen Sohn Jack ins Holodeck ein. Das ist ein sehr gängiges Plot Hole in “Star Trek”, daher kann man hier sicherlich ein Auge zudrücken. Zumal man hier auch um eine halbwegs plausible Erklärung bemüht ist (die ich allerdings fragwürdig finde).

Etwas irritiert hat mich zudem, wie schnell sich Picard und Riker in ihr Schicksal fügen. Riker hat zu Hause immerhin noch eine Frau und eine Tochter, die ihn lieben. Und Picard war schon immer eine Kämpfernatur, den auch ein durchstochenes Herz oder tagelange Folter nicht zur Resignation brachten. Hier geht er aber lieber aufs Holodeck, anstatt für die Crew – und vor allem für seinen Sohn – fieberhaft nach einem Überlebensweg zu suchen. Ob seine Positronen vielleicht doch nicht so viel Selbsterhaltungstrieb haben wie sein originaler biologischer Körper?

Und auch das Verhalten des Wechselbalgs wirkt auf mich etwas seltsam. Frühere Exemplare dieser Spezies agierten irgendwie cleverer. Demnach folgt auch Sevens Jagd auf den Formwandler nur dem Schema F. “Deep Space Nine” konnte eine solche Geschichte vielschichtiger und spannender erzählen.

Ansonsten führt “No Win Scenario” auch noch die ein oder andere Kanon-Ungereimtheit zutage. Da wäre erstens Jacks Alter, das hier mit 23 oder 24 Jahren angegeben wird. Das kann aber nicht stimmen, denn dann wäre Jack bereits vor “Star Trek: Nemesis” (2379) geboren worden. Oder Dr. Crusher hätte in diesem Film wenigstens hochschwanger sein müssen. Diese Altersangabe passt auch nicht zu Beverlys Aussage in der vorangegangenen Folge, die ihre Empfängnis in der Zeit verortet, in der Picard schon die Rettungsmission für Romulus koordinierte (zirka 2381-85).

Das zweite Kanon-Problem betrifft Jack R. Crusher, also Beverlys verstorbenen Ehemann. Picard behauptet hier, Jack und er seien schon auf der Akademie Freunde gewesen. Memory Alpha hat den entsprechenden Eintrag auch bereits mit “No Win Scenario” in Übereinstimmung gebracht. Meiner Erinnerung nach war Jack aber einige Jahre jünger als Picard. Laut Drehbuch (Deleted Scene) zu “Familienbegegnung” (TNG 4×02) wurde er wie Beverly im Jahr 2324 geboren. Zu dieser Zeit besuchte Picard gerade die Akademie.

Drittens lassen sich sowohl Picards Besuch im ‘Ten Forward’ (ca. 2396) als auch Rikers Depression nicht wirklich mit der ersten Staffel der Serie in Einklang bringen. Denn gleich in Folge 1 wurde uns vermittelt, dass sich ein wütender und frustrierter Picard 2385 für gut 14 Jahre schmollend auf sein Weingut zurückzog und dort Bücher “über Geschichte” schrieb, “an die niemand sich erinnern möchte“. Er habe damals nicht gelebt, sondern nur auf den Tod gewartet, so Picard in “Gedenken” (PIC 1×01). Hier wird uns nun aber gezeigt, wie Picard in lockerer Atmosphäre mit jungen (und überaus interessierten) Sternenflotten-Offizieren über seine größten Abenteuer plaudert. Sorry, aber wie passt das denn mit Picards Eremitendasein, mit seiner gekränkten Ehre und mit seiner Wut auf die Sternenflotte in Season 1 zusammen?

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 10
Rückblende 2396: Picard erzählt jungen Sternenflotten-Offizieren von seinen größten Abenteuern (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Davon mal abgesehen hatte ich in Folge 2×01 “Die Stargazer” den Eindruck, dass Picard die ‘Ten Forward’-Bar zum allerersten Mal aufsucht (man beachte, wie er sich umsieht – als sei dies sein erster Besuch dort. Außerdem spricht ihn Guinan noch mit “Captain” statt mit “Admiral” an). Nimmt man die letzten beiden Episoden als Grundlage, dann ist Guinans Bar in L.A. aber schon seit vielen Jahren Picards Stammkneipe.

Zudem lässt sich auch Folge 1×07 “Nepenthe” nur schwer mit Rikers aktueller Depression vereinbaren. Darauf hat bereits Christopher in seiner Kurzrezension hingewiesen. Gleichwohl sind Depressionserkrankungen manchmal auch von wechselnden Stimmungslagen geprägt, was eventuell auch Rikers gute Laune in “Nepenthe” erklären könnte. Allerdings liegt Thads Tod wohl auch schon einige Jahre zurück, sodass es etwas konstruiert wirkt, dass Riker erst jetzt so dermaßen aus der Bahn geworfen wurde.

Diese Kanon-Ungereimtheiten sind allerdings kein Grund, die Folge deswegen schlecht zu bewerten. Ich frage mich nur manchmal, warum so etwas den Verantwortlichen – darunter auch zahlreiche Kanon-Experten – scheinbar nicht auffällt. Oder warum sie es nicht als störend empfinden.

Als enorm störend empfinde ich weiterhin die zeitgenössische und somit teils vulgäre Sprache, die den Menschen im 25. Jahrhundert hier in den Mund gelegt wird. Insbesondere Picards sprachlicher Duktus war in TNG ein gänzlich anderer. Hinzu kommen abwertende Bezeichnungen für Wechselbälger (“son of a bitch” bzw. “Mistvieh”), die ganz klar dem im klassischen “Star Trek” propagierten Ansatz widersprechen, allen empfindungsfähigen Lebewesen eine entsprechende Würde zuzuerkennen. Schade, dass “Picard” davon Abstand genommen hat.

Charaktere

Picard & Jack

“No Win Scenario” gibt sich wirklich sehr viel Mühe, dieser Vater-Sohn-Beziehung mehr Tiefe zu verleihen. Das ist erfreulich, denn schon jetzt geht dieser Charakter-Arc über die Kirk-David-Beziehung in “Star Trek II“ hinaus. Wirklich geschickt eingebaut ist die Szene am Ende, als klar wird, dass Jack vor fünf Jahren tatsächlich versucht hatte, in Kontakt mit seinem Vater zu treten. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Diese Szene ist (trotz Kanon-Problem) verdammt gut geschrieben und ebenso toll gespielt. Man sieht Picard deutlich an, dass er hier lügt, als er behauptet, ein Sternenflottenoffizier bräuchte keine “echte” Familie. Ebenso grandios gespielt ist Jacks Reaktion darauf. Man fühlt als Zuschauer förmlich, wie tief sich Picards abfällige Aussage in dessen Herz und Seele bohrt. Die Kirsche auf der Torte ist dann allerdings Picards Gesichtsausdruck in der Gegenwartshandlung, als ihm bewusst wird, wie sehr er Jack damals verletzt haben muss.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 11
Picard (Patrick Stewart) und Jack (Ed Speleers) wollen sich besser kennenlernen (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Vater und Sohn sind sich indes sehr ähnlich. Beide versuchen, ihre Verletzlichkeit zu kaschieren. Und beide nehmen dabei in Kauf, zumindest unbewusst auch mal die Gefühle anderer zu verletzen. Es dürfte interessant sein zu sehen, wessen harte Schale zuerst bricht. Picard macht hier zwar einen ersten Schritt, flüchtet dann aber sogleich wieder aus einer für ihn unangenehmen emotionalen Lage. Fortsetzung folgt.

Spannend bleibt auch Jacks mysteriöse Herkunft und seine “Mission” (Flüstern: “Jack, finde mich!”). Ist er ein Doppelagent, ohne sich dem bewusst zu sein (so wie anfangs auch Ash Tyler)? Oder ist er vielleicht sogar ein Wechselbalg und der echte Jack befindet sich in Gefangenschaft – oder ist bereits tot? Mal sehen, aber so langsam nimmt dieser Charakterbogen Fahrt auf. Meine Skepsis gegenüber einer weiteren ‘Schläfer-Story’ ist mit dieser Episode etwas geringer geworden.   

Riker

Der Streit zwischen Picard und Riker wird bereits in den Anfangsminuten recht zügig (und unspektakulär) dekonstruiert. Und ich muss sagen, dass ich durchaus mit der hier gegebenen Erklärung leben kann. Riker hat überreagiert, weil er seit langer Zeit mit Depressionen zu kämpfen hat. Und Picard hatte mal wieder einen Anfall von unreflektierter Direktheit, ähnlich wie damals in “Star Trek: Der erste Kontakt” gegenüber Worf. Kann man durchaus so schreiben.

Darüber hinaus macht Will Riker in dieser Folge wieder unglaublich viel Freude. Seine Dialoge sind gut geschrieben und Jonathan Frakes ist – entgegen so manchen Behauptungen – nicht nur ein grandioser Regisseur und Moderator, sondern eben auch ein richtig guter Schauspieler.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 12
Captain William T. Riker (Jonathan Frakes, links) leidet unter Depressionen (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Und dennoch hätte ich nicht ansatzweise erwartet, dass das Riker-Comeback so bedeutsam, so authentisch und so emotional sein würde. Insbesondere sein Gespräch mit Deanna am Ende hat mich zutiefst bewegt, gerade weil hier so viel “Star Trek” drinsteckt.

Seven & Shaw

Seven und Captain Shaw sind angesichts der dramatischen Lage darum bemüht, ihre Differenzen auszuräumen und sich besser kennenzulernen. Dabei wird offenkundig, dass Shaw ganz viel von seiner Stellvertreterin hält, dies bisher aber nicht zeigen wollte (und wohl auch nicht konnte), eben weil Seven eine Ex-Borg ist.

Was Shaws Background angeht, muss ich gestehen, dass ich die Neuauflage von Commander Sisko vs. Captain Picard in “Der Abgesandte” (DS9 1×01) zunächst nicht unbedingt kreativ fand. Zumal Shaw auch wissen könnte, dass Picard gegen seinen Willen assimiliert und von den Borg in perfider Weise instrumentalisiert wurde. Dieses ‘Victim Blaming’ passt irgendwie nicht so ganz zu dem Menschenbild des Advanced Human, das “Star Trek” vor allem in den 90ern vermittelt hat.

Auf der anderen Seite manifestiert sich hier eine spannende anthropologische Fragestellung. Nämlich ob es de facto negative menschliche Eigenarten gibt, die wir niemals überwinden werden können – egal wie sehr wir uns auch anstrengen mögen. Eben weil sie Teil unserer Natur sind. Wie etwa die Unart, selbst erfahrenes Leid oder Unrecht bewusst oder unbewusst auf einen von uns auserkorenen Sündenbock zu übertragen, weil wir uns davon eine erlösende Katharsis erhoffen.

Shaw hadert seit nunmehr 34 Jahren mit seiner Überlebensschuld. Und weil er noch immer keine Antwort auf seine Frage “Warum ich?” gefunden hat (vielleicht weil es keine Antwort darauf gibt), hofft er, in seiner Wut auf Ex-Borg wie Seven und Picard Erlösung zu finden. Ein Trugschluss, aber eben auch ein uraltes und leider stets wiederkehrendes Motiv der Menschheitsgeschichte. Shaws andauernde Wut hat ihn schließlich gebrochen. Allerdings kommt er langsam zu der Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann.

Der Shaw-Charakterbogen hat also mehr philosophischen Tiefgang, als vielleicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 13
Captain Shaw (Todd Stashwick) modifiziert die Triebwerksgondeln der Titan (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Nichtsdestotrotz wirft diese Figur natürlich Fragen auf. Dieser Mann ist offenkundig ein psychisches Wrack und das ist ihm auch bewusst. Es stellt sich somit die Frage, wie es Shaw nach seinem Wolf 359-Trauma 34 Jahre lang geschafft hat, im Dienst der Sternenflotte zu bleiben und sogar bis zum Captain aufzusteigen. Immerhin lag in dieser Zeit auch der Dominion-Krieg. Immer nur auf Nummer Sicher gehen, dürfte demnach auch für ihn nicht möglich gewesen sein. Und auch seine fehlende Ambition, nach erfolgter medizinischer Behandlung schnellstmöglich wieder das Kommando über sein Schiff zu übernehmen, hat mich ziemlich irritiert. Denn dienstfähig scheint er in dieser Folge ja wieder zu sein.

Shaw ist eine typische Kurtzman-Trek-Figur: zeitgenössische Sprache, persönliches Trauma, stets emotional statt rational – also irgendwie auch ungeeignet für den Dienst bei der Sternenflotte (wie Raffi). Ich lasse mich gerne überraschen, aber diesen Charakter noch auf glaubwürdige Bahnen umleiten zu können, dürfte sich nach diesem bizarren Auftritt auf dem Holodeck (vor versammelter Mannschaft!) als Herkulesaufgabe erweisen.

Beverly

Dr. Crusher bleibt in dieser Folge zwar etwas im Hintergrund, aber am Ende ist sie es, die durch ihre wissenschaftliche Hartnäckigkeit das Leben aller an Bord rettet.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 14
Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden) erkennt, dass der Nebel eigentlich eine Brutstätte für Weltraum-Lebewesen ist (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Das ist eine schöne Kompensation für die bedeutungslose Statistenrolle, die Gates McFaddens Charakter in den vier TNG-Kinofilmen spielen musste. Auch in “Star Trek: The Next Generation” gehörte Dr. Crusher neben Data, La Forge und Wesley zu denjenigen Crewmitgliedern, die in Krisensituationen unnachgiebig forschten und deren Wissbegierde und Beharrlichkeit am Ende den Tag retteten.

Es ist erfreulich, dass dieses Motiv aus TNG hier ein Revival erfährt – noch dazu in Gestalt dieses oftmals sträflich vernachlässigten Charakters. Und trotzdem hätte Crusher auch hier noch etwas mehr Screen Time vertragen können.

Vadic

Die Szenen auf der Shrike sind selten und kurz, bieten aber dennoch einen spannenden Einblick sowohl in den Charakter von Captain Vadic (Amanda Plummer) als auch in die Organisationsstruktur, in die sie eingebettet ist.

Bisher haben wir Vadic als Antagonistin kennengelernt, die mich hinsichtlich ihres Habitus an eine Mischung aus General Chang, Skeletor und dem Joker erinnert. In “No Win Sceanrio” wird nun aber deutlich, dass sie keinesfalls an der Spitze ihrer Organisation steht. Sie ist auch scheinbar ein Wechselbalg oder hat zumindest eine Art Metamorphose in diese Richtung durchlaufen.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 15
Vadic (Amanda Plummer) spricht mit einem seltsamen Formwandler-Gesicht (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Enorm spannend ist zudem die Veränderung ihrer Wesenszüge, als sie mit ihrem Befehlsgeber, einem seltsamen Formwandler-Gesicht (angelehnt an Snoke aus “Star Wars”?), spricht. Aus der extrovertierten und verrückt wirkenden Person wird urplötzlich ein “eingeschüchtertes Kind”, das sich nicht wirklich traut zu widersprechen. Sobald jedoch der Kommunikationskanal geschlossen ist, kehren die ursprünglichen Charaktereigenschaften Vadics wieder zurück.

Was ist denn hier los? Was steckt hinter dieser Unterwürfigkeit? Und wer steckt hinter dem Gesicht? Vielleicht Professor Moriarty? Es hat vier Folgen gedauert, aber Captain Vadic wird langsam interessant.

Inszenierung

Jonathan Frakes führte auch bei Folge 4 wieder Regie und es ist erstaunlich, wie gut er seine Doppelfunktion als Regisseur und Schauspieler hier meistert. Was die Inszenierung betrifft, zitiert “No Win Scenario” in vielfältiger Weise echte “Star Trek”-Klassiker, wie etwa “Illusion oder Wirklichkeit” (TNG 2×02), “Rikers Vater” (TNG 2×14), “Die Energiefalle” (TNG 3×06), “Der Telepath” (TNG 3×20), “Die Begegnung im Weltraum” (TNG 4×16), “Katastrophe auf der Enterprise” (TNG 5×05), “Die Soliton-Welle” (TNG 5×10), “Der Abgesandte” (DS9 1×01), “Der Widersacher” (DS9 3×26) und am Ende wohl auch direkt “Mission Farpoint” (TNG 1×02).

Formal gibt es auch hier wieder nichts zu kritisieren, denn Kamerafahrten, Schnitte und Effekte sind einerseits auf der Höhe der Zeit, andererseits aber auch nicht darum bemüht, irgendwelche abstrusen neuen Trends zu begründen (ich sag‘ nur Lense Flares!). Auch der Score von Stephen Barton ist wieder überragend, allen voran die durchaus passenden musikalischen Zitate von Jerry Goldsmith und James Horner.

Erstrezension: Star Trek: Picard 3x04 - "Die Pattsituation" 16
Die Titan im Asteroidenfeld des Nebels (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×04 © Paramount).

Allerdings teile ich Christophers Eindruck, dass die Szenerie etwas unter den spärlichen Sets der Titan leidet. In einer regulären TNG oder “Voyager”-Folge mit entsprechenden Bestandsets hätte “No Win Scenario” wohl noch besser funktioniert, insbesondere was die Suche nach dem Wechselbalg betrifft.

Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer23 (Staffel 3, Folge 3)
OriginaltitelNo Win Scenario
Deutscher TitelDie Pattsituation
Story & DrehbuchTerry Matalas & Sean Tretta
RegieJonathan Frakes
US-Erstausstrahlung09. März 2023
DE-Erstausstrahlung10. März 2023
Laufzeit59 Minuten
Datum (In-Universe)2401
Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

Hier entlang zum Hören!

Loading

Rezension: “Assassin’s Creed – Gefahr aus der Wüste”

0

Ein weiterer Roman zu den Chronicles-Ablegern.

Kurzrezension: Star Trek: Picard 3×04 – “No Win Scenario”

Die Titan fällt in die Gravitationsanomalie in "No Win Scenario" (Szenenphoto: Paramount)

Die Titan treibt antriebslos ihrer sicheren Zerstörung entgegen. Lest hier unsere spoilerfreie Rezension zu Episode 3×04 “No Win Scenario”.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerkliche Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

No Win Scenario

Nach den Geschehnissen von “Seventeen Seconds” ist die Titan schwer beschädigt und fällt steuerlos in die Gravitationssenke. Dem Schiff bleiben nur wenige Stunden, bevor es zerquetscht wird und die Lebenserhaltung ausfällt.

Neben den Beschädigungen des Schiffs muss die Crew in “No Win Scenario” aber auch mit allerlei internen Querelen fertig werden, die es schwierig machen, einen Ausweg zu finden. Riker und Picard stecken in einer Vertrauenskrise, Picard und Jack Crusher finden keinen Draht zueinander, und schließlich läuft ein sabotierender Formwandler frei auf dem Schiff herum.

Handlung

“Die Episode”No Win Scenario” spielt fast exklusiv auf der Titan. Raffi und Worf haben eine wohlverdiente Pause, in der sie wahrscheinlich wie angekündigt zum überfallenen Außenposten des Daystrom-Instituts reisen.

Dafür gibt es auf der Titan einiges an Problemen zu lösen. Zuvorderst natürlich die unmittelbar bevorstehende Vernichtung des Schiffs durch die Gravitationskräfte im Zentrum des Nebels. Dies erweist sich in bester “The Next Generation”-Tradition als interdisziplinäre Herausforderung die nur mit Naturwissenschaft und Ingenieurskönnen zu bewältigen ist. Aber gerade zu dieser Form der Zusammenarbeit ist die Crew nach den Ereignissen von “Seventeen Seconds” unfähig, weil es am grundlegendsten Vertrauen zwischen Riker und Picard mangelt.

Riker und Picard: Mangelt es an Vertrauen?
© Trae Patton/Paramount+. © 2021 Viacom, International Inc. All Rights Reserved.

Derweil macht sich Seven daran, dem Saboteur und Formwandler auf der Titan das Handwerk zu legen. Mangels eigener Erfahrung mit dem Dominion (die Voyager kehrte erst zwei Jahre nach Kriegsende heim), benötigt sie Unterstützung von Shaw, was aber ebenfalls auf Grund deren gemeinsamen Historie keine einfache Sache ist.

Mit der Abarbeitung dieser Konflikte ist der Großteil von “No Win Scenario” befasst. Ähnliche Probleme tun sich auch zwischen Picard und Shaw und zuletzt zwischen Picard und Jack Crusher auf. Erst nachdem die Befindlichkeiten der Protagonist:innen adressiert wurden, wird eine Auseinandersetzung mit der eigentlichen Notlage der Titan möglich.

Die Auflösung der Folge ist sehr befriedigend und absolut sehenswert. Nachdem “Picard” in “Disengage” sich sachte an einem moralischen Dilemma versucht hat, beschwört “No Win Scenario” den Sense of Wonder solcher Episoden wie “Mission Farpoint”, “Galaxy’s Child” oder “Tin Man”. Frustrierend dürfte nur für viele Zuschauer:innen sein, wie lange die Crew braucht, die bereits in der vorangegangenen Folge angelegten Hinweise zu untersuchen, um sich eine lebensrettende Lösung zu erarbeiten.

Mit “No Win Scenario” erreicht die übergreifende Handlung eine logische Zwischenstation. Man kann die ersten vier Folgen durchaus als den fünften “The Next Generation”-Film betrachten, der nach einer Fortsetzung verlangt. Erfreulicherweise müssen wir dafür nur eine Woche und nicht wieder 20 Jahre warten. Man darf nach vier Episoden festhalten, dass diese dritte Staffel “Picard” mehr mit der Dramaturgie der sehr gut strukturierten ersten Staffel “Prodigy” als den kaugummizähen Live-Action-Erzählungen vergangener “Discovery”- und “Picard”-Jahrgängen gemeinsam hat.

Charaktere und Dialoge

Das Drehbuch zu “No Win Scenario” stammt von Terry Matalas und Sean Tretta und fokussiert sich auf die Familie Crusher/Picard, Familie Riker und das Verhältnis zwischen Seven und Shaw.

“No Win Scenario” versucht direkt am Anfang zu erklären, wieso es zum Zerwürfnis zwischen Riker und Picard kommen konnte, und gewährt Einblick in Will Rikers akute Eheprobleme. Der Retcon, dass Thaddeus’ Tod zu einer Art nihilistischem Existentialismus und Depressionen bei William geführt hätten, deckt sich nicht mit dem Auftreten der Rikers in “Nepenthe”. Sicherlich kann man fantasieren, dass Will Riker damals einfach nur einen guten Tag hatte oder die Familie Picard und Soji zu liebe “heile Welt” gespielt hätte, aber organisch fügt sich diese Volte nicht in die Serie ein.

Betrachtet man “No Win Scenario” isoliert, dann schafft es Jonathan Frakes grandios, William Rikers Leid glaubhaft zu machen. Ein erstes Highlight ist noch vor dem Vorspann zu erleben, als er sich Picard gegenüber erklärt (ein toller Monolog, der auch in Teilen im Trailer verwendet wurde). Eine weitere Solo-Szene in der Beobachtungslounge kurz darauf entfaltet noch mehr Wucht. Frakes stellt unter Beweis, dass er als Schauspieler regelmäßig unterschätzt wird.

Das ändert aber alles nichts daran, dass die Vertrauenskrise zwischen Picard und Riker arg konstruiert wirkt und wenig glaubwürdig erscheint. Dagegen sind die anderen Reibungserscheinungen verständlicher. Shaw erhält endlich Gelegenheit, seine leidenschaftliche Ablehnung gegenüber Picard und Seven zu erklären (aufmerksamen Beobachter:innen des Abspanns werden schon geahnt haben, worum es geht). Todd Stashwick schafft meisterhaft eine Balance zwischen “Arschloch” (Selbstbezeichnung von Shaw) und Überlebenden-Syndrom bei Shaw zu zeigen.

Auch wenn er die Figur des von Fans verehrten Jean-Luc Picard in die verbale Zange nimmt, kann man schlecht umhin, auch Sympathie für Shaw zu empfinden. Wenn es etwas an der Aussprache zwischen den beiden Sternenflottenoffizieren auszusetzen gibt, dann dass Picard zu sehr über den Dingen zu stehen scheint. Es hätte dem Charakter gut zu Gesicht gestanden, hier Verletzlichkeit statt Abgeklärtheit zu demonstrieren, um Shaw auf Augenhöhe zu treffen.

Eine bessere Figur macht Patrick Stewarts Admiral bei der Vertiefung seiner Vater-Sohn-Beziehung mit Jack. Die Kernfrage für Picard in “No Win Scenario” ist, warum Jack sich dafür entschied, keinen Kontakt zu seinem Vater zu suchen, als er alt genug dafür war. Während Jack selbst im Angesicht des Todes in dieser Frage einen abgeklärten Eindruck macht, ist Picard in der Lage zuzugeben, dass er es ist, der eine stärkere Verbindung zu seinem Sohn sucht und braucht. Tatsächlich schafft es die Episode, die Antwort auf Picards Frage auf überraschende Weise zu geben, in dem sie unerwartet ein “Star Trek”-Klischee dekonstruiert. Starke Umsetzung eines altbekannten Motivs.

Neben Rikers Ringen mit der scheinbaren Ausweglosigkeit der Lage ist das andere Highlight von “No Win Scenario” für mich aber die Paarung Seven und Shaw, die sich wider Sympathie zusammenraufen, um das Schiff vor dem Saboteur und der Gravitationssenke zu retten. Ironischerweise gelingt es gerade diesen beiden Charakteren, die nicht aus der “Next Generation” stammen, als erste sich trotz erheblicher Differenzen genug Vertrauen zu schenken, um erfolgreich zu kooperieren. Der offene und selbstironische Schlagabtausch, den die beiden führen, ist zutiefst erfrischend, und gipfelt in einem bemerkenswerten Finale, das die Beziehung der beiden hoffentlich in Zukunft prägen wird.

Auch Captain Vadic erleben wir in einer kurzen Szene, die jedoch mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Amanda Plummer spielt ihre Vadic weiterhin als Psychopathin mit kindlichen Zügen, aber ihre Motivation und Herkunft bleiben ein Rätsel.

Inszenierung

“No Win Scenario” entwickelt die Spannung, Dramatik und klaustrophobische U-Boot-Atmosphäre, die man vielleicht eher in der letzten Woche erwartet hätte. Mit Setting und Inszenierung weckt Regisseur Jonathan Frakes Erinnerungen an “Booby Trap” und “Disaster” aus “The Next Generation”, und das ist großartig.

Zwischen tollen schauspielerischen Leistungen, der tickenden Uhr des drohenden Untergangs und fantastischen Spezialeffekten schafft es diese Folge als erste der Staffel mich ganz in ihre Welt zu holen und von vorne bis hinten mitfiebern zu lassen, auch wenn von Anfang an klar ist, dass es einen Ausweg geben muss, und wo er zu suchen ist.

Die Handlung in der Gegenwart der Episode und die vermeintlich unbedeutende, aber stetig wiederkehrende Rückblende, sind geschickter miteinander verwoben, als es den Anschein hat. Frakes lässt den Twist seine volle Wirkung entfalten. Ähnlich wie die finalen Momente von “Disengage” vermittelt “No Win Scenario” hier eine Folgenschwere Erkenntnis mit wenigen Worten und viel Schauspielleistung.

Die größte Schwäche offenbart “No Win Szenario” m.E. bei der Setgestaltung, bzw. dem offensichtlichen Mangel an notwendigen und der ständigen Umdekorierung existierender Sets. Am deutlichsten fehlt es der Titan an einem Maschinenraum, das war auch schon in der letzten Episode auffällig. Genauso schwer zu ignorieren ist, dass es nur eine einzelne und recht kleine Kulisse für die Quartiere der Titan gibt. Und die eine muss in dieser Folge für ganz drei unterschiedliche Räumlichkeiten herhalten.

Die visuellen Effekte waren für mich bisher ein Gemischtwarenladen aus tollen und fragwürdigen Eindrücken. Die neuen Formwandlereffekte sind für mich weiterhin gewöhnungsbedürftig. Dass die Gründer in ihrem “Naturzustand” weniger wie halb-transparente flüssige Bronze und eher nach amorphen Fleischklumpen aussehen, ist eine kreative Entscheidung, der ich leider nichts abgewinnen kann. Die Neugestaltung beraubt die Spezies einer gewissen Unergründlichkeit.

Der Rest von “No Win Scenario” ist dagegen ein absoluter Homerun für Jason Zimmermans VFX-Abteilung. Die Weltraumszenen dieser Episode sind absolut spektakulär, insbesondere im letzten Akt. Nicht nur die Brückencrew staunt, was sich dabei auf dem Hauptbildschirm abspielt.

Beobachtungen

  • “Star Trek” hat gerade einen Narren an Titeln mit Anspielung auf die “Kobayashi Maru”-Simulation gefressen. Die vierte Staffel “Discovery” zeigte uns “Kobayashi Maru”, in “Prodigiys erster Staffel gab es “Kobayashi”, nun also in “Picard” das “No Win Scenario”. Wir haben’s verstanden, “The Wrath of Khan” ist cool. Jetzt bitte weitergehen.
  • Ähnlich wie Staffel 1 von “Picard” scheinen die meisten regulären Episoden der dritten Staffel mit einem Rückblick zu beginnen. Im Falle dieser Episode wird sogar über den Verlauf der gesamten Episode wiederholt dieser Rückblick aufgegriffen.
  • Nicht nur die Voyager hatte Kontakt mit den Hirogen. Offenbar sind die Jägernomaden auch der Enterprise-E begegnet und Picard konnte mit Hilfe von Worf einen Alpha bezwingen.
  • Wie auf der U.S.S. Voyager ist auch auf der Titan die Energieversorgung der Holodecks separat von den übrigen Schiffsystemen, was die Benutzung auch während der sich entwickelnden Krise erlaubt.
  • Shaw freut sich darüber, dass Dr. Crusher Schmerzmittel “sehr liberal” verabreicht. Der Captain scheint ein entspanntes Verhältnis zum Konsum von bewusstseinsverändernden Substanzen zu haben. Mit Seven macht er im Zusammenhang mit dem Formwandler ein Wortspiel zu “Pot”, das gleichzeitig “Gefäß” und umgangssprachlich Canabis bedeutet.
  • In derselben Szene sehen wir für einen Augenblick das Photo von Constable Odo auf einem PADD.
  • Die Szene von Vadic verwendet Ikonographie und Symbolismen, die man eher in einem B-Movie über Satanistenkulte erwarten würde. Ich hoffe auf eine rasche und befriedigende Auflösung.
  • Vadic besitzt einen remanischen Dolch, wie wir ihn von Shinzon aus “Nemesis” kennen.
  • Wer genau hinsieht, kann kurz den Schriftzug “Daystrom Institute” auf der Portalwaffe der Shrike erkennen.
  • So charmant die Szene zwischen Shaw und Picard auch gespielt und inszeniert ist, sie erinnert doch sehr stark an einen Konflikt, den wir schon mal genau so gesehen haben (und damals wurde das mit “show, don’t tell” mitreißender vermittelt).
  • Wie häufig lässt sich die Energie aus den Lebenserhaltungssystemen eigentlich umleiten? Da scheint ja auch nach mehrmaligem Abschalten immer noch Saft drauf zu sein.
  • Rikers neuestes Manöver ist eine spaßige Idee, aber die Effektivität überrascht doch sehr (ähnlich wie die “Druckwelle” des in der letzten Episode gesprengten Photonentorpedos)
  • Mich würde jetzt noch wahnsinnig interessieren, ob das Ende nur eine visuelle Hommage an eine berühmte Mission der Enterprise-D ist, oder ob da auch In-Universe eine Verbindung besteht.
  • Wir hören in dieser Folge den ersten Logbucheintrag mit Sternzeit: 78183.10. Das ist 37 Jahre nach “Mission Farpoint” also ungefähr Februar/März 2401. Der “Frontier Day” ist mutmaßlich der 16. April, wenn man den Jahrestag des Starts der Enterprise NX-01 feiert.
  • Jacks Halluzinationen, die bereits in “Seventeen Seconds” gezeigt wurden, laden einerseits zu viel Spekulation ein, weil sie die Frage nach der Identität des jungen Mannes erneut aufmachen. Andererseits sieht mir das visuell alles zu stark nach dem “Red Forest” aus “12 Monkeys” aus, und ich habe die schiere Menge der Easter Eggs und Gaststars langsam über. Auch in “Battlestar Galactica” wurde die ein oder andere Anspielung an “Star Trek” eingebaut, aber Terry Matalas & andere “12 Monkeys”-Alumni treiben es mir langsam ein bisschen bunt.
Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

Hier entlang zum Hören!

Loading

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×03 – “17 Sekunden”

Created with GIMP

Actionreich und emotional geht es in Folge 3 der aktuellen Staffel weiter. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 19
“Star Trek: Picard” © Paramount

Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der verbleibenden sieben Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

Handlung

Die Titan flüchtet in die Tiefen der unerforschten Anomalie, doch sie kann der Shrike nicht entkommen. Immer wieder gelingt es Captain Vadic (Amanda Plummer) und ihrer Crew, die Titan zu lokalisieren.

Derweil sprechen sich Picard (Patrick Stewart) und Beverly (Gate McFadden) endlich aus. Jack ist das Resultat ihres letzten gemeinsamen Urlaubs, kurz bevor sie ihre Romanze vor rund 20 Jahren endgültig beendeten. Beverly entschied sich damals, Picard aus ihrem und Jacks Leben herauszuhalten, was Picard wiederum als Anmaßung betrachtet.

Als Captain Shaw (Todd Stashwick) bei einem der Angriffe der Shrike schwer verletzt wird, überträgt er Captain Riker (Jonathan Frakes) temporär das Kommando über die Titan. Während Picard in einem Kampf die einzige Chance auf Rettung sieht, befiehlt Riker stattdessen den Rückzug, der das Schiff noch tiefer in die Anomalie bringt.

Unterdessen sind Seven of Nine (Jeri Ryan) und Jack Crusher (Ed Speleers) einem Saboteur auf der Spur, der an Bord des Schiffes sein Unwesen treibt. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen Wechselbalg handelt.

Als es zu einem weiteren Gefecht mit der Shrike kommt, setzt diese eine unbekannte Portal-Waffe ein, die der Titan jeden Fluchtweg abschneidet. Angesichts dieser Lage drängt Picard noch vehementer auf eine direkte Konfrontation. Nur widerwillig befiehlt Captain Riker daraufhin, die Shrike zu beschießen. Doch der Plan geht nach hinten los: Die Titan wird von den eigenen Photonentorpedos kampf- und manövrierunfähig gemacht und trudelt nun ihrem Verderben entgegen.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 20
Die Titan auf der Flucht (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Raffi (Michelle Hurd) und Worf (Michael Dorn) führen derweil ihre Ermittlungen auf M’talas Prime fort. Als sie den vermuteten Drahtzieher Titus Rikka (Thomas Decker) gefangen nehmen und verhören, erweist sich auch dieser als Mitglied einer Gruppe von Wechselbälgern, welche die “Große Verbindung” einst verließen, um sich für die Niederlage im Dominion-Krieg zu rächen.

Drehbuch & Dramaturgie

Jane Maggs und Cindy Appel haben – so viel sei an dieser Stelle schon vorweggenommen – das bisher beste Drehbuch der aktuellen dritten “Picard”-Staffel verfasst. Sowohl A- als auch B-Handlung überzeugen über weite Strecken mit einem gelungenen Mix aus starkem Pacing, fesselnder Spannung, cooler Action und starken Charaktermomenten. Neben emotionalem Drama setzt die Folge zudem die ein oder andere humoristische Pointe, was die grundsätzlich eher düstere Atmosphäre zwischendurch in angenehmer Weise auflockert. Außerdem werden sowohl die beiden Staffel-Arcs als auch die Entwicklung der alten und neuen Charaktere stringent vorangetrieben.

Ein Pluspunkt der Episode ist deren kluge Struktur mit klar erkennbarem Spannungsbogen und einem Erzählmotiv, das zu Beginn in einer Rückblende (2381) eingeführt und im weiteren Verlauf immer wieder latent oder dezidiert aufgegriffen wird: Vaterfreuden und Vatersorgen.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 21
Picard (Patrick Stewart) und Riker (Jonathan Frakes) im Jahr 2381 (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Der Episodentitel “17 Sekunden” spielt auf Rikers Weg von der Brücke bis zur Krankenstation der damaligen U.S.S. Titan an. Und zwar an jenem Tag, an dem sein erstes Kind – sein Sohn Thaddeus – geboren wurde. Diese Geburt verlief damals nicht komplikationslos, sodass diese 17 Sekunden Riker wie eine halbe Ewigkeit vorkamen. Zwanzig Jahre später ergeht es Picard genauso, als er “plötzlich” Vater wird, wenig später seinen Sohn Jack aber beinahe an den Tod verliert, ohne ihn richtig kennengelernt zu haben.

Wenngleich viele der Dialoge gut geschrieben sind, kann sich auch das Skript zu “17 Sekunden” leider nicht vollumfänglich von gängigen Hollywood-Klischee und mittlerweile überstrapazierten Erzählmustern freimachen. Denn so spannend die Episode auch ist und so sehr ich mich auch über die Rückkehr der Wechselbälger aus “Deep Space Nine” freue: Ich bin solche Geschichten mit “Schläfern” an Bord langsam doch etwas überdrüssig. Was bei “Deep Space Nine” (Eddington) und “Voyager” (Seska, Jonas) noch ein spannendes Novum war, ist in “NuTrek” offenkundig zum Standard geworden. Leider haben “Picard” (Jurati, Commodore Oh, Narissa Rizzo) und auch “Discovery” (Tyler, Lorca) diese Art des Storytellings in den vergangenen fünf Jahren derart häufig praktiziert, dass zumindest bei mir der intendierte Thrill dieser Erzählweise allmählich etwas nachlässt. Man hat das Gefühl: business as usual.

Und auch das an manchen Stellen zutage tretende Lazy Writing, wie beispielsweise dümmliches Wachpersonal oder die Unart, gestandene Sternenflottenoffiziere unsympathisch oder inkompetent erscheinen zu lassen (Dr. Ohk), nur damit unsere Helden in gutem Licht dastehen können, trübt den grundsätzlich positiven Gesamteindruck des Drehbuchs ein wenig ein.

Zudem ist mir eine weitere Sache aufgefallen. Während sich “The Next Generation” oder “Voyager” in solchen “David gegen Goliath”-Gefechtssituationen die Zeit nahmen, das feindliche Schiff ausführlich zu untersuchen, um eventuell einen Schwachpunkt ausfindig zu machen (z.B. TNG 7×01 “Angriff der Borg, Teil 2”, VOY 3×26 “Skorpion, Teil 1”), zeigt uns “17 Sekunden” hier lieber, wie sich Picard und Riker gegenseitig ankeifen. Konflikt statt Kooperation. Drama statt wissenschaftliche Problemlösung.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 22
Picard und Riker auf der Brücke der Titan. (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Das führt dann leider auch dazu, dass beide Sternenflotten-Legenden hier ungewohnt unprofessionell wirken. Sie haben eben nicht viel in der Hand, um für ihre unterschiedlichen Ansätze zu werben. Rikers Flucht in das Ungewisse des (vermeintlichen?) Nebels erscheint mir ebenso naiv wie Picards nicht wirklich empirisch belegte These, ein Angriff von hinten sei die beste Chance auf Erfolg. Auf welcher konkreten Basis kommt er zu dieser Erkenntnis? Selbst wenn die Portal-Waffe nicht nach hinten abgefeuert werden kann, so stehen die Chancen der Titan nicht plötzlich bei 50:50.

Wäre “Seventeen Seconds” eine TNG-Folge, hätten sich sowohl Picard als auch Riker ein Täuschungsmanöver überlegt, um Zeit für eine anständige wissenschaftliche Analyse der Portal-Waffe zu gewinnen. Und erst dann hätte man sich eine entsprechenden Plan überlegt. Selbst beim ersten Aufeinandertreffen mit den Borg hat Picard ein Außenteam auf den Kubus geschickt, um zunächst Informationen zu sammeln – trotz der großen Gefahr (TNG 2×16 “Zeitsprung mit Q”). Aber an einem solchen Subplot zeigt das Drehbuch von “17 Sekunden” leider nur geringfügiges Interesse. Bestenfalls Jacks Spürnase (Verterium-Leck) geht in eine solche Richtung.

Es wäre schön, wenn Folge 4 das nachholen könnte. Teamwork und Wissenschaft war immerhin stets die größte Stärke der TNG-Crew gewesen.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 23
Worf (Michael Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) verhören einen Wechselbalg (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Nichts zu meckern gibt’s derweil an der B-Story. Hört, hört! Ja, dieser Teil der Episode hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Kombination Raffi und Worf passt wie die Faust aufs Auge. Dazu an anderer Stelle mehr. Hier aber noch ein Wort zur Handlung:

Wie ich bereits in meiner ersten Rezension schrieb, ist das Aufkommen einer neuerlichen galaktischen Verschwörung nicht gerade innovativ. Das sehe ich immer noch so. Aber als großer “Deep Space Nine”-Fan hat mich die Rückkehr der Wechselbälger natürlich voll abgeholt. Wie könnte es auch anders sein?! Endlich, fast 24 Jahre (!) nach “Das, was du zurücklässt” (DS9 7×25/26), erfahren wir, wie es mit Odo und den Gründern in der “Großen Verbindung” weiterging.

Man kann nur hoffen, dass diese Konspiration, die allerdings mehr zu sein scheint als einfache Rachegelüste der Formwandler, am Ende besser durchdacht ist als die ziemlich lahme Zhat Vash-Story in der ersten Staffel. Mal sehen. 

Was Captain Vadic und deren Motivation betrifft, führt die Episode leider keine weiteren Erkenntnisse zutage. Bis jetzt hat mich dieser Big Bad noch nicht überzeugen können. Ich hoffe, dass man uns hier nicht allzu lange im Unklaren lässt. Auf eine neuerliche Hängepartie, wie etwa in der zweiten Staffel von “Discovery” (Control), kann ich gut und gerne verzichten.

Dafür bietet uns die Schlacht in der Anomalie endlich mal was Neues. Die Portal-Waffe ist eine coole Idee und erinnert mich irgendwie an die Subraum-Tore der Solanogen-Aliens in “In den Subraum entführt” (TNG 6×05).

Charaktere

Picard, Beverly und Jack Crusher

In einem ausführlichen Vier-Augen-Gespräch zwischen Picard und Beverly erfahren wir, was sich nach (und vor?) “Star Trek: Nemesis” zugetragen hat. Picard und Beverly waren ein Paar – und dann doch wieder nicht mehr. Hier wird also eine On-Off-Romanze angedeutet, von der wir nach dem TNG-Finale aber leider nichts mehr zu sehen bekamen. Denn in den Kinofilmen zeigte Picard kein großes Interesse mehr an Beverly, in “Star Trek: Der Aufstand” hatte er vielmehr eine kurze Liebelei mit Anij vom Volk der Ba’ku.

Die Episode beschränkt sich hier leider nur auf das Erzählen dieser Entwicklung, ohne uns eine entsprechende Rückblende zu zeigen. Folglich hat mich diese Szene auch emotional nicht so abgeholt, wie das bei vielen anderen der Fall war. Die Lücke von 29 Jahren seit “Gestern, heute, morgen” (TNG 7×25/26) ist mir dann doch etwas zu groß.

Inwiefern Beverlys Begründung nachvollziehbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aufgrund der Tatsache, dass sie selbst einen Großteil ihres Lebens in der Sternenflotte verbracht hat und sie auch ihren Teenager-Sohn Wesley damals auf der Enterprise-D ständigen Gefahren aussetzte, überzeugt mich ihre Einlassung nur bedingt. Ich habe hier fast den Eindruck, dass man ihr eine geringfügig modifizierte Begründung von Dr. Carol Marcus (“Star Trek II: Der Zorn des Khan”) in den Mund gelegt hat. Natürlich hat sie der Tod ihres Mannes und der “Verlust” von Wesley mitgenommen. Aber als langjährige Sternenflotten-Ärztin sollte sie eigentlich damit umgehen können – so wie in den 30 Jahren davor ja auch.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 24
Picard und Beverly (Gates McFadden) haben 20 Jahre und einen verheimlichten gemeinsamen Sohn aufzuarbeiten (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Und auch den Verweis auf Picards Probleme mit Kindern finde ich nicht (mehr) so schlüssig, wie die Episode mir als Zuschauer wohl suggerieren möchte. Picard hat in TNG zweifelsohne eine Entwicklung durchlaufen, die seine Beziehung zu Kindern weitestgehend normalisiert hat. Diese Entwicklungslinie lässt sich nach meinem Dafürhalten anhand der Episoden “Die Sorge der Aldeaner“ (TNG 1×17), “Das Herz eines Captains” (TNG 2×17), “Familienbegegnung” (TNG 4×02), “Endars Sohn” (TNG 4×04), “Katastrophe auf der Enterprise” (TNG 5×05) und “Boks Vergeltung” (TNG 7×22) recht gut nachzeichnen. Kurzum: Picard konnte besser mit Kindern (und jungen Erwachsenen) umgehen, als er anfangs selbst von sich glaubte. Und seine herzliche Beziehung zu seinem Neffen René weckte in ihm wohl auch den Wunsch nach einem eigenen Kind (“Star Trek: Treffen der Generationen”). Denn im ersten TNG-Kinofilm hatte ich nicht den Eindruck, dass Picard keine Kinder möchte oder dass er sich die Vaterrolle nicht zutraut. Vielmehr war er deprimiert, weil er (fälschlicherweise) glaubte, dass dieser Zug für ihn bereits abgefahren sei. Daher tue ich mich auch etwas schwer damit, Beverlys Begründung in den Kanon einzuordnen.

Aber sei’s drum. Hier gehen die Meinungen nun einmal auseinander und das ist auch völlig in Ordnung. Ich fand’s okay, aber auch nicht überragend.

Schauspielerisch trumpfen Gates McFadden und Patrick Stewart hier aber voll auf. Nach all den Jahren erkennt man sofort die alte Picard-Crusher-Chemie, auch wenn sie sich im Deutschen nun endlich duzen (was sie von TNG-Folge 1 hätte tun sollen).

Picard & Jack

Die Picard-Jack-Beziehung orientiert sich doch recht auffällig an der Kirk-David-Beziehung in “Star Trek II: Der Zorn des Khan”. Auch hier fehlt mir ein bisschen das Innovative. Ich hätte es viel interessanter gefunden, wenn Beverly Jack verschwiegen (oder angelogen) hätte, wer sein Vater ist. Oder wenn sie ihn davon abgehalten hätte, Picard aufzusuchen. Das wäre mal eine neue Vater-Mutter-Sohn-Dynamik gewesen.

Ich verstehe durchaus die Intention, die hinter diesem Charakter-Arc steht. Vater und Sohn sind sich zunächst fremd, bei Jack besteht sogar eine Antipathie. Im Laufe der Staffel werden sie dann aber sicherlich eine emotionale Bindung aufbauen. Hoffentlich eine, die glaubwürdiger ist als die 180 Grad-Wende von David Marcus im zweiten Kinofilm.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 25
Jack Crusher (Ed Speleers) ringt zeitweise mit dem Tod (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Mein Problem: “Star Trek II” hat das eben schonmal erzählt. Ich bin (wie mein Redaktionskollege Christopher Kurtz) einfach der Meinung, dass es keine gute Idee ist (und darüber hinaus auch keine besonders große Autorenleistung), bereits erzählten Stoff in leicht abgewandelter Form einfach zu adaptieren.

Auf den Punkt gebracht: Auch bei diesem Charakter-Arc fehlt mir der Mut, mal völlig neue Wege zu gehen.

Picard & Riker

Neue Wege geht man aber zweifelsohne mit dem Picard-Riker-Charakterbogen. Das gilt es zunächst einmal zu honorieren. Dieser Charakter-Arc fühlt sich indes sowohl richtig also auch irgendwie seltsam an.

Einerseits bin ich einfach nur begeistert davon, wie toll Jonathan Frakes seine Rolle spielt: Seine aufrichtige Freude über Jack als Resultat einer Picard-Crusher-Romanze. Sein anhaltender Schmerz über den Verlust seines eigenen Sohnes, der jetzt ungefähr so alte wäre wie Jack. Und die Art, wie er für Picard den “Counselor” spielt. Die Ehe mit Deanna hat hier also einen spannenden Nebeneffekt. Mich hat diese Riker-Picard-Dynamik an Kirk und Bones erinnert, wobei Riker deutlich mehr Taktgefühl an den Tag legt als der gnadenlos direkte McCoy.

Im Verlauf der Episode kommt es dann allerdings zum Bruch zwischen Riker und Picard, weil man sich uneins darüber ist, wie man bestmöglich aus der Gefahrenlage kommt. Die Intention dieses Konflikts liegt auf der Hand. Die beiden Autorinnen wollen verdeutlichen, dass sich Riker seit seiner Zeit als Picards “Nummer Eins” weiterentwickelt hat. So deutet “17 Sekunden” an, dass Riker nach einem persönlichen Schicksalsschlag – nämlich der bereits erwähnte frühe Tod seines Sohnes – nicht mehr der (risikofreudige) Kommando-Offizier ist, der er früher einmal war. Gleichwohl könnte Rikers nun deutlich defensiverer Kommandostil auch das Resultat eines “normalen” Emanzipations- und Reifeprozesses sein. Denn 2379 übernahm Riker nach 15 Jahren als Picards rechte Hand sein eigenes Kommando, das er zirka zehn Jahre innehatte.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 26
Captain Riker ist wütend auf Picard (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Seit einer Woche wird nun im Netz heiß diskutiert, ob Riker hier “out of character” agiert oder nicht. Spekulationen kamen auf, dass es sich hier gar nicht um Will Riker handeln könnte, sondern um dessen Transporter-Double Thomas Riker (von Terry Matalas auf Twitter bereits dementiert). Oder auch um einen Wechselbalg.

Ich habe mir dazu noch keine abschließende Meinung gebildet. Außer, dass ich sowohl Rikers als auch Picards Plan nicht wirklich überzeugend finde. Und dass mir Wills Vorwurf an Picard auch ziemlich unfair und für Riker eher untypisch erscheint. Aber auch Picards offensivere Strategie passt in meinen Augen nicht so ganz zu dem Picard, den wir aus TNG kennen. Captain Picard hat sich im Zweifelsfall (fast) immer für einen Rückzug denn für eine direkte Konfrontation entschieden.

Ich vermute hinter diesen “Charakteranomalien” eine Intention der Autorinnen, die in dieser Folge allerdings noch nicht aufgelöst werden. Deshalb muss auch die Bewertung dieses Konflikts auf die nächste Rezension vertagt werden.

Seven of Nine

Seven ist von Shaw nun doch auf ihr Quartier verbannt worden. Da der Captain wegen einer schweren Verwundung aus dem Spiel genommen wird, ruht vorerst auch diese konfliktträchtige Beziehung. Dafür wird immer deutlicher, dass es Seven in nur kurzer Zeit gelungen zu sein scheint, das Vertrauen und die Sympathie eines großen Teils der Titan-Crew zu gewinnen. Insbesondere Ensign La Forge hat einen netten Dialog mit Seven, der dies unterstreicht.

Sevens Charakterentwicklung ist sicherlich ein großer Pluspunkt der Serie. Auch wenn mir manche Aspekte in Staffel 1 missfielen, so hat sie seit dem Ende von “Voyager” insgesamt doch eine interessante und nachvollziehbare Entwicklung durchlaufen.

Raffi & Worf

Die Paarung Worf und Raffi ist für mich das Highlight der Episode. Diese Kombination passt einfach – und hat den positiven Nebeneffekt, dass Raffis nervige Attitüden deutlich weniger ins Gewicht fallen als in den ersten beiden Staffeln.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 27
Michael Dorn als Worf (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)

Worf hat indes eine interessante Entwicklung durchlaufen, die ich momentan noch nicht vollständig zu erfassen vermag. Also Pazifist ist er definitiv nicht. Aber dafür hat er an seinem Temperament gearbeitet und die Macht der Psychologie für sich entdeckt. Gänzlich humorlos war Worf zwar noch nie, aber seine Pointen sind mittlerweile so treffsicher wie seine Hiebe mit dem neuen Kur’leth-Schwert. Mir gefällt’s! 

Zudem merkt man, dass Michael Dorn seine Rolle über die Jahre wirklich verinnerlicht hat, der Figur aber dennoch auch noch neue Impulse geben kann. In den nächsten Folgen bitte noch mehr von diesem neuen, ultracoolen Worf!

Inszenierung

Jonathan Frakes hat diese Episode inszeniert und das merkt man wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Dieser Mann kann sowohl Actionsequenzen als auch Charakterszenen hervorragend umsetzen. Pacing, Schnitte, Montagen – das alles wirkt wie aus einem Guss. In Kombination mit den starken Spezialeffekten und der abermals stimmungsvollen Musik ist “17 Sekunden” formal betrachtet nahezu perfekt.

Das einzige visuelle Ärgernis ist und bleibt die (für mich unverständlich) schwache Belichtung der Szenerie. Früher war mehr Lametta.

Cover für "On Screen!", dem Podcast mit Echtzeit-Folgenbesprechungen

On Screen: Serien-Podcast

Schaut mit uns gemeinsam, holt euch die Redaktion des TrekZone Networks auf die Fernsehcouch! Zu jeder Folge “Picard” gibt es bei uns einen Live-Kommentar. Wir klicken zur selben Zeit auf PLAY, und los geht’s!

Wartet nicht auf DVDs oder Blu-rays, bei uns werdet ihr direkt mit unnützem Wissen, Hintergrundinformationen und wilden Fantheorien versorgt.

Hier entlang zum Hören!

Loading

Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer23 (Staffel 3, Folge 3)
OriginaltitelSeventeen Seconds
Deutscher Titel17 Sekunden
Story & DrehbuchJane Maggs & Cindy Appel
RegieJonathan Frakes
US-Erstausstrahlung2. März 2023
DE-Erstausstrahlung3. März 2023
Laufzeit56 Minuten
Datum (In-Universe)2401

SPOILER: Fotos und Videos zu “Star Trek: Picard” – Folge 3×04

0
Wissenschaftsoffizierin T'Veen
Wissenschaftsoffizierin T'Veen

Der offizielle Trailer zur “Picard”-Episode 3×04 “No Win Scenario” wurde kürzlich auf StarTrek.com veröffentlicht. Die Kollegen von TEASER TRAILER auf Dailymotion durften eine HD-Kopie des Trailers auf YouTube veröffentlichten, den wir hier an dieser Stellen einbetten wollen:

Sneak Peak

Auch ein sogenanntes Sneak-Peak-Video, also die Vorschau einer ganzen Szene, ist online.

Achtung, Spoiler! Sie zeigt einige Momente, die vermutlich die ersten in “No Win Scenario” sein werden. Die Brückencrew kommuniziert über die Lage, Riker gibt Befehle, die Situation verbessert sich nicht unbedingt.

Promobilder

Auf StarTrek.com gingen wie immer im Vorfeld Promobilder zur kommenden Episode online. Hier eine Auswahl:

© Trae Patton/Paramount+. ©2021 Viacom, International Inc. All Rights Reserved.

Rezensionen und Podcast

Das TrekZone Network veröffentlicht für jede Episode drei Reviews:

Unser On-Screen-Podcast erscheint wöchentlich und versteht sich als Audiokommentar-Spur zur jeweils aktuellen “Picard”-Episode. Darin bespricht unsere Redaktion eine “Star Trek”-Folge, während sie sie schaut. Alle On-Screen-Podcasts haben eine Vor- und Nachbesprechung. Der Hauptteil jedoch ist immer die “Kommentartonspur”, also das On-Screen-Erlebnis: Hörer:innen und Sprecher:innen schauen die ganze Episode gemeinsam, drücken zusammen auf den PLAY-Button: “Drei, zwei, eins, PLAY!” Unser On-Screen-Format eignet sich besonders für Trekkies, die neue Episoden gerne mehr als einmal schauen.

Eine Übersicht aller Podcasts des TrekZone Networks findet ihr hier.

Rezension: “Descent – Die Tore von Thelgrim”

0

Ein neuer Roman aus der Fantasy-Welt.

Inhalt (Klappentext)

Ein widerwilliges Trio muss eine geheimnisvolle Stadt zu untersuchen und dabei gegen ein dämonisches Unwesen kämpfen – ein atemberaubender Roman aus dem Descent-Universum.   Als drei verschiedene Abenteurer angeheuert werden, um die Versiegelung von Thelgrim, der großen Zwergenstadt, zu untersuchen, haben alle drei Bedenken. Einer von ihnen ist ein gesuchter Verbrecher und die beiden anderen wollen nicht zusammenarbeiten – aber bei so einer Bezahlung kann man schlecht ablehnen. Als sich die drei auf einem geheimen Weg nach Thelgrim begeben, ahnen sie nicht, was sie dort erwartet. Terrinoth befindet sich im Umbruch und neue Bedrohungen lauern in der Dunkelheit.

Kritik

Robbie MacNiven hatte ja bereits das Erste Buch zu Descent (Die Verdammung von Falbhain) geschrieben und damit einen sehr soliden Start in die Reihe hingelegt. Auch wenn die Bücher nichts miteinander zu tun haben, konnte man eigentlich durchaus der Vorfreude sein. Leider hat sich diese im vorliegenden Fall in das dramatische Gegenteil verkehrt.

Rezension: "Descent - Die Tore von Thelgrim" 32

In der folgenden Rezension wird es, anders als in meinen anderen Rezensionen, zu vermehrten Spoilern kommen. Die sind an dieser Stelle nötig, um zu erklären, warum der Roman nichts Besonderes ist. Solltet ihr also vorhaben, das Buch noch zu lesen, solltet ihr erwägen, an dieser Stelle aufzuhören zu lesen.

Noch da? Gut, dann möchte ich an dieser Stelle auf eine Serie verweisen. Das hat jetzt zwar nichts mit dem Buch an sich zu tun, aber wer “The Walking Dead – World beyond” geschaut hat, der weiß, das sich die Handlung der Serie in einem Satz zusammenfassen lässt: Jugendliche gehen durch die Landschaft und reden. So in etwa kann man nämlich auch die Story des Romans zusammenfassen: Die Helden laufen durch Tunnel und reden.

Um das Ganze mal etwas aufzudröseln, will ich an der Stelle mal versuchen, die Handlung nachzuerzählen. Die Helden treffen sich ein einer Taverne, gehen dann zur Zwergenstadt, gehen durch Tunnel, reden mit Zwergen, fliehen durch Tunne, kämpfen etwas, gehen durch Tunnel, Endkampf. Das wäre vielleicht noch nicht so schlimm, wenn die Gespräche, die dabei geführt werden würden, wenigstens etwas Tiefgang hätten. Zwar erfährt man von dem ein oder anderen Charakter noch etwas über seine Vergangenheit, aber bis kurz vor Ende misstraut man sich eigentlich noch, so das die Gespräche kaum was gebracht haben, während man am Ende dann quasi Friede, Freude, Eierkuchen ist. Ihr merkt schon, die Story plätschert leider über weite Teile nur so vor sich hin. Gleiches gilt auch für die Charaktere, die zwar schöne Hintergründe haben, aus denen aber zuwenig gemacht wird. Shiver und Astarra etwa hatten eine schwere Vergangenheit, aber das ist am Ende eigentlich egal, weil es weder den Charakteren noch der Handlung hilft – und sie uns als Leser auch nicht näher bringt.

Na schön, zugegeben, zwischen den einzelnen “Tunnelgängen” passiert auch noch das ein oder andere. Eben die Kämpfe. Oder eine Gerichtsverhandlung. Die ist aber leider irgendwie genauso sinnlos. Doch dazu kommen wir gleich. Unsere Helden werden also in die Titelgebende Stadt Thelgrim geschickt, um ein Artefakt zu holen. Die Stadt ist aber abgeriegelt, weil eben jenes Artefakt gestohlen wurde. Und unsere drei Helden bekommen sogleich die Schuld daran. Und das ist halt mehr als dämlich, denn unsere Helden sind einen Monat unterwegs, als sie in die Stadt kommen. Also warum sollten sie nach der langen Zeit zurückkommen, wenn sie wirklich die Schuldigen wären? Selbst wenn ich an der Stelle einberechne, das man sagen könnte, sie waren halt im Tunnellabyrinth verloren oder das es nur eine Ablenkung durch die Bösewichte sein sollte, ist das doch etwas schwer zu schlucken.

Apropos Bösewicht. Die Helden sind ja unschuldig, wie der Leser weiß. Es muss also einer der anderen sein. Und da gibt es drei Zwerge, die sich hervortun: Der König, die Stadtwache Bradha und die beiden Zwillinge (genau genommen sind es also vier). Da es der König kaum sein wird, bleiben nicht mehr soviele Hintermänner übrig. Da besagte Charaktere auch immer nur kurze Auftritte haben, kann man eigentlich nicht wirklich “mitraten” und weiß schon nach kurzer Zeit, das hier ein Bösewicht “aus dem Hut gezogen” werden wird. Und wer ist am Ende der Bösewicht? besagte zwei Zwillinge, die unseren Helden von Beginn an feindlich gegenüberstehen und sie bei jeder Gelegenheit angehen. Mehr Klischee geht halt an der Stelle nicht.

Aber zunächst ist da ja noch der Diebstahl des Artefakts. Die Helden werden etwa ab der Hälfte getrennt und Zwergensohn Raythen wird der Prozess gemacht. Der ist zu der Zeit mit einem Erfinder zusammen in Haft, der eigentlich der Auftraggeber der Helden ist. Und Raythen beruft sich auf ein altes Ritual, bei dem einem so lange Steine auf den Bauch gelegt werden, bis man tot ist oder gesteht. Das Gegenüber ist dann unschuldig. An der Stelle muss halt auch die Frage erlaubt sein, was eigentlich Raythens Plan ist? Den Erfinder töten um davon zu kommen? Zu jenem Zeitpunkt weiß Raythen noch gar nicht, das der mitschuldig ist. Also ja, große Überraschung – der Erfinder ist tatsächlich mitschuldig am Diebstahl (zusammen mit den Zwillingen). Deren einziger Plan ist es, Chaos zu verbreiten, viele Leute zu töten und Thelgrim zu zerstören. Dazu wollen sie das unterirdische Reservoir anbohren und die Stadt überfluten…. na steigt ihr noch durch?

Dafür hätten sie aber das Artefakt eigentlich nicht gebraucht, die neue Bohrmaschine hätte gereicht. Insofern war ihr Plan, die Helden herzulocken um sie als Ablenkung zu nutzen genauso dämlich. Da hätte es voll gereicht, die Tiefenelfen, die da auch noch rumschleichen, zu bemühen. Aber auf die musste man die Zwerge ja mit der Nase stoßen. So oder so, eigentlich hätten sie das Artefakt nicht gebraucht, denn ohne die Helden hätten sie ihren Plan einfach umsetzen können. Aber macht nix, Raythen entkommt am Ende mit dem Artefakt und alles ist gut. Oder nicht? Tja, anscheinend hatte er doch einen Plan und war irgendwie doch der Dieb (obwohl ers zuerst nicht war). Geheimer Plan oder Gaunerei? Diese Frage stellen sich am Ende auch die Helden… und entfleuchen in eine etwaige Fortsetzung.

Und den (kurzen) unspektakulären Endkampf erwähne ich an der Stelle gar nicht. Ihr merkt schon, die Story hat derart viele Löcher, das es wirklich kein Spaß ist, sich durch diesen Roman hindurch zu quälen.

Kostümdesign: Drei CAFTCAD-Awards für “Strange New Worlds”

0
CAFTCAD 2023: Auszeichnungen für das Kostümdesign von "Strange New Worlds"
CAFTCAD 2023: Das Designteam von "Strange New Worlds" erhielt drei Preise: für das beste Textilhandwerk, das beste Bauhandwerk und das beste Kostümdesign.

Man mag von NuTrek halten was man möchte, doch vor dem Kostümhandwerk der neuesten Serien gilt es den Hut zu ziehen. So sieht das auch die Kanadische Allianz für Film- und Fernsehkostümkunst und -design (Canadian Alliance of Film and Television Costume Arts and Design: CAFTCAD). Am Sonntagabend feierte sie bei einer Gala in Toronto herausragende einheimische Künstler aus den Bereichen Film, Fernsehen und Digitalproduktion. Sie würdigte das Designteam von “Strange New Worlds” mit drei Preisen: für das beste Textilhandwerk, das beste Bauhandwerk und das beste Kostümdesign.