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Miniserie: Teaser-Trailer für “The Sky is the Limit”

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Teaser "The Sky Is The Limit"
Teaser "The Sky Is The Limit"

“Strange New Worlds” wird es bis auf Weiteres nicht für deutsche Fans zu sehen geben. Wir hätten da einen Vorschlag, wie wir die Wartezeit überbrücken können…

Trekbarometer Umfrage – Staffelfinale “Star Trek: Picard” Staffel 2

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(Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Die zweite Staffel von “Star Trek: Picard” ist abgeschlossen. Wir möchten deshalb von euch wissen, wie euch die neueste “Star Trek” Serie gefallen hat.

Nächste Woche werden wir eure Antworten in unserem Trekbarometer Podcast auswerten und detailliert besprechen.

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Kurzrezension: Picard 2×10 – “Farewell”

Das Finale der zweiten Staffel “Star Trek: Picard” hat viele Baustellen. Wir besprechen spoilerfrei, ob die Landung in “Farewell” gelingt.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Handlung

Picard weigert sich, die Worte der Borg-Königin zu beherzigen. Er und Tallinn versuchen, Renée Picard vor dem Raketenstart vor Ort zu beschützen, während Rios, Seven und Raffi versuchen, Soongs restliches Arsenal unschädlich zu machen.

Offene Enden

Die letzte Folge dieser zweiten Staffel “Picard” hat sehr viel Boden gut zu machen. Um es direkt zu sagen: zu viel. Wer mit Maßstäben von Stringenz und Logik an die Episode herantritt, findet selbstverständlich klaffende Löcher. Wer bei “Hide and Seek” Unbehagen ob der Drehbuchraschler hatte, wird es auch in dieser Episode viel mit dem Kopf schütteln.

Gleichwohl geht es nicht ganz so haarstäubend zu, wie zu befürchten war, auch wenn das Tempo halsbrecherisch ist.

Die Episode muss vier große und diverse kleine Baustellen bereinigen. Zunächst wäre da der Raketenstart, der sicher über die Zielgerade gebracht werden muss. Dann bliebe die Rückkehr ins 25. Jahrhundert, die Frage nach Qs Rolle und Motivation in den Geschehnissen und der Anschluss der Handlung an die katastrophale Begegnung mit der Borg-Königin.

Penelope Mitchell als Renée Picard in "Farewell"
Penelope Mitchell als Renée Picard in “Farewell” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Nebenbei werden die Storylines von Rios & Teresa, Kore & Adam Soong, Q, Tallinn sowie verschiedene andere Schicksale zu einem teils vorläufigen, teils endgültigen Ende erzählt.

All das adressiert “Farewell”, wenn auch nicht immer schlüssig. Andere Fragen bleiben ungeklärt. Das Doppelgängertum von Laris und Tallinn zum Beispiel. Andere Handlungsstränge dieser Staffel erweisen sich als gänzlich irrelevant. So spielen weder die zeitgenössische Guinan noch Agent Wells eine Rolle im Finale.

In jedem Fall hätte es dem Pacing der Staffel gut getan, diese letzte Episode zu teilen, und dafür den Mittelteil der Staffel zu raffen.

Farewell

Das Drehbuch von Christopher Mofette und Akiva Goldman macht aber gar nicht erst den Versuch, die Puzzlestücke zu einem logisch stimmigen Gesamtkunstwerk zu verknüpfen. Obwohl es ihnen besser gelingt, als ich es ehrlicherweise zugetraut habe. Stattdessen geht es mehr darum, die Stories emotional stimmig abzubinden. Und in vielen Fällen klappt das sogar.

Es gibt gleich mehrere Dialoge in dieser Episode, die zu den besten zählen, die “Picard” bisher aufgefahren hat. Dabei geht es um Leben, Tod, Vergebung, Liebe und andere tief emotionale Themen. Die längste Zeit gelingt es “Farewell” die Balance auf dem emotionalen Drahtseil zu halten und nicht in Kitsch abzurutschen – jedenfalls bis kurz vor Ende des zweiten Akts. Es gibt dann leider doch eine kleine Zahl an Szenen, die unnötig schmalzig sind. Aber die Versuchung war wohl einfach zu groß.

Picard (Patrick Stewart) und Q (John de Lancie) in "Farewell"
Picard (Patrick Stewart) und Q (John de Lancie) in “Farewell” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Orla Brady liefert vermutlich ihre bis dato stärkste Performance in “Picard” ab. Aber auch Patrick Stewart und John de Lancie haben wieder tolle Szenen, die mit Blick auf die Charaktere fast durchweg gut geschrieben sind – auch wenn sie nicht alle Fragen der übergreifenden Handlung hinreichend erklären bzw. die dramatischen Geschehnisse der Staffel ausreichend motivieren. Aber dafür sind sie in anderer Hinsicht scharfsinnig und greifen in positiver Hinsicht für “Star Trek” allgemein und für “Picard” im Besonderen wichtige Themen auf.

Insbesondere Tallinn und Q bekommen einen angemessenen, wenn auch keine überragende Abschiede spendiert.

Bombast

Die zweite “Blendgranate”, die das Publikum davon abbringen soll, zu viel darüber nachzudenken, ob sich am Ende ein logisch stimmiger Plot ergibt, ist ein deutlicher Schub von visuellen Effekten. Wenn auch nicht so frappierend wie im Finale der letzten Staffel, sind diese leider nur mäßig überzeugend. Ob es wieder in Zeitmangel wegen Covid-19 begründet ist, weiß ich nicht. Aber sowohl die Kamerafahrten durch den Startkomplex als auch Chateau Picard springen förmlich als Computergrafik ins Auge.

Die Sternenflotte in "Farewell"
Die Sternenflotte in “Farewell” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Besonders enttäuschend fand ich die technisch einwandfreien, regenbogenbunten Effekte im 25. Jahrhundert, die mit überschwänglichen Kamerafahrten und phantasielosen Einstellungen die gigantischen Raumschiffe sowohl ihrer majestätischen Größe als auch ihrer Eleganz berauben. Mit der Ästhetik eines unterdurchschnittlichen “Marvel”-Films verpufft hier der ohnehin dürftig vorbereitete Klimax der Episode. Die Szene dauert zwar nur wenige Minuten, aber ich habe mich tatsächlich zwischendurch dabei beobachtet, wie ich auf de Uhr geschaut habe, weil mir langweilig wurde.

Beobachtungen

  • Picard kapert Tallinns Transporter genau wie Gillian Taylor in “The Voyage Home”.
  • Der Startkomplex der Europa-Mission ist eine starke visuelle Referenz zu “Assignment: Earth”.
  • Wir erfahren, warum Seven in der ersten Episode auf der La Sirena Container mit Schmetterlingslogo transportierte.
  • Bisher habe ich es bei Seite geschoben, weil die ganze Staffel sonst nie funktioniert hätte. Aber auf Grund eines sehr prominenten Cameos möchte ich es doch mal fragen: Warum greift eigentlich keiner der vielen verschiedenen selbsternannten Zeitlinienbeschützer ein, um irgendetwas in dieser Staffel zu unterbinden? Wo sind Braxton, Daniels und wie sie alle heißen, wenn man sie braucht?
  • Schon wieder kann man zu einem Staffel-2-Finale dem Bad Guy aus vollem Herzen zurufen: Kein Backup, kein Mitleid.
  • Was möchte mir die letzte Szene mit Adam Soong sagen? Zeigt die Akte Arbeit, die er bereits vollbracht hat? Oder kramt er ein altes Projekt hervor, dem er sich ab sofort widmen möchte? Ist das ein kleines Easter Egg, das “Strange New Worlds” aufgreifen wird?
  • Wir haben in der ganzen Staffel genau einen “klassischen” Q-Blitz gesehen (nämlich in der ersten Episode), daran ändert auch “Farewell” nichts.
  • Das Weltraumspektakel im 25. Jahrhundert mag eine Hommage an eine ähnliche Szene aus “All Good Things…” sein.
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Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Am 09.05.2022 zeichnen wir gemeinsam mit dem Discovery Panel einen Podcast zum Staffelrückblick auf “Picard” auf. Hinterlasst gerne in den Kommentaren Fragen, Meinungen und Themen, zu denen ihr gerne von Sebastian, Andreas, Tom, Matthias und Christopher etwas hören möchtet.

Zweitrezension: Picard 2×09 – “Das Versteckspiel”

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Wir sehen uns an, was in der vorletzten Folge der aktuellen Picard-Staffel drinsteckt. Wie immer gilt: Achtung Spoiler!

Rezension: Picard 2×09 – “Hide and Seek” / “Das Versteckspiel”

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 1

Handlung

Jurati (Alison Pill) ist gemeinsam mit Adam Soong (Brent Spiner) und einer Gruppe von borgifizierten Soldaten der “Spearhead Operations” zur La Sirena gebeamt, um die Kontrolle über das Schiff zu erlangen und anschließend die “Europa-Mission” zu sabotieren. Während Soong eine glorreiche persönliche Zukunft anstrebt, plant die Borg-Königin (Annie Wersching), das Kollektiv auf die bevorstehende Bedrohung durch die Konföderation vorzubereiten.

Picard (Patrick Stewart) und Tallinn (Orla Brady) verstecken sich im Château vor den angreifenden Soldaten. Hierbei durchlebt Picard erneut alte Kindheitserinnerungen aus der Zeit, als sich seine Mutter Yvette (Madeline Wise) das Leben nahm.

Seven (Jeri Ryan), Raffi (Michelle Hurd) und eine holografische Version von Elnor (Evan Evagora) gehen derweil zum Gegenangriff über. Bei diesem Unterfangen wird Seven lebensgefährlich verletzt.

In Juratis Bewusstsein tobt noch immer der Kampf zwischen Agnes und der Queen. Obwohl es anfänglich nicht danach aussieht, gewinnt Agnes mehr und mehr die Kontrolle zurück. Das führt sogar dazu, dass die Borg-Königin Sevens Leben verschont.

Mit Rios’ (Santiago Cabrera) Hilfe gelingt es schließlich, die Angreifer zu besiegen, sodass Soong die Flucht ergreift.

Nun muss sich zeigen, ob die alte Zeitlinie wiederhergestellt werden kann…

Drehbuch & Inszenierung

Story und Drehbuch zu “Hide and Seek” sind das Gemeinschaftswerk von Matthew Okumura Christopher B. Derrick. Derrick schreibt nicht nur Drehbücher, sondern ist darüber hinaus auch als Produzent und Regisseur tätig, wobei seine Referenzen in Hollywood bisher noch recht überschaubar sind. Sein Co-Autor Matt Okumura hat da schon etwas mehr Erfahrung vorzuweisen, sowohl als Autor (u.a. “Leverage: Redemption”) als auch als Produzent (u.a. “Into the Badlands”). Okumura schreibt also hauptsächlich für Action/Adventure-Drama-Serien und diese Stilrichtung spiegelt sich dementsprechend auch in “Hide and Seek” wider.

Regie führte Michael Weaver, die Folge war seine erste Arbeit für “Star Trek”. Weaver kann mit Fug und Recht als ein Tausendsassa der Filmbranche bezeichnet werden, seine Vita auf IMDb ist beeindruckend. In seiner über 30-jährigen Karriere hat er schon als Kameramann, Sound- und Effektspezialist, Produzent und Regisseur gearbeitet. Allerdings schlägt sich diese große Erfahrung des Regisseurs in “Hide and Seek” nur bedingt nieder.

In Sachen Erzähltempo und Erzählstringenz hat mir die Folge deutlich besser gefallen als die doch sehr zähen Episoden 7 und 8. Auf der visuellen Ebene kommt die Episode aber leider über eine “Bottle Show” nicht hinaus, die Szenen finden ausschließlich im Château Picard, auf der La Sirena und in Tallinns Wohnung statt. Auch die visuellen Effekte waren in “Picard” schon einmal besser, so mein Eindruck. Nach meinem Dafürhalten ist auch das weitestgehend dunkle Setting der Episode unvorteilhaft ausgeleuchtet. Stellenweise hatte ich Probleme, Einzelheiten zu erkennen.

Inhaltlich enthält auch dieses Drehbuch wieder einige Plot Holes und unterkomplexe Lösungsansätze, wirkt aber dennoch etwas stringenter und fokussierter als die jüngsten Bücher von Jane Maggs und Cindy Appel. Die beiden Haupthandlungsstränge – das aktuelle Geschehen auf dem Château sowie Picards Flashbacks – sind zwar fließend miteinander verwoben, das führt aber teilweise zu skurrilen Situationen. Auf der einen Seite sind die Kindheits-Flashbacks, die man im Hintergrund von Picard sieht, durchaus originell inszeniert. Auf der anderen Seite wirkt es schon extrem unglaubwürdig, dass Picard mitten in einem Schusswechsel so völlig den Fokus verliert und in einen Tagtraum abgleitet. Das müsste an dieser Stelle eigentlich tödlich enden.

Auch in Bezug auf die die Dialoge gibt es wieder mal Licht und Schatten. Der in meinen Augen dunkelste Fleck der Episode ist aber die über weite Strecken fehlende humanistische Färbung des Gezeigten. Wie leider in “Nu Trek” üblich, stehen auch in “Hide and Seek” Reden und Tun in einem krassen Widerspruch. Denn während in den Dialogen zwischen Jurati und der Borg-Königin viel von “Erbarmen”, “Menschlichkeit” und “Leben retten” die Rede ist, handeln unsere Helden leider mal wieder völlig konträr zu diesem Credo. Da werden die Spearhead-Soldaten erbarmungslos abgestochen oder in die Mauer gebeamt. Man macht sich gar nicht mehr die Mühe, nicht-letale Wege zu suchen, um die Angreifer unschädlich zu machen. Zu Zeiten von “The Next Generation” hätten Seven und Raffi eben nicht gemeinsam die Klinge in den Körper des Soldaten gedrückt, sondern ihn stattdessen mit einem vulkanischen Nervengriff ausgeschaltet. Und Seven hätte die Soldaten auch nicht in die Wand gebeamt, sondern einfach nur weit, weit weg.

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 2
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Ich bin nicht naiv, ich mache mir nichts vor: Auch “Star Trek” muss – und das zu meinem großen Bedauern – den Gesetzen des Marktes folgen. Die heutige Gesellschaft hat leider ein weitaus weniger distanziertes Verhältnis zu Gewaltdarstellungen als das noch in den 90ern der Fall war. Auch Eskapismus ist offensichtlich nicht mehr gefragt. Welche Action-, Fantasy- oder Science-Fiction-Serie kommt denn heutzutage noch ohne rabiate Gewaltdarstellungen aus?

Es macht mich aber einfach nur wütend, wenn man das Publikum für dumm verkaufen will. Den Autoren ist nämlich durchaus bewusst, dass das, was sie schreiben, nicht mehr das ist, was einst den Kern von “Star Trek” ausmachte. Also versuchen sie es mit einem billigen Trick: Die Burnhams und Picards (oder hier eben: Jurati) halten pathetische Monologe, in denen sie die Überlegenheit einer humanistischen Ethik anpreisen, damit auch “Nu Trek” von sich behaupten kann: “Seht her, liebe Alt-Trekkies! Wir sind so humanistisch wie die alten Serien.” Doch dies ist nur eine Finte, denn am Ende zählt das Handeln und nicht das Lippenbekenntnis. Und das Handeln spricht in “Nu Trek” zumeist eine eindeutige Sprache: Letale Gewalt ist notwendig. Letale Gewalt ist legitim. Letale Gewalt sieht cooler aus als Betäubungsschüsse oder vulkanische Nackengriffe.

Und bevor jetzt der Einwand kommt: “Aber in “Deep Space Nine….”. Ja, in “DS9” wurde vor allem in den letzten beiden Staffeln auch tödliche Gewalt anwendet, aber das wurde auch immer reflektiert und hat unsere Helden stets belastet. Exemplarisch sind hier “Rocks and Shoals” (DS9 6×02) und “The Siege of AR-558” (DS9 7×08) zu nennen. Bei Seven, Raffi und Co. kann ich leider keine aufrichtigen Skrupel erkennen. Und das stimmt mich sehr nachdenklich.

Kanon

Auch hinsichtlich des etablierten Kanons nimmt sich “Hide and Seek” wieder so einige Freiheiten heraus. Der frühe Tod von Picards Mutter Yvette kann hierbei sicherlich noch unter “Soft Retcon” verbucht werden. Einige andere Story-Elemente widersprechen aber nicht nur jahrzehntelang hochgehaltenen “Star Trek”-Prämissen, sondern sogar dem in dieser Serie Erzählten.

Ich bin immer wieder fassungslos darüber, dass der Writer’s Room sein eigenes Serien-Lore nicht kennt. So wissen die beiden Autoren von Folge 18 scheinbar nicht, was in Folge 5 (“Stardust City Rag”) erzählt wurde. Folglich dichtet man der Sternenflotte hier eine tiefsitzende Borg-Phobie an, was dazu geführt haben soll, dass Seven seinerzeit nicht in die Sternenflotte aufgenommen wurde. Dumm nur, dass Icheb – ebenfalls ein xB – in besagter Episode aus der 1. Staffel ganz eindeutig eine Sternenflottenuniform trug.

Überhaupt ist das Narrativ, die Sternenflotte sei nach dem Dominion-Krieg zu einer exklusiven, xenophoben Organisation geworden, mehr als unglaubwürdig. Man erweckt hier den Eindruck, als seien innerhalb der Admiralität von Starfleet Menschen wie Norah Satie (TNG 4×21 “The Drumhead) nicht der Ausnahme-, sondern der Regelfall. Auch die am Ende von “Star Trek: Nemesis” angedeuteten Friedensverhandlungen zwischen der Föderation und den Romulanern standen von Anfang an im Widerspruch zum dem, was uns “Picard”-über die Sternenflotte des ausgehenden 24. Jahrhunderts einreden möchte.

Hinsichtlich der Borg ist mir der Begriff “Entmystifizierung” fast schon zu harmlos. “Picard” hat die Borg schlichtweg dekonstruiert, regelrecht lächerlich gemacht. “Nu Trek” schafft es immer wieder, die kluge Gesellschaftskritik von “Old Trek” in ein stupides, austauschbares Nullachtfünfzehn-Story-Element zu verwandeln, das ausschließlich dem Zwecke dient, Action zu generieren und den Bedarf nach simpler Popcorn-Kino-Unterhaltung zu befriedigen.

Wer geglaubt hat, dass unter Showrunner Terry Matalas, einem Trek-Veteranen, alles besser wird, der ist nun endgültig auf die Nase gefallen – auch ich. Easter Egges wie die NX-01 Refit oder andere Nostalgie-Ansätze können nicht kaschieren, dass die Autoren von “Picard” weder dezidierte Kanon-Kenntnisse haben noch sich diesem in besonderer Weise verbunden fühlen. Eigentlich agieren sie diesbezüglich wie die Borg: Was nützlich ist, wird assimiliert. Und der Rest wird einfach eliminiert.

Figuren & Dramaturgie

Raffi, Seven und Rios

Raffi, Rios und Seven laufen auch in dieser Folge weiterhin auf Sparflamme, wobei wir endlich mal etwas Neues aus Sevens Post-Voyager-Ära erfahren. Doch bitte nicht zu früh freuen, denn im Grunde genommen ist es auch dieses Mal wieder das ewiggleiche Gesäusel: Sevens Borg-Vergangenheit macht sie zum ewigen Außenseiter, lässt ihre Lebensträume platzen und führt zu einer inneren Selbstablehnung. Von der optimistischen Zukunftsversion vergangener “Star Trek”-Zeiten ist demnach nichts mehr übrig geblieben, weil die Föderation ihre Werte zumindest zeitweise komplett aufgegeben hat.

Die Charaktere von “Picard” haben also mehr oder minder dieselben Probleme wie wir Menschen im 21. Jahrhundert. Wer braucht schon Utopie? Und das muss auch so sein, denn sonst funktioniert der fragwürdige Drama-Ansatz von “Picard” eben nicht. Also “make it so”, lasst uns fleißig Roddenberrys Utopie dekonstruieren.

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 3
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Auch bei Raffi gibt’s nichts Neues. Sie hängt weiterhin in ihrer Depri-Dauerschleife fest und Elnors ‘Wiederauferstehung’ führt dann zu einer weiteren, herbeikonstruierten Drama-Szene, die man in ähnlicher Form schon x-mal in “Picard” oder “Discovery” gesehen hat. Auf Cryham folgt nun Weepy-Raffi. Wie gesagt, ich finde das einfach nur noch ermüdend. Wenn man kein cooles Science-Fiction schreiben kann, dann muss man eben immer und immer wieder die emotionale Schiene fahren.

Und Rios? Der muss sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden und wählt am Ende (wohl) Letzteres. Wow, wie unfassbar originell!

Holo-Elnor

Nach Golem-Picard darf nun auch Elnor als Künstliche Intelligenz wieder auferstehen. Auch diese photonische Auferweckung reduziert die Person Elnors abermals auf dessen Gedächtnisengramme, die mal schnell vor dem Eintreten des biologischen Todes in eine Holomatrix transferiert wurden. “Komplett identisches neurales Substrat” und so, die Allzweckwunderwaffe der “Picard”-Autoren.

Mir stellt sich da mittlerweile schon die Frage, ob im Writer’s Room mehrheitlich überzeugte Trans- und Posthumanisten sitzen. Ich habe nämlich schon den Eindruck, dass uns “Picard” fortlaufend einzureden versucht, wie segensreich es doch wäre, wenn wir künftig unser “ach so defizitäres” Mensch-Sein hinter uns lassen könnten. Weil es sich als Androide oder Hologramm einfach besser lebt, so ganz ohne genetischen Defekte, Krankheiten und andere Gefahren für die körperliche Existenz.

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 4
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Es ist schon erschreckend, in welcher Regelmäßigkeit “Nu Trek” den Tod bagatellisiert, nur um billige WTF-Momente kreieren zu können. In diesen beiden Serien hat er Tod eigentlich fast nie dauerhafte Konsequenzen, ständig kommt es zu irgendwelchen ‘Wiederauferstehungen’ – in welcher Form auch immer.

Zudem ist Elnor der wohl eindimensionalste Stammcharakter, den es in fünfeinhalb Jahrzehnten “Star Trek” je gegeben hat. Wie platt kann man eine Figur eigentlich schreiben?! Mehr fällt mir dazu einfach nicht mehr ein, da bin ich schlicht sprachlos. Kaum zu glauben, dass er das Werk professioneller Autoren sein soll.

Jurati & Borg Queen

Der Story-Arc um Jurati und die Borg-Königin war anfangs noch spannend, aber seit einigen Folgen ist auch dieser leider total in sich zusammengefallen. Nach der “Number Six”-Konstellation in “Two of One” und der Terminator T-X-Kopie in “Mercy” bekommen wir nun eine (vorläufige) Auflösung präsentiert, die dem Fass den Boden ausschlägt. Wieder ist es ein pathetischer Schwall gespickt mit küchenpsychologischen Phrasen, der die Wende zum Guten bringt. Es ist einfach nur noch lächerlich, was “Nu Trek” – und insbesondere “Picard” – uns hier vorsetzt. Schon die wundersame Wandlung von Agent Wells in der letzten Folge war total unglaubwürdig, aber das hier ist wirklich die Spitze des Eisbergs.

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 5
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Was will man uns hier eigentlich suggerieren? Dass die Borg demnächst auf Freiwilligkeit setzen? Dass sie aber trotzdem keine Angst vor einem Untergang ihrer Kultur haben müssen, weil Kollektivismus und Transhumanismus ja so supergeil sind, und man ihnen deshalb auch in Zukunft die Bude einrennen wird? Ein Okularimplantat hier, ein Kortikalknoten dort…wer hat noch nicht, wer will nochmal?

Die Borg sind tot, Widerstand ist zwecklos! Schon “Voyager” hatte sie getötet, aber “Picard” hat sie nun endgültig zu Grabe getragen. Ich hoffe inständig, dass wir nach dem Ende dieser Staffel nie mehr was von den Borg sehen und hören werden in “Star Trek”!

Podcast zu “Star Trek: Picard” – Staffel 2

Am 09.05.2022 zeichnen wir gemeinsam mit dem Discovery Panel einen Podcast auf, in welchem wir die zweite Staffel von “Picard” noch einmal Revue passieren lassen. Hinterlasst uns gerne in den Kommentaren Themen, Fragen oder Meinungen, die Sebastian, Andreas, Tom, Matthias und Christopher diskutieren sollen.

Wir freuen uns auf euren Input!

Adam Soong

Wahrscheinlich noch platter als der Borg Queen-Twist ist die Figur des Adam Soong inklusive “Spearhead”-Soldaten. Was hätte man hier nicht für eine coole Story erzählen können, beispielsweise über Für und Wider der Eugenik. Oder über eine zeitgemäße Wissenschaftsethik angesichts der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Das Feld war bestellt, aber es bleibt dabei: Die gegenwärtigen Trek-Autoren sind einfach zu faul (oder auch intellektuell überfordert?), um eine tiefgreifende Geschichte zu erzählen.

Soong und Konsorten sind jedenfalls nur generische Mainstream-Action und die Reproduktion von jahrzehntealten Hollywood-Stereotypen. Denn über das Abziehbild eines Bösewichtes kommt dieser Antagonist einfach nicht hinaus. Auch das ist ein wiederkehrendes Merkmal von “Nu Trek”. Man kann einfach keine vielschichtigen Gegenspieler mehr schreiben.

Und auch die borgifizierten Elite-Soldaten sind nichts weiter als eine plumpe “Star Trek”-Version dessen, was jede x-beliebe Action- oder SciFi-Produktion seit Jahren und Jahrzehnten aufbietet. Von der Borg-Assimilation merkt man eigentlich nichts, aber es waren ja auch defizitäre Nanosonden. Besser nicht drüber nachdenken, Hauptsache die Pseudo-Borg wirken gefährlich und gruselig. Naja, wer’s kauft…

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 6
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Brent Spiner hätte gewiss eine andere Rolle verdient gehabt, zumal Adam Soong nicht einmal an Lores Bösartigkeit heranreicht. Der gesamte Story-Arc ist flacher als die Niederlande und so unfassbar generisch, dass man sich ernsthaft fragen muss, warum sich Spiner und Stewart für so einen Müll überhaupt hergeben. Werden sie so gut bezahlt, dass sie das einfach so schlucken? Beide müssen doch auch merken, dass das nicht ansatzweise an das erzählerische und intellektuelle Niveau von “The Next Generation” herankommt.

Picard

Das geringste Übel der Episode ist tatsächlich der Handlungsstrang um Picards Kindheit und den tragischen Selbstmord seiner Mutter. Dieser ist wiederum ein weicher Retcon, denn Picards Begegnung mit einer älteren Version seiner Mutter (TNG 1×05 “Where No One Has Gone Before”) war bekanntlich das Produkt seiner Phantasie. Damit kann ich leben.

Unproblematisch ist der Story-Arc aber trotzdem nicht. Es ist zumindest fragwürdig, warum Yvettes Selbstmord bisher nie zur Sprache gekommen ist, nicht einmal in “Family” (TNG 4×02). Und warum braucht Picard gut 85 Jahre und ein “Versteckspiel” auf dem Château, um sich dieser Katharsis zu stellen? Und das dann auch noch inmitten einer Gefahrensituation. Nur weil ihn der Keller des Château getriggert hat?

Zudem bringe ich diese Geschichte irgendwie nicht mit dem zusammen, wie “The Next Generation” sowohl den jugendlichen Jean-Luc als auch den alten Maurice charakterisiert hat. Sowohl Picard als auch sein Bruder Robert beschrieben Maurice in “Family” als einen sehr strengen, traditionsbewussten Mann. Aber so, wie James Callis Maurice in “Hide and Seek” darstellt, wirkt eine Wandlung vom verständnisvollen und fürsorglichen Ehemann und Vater hin zum autoritären Familienpatriarchen zunächst einmal unglaubwürdig. Die einzig nachvollziehbare Erklärung wäre für mich, dass Maurice seinen Sohn Jean-Luc für den Tod seiner Frau verantwortlich machte und dies das Verhältnis beider nachhaltig belastet hat. Also müsste hier eigentlich noch etwas nachgeschoben werden in “Farewell” (2×10).

  • Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 7
  • Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 8
  • Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 9
  • Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 10

Insgesamt betrachtet, ist dieser Story-Arc durchaus bewegend, hat in meinen Augen aber auch keinen außerordentlichen Mehrwert für die Figurenzeichnung Picards. Das liegt zum einen daran, dass ich den Charakter Jean-Luc Picard jetzt auch nicht besser “verstehe” als vorher. Zum anderen bin ich bei der Ankündigung der Serie “Star Trek: Picard” eigentlich davon ausgegangen, dass man uns die Gegenwart von Picard zeigt. Die Galaxis des beginnenden 25. Jahrhunderts hätte hier sicherlich so einiges Erzählenswertes zu bieten gehabt. Stattdessen zeigt man uns hier eine Episode aus Picards Vergangenheit, die mich eigentlich nicht besonders interessiert. Da wären seine Jahre auf der Akademie oder auf der Stargazer interessanter gewesen.

Gesellschaftskommentar

“Star Trek” war eigentlich immer dafür bekannt, uns eine Zukunft zu zeigen, in der es der Menschheit gelungen ist, die Probleme unserer Gegenwart zu beseitigen und einen humaneren Umgang miteinander zu finden. Geschlecht, Herkunft, körperliche Beeinträchtigungen, Krankheiten – all das waren keine Hinderungsgründe für gesellschaftliche Teilhabe mehr.

“Nu Trek” geht hier bedauerlicherweise einen anderen Weg. Das 24. Jahrhundert, das uns “Picard” zeigt, ist nur noch ein Schatten dessen, für was es in “The Next Generation” stand. Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile sind hier keine Ausnahmeerscheinungen mehr, sondern der Regelfall. Und auch Medizin und Psychotherapie sind scheinbar auf den Stand des 20. Jahrhunderts zurückgefallen und scheitern an der Aufgabe, psychisch kranken Menschen zu helfen. Soll uns das Hoffnung für die Zukunft machen? Mir fehlt an dieser Stelle der Utopismus, die positive Zukunftsperspektive.

Rezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" / "Das Versteckspiel" 11
Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video

Auch viele andere humanistische Grundwerte sind in “Picard” scheinbar obsolet geworden. Das Töten von Menschen ruft bei Picard, Seven und Raffi offensichtlich keine großartigen moralischen Bedenken mehr hervor.

Auch die Anthropologie dieser Serie lässt mich ratlos zurück: Der Mensch ist keine Besonderheit mehr und der Tod ist nur noch eine Lappalie. Man sucht den Sinn des Lebens nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern strebt stattdessen posthumane Daseinsweisen an, etwa als Bio-Androide ohne Krankheiten oder als praktisch unzerstörbares Hologramm.

Wenn man aus “Hide and Seek” wenigstens eine positive Botschaft herauslesen kann, dann die, dass man niemals aufgeben sollte, die “Bösen” zur Umkehr aufzurufen. Wie die Episode das allerdings macht, ist durch und durch unglaubwürdig.

Offene Fragen

“Farewell” (dt. “Abschied”) lautet der Titel der zehnten und letzten Episode der zweiten Staffel. Angesichts der Tatsache, dass “Hide and Seek” es versäumt hat, Ordnung in das Chaos der verschiedenen Handlungsstränge zu bringen, müssen wir uns wohl auf ein wirres und inhaltlich überladenes Staffelfinale einstellen.

Wie so oft in “Nu Trek” greift auch “Hide and Seek” wieder in bequemer Weise auf simple Ad-Hoc-Lösungen zurück, die im Plausibilitätstest gnadenlos durchfallen. Die Episode vermag es nicht, das Zeitparadox, das Agieren der Borg-Königin, Picards Kindheit, Soongs historische Rolle sowie Qs Funktion in dem ganzen Tohuwabohu zu verzahnen und den Staffel-Arc somit konsistent weiterzuerzählen. Diese Staffel hat eine gänzlich andere Richtung genommen, als ich nach Folge 1 erwartet und gehofft hatte. Ich muss gestehen, dass ich noch immer keinen Plan habe, was die Autoren eigentlich erzählen wollen. Entweder die Auflösung ist genial oder sie wird der totale Reinfall. Ich befürchte Letzteres. In meinen Augen hat diese Serie weiterhin ein ernsthaftes Identitäts- und Autorenproblem.

Folgende Handlungsfäden bleiben weiterhin offen:

  • Was bringt Renée Picard von der “Europa Mission” zurück, das den Lauf der Geschichte positiv verändert?
  • Warum wird Soong in der alternativen Zeitlinie zum “Vater der Menschheit”?
  • Welche Rolle spielt Kore?
  • Wer wird die neue Borg-Königin: Jurati oder doch vielleicht Renée (Indiz: Picard hat ihr in “Two of One” das Zitat seiner Mutter erzählt)?
  • Wird die ursprüngliche Zeitlinie wiederhergestellt oder entsteht eine dritte?
  • Stirbt Q oder wird er überleben?
  • Was ist die Motivation von Q und inwieweit ist er in die Geschehnisse involviert?
  • Bleibt Elnor tot oder bringt ihn die Veränderung der Zeitlinie zurück ins Leben?

Kurzrezension: Picard 2×09 – “Hide and Seek”

“Hide and Seek” schließt die ersten Handlungsstränge der zweiten Staffel mit viel Action und Retconning ab und bereitet uns geistig auf ein verwirrendes Finale vor.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Die La Sirena und das Chateau Picard werden von den assimilierten Elitesoldaten der Spearhead Operations angegriffen. Picard und seine Crew versuchen mit Tallinns Hilfe zu verhindern, dass die Borg-Königin sich dem Schiff bemächtigen und mit der Assimilation der Galaxie beginnen kann.

Hide and Seek

“Hide and Seek” spielt im Wesentlichen auf zwei Ebenen, die beide namensgebende Versteckspiele sind: Auf dem Chateau und der La Sirena, wo unsere Held:innen keinen direkten Schlagabtausch mit der feindlichen Übermacht überstehen könnten. Und in Flashbacks von Picards Kindheit, die endlich die in “Monsters” angerissenen Geschehnisse auflösen.

Im Gegensatz zu den teilweise unfokussierten und mäandernden Episoden aus dem zweiten Akt der Staffel ist “Hide and Seek” straff und konzentriert. Regisseur Michael Weaver gelingt es, die beiden Ebenen souverän zu inszenieren. Es kommt keine Langeweile auf. Wirklich gelungen sind die flüssigen Übergänge zwischen den beiden Erzählebenen. Behutsam lässt er einzelne Elemente aus Picards Erinnerung in der Gegenwart manifestieren. Das ist genau die richtige Menge “Filmmagie”, die die Folge optisch interessant halten.

Ein witziger Schachzug ist, dass Tallinn, Seven und Raffi der Löwenanteil der Action zu Teil wird, während sie den VIP Picard schützen. Dass drei Frauen mittleren Alters diese Rolle übernehmen, ist in Hollywood leider ein ungewohnter Anblick.

Dank der Flashbacks gibt es auch ein Wiedersehen mit James Callis aka Maurice und Madeline Wise als Yvette Picard.

Kurzrezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" 12
Dr. Adam Soong (Brent Spiner) und Soldaten der “Spearhead Operations” in “Hide and Seek (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Was weniger erfreulich ist, sind Wiedersehen mit Evan Evagora und Brent Spiner. Letzterer spielt konsequent, was ihm das Drehbuch vorgibt und spart sich konsequent alle Zwischentöne oder Nuancen. Soong ist das pure Böse, ein willfähriger Helfer der Borgkönigin, der die Menschheit aus Geltungssucht zu einem dunklen Zeitalter verdammt.

Trauriger Tiefpunkt: Nachdem schon die letzte Folge Elnor einen Bärendienst erwiesen hat, wird auch Raffis Story mit ihm hier zu einem vorläufigen Ende gebracht. Wie, lasse ich bewusst im Dunkeln, aber die Drehbuchlücken, die das Publikum hierfür ohne weitere Fragen oder Erklärungen schlucken soll, sind wirklich fantastisch. Sollte es wirklich das letzte Mal sein, dass wir Evan Evagora sehen, wäre es ein fader Abschied.

Monster-Retcon

Zentral für das “Funktionieren” dieser vorletzten Folge sind zwei nicht unerhebliche Retcons. Der eine betrifft Picards Familiengeschichte. Damit “Hide and Seek” (und ein wesentlicher Twist der übergreifenden Handlung) landen kann, müssen die Autoren eine Begebenheit aus “The Next Generation” in ein neues Licht rücken.

Ich bin gespalten, ob ich bereit bin, für den dramatischen Mehrwert und durchaus emotionalen Höhepunkt von Picards Entwicklung in dieser Staffel ein Auge zuzudrücken und dieses Täuschungsmanöver durchzuwinken. Tatsächlich schafft “Picard” mit diesem Dreh einen einigermaßen angemessenen Abschluss für die Aufarbeitung von Jean-Lucs Hintergrundgeschichte.

Kurzrezension: Picard 2x09 - "Hide and Seek" 13
Dylan Von Halle als junger Jean-Luc Picard in “Hide and Seek” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Gleichwohl hat das Manöver ein starkes Geschmäckle. Die Auflösung, die uns nun präsentiert wird, hatte ich natürlich als dramaturgisch schlüssig auf dem Zettel. Ich hatte sie aber – wie viele andere Fans auch – als unmöglich verworfen. Dass “Hide and Seek” von Picards Handlungsstrang nur deswegen ein emotionaler Twist ist, gerade weil viele Zuschauer eben diese Möglichkeit im Vorhinein ausschlossen, kann man auf zwei Arten lesen:

  1. als brillanten Schachzug von Matt Okumura und Chris Derrick, die genau wie bei der persönlichen Biografie von Patrick Stewart das Vorwissen des Publikums gegen es verwendet haben, oder
  2. als hanebüchenen Ersatz für einen wirklich originellen Einfall, der sich nahtlos in den bekannten Kanon einfügt.

Ich bin ehrlich: Mir hätte es besser gefallen, nicht eine Szene aus TNG rekontextualisieren zu müssen, um diesen Handlungsbogen auflösen zu können. “Hide and Seek” verletzt zwar nicht den bekannten Kanon, ist aber für meinen Geschmack weniger elegant als “Lethe” (DIS 1×06).

Verzwergung der Borg

Der zweite Retcon betrifft die Auflösung der A-Handlung und den Kampf um die La Sirena. Es ist bereits seit der gesamten Staffel Thema, aber in “Hide and Seek” erreicht die Verzwergung der Borg ihren absoluten Höhepunkt seit ihrer Einführung in “Q Who” als ultimative Bedrohung für Sternenflottencrews vom Alpha- bis in den Delta-Quadranten.

Weder die Unterjochung der orientierungslosen Borg im TNG-Zweiteiler “Descent” durch Lore, oder die Einführung der Borg-Königin als Comic-Bösewicht in “First Contact”, noch die Verhandlungsbereitschaft des Kollektivs in “Skorpion” oder die inflationär siegreich überstandenen Scharmützel in “Voyager” haben den Borg ihren Schrecken genommen wie “Hide and Seek”.

Die assimilierten Söldner aus der vergangenen Folge werden zwar von Seven klar als Borg-Drohnen identifiziert, zeigen aber keine Charakteristiken, die wir von solchen erwarten würden. Ich verzichte aus Spoilerschutzgründen auf Beispiele und Details. Es ist aber für mich völlig unklar, worin der Mehrwert der vermeintlichen Assimilation am Ende der letzten Folge bestehen soll, wenn sich die Söldnertruppe wie generische Bad Guys bzw. Hollywood-typisches Kanonenfutter für Action-Helden verhält.

Das könnte ich allerdings noch schulterzuckend wegstecken. Wo mir aber die Spucke wegbleibt, ist die Auflösung des Kampfes mit den Borg. Was hier reduktionistisch in wenigen Minuten völlig willkürlich dekonstruiert wird, hat mir die Socken ausgezogen. Ich möchte ausdrücklich zu Protokoll geben, dass ich mich sehr darüber freue, dass die Episode nicht (nur) als Action-Schießbude konzipiert wurde, sondern eine Auflösung angedacht war, die langlaufende Charakterentwicklungen der ganzen Staffel berücksichtigen wollte.

In meiner kontrovers aufgenommenen Retro-Rezension zu “First Contact” hatte ich das Drehbuch dafür kritisiert, dass Picard und Co. den Kampf gegen die Borg selbst dann mit zügelloser Gewalt fortsetzten, als sie gegen Ende des Films die Oberhand erlangen. Das “Happy Ending” des Films ist, dass Picard der wehrlosen Königin das Genick bricht. In der Logik von “First Contact” ist jede Form von Koexistenz mit den Borg undenkbar. Ihre Andersartigkeit schließt jede Konfliktlösung aus, die nicht in ihrer Auslöschung mündet. Nur ein toter Borg ist ein guter Borg. Ich habe das als “faschistischen Grundhaltung” zusammengefasst, was vielen Leser:innen nicht gefallen hat. “Hide and Seek” versucht sich an einer Alternative.

Wenn “Hide and Seek” die Lösung sein soll, dann will ich das Problem zurück. Wer dieses Ende kauft, glaubt auch, dass man durch den großzügigen Konsum von Krombacher-Kästen den Regenwald und das Weltklima retten kann. Ich möchte wie gesagt die Absicht nicht schmähen, einen Ausweg aus der Logik gegenseitiger Auslöschung zu finden, aber die Ausführung erscheint mir reichlich vereinfachend, naiv und unplausibel. Abgesehen davon, dass die aufgezeigte Lösung viele moralische Fragen aufwirft, die aber unadressiert bleiben.

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Agnes Jurati (Alison Pill) und die tote Borg-Königin (Annie Wersching) in “Hide and Seek” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Auch wenn man die logischen und inhaltlichen Probleme dieses Handlungsbogens ignoriert, demystifiziert “Hide and Seek” die Borg auf eine Art und Weise, dass sie als Antagonisten effektiv für künftige “Treks” verbrannt sind. Insbesondere die Borg-Königin wird derart verniedlicht und mit Küchenpsychologie dekonstruiert, dass sich der letzte Rest Mythos und Bedrohlichkeit in Luft auflöst. Die Macher von “Picard” werden vermeintlich einwenden, “it’s a feature, not a bug”. Ich empfinde es aber als unrühmliches Ende einer der besten und bedrohlichsten Kräfte, die je ein fantastisches Medium geziert haben.

Was soll das noch werden?

“Hide and Seek” fühlt sich fast wie ein Staffelfinale an. Und so muss das Drehbuch das Publikum am Ende noch an ein paar der zahlreichen offenen Handlungsfäden erinnern, zu denen unsere Protagonisten aber noch wirklich herzlich wenig wissen. Eine Episode vor Staffelschluss kennen wir z.B. immer noch nicht Qs Motivation, Picard mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren. Auch Tallinns und Kores Storyline sind völlig offen, ganz zu schweigen von der Frage, ob sich die tapfere Crew überhaupt die Abweichung in der Zeitlinie verhindert hat, oder sich noch auf dem besten Wege befindet, diese zu bewirken. Es droht in der letzten Folge ein hastige erzähltes und/oder im Cliffhanger mündendes Finale.

Beobachtungen

  • Der junge Picard spielt in einem Flashback mit Modellraumschiffen, wie in “Booby Trap” im Gespräch mit Chief O’Brien erwähnt. Eines davon ist Doug Drexlers NX-Refit, eine Variante von Archers Enterprise, die eine Sekundärhülle erhalten hatte. Das Schiff gilt schon lange als ein Favorit vieler Fans und wird durch die Folge kanonisiert.
  • Picard erzählt Tallinn davon, wie er sich seine Mutter immer wieder vorgestellt habe. Das Auftauchen von Yvette Picard in “Where No Man Has Gone Before” entspricht Picards Schilderung praktisch Wort für Wort.
  • Seven hat eine “kreative” und grausame Idee, um eine Gruppe von Spearhead-Söldner unschädlich zu machen. Es stellt sich aber die Frage, wie deren Spuren wieder beseitigt werden können, damit sie nicht eines Tages gefunden werden und die Zeitlinie kontaminieren.
  • Am Ende der Episode werden wir mit einem Rätsel zurückgelassen. X müsse sterben und Y müsse leben. Das scheint zunächst widersprüchlich und könnte ein Hinweis darauf sein, dass “Picard” zum Finale noch eine dritte Zeitline eröffnen wird. Oder es ist eine Anspielung auf Picards Familienstammbaum, der das zweifellos auch hergibt.

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Am 09.05.2022 zeichnen wir gemeinsam mit dem Discovery Panel einen Podcast zum Staffelrückblick auf “Picard” auf. Hinterlasst gerne in den Kommentaren Fragen, Meinungen und Themen, zu denen ihr gerne von Sebastian, Andreas, Tom, Matthias und Christopher etwas hören möchtet.

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