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Rezension: “Vier Farben der Magie 1 – Der stählerne Prinz”

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Wir werfen einen Blick auf den ersten Weltenwanderer-Comic.

Kurzrezension: Picard 2×08 – “Mercy”

© Paramount + / Amazon Prime Video

In der drittletzten Episode “Mercy” erlebt die zweite Staffel “Picard” einen unfokussierten Durchhänger.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

“Mercy” spielt auf vielen Hochzeiten: Picard und Guinan sind im Gewahrsam von Wells, der die beiden für außerirdische Agenten hält, die die Europa-Mission sabotieren wollen. Seven und Raffi verfolgen derweil Jurati in der Hoffnung, die neue Borg-Königin zu stoppen. Rios versucht auf der La Sirena, diese von den Modifikationen der Borg-Königin zu befreien und seine Beziehung zu Teresa zu vertiefen. Adam muss sich Kore Soongs Entdeckungen stellen und sieht sich mit einer schwerwiegenden Entscheidung konfrontiert.

GNDN

Auf den Sets der “Next Generation” mussten viele Türen, Panele, Kisten und Leitungen mit Stickern beschriftet werden, um die Illusion eines durchdachten und funktionierenden Raumschiffes zu schaffen. Ein Insiderwitz in der Produktionsabteilung war die Beschriftung “GNDN” als Abkürzung für “Goes Nowhere, Does Nothing” – “Führt nirgendwo hin, hat keine Funktion”.

“Mercy” ist, wie leider der Großteil der zweiten Staffel, mit “GNDN” ziemlich gut beschrieben. Mit Agent Wells führt “Picard” die nächste Figur ein, die ohne erkennbaren Grund den Plot verkompliziert. Wie bereits Rios’ Verhaftung saugt sie unnütz Momentum aus der ohnehin bereits dahinkriechenden Handlung heraus. Nach Teresa, Renée, Tallinn, Guinan, Adam und Kore Soong hat der Writer’s Room offenbar immer noch nicht ausreichend Nebenfiguren aus dem 21. Jahrhundert aufgefahren.

Außer der aus “TNG” bekannten Guinan hat davon bisher niemand ein differenziertes oder gar interessantes Innenleben entwickeln können, sondern ist im zweidimensionalen Klischee verhaftet geblieben. Wir haben inzwischen einen Pantheon von kleinen Zahnrad-Charakteren, die allesamt nur für den Zweck zu existieren scheinen, die dünne Handlung der Staffel um eine weitere Folge oder zwei zu strecken, und dabei selbst letztlich belanglos blieben. Nun nimmt sich “Mercy” die Zeit – oder besser gesagt: stiehlt dem Publikum die Zeit – auf den letzten Metern einen Agent-Mulder-Verschnitt einzuführen.

Kurzrezension: Picard 2x08 - "Mercy" 1
Jay Karnes als Agent Wells in “Mercy” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Die wohlwollendste Erklärung für Wells Erscheinen so spät in der Staffel mag lauten, dass er auf eine bestimmte Weise Picard spiegelt. Guinan und Picard versuchen daraus eine tiefsinnige Moral über das Wesen der Menschen zu spinnen, wer aber kurz darüber nachdenkt und es in den Kontext des bekannten “Star Trek”-Kosmos setzt, erkennt nur hohle Phrasen müder Küchenpsychologie.

Die Analogie wird uns, dem Publikum, mit dem bekannten Fingerspitzengefühl (Vorschlaghammer) so nahegebracht, dass es schon wieder karikierende Züge annimmt. Außerdem scheint der Vergleich sowohl unnötig als auch unglaubwürdig. Hätte die letzte Episode nicht in einem Akt der Willkür die Auflösung von Picards Kindheitstrauma in letzter Minute gestoppt, wäre sie vermutlich gänzlich überflüssig. Schließlich bringt die Figur Wells durch ihre Anlage so viele logische Probleme mit sich, dass man sich schon alleine deswegen wünscht, “Mercy” hätte sich diesen Nebenschauplatz gespart.

Am Ende dieser A-Handlung stellt sich mir ernsthaft die Frage, was Cindy Appel und Kirsten Beyer glauben, mit “Mercy” erzählerisch geleistet zu haben. Und wenn Agent Wells in den letzten beiden Episoden noch wichtig werden sollte, wäre es nicht sinnvoll gewesen, ihn bereits am Anfang der Staffel einzuführen?

Mercy: Gnade nach Buße

Und so laviert sich “Mercy” auch durch die anderen Handlungsstränge. Die Verfolgungsjagd von Raffi und Seven schrammt mal wieder haarscharf daran vorbei, die Beziehung und die inneren Konflikte dieser Figuren zu vertiefen. Der Gipfel der handwerklichen Stümperei ist ein Flashback von Raffi, das einerseits als emotional bewegendes Geständnis taugen soll, aber andererseits danach keine Rolle mehr spielt. Das ist wohl als Payoff für ein paar Andeutungen aus den letzten Episoden gedacht. In “Mercy” wirkt es aber eher gedankenlos drangeklatscht als eine echte befriedigende Auflösung für Raffis Handlungsbogen.

Stattdessen bekommen wir eine haarsträubend unwahrscheinliche Action-Szene präsentiert, in der die Beteiligten offenbar zu dumm sind, einen auf dem Boden liegenden Phaser in unter 30 Sekunden wieder aufzusammeln. Derweil wird der Assimilationsprozess der Borg weiter freudig umgewurschtelt, wie es das Drehbuch gerade braucht: GNDN.

Kurzrezension: Picard 2x08 - "Mercy" 2
Rios (Santiago Cabrera) und Teresa (Sol Rodriguez) in “Mercy” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Auf der La Sirena geht es ähnlich unfokussiert zu. Im Wesentlichen ist Rios dafür abgestellt, das Schiff vom Einfluss der Borg-Königin zu befreien. In der Drehbuchlogik gibt es ihm “frei”, um Platz für ein paar durchaus sympathische Szenen mit Teresa und Ricardo zu machen. Es würde mich nach “Monsters” nicht wundern, wenn Rios am Ende der Staffel auf die Rückkehr ins 25. Jahrhundert verzichten würde.

Aber auch die gute Dr. Ramirez und ihr Schwarm aus der Zukunft sollen trotz der ungestörten Zweisamkeit keine Chance erhalten, ihre Beziehung wirklich zu vertiefen. Es wird geflirtet, was das Zeug hält. Und als wolle das Drehbuch uns einen Stinkefinger zeigen, würgt es eine wirklich gelungene Szene genau in dem Moment ab, als Rios tatsächlich einmal wachsen könnte. Wie gesagt: GNDN.

Der Rest

“Mercy” macht auch noch Raum für zwei andere Nebenschauplätze. Der gelungenere davon ist ein weiterer Auftritt von John de Lancie als Q. In einem kurzen Kammerspiel erfahren wir eine Winzigkeit mehr darüber, was ihn umtreibt. Die Zeilen sind pointiert und de Lancie weiß sie wirkungsvoll ins Ziel zu bringen. Dumm nur, dass wir danach immer noch ahnungslos sind, warum Q sich wieder ins Picards Leben einmischt und was er sich davon erhofft. Das ist kurz vor Staffelende eine ziemlich zynische Art und Weise, den zweiten Akt der Story künstlich in die Länge zu ziehen.

Kurzrezension: Picard 2x08 - "Mercy" 3
John de Lancie als Q in “Mercy” (Bild: © Paramount + / Amazon Prime Video)

Bleiben zuletzt noch die Soongs. Im Gegensatz zu anderen Rezensierenden empfinde ich den kompletten Handlungsstrang bereits seit “Fly Me to the Moon” zum Fremdschämen. Adam Soong ist das zweidimensionale Abziehbild eines verrückten, geltungssüchtigen Wissenschaftlers, wie es sie nur in Hollywood gibt. Auch Kores Charakterisierung ist schwer auszuhalten: Die Enthüllungen aus “Two of One” haben offenbar nicht gereicht, ihr klarzumachen, dass sie das Ergebnis von genetischen Experimenten in einer ganzen Reihe von Fehlschlägen ist.

Es mag ja sein, dass Menschen in Krisensituationen in Selbsttäuschung verfallen, und widersprüchliche Informationen ausblenden/ignorieren, die ihr Selbstverständnis in Frage stellen. Aber zu diesem naiven Selbstbetrug passt ihr abgeklärtes Verhalten in der restlichen Folge ganz und gar nicht.

To be continued…

Nach “Mercy” sind wird keinen Deut klüger, was die Mission unserer Protagonisten oder ihre Charakterbögen für diese Staffel anbelangt. Mit nur noch zwei Folgen vor der Brust hat “Picard” mehr als ein halbes Dutzend bedeutende offene Handlungsstränge abzubinden und reißt mit dem Ende der Episode weitere auf.

Die offenen Enden haben Methode – und bei der handelt es sich nicht um eine besonders ausgeklügelte Dramaturgie. Sollte sich das Chaos der Handlungsstränge tatsächlich in den nächsten beiden Folgen zu einem befriedigenden Ende abschließen lassen, dann reichte der komplette Plot samt Charakterentwicklung nicht einmal für eine halbe Staffel. Und so wird das Publikum mit kleinsten Häppchen von Woche für Woche abgespeist und letztlich für dumm verkauft.

Raffi und Seven in "Mercy"
Raffi und Seven in “Mercy” – © Paramount + / Amazon Prime Video

So wissen weder Publikum noch Protagonisten, was eigentlich Q mit dem ganzen Versuchsaufbau beabsichtigt, geschweige denn, mit welcher Motivation und Zielsetzung der Plot eigentlich in die letzten beiden Episoden aufgelöst werden könnte. Dabei sollte es einst um das innere Leben des Jean-Luc Picard und dessen Lebensentscheidungen gehen. Stattdessen wird die nächste belanglose Ablenkung von diesem vermeintlichen Kern der Geschichte mit dem Cliffhanger der Episode schon vorbereitet.

Beobachtungen

  • Smartphones verwenden Akkus meist auf Lithium-Ionen-Basis. Autobatterien (von Verbrennungsfahrzeugen) basieren dagegen auf Blei.
  • Wieder viel Product Placement für Microsoft, wieder kein Hinweis auf Werbeunterstützung in den Credits. Besonders unglücklich ist der prominente Einsatz einer Hololens, eines Produktes, dessen Weiterentwicklung vermeintlich auf Eis liegt.
  • Zum X-ten Mal: Ich halte nichts vom Assimilations-Retcon und die Assimilationseffekte sind wie die Maske der Borg-Königin ein riesiger Rückschritt von der “First Contact”-Ästhetik. Es ist schon eine traurige Leistung mit dem Vorsprung von 25 Jahre Produktionstechnik wahrhaft furchteinflößenden Körperhorror zu einem Schulterzucker zu degradieren. Da hilft es auch nicht, dass Jeff Russo inzwischen jede zweite Szene mit dem Borg-Thema aus “First Contact” unterlegt.
  • Wo wir beim Soundtrack sind: Es gibt ja noch ein paar andere ikonische Themen für die Borg sowohl aus “The Next Generation” als auch “Voyager”. Schade, das die keine Chance bekommen.
  • Wie lange darf man sich als Barbetreiber in LA Zeit lassen, die Scherben einer zerborstenen Fensterscheibe wieder vom Gehweg zu fegen?
  • “Mercy” legt uns nahe, dass die Technologie der Erde unmittelbar vor dem Dritten Weltkrieg für die Borg-Königin nicht ausreicht/geeignet ist, Populationen im großen Maßstab zu assimilieren. Wenn das wahr ist, warum springt die Borg-Sphäre dann in “First Contact” zurück nach 2063? Wie soll es nach den Verwüstungen eines Nuklearkrieges besser um Technik, Infrastruktur und Rohstoffe bestellt sein?
  • Kore hat einen Dodekaeder als weiße Blumenvase in ihrem Zimmer. Dasselbe Modell tauchte letzte Woche in der Paramount+-Schwesterserie “Halo” auf.

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Rezension: “Star Wars Abenteuer – Verteidigung der Republik”

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Wir sehen uns den nächsten Abenteuer-Band aus den Star Wars-Comics an.

Zweitrezension: Picard 2×07 – “Monster”

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In unserer Zeitreview sehen wir uns die siebte “Picard”-Folge an und klären, was drinsteckt in der Seelenreise. Achtung, Spoiler!

Rezension: “Star Wars – Leia: Prinzessin von Alderaan 2”

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Heute im Review: Band 2 der Manga-Adaption des Romans.

Inhalt (Klappentext)

Auf dem Planeten Crait begegnet Leia inmitten einer Gruppe bewaffneter Kämpfer ihrem Vater. Sie erfährt die Wahrheit hinter seiner Untersuchungsmission und beschließt, gegen das Imperium zu kämpfen. Ihre nächste humanitäre Mission führt sie ins Naboo-System. Was wird die junge Prinzessin dort erwarten?

Kritik

Mangatechnisch bewegt man sich auch beim zweiten Band von “Prinzessin von Alderaan” auf gewohnten Bahnen. So ist der Comic in Schwarzweiß gehalten und wird von rechts nach links gelesen. Aber das kennen wir ja schon von den anderen Bänden.

Zeichnungstechnisch wandelt man ebenso auf vertrauten Pfaden. So wirken die Ähnlichkeiten zu Bail und Leia durchaus an die Schauspielpendants angelehnt, lassen aber einen japanischen Touch nicht vermissen. Da es sich eher um eine Charaktergeschichte handelt, braucht man sich auch keine Sorgen machen, in den Actionsequenzen etwas zu verpassen.

Rezension: "Star Wars - Leia: Prinzessin von Alderaan 2" 4

Storytechnisch handelt es sich natürlich um die Fortsetzung des Romans, sodass Kenner desselben schon wissen, wie es weitergeht. Noch immer sehnt sich Leia nach Anerkennung, aber ihre Eltern wollen sie nicht in der Rebellion mitmachen lassen. Klar, dass sie da alles in die eigene Hand nimmt.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich eher um eine Charakter- denn eine Actionstory So wird erzählt, wie Leia an ihren Aufgaben wächst und dazulernt. Auch ihre Eltern bekommen noch ein paar schöne Szenen spendiert. Ansonsten bleiben die anderen Charaktere, wie etwa Holdo, aber etwas auf der Strecke. Das muss nicht zwingend schlecht sein, ein klein wenig Langeweile stellt sich gegen Ende dann aber doch ein – zumal der Cliffhanger zu Band drei diesmal nicht ganz so stark zieht wie noch der von Eins zu Zwei.

Immerhin punktet der Comic auch mit einigen Szenen, die visuell etwas besser zu Geltung kommen als im Roman. Hier ist vor allem die (schockierende) Abrechnung mit Panaka zu nennen, der hinter Leias Geheimnis kommt, dieses aber keinem mehr mitteilen kann. Hier erkennt man als Leser direkt Saw Gererra und seine Leute, während dies im Roman erst etwas später aufgedeckt wird. Natürlich kann man aber auch an dieser Stelle von einem zugrundeliegenden Jugendroman keinen tiefergehenden Politthriller erwarten.

Insgesamt bleibt eine ausgewogene Mischung mit leichter Tendenz nach unten zurück.

Rezension: “Daevabad 2 – Das Königreich aus Kupfer”

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Der zweite Band der Dschinn-Trilogie bei uns in der Review.

Rezension: Picard 2×07 – “Monsters” / “Monster”

In “Monsters” muss sich Picard einem tiefsitzenden Kindheitstrauma stellen. Ob sich die Charakterstudie lohnt, klärt unsere ausführliche Episodenkritik. Achtung, SPOILER!

Kurzrezension: Picard 2×07 – “Monsters”

Monsters

Picard liegt im Koma, die Borg-Königin in Juratis Körper läuft frei herum. “Monsters” ist eine erfrischende, sehenswerte Episode – warum besprechen wir spoilerfrei in unserer Kurzrezension.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.
Tallinn in "Monsters"
Tallinn in “Monsters”

Der Cliffhanger der letzten Folge hatte ja bereits nahegelegt, dass “Monsters” Picards Psyche ausleuchten würde. Das gestaltet sich angenehm abwechslungsreich. Jane Maggs’ Drehbuch verwebt sehr geschickt viele unterschiedliche Erzählebenen und fokussiert die Story auf Picard. Wenig überraschend steht die Episode in der Tradition von surrealen Klassikern wie “Frame of Mind”, “Phantasms”, “Emergence” oder “The Thaw”, findet aber seine ganz eigene Ästhetik und Erzählweise.

Monsters

Endlich traut sich “Picard” sowohl bei Form und Inhalt in unbekanntes Territorium. “Monsters” wirkt frischer und unverbrauchter als Vieles, was bisher diese Staffel über den Bildschirm geflackert ist. Nicht nur sind die Dialoge griffig und scharfsinnig, die Episode lässt auch ein bisschen Platz für Subtext und Interpretationen – eine Disziplin in der diese zweite Staffel bisher eher schwach unterwegs war.

Yvette und Jean-Luc Picard in "Monsters"
Yvette und Jean-Luc Picard in “Monsters”

Ebenfalls gelungen: Das Drehbuch spielt geschickt mit unserem Wissen um die persönliche Biographie von Sir Patrick Stewart, der als Kind häusliche Gewalt erlebt hatte, ohne dabei die vierte Wand zu durchbrechen. Ähnliches gelingt auch in der letzten Szene dieser Episode, allerdings auf gänzlich andere Art und Weise. Gerne mehr davon, glaubwürdige und originelle Twists nehme ich jederzeit!

Wirklich ärgerlich ist jedoch, dass die Episode an einer entscheidenden Stelle einfach wegschneidet und uns dann auch noch unter die Nase reibt, dass da wohl etwas ziemlich relevantes ans Tageslicht gekommen ist. Nicht, weil es irgendwie sinnvoll wäre, oder dem Publikum ein Raum für Interpretation gelassen werden soll. Ich bin mir absolut sicher, dass wir diese fehlende Szene nahe dem Finale noch sehen werden.

Aber offenbar glaubte der Writers Room, es würde dem Rest der Staffel zu viel Spannung rauben, wenn wir schon jetzt Zeuge wären. Diese Entscheidung, künstlich die Spannung hochzuhalten kann man wohlwollend “unbehofen” nennen – mir kam zuerst das Attribut “dreist” in den Sinn. Denn damit wird die A-Handlung dieser Folge ihrer Auflösung beraubt. Das hinterließ bei mir trotz aller anderen Begeisterung für “Monsters” einen bitteren Nachgeschmack, denn es ist ja nicht so, als dass es dieser Staffel an offenen Handlungssträngen fehlen würde.

Battlestars und Stargäste

Als absolutes Highlight diese Folge wenn nicht gar Staffel muss James Callis Gastauftritt gelten. Der Star aus “Battlestar Galactica” und “12 Monkeys” liefert eine brillante Vorstellung ab, die vom Fleck eine faszinierende Qualität hat und bis zum Finale nichts an Intensität vermissen lässt. Wahrlich magnetisch ist die Dynamik mit Stewart.

Picard in "Monsters"
Picard in “Monsters”

Während Patrick Stewart in manchen Folgen dieser Staffel wie ein Passagier und/oder abgeschlagen wirkte, merkt man förmlich, wie er in den Szenen mit Callis aufblüht. Das ist ohne Zweifel Jean-Luc Picard und der Funke springt auch sofort zum Publikum über. Über die Rolle von Callis sei an dieser Stelle nichts verraten. Dramaturgisch ärgerlich, aber dennoch unter diesem Aspekt erfreulich: Es scheint ganz so als dürften wir uns noch vor dem Staffelende auf ein Wiedersehen freuen.

James Callis spielt eine Gastrolle in "Monsters"
James Callis spielt eine Gastrolle in “Monsters”

Drei weitere Gaststars sind erwähnenswert: Stewards Gattin Sunny Ozell spielt eine Sängerin in einer Bar, Ito Aghayere kehrt als als Guinan zurück und Jay Karnes tritt als Barbesucher auf. Zuletzt haben wir ihn als Lt. Ducane auf dem Zeitschiff Relativity in der gleichnamigen “Voyager”-Episode gesehen. Auffällig abwesend sind erneut John de Lancies Q. Auch Spiner und Briones als die Soongs nehmen eine Auszeit.

Das große Ganze

Mit Blick auf die übergreifende Handlung adressiert die Folge endlich mehrere großen Elefanten im Raum:

  • Was belastete Picards Kindheit?
  • Was hat es mit Tallinns romulanischen Equipment auf sich?
  • War es eine gute Idee, die Borg-Königin auf die Erde des 21. Jahrhunderts loszulassen? (Dazu werde ich einst minutenlang im ZoneCast ranten…)
  • Wäre es klug einmal innezuhalten und zu hinterfragen, was eigentlich Qs Motivation ist?

Insbesondere die letzten beiden Punkte liegen schon lange als Hypothek auf der Staffel und strapazierten die Glaubwürdigkeit und innere Logik der vergangenen Folgen. Mit der Darstellung der Fähigkeiten der Borg-Königin bin ich immer noch nicht im Reinen und empfinde diese Staffel als neuerlichen Tiefpunkt in einer langen Kette von Trivialisierungen der Borg als einst übermächtigen Gegenspieler, die spätestens seit “Voyager” karikierende Züge angenommen hat. Aber wenigstens beginnt diese Episode damit, uns die Drehbuchlogik hinter dem Borg-Handlungsstrang etwas näher zu bringen.

Kurzrezension: Picard 2x07 - "Monsters" 5

Nicht alle oben genannten Fragen werden restlos oder immer befriedigend geklärt, aber endlich scheint die Staffel die größte Ausdehnung von ungeklärten Mysterien erreicht zu haben und sich langsam auf ein Finale zu fokussieren. Das Pacing dafür wird herausfordernd sein, denn es verbleiben auch nach “Monsters” mehr erzählerische Großbaustellen als Folgen in der Staffel. Ich mag inzwischen nicht mehr ausschließen, dass uns die zweite Staffel in mindestens einem wichtigen Punkt in ein offenes Ende entlässt, und die dritte Staffel nahtlos ansetzen wird.

Beobachtungen

  • Die Uniform von James Callis’ Charakter mag nicht recht in den Kanon passen, was aber auch in Ordnung geht und der surrealen Stimmung zu Gute kommt. Material und Kommunikator erinnern an “Voyagers” Modell, Schnitt und Farbgebung an “First Contact”.
  • Yvette erzählt eine Geschichte über einen Zauberer. Ich vermute, sie spricht dabei über Q; Entweder weil sie Bestandteil eines Großvater-Paradoxons ist, oder weil die Autoren dies als Motiv/Parabel einweben. Für ersteres spricht, dass sie Picard voraussagt, dass er einst andere mit inspirierender Sprache durch Krisen führen werde.
  • Die Bilderwelten in Picards Erinnerungen und Unterbewusstsein enthalten bekannte Motive. Zum Beispiel reicht Picards Mutter ihm den Pinsel wie dies Data in der Traumsequenz der Pilotfolge “Remembrance” tat.
  • In Picards “Unterbewusstsein” hört Tallinn Audioausschnitte aus diversen “TNG”-Episoden: “The Best of Both Worlds”, “The Hunted”, “Tapestry” und “Chain of Command”.
  • Rios paraphrasiert gegenüber Theresa ein berühmtes Zitat von Kirk aus “The Voyage Home”.
  • Was Rios diese Folge veranstaltet, lässt mich fassungslos zurück. Temporale erste Direktive, anyone?
  • Guinan verwendet eine Handgeste, mit der sie in “Q Who” auf das Erscheinen von Q reagiert.
  • Nettes Easter Egg zu Ehren von Jay Karnes. Am Ende der Folge treffen wir auf eine Figur namens Wells. Die Relativity aus der “Voyager”-Folge gehört zur Wells-Klasse.

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Trekbarometer Auswertung: “Star Trek: Picard” (2. Staffel, 1. Hälfte) startet stark, doch schwächelt zur Staffelhalbzeit

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Die zweite Staffel “Star Trek: Picard” startet rasant und natürlich wieder mit Jean-Luc im Mittelpunkt. In unserem Halbzeit-Trekbarometer habt ihr wieder die Möglichkeit gehabt, die Serie zu bewerten. Gregor und Janik werten die Umfragen aus.

Die Ergebnisse dieses Trekbarometers sind bemerkenswert. Ein starker Staffelauftakt und eine schwächer werdende Qualität der Episoden zur Staffelmitte erinnern uns stark an die erste Staffel “Star Trek: Picard”. Dennoch sind beide Staffeln bisher gänzlich unterschiedlich. Viele Verbesserungen benennt ihr in unserem Trekbarometer. Allen voran die Beteiligung von Q und Guinan sowie die positive Charakterentwicklung zahlreicher Hauptcharaktere fallen positiv aus.

Die gesamte und ausführliche Auswertung dieses Trekbarometers erwartet euch in dieser Episode.

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